Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] latifolia sive Endivia vulgaris, C. B. Intybum
sativum latifolium, J. B.
hat eine weisse zase-
lichte wurtzel/ eines bitteren geschmacks/ die
blätter sind breit/ den blättern des Lattich-
krauts ähnlich/ doch sind sie krauser und et-
was steiffer/ haben auch mehr äderlein.
Der stengel ist dick und rund/ zweyer elen
hoch/ bißweilen höher/ gestriemet/ inwendig
hol/ darauß entspringen viel zweiglein oder
ästlein/ haben ihre Blumen ringsumb mit
blawen blümlein besetzt/ die fallen bald ab/
und verwelcken fast in einem Tag/ aber
dargegen wachsen täglich andere newe/ der
same ist klein/ rund und lang. Diese Endi-
vien ist mit den Nebenzweiglein und blu-
men/ der wilden Wegwart etwas gleich/ al-
lein daß sie durch die pflantzung geschlach-
ter/ milter/ und zu der Speiß gebräuchli-
cher wird.

2. Die kleine Endivien/ Intybus sativa
angustifolia, C. B. Intybum sativum angustifo-
lium, J. B.
ist jetzgemelter/ mit wurtzeln/ sten-
gel/ blumen und samen durchauß gleich/ al-
lein daß die blätter länger/ schmäler/ und
am geschmack bitterer sind.

[Abbildung] Krause Endivien. Endivia Crispa.

Die krause Endivien/ Intybus crispa, C. B.
Intybum sativum crispum, J. B.
ist auch die-
ser/ mit wurtzel und blumen gleich/ außge-
nommen/ daß die blätter krauß und gerollt
sind/ dem krausen Lattich ähnlich/ der sten-
gel ist dick/ vieleckicht/ etwas krumb und
gebogen.

Eigenschafft.

Die Endivien sind kalter und trockener
Natur/ mit einer zusammenziehung; ha-
ben gleiche theile mit der Wegwarten/ je-
doch mit mehrerem wässerigen safft tempe-
rieret/ auch daher gleiche eigenschafft mit
deroselben.

Gebrauch.

Es werden heutiges Tages die Endivien
[Spaltenumbruch] in Jtalien und Teutschland sehr in der Kü-
che zu der Speiß gebraucht/ und grosser
fleiß auff dieses Gewächs gelegt/ solches ü-
ber Winter frisch zum Salat zu behalten/
welcher nicht allein anmüthig zu essen/ son-
dern auch lustig anzuschawen ist/ denn die
Endivien also gepflantzet werden/ daß ih-
nen alle bitterkeit benommen wird. Es wer-
den auch die blätter schön krauß und schnee-
weiß/ hart über einander gedrungen/ gleich
den jungen Kappes-köpflein/ welches man
auff folgende weiß zuwegen bringet. Man
nimt die jungen stöcklein/ welche die kälte
wol dulden/ und über den Winter wol blei-
ben mögen/ die versetzet man oft in ein gut ge-
dünget oder fett Erdreich/ und sonderlich
gegen dem Herbst werden sie außgesetzt/ auf
spannen weit/ oder etwas näher von einan-
der/ in ein Garten-bettlein: da fasset man
die blättlein zusammen/ stürtzet kleine jrrdine
töpflein oder häfelein darüber/ also daß man
die blättlein darein dringet/ das lässet man
darinnen wachsen/ damit sie vom Regen
und Sonnenschein verwahret seyen/ darvon
sie denn obgemelte krause häutlein bekom-
men/ zu dem Salat lustig und anmühtig.

Etliche pflantzen dieses Gewächs mit ge-
ringer mühe/ sie bedecken die jungen stöck
mit Erden/ die sind erstlich mit stroh also
versehen/ daß es doch ungehindert der Win-
ter-kälte wachsen kan; wächßt jedoch son-
derlich bald in feuchtem luckem grund; da-
mit es aber gantz milt werde/ soll es offt in
ein gut und gedünget Erdreich versetzet wer-
den/ und solches anfänglich/ so bald es nur
vier blättlein hat.

Etliche binden in dem Weinmonat die
blätter der Endivien/ mit ihren wurtzeln in
büschlein zusammen/ und versetzen sie in
Sand im Keller/ stürtzen darnach häfen da-
rüber/ so werden sie weiß und verlieren die
bitterkeit/ also muß man sie wol verwahren/
damit sie nicht von den Ratten und Mäu-
sen gefressen werden. Auff solche weiß kan
man auch die Wegwarten zu den Saläten
bereiten.

Die junge/ frische und grüne Endivien
brauchet man nicht allein den gantzen Som-
mer hinauß zu den Saläten/ sondern auchErhitzter
magen/ hi-
tzige krank-
heiten des
haupts/
magens/
der leber
und aller
innerlichen
glieder
hirnwütig-
keit/ nasen-
bluten/ ver-
stopffung/
und verhar-
tung der
leber und
Miltzes/
unkeusch-
heit/ durst/
gelbsucht/
unnatür-
liche hitz/
siechtag/
drey- und
viertägige
wie auch
hitzige Fie-
ber/

zu den Müßlein allein und mit andern Ge-
müß-kräutern vermischt. So pfleget man
sie auch bey dem Fleisch/ Hünern und Ca-
paunen zu sieden/ oder sonst in andere wege
zu den Suppen und Speisen zu gebrau-
chen/ und wiewol sie gleichwol den Leib
nicht viel nehren/ sind sie doch gesund/ und
stärcken den erhitzigten Magen/ daß er die
andere Speisen desto besser abdäwen mag/
sollen derowegen die Endivien in nachfol-
genden Schwachheiten/ so viel müglich in
den Speisen gebraucht werden: Nemlich in
allen hitzigen Kranckheiten des Haupts/ des
Magens/ der Leber/ und aller innerlichen
Glieder/ deßgleichen in der Hirnwütigkeit/
in dem hefftigen Nasenbluten/ verstopffung
und verhartung der Lebern und des Miltzes/
in unersättlicher begierd zur Unkeuschheit/
in unleidenlichem grossen Durst/ Gelbsucht/
in unnatürlicher Hitze/ in der Siechtag/ in
den drey- und viertägigen/ wie auch hitzigen
Fiebern/ und sonderlich in der zeit regie-

render
Q q q

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] latifolia ſive Endivia vulgaris, C. B. Intybum
ſativum latifolium, J. B.
hat eine weiſſe zaſe-
lichte wurtzel/ eines bitteren geſchmacks/ die
blaͤtter ſind breit/ den blaͤttern des Lattich-
krauts aͤhnlich/ doch ſind ſie krauſer und et-
was ſteiffer/ haben auch mehr aͤderlein.
Der ſtengel iſt dick und rund/ zweyer elen
hoch/ bißweilen hoͤher/ geſtriemet/ inwendig
hol/ darauß entſpringen viel zweiglein oder
aͤſtlein/ haben ihre Blumen ringsumb mit
blawen bluͤmlein beſetzt/ die fallen bald ab/
und verwelcken faſt in einem Tag/ aber
dargegen wachſen taͤglich andere newe/ der
ſame iſt klein/ rund und lang. Dieſe Endi-
vien iſt mit den Nebenzweiglein und blu-
men/ der wilden Wegwart etwas gleich/ al-
lein daß ſie durch die pflantzung geſchlach-
ter/ milter/ und zu der Speiß gebraͤuchli-
cher wird.

2. Die kleine Endivien/ Intybus ſativa
anguſtifolia, C. B. Intybum ſativum anguſtifo-
lium, J. B.
iſt jetzgemelter/ mit wurtzeln/ ſten-
gel/ blumen und ſamen durchauß gleich/ al-
lein daß die blaͤtter laͤnger/ ſchmaͤler/ und
am geſchmack bitterer ſind.

[Abbildung] Krauſe Endivien. Endivia Criſpa.

Die krauſe Endivien/ Intybus criſpa, C. B.
Intybum ſativum criſpum, J. B.
iſt auch die-
ſer/ mit wurtzel und blumen gleich/ außge-
nommen/ daß die blaͤtter krauß und gerollt
ſind/ dem krauſen Lattich aͤhnlich/ der ſten-
gel iſt dick/ vieleckicht/ etwas krumb und
gebogen.

Eigenſchafft.

Die Endivien ſind kalter und trockener
Natur/ mit einer zuſammenziehung; ha-
ben gleiche theile mit der Wegwarten/ je-
doch mit mehrerem waͤſſerigen ſafft tempe-
rieret/ auch daher gleiche eigenſchafft mit
deroſelben.

Gebrauch.

Es werden heutiges Tages die Endivien
[Spaltenumbruch] in Jtalien und Teutſchland ſehr in der Kuͤ-
che zu der Speiß gebraucht/ und groſſer
fleiß auff dieſes Gewaͤchs gelegt/ ſolches uͤ-
ber Winter friſch zum Salat zu behalten/
welcher nicht allein anmuͤthig zu eſſen/ ſon-
dern auch luſtig anzuſchawen iſt/ denn die
Endivien alſo gepflantzet werden/ daß ih-
nen alle bitterkeit benommen wird. Es wer-
den auch die blaͤtter ſchoͤn krauß und ſchnee-
weiß/ hart uͤber einander gedrungen/ gleich
den jungen Kappes-koͤpflein/ welches man
auff folgende weiß zuwegen bringet. Man
nimt die jungen ſtoͤcklein/ welche die kaͤlte
wol dulden/ und uͤber den Winter wol blei-
ben moͤgen/ die verſetzet man oft in ein gut ge-
duͤnget oder fett Erdreich/ und ſonderlich
gegen dem Herbſt werden ſie außgeſetzt/ auf
ſpannen weit/ oder etwas naͤher von einan-
der/ in ein Garten-bettlein: da faſſet man
die blaͤttlein zuſammen/ ſtuͤrtzet kleine jrꝛdine
toͤpflein oder haͤfelein daruͤber/ alſo daß man
die blaͤttlein darein dringet/ das laͤſſet man
darinnen wachſen/ damit ſie vom Regen
und Sonnenſchein verwahret ſeyen/ darvon
ſie denn obgemelte krauſe haͤutlein bekom-
men/ zu dem Salat luſtig und anmuͤhtig.

Etliche pflantzen dieſes Gewaͤchs mit ge-
ringer muͤhe/ ſie bedecken die jungen ſtoͤck
mit Erden/ die ſind erſtlich mit ſtroh alſo
verſehen/ daß es doch ungehindert der Win-
ter-kaͤlte wachſen kan; waͤchßt jedoch ſon-
derlich bald in feuchtem luckem grund; da-
mit es aber gantz milt werde/ ſoll es offt in
ein gut und geduͤnget Erdreich verſetzet wer-
den/ und ſolches anfaͤnglich/ ſo bald es nur
vier blaͤttlein hat.

Etliche binden in dem Weinmonat die
blaͤtter der Endivien/ mit ihren wurtzeln in
buͤſchlein zuſammen/ und verſetzen ſie in
Sand im Keller/ ſtuͤrtzen darnach haͤfen da-
ruͤber/ ſo werden ſie weiß und verlieren die
bitterkeit/ alſo muß man ſie wol verwahren/
damit ſie nicht von den Ratten und Maͤu-
ſen gefreſſen werden. Auff ſolche weiß kan
man auch die Wegwarten zu den Salaͤten
bereiten.

Die junge/ friſche und gruͤne Endivien
brauchet man nicht allein den gantzen Som-
mer hinauß zu den Salaͤten/ ſondern auchErhitzter
magen/ hi-
tzige krank-
heiten des
haupts/
magens/
der leber
und aller
iñerlichen
glieder
hirnwuͤtig-
keit/ naſen-
blutẽ/ ver-
ſtopffung/
uñ verhar-
tung der
leber und
Miltzes/
unkeuſch-
heit/ durſt/
gelbſucht/
unnatuͤr-
liche hitz/
ſiechtag/
drey- und
viertaͤgige
wie auch
hitzige Fie-
ber/

zu den Muͤßlein allein und mit andern Ge-
muͤß-kraͤutern vermiſcht. So pfleget man
ſie auch bey dem Fleiſch/ Huͤnern und Ca-
paunen zu ſieden/ oder ſonſt in andere wege
zu den Suppen und Speiſen zu gebrau-
chen/ und wiewol ſie gleichwol den Leib
nicht viel nehren/ ſind ſie doch geſund/ und
ſtaͤrcken den erhitzigten Magen/ daß er die
andere Speiſen deſto beſſer abdaͤwen mag/
ſollen derowegen die Endivien in nachfol-
genden Schwachheiten/ ſo viel muͤglich in
den Speiſen gebraucht werden: Nemlich in
allen hitzigen Kranckheiten des Haupts/ des
Magens/ der Leber/ und aller innerlichen
Glieder/ deßgleichen in der Hirnwuͤtigkeit/
in dem hefftigen Naſenbluten/ verſtopffung
und verhartung der Lebern und des Miltzes/
in unerſaͤttlicher begierd zur Unkeuſchheit/
in unleidenlichem groſſen Durſt/ Gelbſucht/
in unnatuͤrlicher Hitze/ in der Siechtag/ in
den drey- und viertaͤgigen/ wie auch hitzigen
Fiebern/ und ſonderlich in der zeit regie-

render
Q q q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0505" n="489"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Kra&#x0364;uteren.</hi></fw><lb/><cb/><hi rendition="#aq">latifolia &#x017F;ive Endivia vulgaris, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Intybum<lb/>
&#x017F;ativum latifolium, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> hat eine wei&#x017F;&#x017F;e za&#x017F;e-<lb/>
lichte wurtzel/ eines bitteren ge&#x017F;chmacks/ die<lb/>
bla&#x0364;tter &#x017F;ind breit/ den bla&#x0364;ttern des Lattich-<lb/>
krauts a&#x0364;hnlich/ doch &#x017F;ind &#x017F;ie krau&#x017F;er und et-<lb/>
was &#x017F;teiffer/ haben auch mehr a&#x0364;derlein.<lb/>
Der &#x017F;tengel i&#x017F;t dick und rund/ zweyer elen<lb/>
hoch/ bißweilen ho&#x0364;her/ ge&#x017F;triemet/ inwendig<lb/>
hol/ darauß ent&#x017F;pringen viel zweiglein oder<lb/>
a&#x0364;&#x017F;tlein/ haben ihre Blumen ringsumb mit<lb/>
blawen blu&#x0364;mlein be&#x017F;etzt/ die fallen bald ab/<lb/>
und verwelcken fa&#x017F;t in einem Tag/ aber<lb/>
dargegen wach&#x017F;en ta&#x0364;glich andere newe/ der<lb/>
&#x017F;ame i&#x017F;t klein/ rund und lang. Die&#x017F;e Endi-<lb/>
vien i&#x017F;t mit den Nebenzweiglein und blu-<lb/>
men/ der wilden Wegwart etwas gleich/ al-<lb/>
lein daß &#x017F;ie durch die pflantzung ge&#x017F;chlach-<lb/>
ter/ milter/ und zu der Speiß gebra&#x0364;uchli-<lb/>
cher wird.</p><lb/>
            <p>2. Die kleine Endivien/ <hi rendition="#aq">Intybus &#x017F;ativa<lb/>
angu&#x017F;tifolia, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Intybum &#x017F;ativum angu&#x017F;tifo-<lb/>
lium, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> i&#x017F;t jetzgemelter/ mit wurtzeln/ &#x017F;ten-<lb/>
gel/ blumen und &#x017F;amen durchauß gleich/ al-<lb/>
lein daß die bla&#x0364;tter la&#x0364;nger/ &#x017F;chma&#x0364;ler/ und<lb/>
am ge&#x017F;chmack bitterer &#x017F;ind.</p><lb/>
            <figure>
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Krau&#x017F;e Endivien.</hi> <hi rendition="#aq">Endivia Cri&#x017F;pa.</hi> </hi> </head><lb/>
            </figure>
            <p>Die krau&#x017F;e Endivien/ <hi rendition="#aq">Intybus cri&#x017F;pa, <hi rendition="#i">C. B.</hi><lb/>
Intybum &#x017F;ativum cri&#x017F;pum, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> i&#x017F;t auch die-<lb/>
&#x017F;er/ mit wurtzel und blumen gleich/ außge-<lb/>
nommen/ daß die bla&#x0364;tter krauß und gerollt<lb/>
&#x017F;ind/ dem krau&#x017F;en Lattich a&#x0364;hnlich/ der &#x017F;ten-<lb/>
gel i&#x017F;t dick/ vieleckicht/ etwas krumb und<lb/>
gebogen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Die Endivien &#x017F;ind kalter und trockener<lb/>
Natur/ mit einer zu&#x017F;ammenziehung; ha-<lb/>
ben gleiche theile mit der Wegwarten/ je-<lb/>
doch mit mehrerem wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erigen &#x017F;afft tempe-<lb/>
rieret/ auch daher gleiche eigen&#x017F;chafft mit<lb/>
dero&#x017F;elben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Es werden heutiges Tages die Endivien<lb/><cb/>
in Jtalien und Teut&#x017F;chland &#x017F;ehr in der Ku&#x0364;-<lb/>
che zu der Speiß gebraucht/ und gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
fleiß auff die&#x017F;es Gewa&#x0364;chs gelegt/ &#x017F;olches u&#x0364;-<lb/>
ber Winter fri&#x017F;ch zum Salat zu behalten/<lb/>
welcher nicht allein anmu&#x0364;thig zu e&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;on-<lb/>
dern auch lu&#x017F;tig anzu&#x017F;chawen i&#x017F;t/ denn die<lb/>
Endivien al&#x017F;o gepflantzet werden/ daß ih-<lb/>
nen alle bitterkeit benommen wird. Es wer-<lb/>
den auch die bla&#x0364;tter &#x017F;cho&#x0364;n krauß und &#x017F;chnee-<lb/>
weiß/ hart u&#x0364;ber einander gedrungen/ gleich<lb/>
den jungen Kappes-ko&#x0364;pflein/ welches man<lb/>
auff folgende weiß zuwegen bringet. Man<lb/>
nimt die jungen &#x017F;to&#x0364;cklein/ welche die ka&#x0364;lte<lb/>
wol dulden/ und u&#x0364;ber den Winter wol blei-<lb/>
ben mo&#x0364;gen/ die ver&#x017F;etzet man oft in ein gut ge-<lb/>
du&#x0364;nget oder fett Erdreich/ und &#x017F;onderlich<lb/>
gegen dem Herb&#x017F;t werden &#x017F;ie außge&#x017F;etzt/ auf<lb/>
&#x017F;pannen weit/ oder etwas na&#x0364;her von einan-<lb/>
der/ in ein Garten-bettlein: da fa&#x017F;&#x017F;et man<lb/>
die bla&#x0364;ttlein zu&#x017F;ammen/ &#x017F;tu&#x0364;rtzet kleine jr&#xA75B;dine<lb/>
to&#x0364;pflein oder ha&#x0364;felein daru&#x0364;ber/ al&#x017F;o daß man<lb/>
die bla&#x0364;ttlein darein dringet/ das la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et man<lb/>
darinnen wach&#x017F;en/ damit &#x017F;ie vom Regen<lb/>
und Sonnen&#x017F;chein verwahret &#x017F;eyen/ darvon<lb/>
&#x017F;ie denn obgemelte krau&#x017F;e ha&#x0364;utlein bekom-<lb/>
men/ zu dem Salat lu&#x017F;tig und anmu&#x0364;htig.</p><lb/>
            <p>Etliche pflantzen die&#x017F;es Gewa&#x0364;chs mit ge-<lb/>
ringer mu&#x0364;he/ &#x017F;ie bedecken die jungen &#x017F;to&#x0364;ck<lb/>
mit Erden/ die &#x017F;ind er&#x017F;tlich mit &#x017F;troh al&#x017F;o<lb/>
ver&#x017F;ehen/ daß es doch ungehindert der Win-<lb/>
ter-ka&#x0364;lte wach&#x017F;en kan; wa&#x0364;chßt jedoch &#x017F;on-<lb/>
derlich bald in feuchtem luckem grund; da-<lb/>
mit es aber gantz milt werde/ &#x017F;oll es offt in<lb/>
ein gut und gedu&#x0364;nget Erdreich ver&#x017F;etzet wer-<lb/>
den/ und &#x017F;olches anfa&#x0364;nglich/ &#x017F;o bald es nur<lb/>
vier bla&#x0364;ttlein hat.</p><lb/>
            <p>Etliche binden in dem Weinmonat die<lb/>
bla&#x0364;tter der Endivien/ mit ihren wurtzeln in<lb/>
bu&#x0364;&#x017F;chlein zu&#x017F;ammen/ und ver&#x017F;etzen &#x017F;ie in<lb/>
Sand im Keller/ &#x017F;tu&#x0364;rtzen darnach ha&#x0364;fen da-<lb/>
ru&#x0364;ber/ &#x017F;o werden &#x017F;ie weiß und verlieren die<lb/>
bitterkeit/ al&#x017F;o muß man &#x017F;ie wol verwahren/<lb/>
damit &#x017F;ie nicht von den Ratten und Ma&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;en gefre&#x017F;&#x017F;en werden. Auff &#x017F;olche weiß kan<lb/>
man auch die Wegwarten zu den Sala&#x0364;ten<lb/>
bereiten.</p><lb/>
            <p>Die junge/ fri&#x017F;che und gru&#x0364;ne Endivien<lb/>
brauchet man nicht allein den gantzen Som-<lb/>
mer hinauß zu den Sala&#x0364;ten/ &#x017F;ondern auch<note place="right">Erhitzter<lb/>
magen/ hi-<lb/>
tzige krank-<lb/>
heiten des<lb/>
haupts/<lb/>
magens/<lb/>
der leber<lb/>
und aller<lb/>
iñerlichen<lb/>
glieder<lb/>
hirnwu&#x0364;tig-<lb/>
keit/ na&#x017F;en-<lb/>
blut&#x1EBD;/ ver-<lb/>
&#x017F;topffung/<lb/>
uñ verhar-<lb/>
tung der<lb/>
leber und<lb/>
Miltzes/<lb/>
unkeu&#x017F;ch-<lb/>
heit/ dur&#x017F;t/<lb/>
gelb&#x017F;ucht/<lb/>
unnatu&#x0364;r-<lb/>
liche hitz/<lb/>
&#x017F;iechtag/<lb/>
drey- und<lb/>
vierta&#x0364;gige<lb/>
wie auch<lb/>
hitzige Fie-<lb/>
ber/</note><lb/>
zu den Mu&#x0364;ßlein allein und mit andern Ge-<lb/>
mu&#x0364;ß-kra&#x0364;utern vermi&#x017F;cht. So pfleget man<lb/>
&#x017F;ie auch bey dem Flei&#x017F;ch/ Hu&#x0364;nern und Ca-<lb/>
paunen zu &#x017F;ieden/ oder &#x017F;on&#x017F;t in andere wege<lb/>
zu den Suppen und Spei&#x017F;en zu gebrau-<lb/>
chen/ und wiewol &#x017F;ie gleichwol den Leib<lb/>
nicht viel nehren/ &#x017F;ind &#x017F;ie doch ge&#x017F;und/ und<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcken den erhitzigten Magen/ daß er die<lb/>
andere Spei&#x017F;en de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er abda&#x0364;wen mag/<lb/>
&#x017F;ollen derowegen die Endivien in nachfol-<lb/>
genden Schwachheiten/ &#x017F;o viel mu&#x0364;glich in<lb/>
den Spei&#x017F;en gebraucht werden: Nemlich in<lb/>
allen hitzigen Kranckheiten des Haupts/ des<lb/>
Magens/ der Leber/ und aller innerlichen<lb/>
Glieder/ deßgleichen in der Hirnwu&#x0364;tigkeit/<lb/>
in dem hefftigen Na&#x017F;enbluten/ ver&#x017F;topffung<lb/>
und verhartung der Lebern und des Miltzes/<lb/>
in uner&#x017F;a&#x0364;ttlicher begierd zur Unkeu&#x017F;chheit/<lb/>
in unleidenlichem gro&#x017F;&#x017F;en Dur&#x017F;t/ Gelb&#x017F;ucht/<lb/>
in unnatu&#x0364;rlicher Hitze/ in der Siechtag/ in<lb/>
den drey- und vierta&#x0364;gigen/ wie auch hitzigen<lb/>
Fiebern/ und &#x017F;onderlich in der zeit regie-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q q q</fw><fw place="bottom" type="catch">render</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[489/0505] Von den Kraͤuteren. latifolia ſive Endivia vulgaris, C. B. Intybum ſativum latifolium, J. B. hat eine weiſſe zaſe- lichte wurtzel/ eines bitteren geſchmacks/ die blaͤtter ſind breit/ den blaͤttern des Lattich- krauts aͤhnlich/ doch ſind ſie krauſer und et- was ſteiffer/ haben auch mehr aͤderlein. Der ſtengel iſt dick und rund/ zweyer elen hoch/ bißweilen hoͤher/ geſtriemet/ inwendig hol/ darauß entſpringen viel zweiglein oder aͤſtlein/ haben ihre Blumen ringsumb mit blawen bluͤmlein beſetzt/ die fallen bald ab/ und verwelcken faſt in einem Tag/ aber dargegen wachſen taͤglich andere newe/ der ſame iſt klein/ rund und lang. Dieſe Endi- vien iſt mit den Nebenzweiglein und blu- men/ der wilden Wegwart etwas gleich/ al- lein daß ſie durch die pflantzung geſchlach- ter/ milter/ und zu der Speiß gebraͤuchli- cher wird. 2. Die kleine Endivien/ Intybus ſativa anguſtifolia, C. B. Intybum ſativum anguſtifo- lium, J. B. iſt jetzgemelter/ mit wurtzeln/ ſten- gel/ blumen und ſamen durchauß gleich/ al- lein daß die blaͤtter laͤnger/ ſchmaͤler/ und am geſchmack bitterer ſind. [Abbildung Krauſe Endivien. Endivia Criſpa. ] Die krauſe Endivien/ Intybus criſpa, C. B. Intybum ſativum criſpum, J. B. iſt auch die- ſer/ mit wurtzel und blumen gleich/ außge- nommen/ daß die blaͤtter krauß und gerollt ſind/ dem krauſen Lattich aͤhnlich/ der ſten- gel iſt dick/ vieleckicht/ etwas krumb und gebogen. Eigenſchafft. Die Endivien ſind kalter und trockener Natur/ mit einer zuſammenziehung; ha- ben gleiche theile mit der Wegwarten/ je- doch mit mehrerem waͤſſerigen ſafft tempe- rieret/ auch daher gleiche eigenſchafft mit deroſelben. Gebrauch. Es werden heutiges Tages die Endivien in Jtalien und Teutſchland ſehr in der Kuͤ- che zu der Speiß gebraucht/ und groſſer fleiß auff dieſes Gewaͤchs gelegt/ ſolches uͤ- ber Winter friſch zum Salat zu behalten/ welcher nicht allein anmuͤthig zu eſſen/ ſon- dern auch luſtig anzuſchawen iſt/ denn die Endivien alſo gepflantzet werden/ daß ih- nen alle bitterkeit benommen wird. Es wer- den auch die blaͤtter ſchoͤn krauß und ſchnee- weiß/ hart uͤber einander gedrungen/ gleich den jungen Kappes-koͤpflein/ welches man auff folgende weiß zuwegen bringet. Man nimt die jungen ſtoͤcklein/ welche die kaͤlte wol dulden/ und uͤber den Winter wol blei- ben moͤgen/ die verſetzet man oft in ein gut ge- duͤnget oder fett Erdreich/ und ſonderlich gegen dem Herbſt werden ſie außgeſetzt/ auf ſpannen weit/ oder etwas naͤher von einan- der/ in ein Garten-bettlein: da faſſet man die blaͤttlein zuſammen/ ſtuͤrtzet kleine jrꝛdine toͤpflein oder haͤfelein daruͤber/ alſo daß man die blaͤttlein darein dringet/ das laͤſſet man darinnen wachſen/ damit ſie vom Regen und Sonnenſchein verwahret ſeyen/ darvon ſie denn obgemelte krauſe haͤutlein bekom- men/ zu dem Salat luſtig und anmuͤhtig. Etliche pflantzen dieſes Gewaͤchs mit ge- ringer muͤhe/ ſie bedecken die jungen ſtoͤck mit Erden/ die ſind erſtlich mit ſtroh alſo verſehen/ daß es doch ungehindert der Win- ter-kaͤlte wachſen kan; waͤchßt jedoch ſon- derlich bald in feuchtem luckem grund; da- mit es aber gantz milt werde/ ſoll es offt in ein gut und geduͤnget Erdreich verſetzet wer- den/ und ſolches anfaͤnglich/ ſo bald es nur vier blaͤttlein hat. Etliche binden in dem Weinmonat die blaͤtter der Endivien/ mit ihren wurtzeln in buͤſchlein zuſammen/ und verſetzen ſie in Sand im Keller/ ſtuͤrtzen darnach haͤfen da- ruͤber/ ſo werden ſie weiß und verlieren die bitterkeit/ alſo muß man ſie wol verwahren/ damit ſie nicht von den Ratten und Maͤu- ſen gefreſſen werden. Auff ſolche weiß kan man auch die Wegwarten zu den Salaͤten bereiten. Die junge/ friſche und gruͤne Endivien brauchet man nicht allein den gantzen Som- mer hinauß zu den Salaͤten/ ſondern auch zu den Muͤßlein allein und mit andern Ge- muͤß-kraͤutern vermiſcht. So pfleget man ſie auch bey dem Fleiſch/ Huͤnern und Ca- paunen zu ſieden/ oder ſonſt in andere wege zu den Suppen und Speiſen zu gebrau- chen/ und wiewol ſie gleichwol den Leib nicht viel nehren/ ſind ſie doch geſund/ und ſtaͤrcken den erhitzigten Magen/ daß er die andere Speiſen deſto beſſer abdaͤwen mag/ ſollen derowegen die Endivien in nachfol- genden Schwachheiten/ ſo viel muͤglich in den Speiſen gebraucht werden: Nemlich in allen hitzigen Kranckheiten des Haupts/ des Magens/ der Leber/ und aller innerlichen Glieder/ deßgleichen in der Hirnwuͤtigkeit/ in dem hefftigen Naſenbluten/ verſtopffung und verhartung der Lebern und des Miltzes/ in unerſaͤttlicher begierd zur Unkeuſchheit/ in unleidenlichem groſſen Durſt/ Gelbſucht/ in unnatuͤrlicher Hitze/ in der Siechtag/ in den drey- und viertaͤgigen/ wie auch hitzigen Fiebern/ und ſonderlich in der zeit regie- render Erhitzter magen/ hi- tzige krank- heiten des haupts/ magens/ der leber und aller iñerlichen glieder hirnwuͤtig- keit/ naſen- blutẽ/ ver- ſtopffung/ uñ verhar- tung der leber und Miltzes/ unkeuſch- heit/ durſt/ gelbſucht/ unnatuͤr- liche hitz/ ſiechtag/ drey- und viertaͤgige wie auch hitzige Fie- ber/ Q q q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/505
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/505>, abgerufen am 22.12.2024.