Die Adams-äpffel wachsen in grosser Menge in Jtalien/ fürnemlich umb Vero- na/ bey dem Gard-see/ oder Laco Benaco, wie auch in Portugal und Hispanien.
Jn Candien findet man grosse Bäum voll Citronen/ Limonien/ Pomerantzen/ und Adams-äpffel.
Die Griechen trucken deren Safft auß/ füllen Fäßlein damit/ und verkauffen solche den Türcken/ so sie nach Constantinopel und an andere Ort der Türckey führen/ sich die- ses Saffts an statt des Agrests/ oder des Saffts von den unreiffen Trauben zube- dienen.
Herr Johannes Rajus meldet in seiner Historia Plantar. Lib. 29. sect. 3. cap. 4. von fünfferley Gattungen dieses Apffels/ welche der äusserlichen Gestalt nach meistens un- derscheiden.
Eigenschafft.
Dieser Baum sambt seiner Frucht/ hat gleiche Eigenschafft mit dem Citronen- und Pomerantzen-baum. Dennenher man auch alle Artzney-mittel darauß machen kan/ die man auß obigen Früchten zu machen pflegt.
Gebrauch.
Der Safft auß diesen Aepffeln hat alle Würckung/ welche dem Limoniensafft zu- geschrieben wird/ doch ist er nicht so kräfftig: Grind und Räude.insonderheit aber dienet er wider den Grind und Räude/ so man einen Apffel mitten ent- zwey schneidet/ gestossenen Schwefel da- rauff streuet/ ein wenig under der warmen Aschen bratet/ und damit die schabige Haut bestreicht.
DIe Frucht Cacao, hat ihre Namen auß America/ da sie wachset/ bey nahem alleine her; wie denn die Lateinischen Scribenten/ dieselbige in- gleichem Cacao, oder Cacavate nennen. Von Johanne Bauhino hat sie auch den Namen Avellanae Mexicanae; und von Casparo Bau- hino, Amygdalae similis Guatimalensis, bekom- men. Johannes Rajus, der heutige berümbte Englische Botanicus nennet sie auf Englisch/ The Caco Tree.
Der Baum/ so diese Frucht tragt/ wird bey den Americaneren Cucavaquahuitl, oder Cacaotal geheissen. Lateinisch/ Arbor Cacari, Cacavifera, Fr. Hernand.
Geschlecht und Gestalt.
Es sollen vier Geschlechte dieses Baums gefunden werden/ der Grösse nach allein un- derscheiden: die zwey Ersten werden genen- net Cacahuaquahuitl: das dritte heisset bey den Americanern Xuchicacahuaquahuitl, des- sen Frucht von aussen roth/ im übrigen den anderen gleich. Das vierdte nennen sie Tlal- cacahuaquahuitl, so die kleinsten Früchten tragt. Alle diese Bäume aber wachsen gern in feuchtem/ schattichtem/ fettem und moo- sichtem Grunde: werden in America oder West-Jndien/ und sonderlich in desselben Provintzien/ Guatimala, Nova Hispania, Ni- caragua, Cuba, Hispaniola, Jamayca mit gros- sem Fleiß gepflantzet/ kommen auch wol selb- sten im Wald und schattichten Thäleren hervor. Sie tragen Früchte von ungleicher Grösse; die Grösseren gebrauchen sie an statt des gelts/ die kleinern aber zu ihrem Ge- tränck/ davon unden Meldung geschihet. Alle diese Bäume sind so zarter Natur/ daß sie weder die starcke Hitz der Sonnen/ noch die herbe Kälte der Nacht/ noch auch grosse Wetter erdulden können. Dennenhero die Americaner allezeit grosse schattichte Bäu- me/ welche Cacaoquanantli von ihnen ge- nennet werden/ darneben pflantzen/ damit sie under deroselben Schatten von allen äusser- lichen Feinden gesicheret seyen. Die Spa- nier setzen gantze Felder voll solcher Bäu- men/ eben wie die Europaeer ihre Weingär- ten: in dem andern Jahr tragen sie schon Früchten/ und hernach zweymahl deß Jahrs/ umb den Brachmonat/ und den Jenner/ nach dem zwantzigsten Jahr aber fangen sie an zu verderben.
Der gröste dieser Bäumen ist von mit- telmäßiger grösse/ dessen Stamme bey na- hem so dick/ als der Stamme unserer Zwetsch- gen-und Pflaumen-Bäumen wird: hat durchgehends eine glatte Rinde/ und spreitet sich gleich den Kirsch-bäumen rund umb in viel Aeste auß/ welche allgemach oben dün- ner werden/ und sich zusammen thun/ das der Baum gleichsam zugespitzt wird. Die Blätter sind dunckel-grün/ etwas schmaler und länger als die Pomerantzen-blätter; hangen mit gantz kurtzen Stielein an den Aesten. Die Blume ist groß/ gelb-weiß/ gleich dem Saffran/ nach deren Abfall/ dün- ne/ grüne/ länglicht/ und wollichte Zäser- lein verbleiben/ auß welchen hernach die Birn-würbelgestaltete Früchten/ so sie Caca-
vacen-
E 2
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch]
Die Adams-aͤpffel wachſen in groſſer Menge in Jtalien/ fuͤrnemlich umb Vero- na/ bey dem Gard-ſee/ oder Laco Benaco, wie auch in Portugal und Hiſpanien.
Jn Candien findet man groſſe Baͤum voll Citronen/ Limonien/ Pomerantzen/ und Adams-aͤpffel.
Die Griechen trucken deren Safft auß/ fuͤllen Faͤßlein damit/ und verkauffen ſolche den Tuͤrcken/ ſo ſie nach Conſtantinopel und an andere Ort der Tuͤrckey fuͤhren/ ſich die- ſes Saffts an ſtatt des Agreſts/ oder des Saffts von den unreiffen Trauben zube- dienen.
Herꝛ Johannes Rajus meldet in ſeiner Hiſtoria Plantar. Lib. 29. ſect. 3. cap. 4. von fuͤnfferley Gattungen dieſes Apffels/ welche der aͤuſſerlichen Geſtalt nach meiſtens un- derſcheiden.
Eigenſchafft.
Dieſer Baum ſambt ſeiner Frucht/ hat gleiche Eigenſchafft mit dem Citronen- und Pomerantzen-baum. Dennenher man auch alle Artzney-mittel darauß machen kan/ die man auß obigen Fruͤchten zu machen pflegt.
Gebrauch.
Der Safft auß dieſen Aepffeln hat alle Wuͤrckung/ welche dem Limonienſafft zu- geſchrieben wird/ doch iſt er nicht ſo kraͤfftig: Grind und Raͤude.inſonderheit aber dienet er wider den Grind und Raͤude/ ſo man einen Apffel mitten ent- zwey ſchneidet/ geſtoſſenen Schwefel da- rauff ſtreuet/ ein wenig under der warmen Aſchen bratet/ und damit die ſchabige Haut beſtreicht.
DIe Frucht Cacao, hat ihre Namen auß America/ da ſie wachſet/ bey nahem alleine her; wie denn die Lateiniſchen Scribenten/ dieſelbige in- gleichem Cacao, oder Cacavate nennen. Von Johanne Bauhino hat ſie auch den Namen Avellanæ Mexicanæ; und von Caſparo Bau- hino, Amygdalæ ſimilis Guatimalenſis, bekom- men. Johannes Rajus, der heutige beruͤmbte Engliſche Botanicus nennet ſie auf Engliſch/ The Caco Tree.
Der Baum/ ſo dieſe Frucht tragt/ wird bey den Americaneren Cucavaquahuitl, oder Cacaotal geheiſſen. Lateiniſch/ Arbor Cacari, Cacavifera, Fr. Hernand.
Geſchlecht und Geſtalt.
Es ſollen vier Geſchlechte dieſes Baums gefunden werden/ der Groͤſſe nach allein un- derſcheiden: die zwey Erſten werden genen- net Cacahuaquahuitl: das dritte heiſſet bey den Americanern Xuchicacahuaquahuitl, deſ- ſen Frucht von auſſen roth/ im uͤbrigen den anderen gleich. Das vierdte nennen ſie Tlal- cacahuaquahuitl, ſo die kleinſten Fruͤchten tragt. Alle dieſe Baͤume aber wachſen gern in feuchtem/ ſchattichtem/ fettem und moo- ſichtem Grunde: werden in America oder Weſt-Jndien/ und ſonderlich in deſſelben Provintzien/ Guatimala, Nova Hiſpania, Ni- caragua, Cuba, Hiſpaniola, Jamayca mit groſ- ſem Fleiß gepflantzet/ kommen auch wol ſelb- ſten im Wald und ſchattichten Thaͤleren hervor. Sie tragen Fruͤchte von ungleicher Groͤſſe; die Groͤſſeren gebrauchen ſie an ſtatt des gelts/ die kleinern aber zu ihrem Ge- traͤnck/ davon unden Meldung geſchihet. Alle dieſe Baͤume ſind ſo zarter Natur/ daß ſie weder die ſtarcke Hitz der Sonnen/ noch die herbe Kaͤlte der Nacht/ noch auch groſſe Wetter erdulden koͤnnen. Dennenhero die Americaner allezeit groſſe ſchattichte Baͤu- me/ welche Cacaoquanantli von ihnen ge- nennet werden/ darneben pflantzen/ damit ſie under deroſelben Schatten von allen aͤuſſer- lichen Feinden geſicheret ſeyen. Die Spa- nier ſetzen gantze Felder voll ſolcher Baͤu- men/ eben wie die Europæer ihre Weingaͤr- ten: in dem andern Jahr tragen ſie ſchon Fruͤchten/ und hernach zweymahl deß Jahrs/ umb den Brachmonat/ und den Jenner/ nach dem zwantzigſten Jahr aber fangen ſie an zu verderben.
Der groͤſte dieſer Baͤumen iſt von mit- telmaͤßiger groͤſſe/ deſſen Stamme bey na- hem ſo dick/ als der Stamme unſerer Zwetſch- gen-und Pflaumen-Baͤumen wird: hat durchgehends eine glatte Rinde/ und ſpreitet ſich gleich den Kirſch-baͤumen rund umb in viel Aeſte auß/ welche allgemach oben duͤn- ner werden/ und ſich zuſammen thun/ das der Baum gleichſam zugeſpitzt wird. Die Blaͤtter ſind dunckel-gruͤn/ etwas ſchmaler und laͤnger als die Pomeꝛantzen-blaͤtter; hangen mit gantz kurtzen Stielein an den Aeſten. Die Blume iſt groß/ gelb-weiß/ gleich dem Saffran/ nach deren Abfall/ duͤn- ne/ gruͤne/ laͤnglicht/ und wollichte Zaͤſer- lein verbleiben/ auß welchen hernach die Birn-wuͤrbelgeſtaltete Fruͤchten/ ſo ſie Caca-
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[35/0051]
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
Die Adams-aͤpffel wachſen in groſſer
Menge in Jtalien/ fuͤrnemlich umb Vero-
na/ bey dem Gard-ſee/ oder Laco Benaco, wie
auch in Portugal und Hiſpanien.
Jn Candien findet man groſſe Baͤum
voll Citronen/ Limonien/ Pomerantzen/ und
Adams-aͤpffel.
Die Griechen trucken deren Safft auß/
fuͤllen Faͤßlein damit/ und verkauffen ſolche
den Tuͤrcken/ ſo ſie nach Conſtantinopel und
an andere Ort der Tuͤrckey fuͤhren/ ſich die-
ſes Saffts an ſtatt des Agreſts/ oder des
Saffts von den unreiffen Trauben zube-
dienen.
Herꝛ Johannes Rajus meldet in ſeiner
Hiſtoria Plantar. Lib. 29. ſect. 3. cap. 4. von
fuͤnfferley Gattungen dieſes Apffels/ welche
der aͤuſſerlichen Geſtalt nach meiſtens un-
derſcheiden.
Eigenſchafft.
Dieſer Baum ſambt ſeiner Frucht/ hat
gleiche Eigenſchafft mit dem Citronen- und
Pomerantzen-baum. Dennenher man auch
alle Artzney-mittel darauß machen kan/ die
man auß obigen Fruͤchten zu machen pflegt.
Gebrauch.
Der Safft auß dieſen Aepffeln hat alle
Wuͤrckung/ welche dem Limonienſafft zu-
geſchrieben wird/ doch iſt er nicht ſo kraͤfftig:
inſonderheit aber dienet er wider den Grind
und Raͤude/ ſo man einen Apffel mitten ent-
zwey ſchneidet/ geſtoſſenen Schwefel da-
rauff ſtreuet/ ein wenig under der warmen
Aſchen bratet/ und damit die ſchabige Haut
beſtreicht.
Grind und
Raͤude.
CAPUT XII.
[Abbildung Cacao Frucht/ Cacao, Cacavate.
]
Namen.
DIe Frucht Cacao, hat ihre Namen
auß America/ da ſie wachſet/ bey
nahem alleine her; wie denn die
Lateiniſchen Scribenten/ dieſelbige in-
gleichem Cacao, oder Cacavate nennen. Von
Johanne Bauhino hat ſie auch den Namen
Avellanæ Mexicanæ; und von Caſparo Bau-
hino, Amygdalæ ſimilis Guatimalenſis, bekom-
men. Johannes Rajus, der heutige beruͤmbte
Engliſche Botanicus nennet ſie auf Engliſch/
The Caco Tree.
Der Baum/ ſo dieſe Frucht tragt/ wird
bey den Americaneren Cucavaquahuitl, oder
Cacaotal geheiſſen. Lateiniſch/ Arbor Cacari,
Cacavifera, Fr. Hernand.
Geſchlecht und Geſtalt.
Es ſollen vier Geſchlechte dieſes Baums
gefunden werden/ der Groͤſſe nach allein un-
derſcheiden: die zwey Erſten werden genen-
net Cacahuaquahuitl: das dritte heiſſet bey
den Americanern Xuchicacahuaquahuitl, deſ-
ſen Frucht von auſſen roth/ im uͤbrigen den
anderen gleich. Das vierdte nennen ſie Tlal-
cacahuaquahuitl, ſo die kleinſten Fruͤchten
tragt. Alle dieſe Baͤume aber wachſen gern
in feuchtem/ ſchattichtem/ fettem und moo-
ſichtem Grunde: werden in America oder
Weſt-Jndien/ und ſonderlich in deſſelben
Provintzien/ Guatimala, Nova Hiſpania, Ni-
caragua, Cuba, Hiſpaniola, Jamayca mit groſ-
ſem Fleiß gepflantzet/ kommen auch wol ſelb-
ſten im Wald und ſchattichten Thaͤleren
hervor. Sie tragen Fruͤchte von ungleicher
Groͤſſe; die Groͤſſeren gebrauchen ſie an ſtatt
des gelts/ die kleinern aber zu ihrem Ge-
traͤnck/ davon unden Meldung geſchihet.
Alle dieſe Baͤume ſind ſo zarter Natur/ daß
ſie weder die ſtarcke Hitz der Sonnen/ noch
die herbe Kaͤlte der Nacht/ noch auch groſſe
Wetter erdulden koͤnnen. Dennenhero die
Americaner allezeit groſſe ſchattichte Baͤu-
me/ welche Cacaoquanantli von ihnen ge-
nennet werden/ darneben pflantzen/ damit ſie
under deroſelben Schatten von allen aͤuſſer-
lichen Feinden geſicheret ſeyen. Die Spa-
nier ſetzen gantze Felder voll ſolcher Baͤu-
men/ eben wie die Europæer ihre Weingaͤr-
ten: in dem andern Jahr tragen ſie ſchon
Fruͤchten/ und hernach zweymahl deß
Jahrs/ umb den Brachmonat/ und den
Jenner/ nach dem zwantzigſten Jahr aber
fangen ſie an zu verderben.
Der groͤſte dieſer Baͤumen iſt von mit-
telmaͤßiger groͤſſe/ deſſen Stamme bey na-
hem ſo dick/ als der Stamme unſerer Zwetſch-
gen-und Pflaumen-Baͤumen wird: hat
durchgehends eine glatte Rinde/ und ſpreitet
ſich gleich den Kirſch-baͤumen rund umb in
viel Aeſte auß/ welche allgemach oben duͤn-
ner werden/ und ſich zuſammen thun/ das
der Baum gleichſam zugeſpitzt wird. Die
Blaͤtter ſind dunckel-gruͤn/ etwas ſchmaler
und laͤnger als die Pomeꝛantzen-blaͤtter;
hangen mit gantz kurtzen Stielein an den
Aeſten. Die Blume iſt groß/ gelb-weiß/
gleich dem Saffran/ nach deren Abfall/ duͤn-
ne/ gruͤne/ laͤnglicht/ und wollichte Zaͤſer-
lein verbleiben/ auß welchen hernach die
Birn-wuͤrbelgeſtaltete Fruͤchten/ ſo ſie Caca-
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/51>, abgerufen am 22.12.2024.
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