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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] elenbogen hoch gewachsen. Oben habe er
ringsumb viel zweiglein bekommen/ wie ein
breite dolden/ an welchem die blumen über
sich gestanden eines fingers hoch/ außwen-
dig grünlicht/ inwendig aber bleich/ welcher
jede sechs blättlein gehabt/ aber keine frucht
gebracht. Gegen dem Winter ist der sten-
gel widerumb verdorret.

Sonsten hat man dieses Gewächs von
zeit zu zeit in Europa blühen gesehen. Anno
1625. hat es in dem berühmten Farnesischen
Garten zu Rom geblühet/ einen stengel 15.
elen hoch/ und auff jedem ast des stengels
bey 300. blumen getragen. Anno 1586. blü-
hete es in dem Fürstlichen Florentinischen
Lustgarten/ da der stengel verwunderlich
hoch auffgeschossen/ und mit vielen grün-
gelben blumen gezieret gewesen. An. 1641.
hat sie in der Statt Bezenas in Langendock
sehr viel blumen herfür gebracht/ welche als
ein Wunderwerck der Natur/ Ludwig der
XIII. König in Franckreich/ neben Hr. Car-
dinal de Richelieu zu besehen gewürdiget/
und seinem Mahler abzumahlen anbefohlen
hat. An. 1646. hat sie ferner zu Montpelier
in Herren Perier Garten geblühet.

Jn Teutschland hat die Aloe auch zuwei-
len ihre blumen herfür gebracht/ und zwar
An. 1658. in dem Fürstl. Würtenbergischen
Lustgarten zu Stuttgart/ da sie einen sehr
dicken/ bey 23. schuhe hohen stengel herfür
gebracht/ und 40. äste mit blumreichen dol-
den getragen/ also daß ein jede auß zwey/
drey/ biß in 400. blumen bestanden/ hiemit
dero anzahl auff zehen und mehr tausend ge-
stiegen. Zu Gora in Meissen in Hr. Cun-
rad von Lösern Lustgarten/ hat eine fünff
und fünfftzig jährige Aloe/ (welche biß da-
hin in Gefässen gestanden/ endlich im Herbst-
monat des 1662. Jahrs außgehoben/ und
im Pomerantzen-hauß ins Erdreich gesetzet
worden) im Mäy des 1663. Jahrs ihren
stengel 12. elen hoch herfür gestossen/ im
Brachmonat zu blühen angefangen/ auch
damit biß in den Weinmonat fortgefahren/
und innert solchen zeit an 32. zweigen dol-
denweiß bey drey tausend Blumen gezeu-
get. An. 1668. hat sie in dem Fürstl. Holl-
steinischen Lustgarten zu Gottorff geblühet/
und An. 1669. hat eine meil von Jena in
Sachsen eine Aloe geblühet/ und an 33. ä-
sten des 21. schuh hohen stengels 4610. blu-
men herfür gebracht.

Ferners berichtet Carolus Clusius auß des
Gomarae Historia Mexicana, daß diese Aloe in
grossem Gebrauch sey bey den Jndianern.
Sie hölen die wurtzel/ ehe sie gar zu sehr
schosset/ samlen davon den safft/ welcher al-
sobald wie ein Syrup dick wird/ wenn sie
ihn ein wenig kochen/ so ist er wie ein Ho-
nig/ wenn man ihne aber säubert/ ist er wie
Zucker/ so man ihn aber wässert/ wird er wie
Eßig. Aber so man die wurtzel oepatli dar-
zu thut/ alßdenn gebrauchen die Jndianer
diesen safft für Wein/ ist aber ein ungesun-
des Tranck/ denn er das Haupt hefftig an-
greifft/ und mächtig truncken macht. Es
stincket kein Aaß oder Dolen so hefftig/ als
derjenigen athem/ welche sich von diesem
tranck voll gesoffen haben.

Die Americaner heilen die Frantzosen-
[Spaltenumbruch] kranckheit mit diesem Aloe also. Sie neh-Frantzo-
sen-kranck-
heit.

men ein stuck/ zerschneiden es klein/ legen
es in ein hafen/ vermachen ihn wol mit
Leim/ kochen es drey stund/ darnach tragen
sie den hafen zu dem krancken/ thun ihn auff/
und lassen den dampff und rauch an densel-
ben/ davon ein grosser schweiß verursacht
wird.

Die blätter braten sie auff kohlen/ dru-
cken den safft auß/ und giessen ihn in die fri-Frische
Wunden.

sche Wunden/ welche davon bald heilen.

Der safft von dem jungen kraut und wur-
tzel/ mit desselben art Wermuth-safft vermi-Biß der
Vipern.

schet/ wird nutzlich in die Biß der Vipern
gethan.

Umb Mexico/ da diese Aloe in grosser
menge und zweyer manns hoch wächßt/
braucht man sie für holtz/ und die aschen
zur laugen: der blättern bedienet man sich
für ziegel/ und macht auch papier darauß.

Ferners bereitet man Seiler/ Gürtel/
Kleider und dergleichen davon. Es sollen
zu Hispali in Spanien Hembder darauß ge-
macht/ und daselbst verkaufft werden.



CAPUT CII.
[Abbildung] Jucca. Yucca.
Namen.

JUcca heißt Lateinisch und bey allen
übrigen Sprachen Yucca. Casp. Bau-
hinus
hat sie Yuccam foliis Aloes ge-
nennet.

Gestalt.

Die Jucca hat eine grosse/ dicke/ knor-
richte/ inwendig weisse/ von aussen braun-
rothe/ sehr safftige und süßlichte wurtzel: auß
welcher viel elen-lange/ harte/ immer grü-

nende/

Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] elenbogen hoch gewachſen. Oben habe er
ringsumb viel zweiglein bekommen/ wie ein
breite dolden/ an welchem die blumen uͤber
ſich geſtanden eines fingers hoch/ außwen-
dig gruͤnlicht/ inwendig aber bleich/ welcher
jede ſechs blaͤttlein gehabt/ aber keine frucht
gebracht. Gegen dem Winter iſt der ſten-
gel widerumb verdorꝛet.

Sonſten hat man dieſes Gewaͤchs von
zeit zu zeit in Europa bluͤhen geſehen. Anno
1625. hat es in dem beruͤhmten Farneſiſchen
Garten zu Rom gebluͤhet/ einen ſtengel 15.
elen hoch/ und auff jedem aſt des ſtengels
bey 300. blumen getragen. Anno 1586. bluͤ-
hete es in dem Fuͤrſtlichen Florentiniſchen
Luſtgarten/ da der ſtengel verwunderlich
hoch auffgeſchoſſen/ und mit vielen gruͤn-
gelben blumen gezieret geweſen. An. 1641.
hat ſie in der Statt Bezenas in Langendock
ſehr viel blumen herfuͤr gebracht/ welche als
ein Wunderwerck der Natur/ Ludwig der
XIII. Koͤnig in Franckreich/ neben Hr. Car-
dinal de Richelieu zu beſehen gewuͤrdiget/
und ſeinem Mahler abzumahlen anbefohlen
hat. An. 1646. hat ſie ferner zu Montpelier
in Herꝛen Perier Garten gebluͤhet.

Jn Teutſchland hat die Aloe auch zuwei-
len ihre blumen herfuͤr gebracht/ und zwar
An. 1658. in dem Fuͤrſtl. Wuͤrtenbergiſchen
Luſtgarten zu Stuttgart/ da ſie einen ſehr
dicken/ bey 23. ſchuhe hohen ſtengel herfuͤr
gebracht/ und 40. aͤſte mit blumreichen dol-
den getragen/ alſo daß ein jede auß zwey/
drey/ biß in 400. blumen beſtanden/ hiemit
dero anzahl auff zehen und mehr tauſend ge-
ſtiegen. Zu Gora in Meiſſen in Hr. Cun-
rad von Loͤſern Luſtgarten/ hat eine fuͤnff
und fuͤnfftzig jaͤhrige Aloe/ (welche biß da-
hin in Gefaͤſſen geſtanden/ endlich im Herbſt-
monat des 1662. Jahrs außgehoben/ und
im Pomerantzen-hauß ins Erdreich geſetzet
worden) im Maͤy des 1663. Jahrs ihren
ſtengel 12. elen hoch herfuͤr geſtoſſen/ im
Brachmonat zu bluͤhen angefangen/ auch
damit biß in den Weinmonat fortgefahren/
und innert ſolchen zeit an 32. zweigen dol-
denweiß bey drey tauſend Blumen gezeu-
get. An. 1668. hat ſie in dem Fuͤrſtl. Holl-
ſteiniſchen Luſtgarten zu Gottorff gebluͤhet/
und An. 1669. hat eine meil von Jena in
Sachſen eine Aloe gebluͤhet/ und an 33. aͤ-
ſten des 21. ſchuh hohen ſtengels 4610. blu-
men herfuͤr gebracht.

Ferners berichtet Carolus Cluſius auß des
Gomaræ Hiſtoriâ Mexicanâ, daß dieſe Aloe in
groſſem Gebrauch ſey bey den Jndianern.
Sie hoͤlen die wurtzel/ ehe ſie gar zu ſehr
ſchoſſet/ ſamlen davon den ſafft/ welcher al-
ſobald wie ein Syrup dick wird/ wenn ſie
ihn ein wenig kochen/ ſo iſt er wie ein Ho-
nig/ wenn man ihne aber ſaͤubert/ iſt er wie
Zucker/ ſo man ihn aber waͤſſert/ wird er wie
Eßig. Aber ſo man die wurtzel œpatli dar-
zu thut/ alßdenn gebrauchen die Jndianer
dieſen ſafft fuͤr Wein/ iſt aber ein ungeſun-
des Tranck/ denn er das Haupt hefftig an-
greifft/ und maͤchtig truncken macht. Es
ſtincket kein Aaß oder Dolen ſo hefftig/ als
derjenigen athem/ welche ſich von dieſem
tranck voll geſoffen haben.

Die Americaner heilen die Frantzoſen-
[Spaltenumbruch] kranckheit mit dieſem Aloe alſo. Sie neh-Frantzo-
ſen-kranck-
heit.

men ein ſtuck/ zerſchneiden es klein/ legen
es in ein hafen/ vermachen ihn wol mit
Leim/ kochen es drey ſtund/ darnach tragen
ſie den hafen zu dem krancken/ thun ihn auff/
und laſſen den dampff und rauch an denſel-
ben/ davon ein groſſer ſchweiß verurſacht
wird.

Die blaͤtter braten ſie auff kohlen/ dru-
cken den ſafft auß/ und gieſſen ihn in die fri-Friſche
Wunden.

ſche Wunden/ welche davon bald heilen.

Der ſafft von dem jungen kraut und wur-
tzel/ mit deſſelben art Wermuth-ſafft vermi-Biß der
Vipern.

ſchet/ wird nutzlich in die Biß der Vipern
gethan.

Umb Mexico/ da dieſe Aloe in groſſer
menge und zweyer manns hoch waͤchßt/
braucht man ſie fuͤr holtz/ und die aſchen
zur laugen: der blaͤttern bedienet man ſich
fuͤr ziegel/ und macht auch papier darauß.

Ferners bereitet man Seiler/ Guͤrtel/
Kleider und dergleichen davon. Es ſollen
zu Hiſpali in Spanien Hembder darauß ge-
macht/ und daſelbſt verkaufft werden.



CAPUT CII.
[Abbildung] Jucca. Yucca.
Namen.

JUcca heißt Lateiniſch und bey allen
uͤbrigen Sprachen Yucca. Caſp. Bau-
hinus
hat ſie Yuccam foliis Aloës ge-
nennet.

Geſtalt.

Die Jucca hat eine groſſe/ dicke/ knor-
richte/ inwendig weiſſe/ von auſſen braun-
rothe/ ſehr ſafftige und ſuͤßlichte wurtzel: auß
welcher viel elen-lange/ harte/ immer gruͤ-

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[658/0674] Das Dritte Buch/ elenbogen hoch gewachſen. Oben habe er ringsumb viel zweiglein bekommen/ wie ein breite dolden/ an welchem die blumen uͤber ſich geſtanden eines fingers hoch/ außwen- dig gruͤnlicht/ inwendig aber bleich/ welcher jede ſechs blaͤttlein gehabt/ aber keine frucht gebracht. Gegen dem Winter iſt der ſten- gel widerumb verdorꝛet. Sonſten hat man dieſes Gewaͤchs von zeit zu zeit in Europa bluͤhen geſehen. Anno 1625. hat es in dem beruͤhmten Farneſiſchen Garten zu Rom gebluͤhet/ einen ſtengel 15. elen hoch/ und auff jedem aſt des ſtengels bey 300. blumen getragen. Anno 1586. bluͤ- hete es in dem Fuͤrſtlichen Florentiniſchen Luſtgarten/ da der ſtengel verwunderlich hoch auffgeſchoſſen/ und mit vielen gruͤn- gelben blumen gezieret geweſen. An. 1641. hat ſie in der Statt Bezenas in Langendock ſehr viel blumen herfuͤr gebracht/ welche als ein Wunderwerck der Natur/ Ludwig der XIII. Koͤnig in Franckreich/ neben Hr. Car- dinal de Richelieu zu beſehen gewuͤrdiget/ und ſeinem Mahler abzumahlen anbefohlen hat. An. 1646. hat ſie ferner zu Montpelier in Herꝛen Perier Garten gebluͤhet. Jn Teutſchland hat die Aloe auch zuwei- len ihre blumen herfuͤr gebracht/ und zwar An. 1658. in dem Fuͤrſtl. Wuͤrtenbergiſchen Luſtgarten zu Stuttgart/ da ſie einen ſehr dicken/ bey 23. ſchuhe hohen ſtengel herfuͤr gebracht/ und 40. aͤſte mit blumreichen dol- den getragen/ alſo daß ein jede auß zwey/ drey/ biß in 400. blumen beſtanden/ hiemit dero anzahl auff zehen und mehr tauſend ge- ſtiegen. Zu Gora in Meiſſen in Hr. Cun- rad von Loͤſern Luſtgarten/ hat eine fuͤnff und fuͤnfftzig jaͤhrige Aloe/ (welche biß da- hin in Gefaͤſſen geſtanden/ endlich im Herbſt- monat des 1662. Jahrs außgehoben/ und im Pomerantzen-hauß ins Erdreich geſetzet worden) im Maͤy des 1663. Jahrs ihren ſtengel 12. elen hoch herfuͤr geſtoſſen/ im Brachmonat zu bluͤhen angefangen/ auch damit biß in den Weinmonat fortgefahren/ und innert ſolchen zeit an 32. zweigen dol- denweiß bey drey tauſend Blumen gezeu- get. An. 1668. hat ſie in dem Fuͤrſtl. Holl- ſteiniſchen Luſtgarten zu Gottorff gebluͤhet/ und An. 1669. hat eine meil von Jena in Sachſen eine Aloe gebluͤhet/ und an 33. aͤ- ſten des 21. ſchuh hohen ſtengels 4610. blu- men herfuͤr gebracht. Ferners berichtet Carolus Cluſius auß des Gomaræ Hiſtoriâ Mexicanâ, daß dieſe Aloe in groſſem Gebrauch ſey bey den Jndianern. Sie hoͤlen die wurtzel/ ehe ſie gar zu ſehr ſchoſſet/ ſamlen davon den ſafft/ welcher al- ſobald wie ein Syrup dick wird/ wenn ſie ihn ein wenig kochen/ ſo iſt er wie ein Ho- nig/ wenn man ihne aber ſaͤubert/ iſt er wie Zucker/ ſo man ihn aber waͤſſert/ wird er wie Eßig. Aber ſo man die wurtzel œpatli dar- zu thut/ alßdenn gebrauchen die Jndianer dieſen ſafft fuͤr Wein/ iſt aber ein ungeſun- des Tranck/ denn er das Haupt hefftig an- greifft/ und maͤchtig truncken macht. Es ſtincket kein Aaß oder Dolen ſo hefftig/ als derjenigen athem/ welche ſich von dieſem tranck voll geſoffen haben. Die Americaner heilen die Frantzoſen- kranckheit mit dieſem Aloe alſo. Sie neh- men ein ſtuck/ zerſchneiden es klein/ legen es in ein hafen/ vermachen ihn wol mit Leim/ kochen es drey ſtund/ darnach tragen ſie den hafen zu dem krancken/ thun ihn auff/ und laſſen den dampff und rauch an denſel- ben/ davon ein groſſer ſchweiß verurſacht wird. Frantzo- ſen-kranck- heit. Die blaͤtter braten ſie auff kohlen/ dru- cken den ſafft auß/ und gieſſen ihn in die fri- ſche Wunden/ welche davon bald heilen. Friſche Wunden. Der ſafft von dem jungen kraut und wur- tzel/ mit deſſelben art Wermuth-ſafft vermi- ſchet/ wird nutzlich in die Biß der Vipern gethan. Biß der Vipern. Umb Mexico/ da dieſe Aloe in groſſer menge und zweyer manns hoch waͤchßt/ braucht man ſie fuͤr holtz/ und die aſchen zur laugen: der blaͤttern bedienet man ſich fuͤr ziegel/ und macht auch papier darauß. Ferners bereitet man Seiler/ Guͤrtel/ Kleider und dergleichen davon. Es ſollen zu Hiſpali in Spanien Hembder darauß ge- macht/ und daſelbſt verkaufft werden. CAPUT CII. [Abbildung Jucca. Yucca. ] Namen. JUcca heißt Lateiniſch und bey allen uͤbrigen Sprachen Yucca. Caſp. Bau- hinus hat ſie Yuccam foliis Aloës ge- nennet. Geſtalt. Die Jucca hat eine groſſe/ dicke/ knor- richte/ inwendig weiſſe/ von auſſen braun- rothe/ ſehr ſafftige und ſuͤßlichte wurtzel: auß welcher viel elen-lange/ harte/ immer gruͤ- nende/

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/674>, abgerufen am 22.11.2024.