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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] feuchtet und naß wird/ so ist grosse gefahr/
daß es nicht faulet/ und schwartz wird/ wel-
ches offt in einer Nacht geschihet. Wenn a-
ber das Kraut von der überflüssigen feuch-
tigkeit befreyet/ so wird es durch die hand-
mühlen gestampfet und gequetschet/ hernach
zu einem runden hauffen geballet/ und
oben auff gedeckt/ damit es vor dem Regen
sicher seye/ an die seiten aber werden Lufft-
röhr gesetzet/ damit der lufft wol durchzie-
hen/ und die feuchtigkeit des Krauts weiters
außtreiben möge. Nach dem ballet man das
Kraut zu kleinern kugeln/ welche so fort auf
strohene Horden geleget/ und ferners auß-
getrucknet werden/ damit sie ja in keine
schädliche fäulung gerahten. Die kugeln o-
der ballen dieses Krauts werden von den
Bauren Schockweiß den Färberen ver-
kaufft; wenn sie denn also auff dillenboden
gehäufft werden/ so erwarmen sie allge-
mach/ und lassen das flüchtige alkalische
sältz von sich auß/ und zwar umb so viel e-
hender/ wenn der lufft wärmer/ und der hauf-
fe grösser. Von diesem flüchtigen saltzgeist
werden alle wänd des Gemachs angefeuch-
tet/ und von dem starcken geruch das gantze
Hauß angefüllet. Endlich wird durch zu-
gegossenes wasser die hitz in den ballen ver-
grösseret/ biß daß alles nicht eben zu aschen/
wie etliche meinen/ sonderen zu einem grob-
lichten pulver verwandelt/ und also von den
Färberen zu nutz gezogen wird.

Jn Engelland wird das Kraut/ so bald es
abgeschnitten worden/ in die Mühl ge-
bracht/ und so lang gestampfft/ biß man es
ballen kan. Wenn es nun geballet ist/ so
wird es gantz außgetrucknet/ hernach wider
in die Mühle getragen/ und zu reinem pul-
ver gemahlen; dieß pulver wird demnach
auff einer ebnen herde zu hauffen gestrewet/
und mit häuffigem wasser begossen/ biß es
in ein wärme gerathet/ dämpffet/ und voll-
kommen zu der Färber-Arbeit tauglich wird.
Man läßt es aber also etliche wochen lang
ligen/ biß es nach und nach maceriert/ und
die wässerichte feuchtigkeit davon außge-
dämpffet. Damit aber die hitz nicht allzu
starck werde/ so rühret man es täglich drey
oder vier wochen lang fleissig umb. Bey
dem trucknen bekompt es einen grawlichten
schimmel/ welcher aber wider vergehet/ ehe
es vollkommen bereitet wird. Da es aber
bereitet/ füllet man säcke damit an/ und
verkaufft es also. Gibt eine weit bessere und
beständigere blawe farb/ als der Orientali-
sche Jndigo, welcher auß dem safft dieses
Krauts mit Kalck angemacht seyn soll.

Nach erster einsamlung/ wird es wider
frisch gesäet/ und bey 6. wochen hernach zum
andern mahl eingeerndet. Darauff man es
annoch einmahl säet/ und also umb Herbst-
zeit zum dritten mahl kan geschnitten wer-
den. Dieses letzste aber komt an güte den vo-
rigen nicht bey; offt muß es auch wol den
Winter durch stehen bleiben/ wenn er zu
früh anfängt/ und erst den künfftigen Früh-
ling geschnitten und eingesamlet werden.

Auff die Felder aber/ da der Wäyd ein
Jahr gewachsen/ wird das andre Jahr Ger-
sten gesäet und geflantzet.

[Spaltenumbruch]
Eigenschafft.

Der zahme Weyd ist bitter und zieht
zusammen/ derhalben er sehr tröcknet/ doch
ist er nicht so scharff wie der wilde/ welcher
hefftiger wärmet als der zahme: Es findet
sich in allem zimlich viel flüchtigen alcali-
schen saltzes/ wovon die Eigenschafft entste-
het/ das geblüt von aller Scharbockischen
unreinigkeit zu säuberen/ innerliche ver-
stopffungen der Leber/ des Miltzes/ und
Faulfleisches zu eröffnen/ schleim und sand
der Nieren zu treiben/ auch die monatliche
reinigung der Weiberen zu beförderen.

Gebrauch.

Es wird der Weyd mehr zum Tuchfär-
ben/ alß zu der Artzney gebraucht.

Gleichwol kan man darauß den flüchti-
gen Geist/ oder das flüchtige saltz auff zweyFlüchtiger
saltzgeist.
Destillatio
spiritaus &
salis vola-
tilis abs-
que igne.

wege bekommen/ eins theils ohne Feur/ an-
ders theils aber durch das Feur. Ohne Feur
kan man es haben/ wenn man über die auff
obbeschriebene weise zubereitete ballen oder
kugeln deß Krauts/ da sie in vollem jast sind/
und über sich dämpffen/ einen sonderbahr
dazu bereiteten erdenen deckel setzet/ und o-
ben/ auff den offenen halß des deckels ein
gläsernen Helm applicieret/ auch dem schna-
del des Helms ein weit glaß oder recipien-
ten fürleget/ so wird der mit flüchtigem saltz
angefüllte Spiritus in den recipienten orden-
lich übersteigen/ welchen man hernach recti-
ficieren kan.

Vermittelst des Feurs wird die destilla-Destillatio
cum igne.

tion auff folgende weiß angestellt: Nemt
des auff obbedeutete manier zubereiteten
Weydes/ wie sie für die Färber accommo-
diert wird/ nach belieben/ zwey pfund/ thut
ihn in ein gläserne retorten/ setzt ihn in die
sandcapellen/ legt ein guten recipienten für/
verlutiert die fugen wol/ macht allgemach
Feur under/ regiert es durch seine grad/ so
wird erstlich ein wasser oder phlegma, dem-
nach der Spiritus wie ein Nebel/ samt dem
flüchtigen saltz/ und endlich ein wenig gelb-
lichtes stinckendes öl übersteigen. Den flüch-
tigen urinosischen/ von dem öl gesönderten
liquorem, kan man samt dem/ was annoch
mit Branntenwein auß dem recipienten
außgewaschen worden/ rectificieren/ entwe-
der für sich selbsten/ oder mit zumischung
purificierter gesiebter Aschen/ so wird man
einen sehr flüchtigen/ reinen/ mit flüchti-
gem saltz wol begabten Spiritum bekommen/
welchen man in wolvermachten gläseren
auffheben muß.

Dieser Spiritus auff 8. biß 12. oder mehrUnreinig-
keit des ge-
blüts.
Schleim
und sand
der nieren.
Scharbock
Podagra.
Versteckte
monat-
blum.

tropffen offt in Borretsch-wasser eingenom-
men/ treibt alle Unreinigkeit durch den
Schweiß/ reiniget die Nieren von allem
sand und schleim/ säuberet das geblüt von
allem Scharbockischen saltz/ milteret auch
die Podagrischen Gläich-schmertzen; und
bringt den Jungfrawen und Weiberen ihr
versteckte reinigung wider.

Wenn man von diesem Spiritu oder geistMandeln-
und zäpf-
slein-ge-
schwulst/
Halßent-
zündung.

under die Gurgelwasser mischet/ und damit
offt warm gurgelet/ so nimmet er die ge-
schwulst der Mandeln und Zäpfleins/ samt
der entzündung des Halses verwunderlich
hinweg.

CAP.
L l l

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] feuchtet und naß wird/ ſo iſt groſſe gefahr/
daß es nicht faulet/ und ſchwartz wird/ wel-
ches offt in einer Nacht geſchihet. Wenn a-
ber das Kraut von der uͤberfluͤſſigen feuch-
tigkeit befreyet/ ſo wird es durch die hand-
muͤhlen geſtampfet und gequetſchet/ hernach
zu einem runden hauffen geballet/ und
oben auff gedeckt/ damit es vor dem Regen
ſicher ſeye/ an die ſeiten aber werden Lufft-
roͤhr geſetzet/ damit der lufft wol durchzie-
hen/ und die feuchtigkeit des Krauts weiters
außtreiben moͤge. Nach dem ballet man das
Kraut zu kleinern kugeln/ welche ſo fort auf
ſtrohene Horden geleget/ und ferners auß-
getrucknet werden/ damit ſie ja in keine
ſchaͤdliche faͤulung gerahten. Die kugeln o-
der ballen dieſes Krauts werden von den
Bauren Schockweiß den Faͤrberen ver-
kaufft; wenn ſie denn alſo auff dillenboden
gehaͤufft werden/ ſo erwarmen ſie allge-
mach/ und laſſen das fluͤchtige alkaliſche
ſaͤltz von ſich auß/ und zwar umb ſo viel e-
hender/ wenn der lufft waͤrmer/ und der hauf-
fe groͤſſer. Von dieſem fluͤchtigen ſaltzgeiſt
werden alle waͤnd des Gemachs angefeuch-
tet/ und von dem ſtarcken geruch das gantze
Hauß angefuͤllet. Endlich wird durch zu-
gegoſſenes waſſer die hitz in den ballen ver-
groͤſſeret/ biß daß alles nicht eben zu aſchen/
wie etliche meinen/ ſonderen zu einem grob-
lichten pulver verwandelt/ und alſo von den
Faͤrberen zu nutz gezogen wird.

Jn Engelland wird das Kraut/ ſo bald es
abgeſchnitten worden/ in die Muͤhl ge-
bracht/ und ſo lang geſtampfft/ biß man es
ballen kan. Wenn es nun geballet iſt/ ſo
wird es gantz außgetrucknet/ hernach wider
in die Muͤhle getragen/ und zu reinem pul-
ver gemahlen; dieß pulver wird demnach
auff einer ebnen herde zu hauffen geſtrewet/
und mit haͤuffigem waſſer begoſſen/ biß es
in ein waͤrme gerathet/ daͤmpffet/ und voll-
kom̃en zu der Faͤrber-Arbeit tauglich wird.
Man laͤßt es aber alſo etliche wochen lang
ligen/ biß es nach und nach maceriert/ und
die waͤſſerichte feuchtigkeit davon außge-
daͤmpffet. Damit aber die hitz nicht allzu
ſtarck werde/ ſo ruͤhret man es taͤglich drey
oder vier wochen lang fleiſſig umb. Bey
dem trucknen bekompt es einen grawlichten
ſchimmel/ welcher aber wider vergehet/ ehe
es vollkommen bereitet wird. Da es aber
bereitet/ fuͤllet man ſaͤcke damit an/ und
verkaufft es alſo. Gibt eine weit beſſere und
beſtaͤndigere blawe farb/ als der Orientali-
ſche Jndigo, welcher auß dem ſafft dieſes
Krauts mit Kalck angemacht ſeyn ſoll.

Nach erſter einſamlung/ wird es wider
friſch geſaͤet/ und bey 6. wochen hernach zum
andern mahl eingeerndet. Darauff man es
annoch einmahl ſaͤet/ und alſo umb Herbſt-
zeit zum dritten mahl kan geſchnitten wer-
den. Dieſes letzſte aber komt an guͤte den vo-
rigen nicht bey; offt muß es auch wol den
Winter durch ſtehen bleiben/ wenn er zu
fruͤh anfaͤngt/ und erſt den kuͤnfftigen Fruͤh-
ling geſchnitten und eingeſamlet werden.

Auff die Felder aber/ da der Waͤyd ein
Jahr gewachſen/ wird das andre Jahr Ger-
ſten geſaͤet und geflantzet.

[Spaltenumbruch]
Eigenſchafft.

Der zahme Weyd iſt bitter und zieht
zuſammen/ derhalben er ſehr troͤcknet/ doch
iſt er nicht ſo ſcharff wie der wilde/ welcher
hefftiger waͤrmet als der zahme: Es findet
ſich in allem zimlich viel fluͤchtigen alcali-
ſchen ſaltzes/ wovon die Eigenſchafft entſte-
het/ das gebluͤt von aller Scharbockiſchen
unreinigkeit zu ſaͤuberen/ innerliche ver-
ſtopffungen der Leber/ des Miltzes/ und
Faulfleiſches zu eroͤffnen/ ſchleim und ſand
der Nieren zu treiben/ auch die monatliche
reinigung der Weiberen zu befoͤrderen.

Gebrauch.

Es wird der Weyd mehr zum Tuchfaͤr-
ben/ alß zu der Artzney gebraucht.

Gleichwol kan man darauß den fluͤchti-
gen Geiſt/ oder das fluͤchtige ſaltz auff zweyFluͤchtiger
ſaltzgeiſt.
Deſtillatio
ſpiritûs &
ſalis vola-
tilis abs-
que igne.

wege bekom̃en/ eins theils ohne Feur/ an-
ders theils aber durch das Feur. Ohne Feur
kan man es haben/ wenn man uͤber die auff
obbeſchriebene weiſe zubereitete ballen oder
kugeln deß Krauts/ da ſie in vollem jaſt ſind/
und uͤber ſich daͤmpffen/ einen ſonderbahr
dazu bereiteten erdenen deckel ſetzet/ und o-
ben/ auff den offenen halß des deckels ein
glaͤſernen Helm applicieret/ auch dem ſchna-
del des Helms ein weit glaß oder recipien-
ten fuͤrleget/ ſo wird der mit fluͤchtigem ſaltz
angefuͤllte Spiritus in den recipienten orden-
lich uͤberſteigen/ welchen man hernach recti-
ficieren kan.

Vermittelſt des Feurs wird die deſtilla-Deſtillatio
cum igne.

tion auff folgende weiß angeſtellt: Nemt
des auff obbedeutete manier zubereiteten
Weydes/ wie ſie fuͤr die Faͤrber accom̃o-
diert wird/ nach belieben/ zwey pfund/ thut
ihn in ein glaͤſerne retorten/ ſetzt ihn in die
ſandcapellen/ legt ein guten recipienten fuͤr/
verlutiert die fugen wol/ macht allgemach
Feur under/ regiert es durch ſeine grad/ ſo
wird erſtlich ein waſſer oder phlegma, dem-
nach der Spiritus wie ein Nebel/ ſamt dem
fluͤchtigen ſaltz/ und endlich ein wenig gelb-
lichtes ſtinckendes oͤl uͤberſteigen. Den fluͤch-
tigen urinoſiſchen/ von dem oͤl geſoͤnderten
liquorem, kan man ſamt dem/ was annoch
mit Branntenwein auß dem recipienten
außgewaſchen worden/ rectificieren/ entwe-
der fuͤr ſich ſelbſten/ oder mit zumiſchung
purificierter geſiebter Aſchen/ ſo wird man
einen ſehr fluͤchtigen/ reinen/ mit fluͤchti-
gem ſaltz wol begabten Spiritum bekommen/
welchen man in wolvermachten glaͤſeren
auffheben muß.

Dieſer Spiritus auff 8. biß 12. oder mehrUnreinig-
keit des ge-
bluͤts.
Schleim
und ſand
der nieren.
Scharbock
Podagra.
Verſteckte
monat-
blum.

tropffen offt in Borꝛetſch-waſſer eingenom-
men/ treibt alle Unreinigkeit durch den
Schweiß/ reiniget die Nieren von allem
ſand und ſchleim/ ſaͤuberet das gebluͤt von
allem Scharbockiſchen ſaltz/ milteret auch
die Podagriſchen Glaͤich-ſchmertzen; und
bringt den Jungfrawen und Weiberen ihr
verſteckte reinigung wider.

Wenn man von dieſem Spiritu oder geiſtMandeln-
und zaͤpf-
ſlein-ge-
ſchwulſt/
Halßent-
zuͤndung.

under die Gurgelwaſſer miſchet/ und damit
offt warm gurgelet/ ſo nimmet er die ge-
ſchwulſt der Mandeln und Zaͤpfleins/ ſamt
der entzuͤndung des Halſes verwunderlich
hinweg.

CAP.
L l l
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[449/0465] Von den Kraͤuteren. feuchtet und naß wird/ ſo iſt groſſe gefahr/ daß es nicht faulet/ und ſchwartz wird/ wel- ches offt in einer Nacht geſchihet. Wenn a- ber das Kraut von der uͤberfluͤſſigen feuch- tigkeit befreyet/ ſo wird es durch die hand- muͤhlen geſtampfet und gequetſchet/ hernach zu einem runden hauffen geballet/ und oben auff gedeckt/ damit es vor dem Regen ſicher ſeye/ an die ſeiten aber werden Lufft- roͤhr geſetzet/ damit der lufft wol durchzie- hen/ und die feuchtigkeit des Krauts weiters außtreiben moͤge. Nach dem ballet man das Kraut zu kleinern kugeln/ welche ſo fort auf ſtrohene Horden geleget/ und ferners auß- getrucknet werden/ damit ſie ja in keine ſchaͤdliche faͤulung gerahten. Die kugeln o- der ballen dieſes Krauts werden von den Bauren Schockweiß den Faͤrberen ver- kaufft; wenn ſie denn alſo auff dillenboden gehaͤufft werden/ ſo erwarmen ſie allge- mach/ und laſſen das fluͤchtige alkaliſche ſaͤltz von ſich auß/ und zwar umb ſo viel e- hender/ wenn der lufft waͤrmer/ und der hauf- fe groͤſſer. Von dieſem fluͤchtigen ſaltzgeiſt werden alle waͤnd des Gemachs angefeuch- tet/ und von dem ſtarcken geruch das gantze Hauß angefuͤllet. Endlich wird durch zu- gegoſſenes waſſer die hitz in den ballen ver- groͤſſeret/ biß daß alles nicht eben zu aſchen/ wie etliche meinen/ ſonderen zu einem grob- lichten pulver verwandelt/ und alſo von den Faͤrberen zu nutz gezogen wird. Jn Engelland wird das Kraut/ ſo bald es abgeſchnitten worden/ in die Muͤhl ge- bracht/ und ſo lang geſtampfft/ biß man es ballen kan. Wenn es nun geballet iſt/ ſo wird es gantz außgetrucknet/ hernach wider in die Muͤhle getragen/ und zu reinem pul- ver gemahlen; dieß pulver wird demnach auff einer ebnen herde zu hauffen geſtrewet/ und mit haͤuffigem waſſer begoſſen/ biß es in ein waͤrme gerathet/ daͤmpffet/ und voll- kom̃en zu der Faͤrber-Arbeit tauglich wird. Man laͤßt es aber alſo etliche wochen lang ligen/ biß es nach und nach maceriert/ und die waͤſſerichte feuchtigkeit davon außge- daͤmpffet. Damit aber die hitz nicht allzu ſtarck werde/ ſo ruͤhret man es taͤglich drey oder vier wochen lang fleiſſig umb. Bey dem trucknen bekompt es einen grawlichten ſchimmel/ welcher aber wider vergehet/ ehe es vollkommen bereitet wird. Da es aber bereitet/ fuͤllet man ſaͤcke damit an/ und verkaufft es alſo. Gibt eine weit beſſere und beſtaͤndigere blawe farb/ als der Orientali- ſche Jndigo, welcher auß dem ſafft dieſes Krauts mit Kalck angemacht ſeyn ſoll. Nach erſter einſamlung/ wird es wider friſch geſaͤet/ und bey 6. wochen hernach zum andern mahl eingeerndet. Darauff man es annoch einmahl ſaͤet/ und alſo umb Herbſt- zeit zum dritten mahl kan geſchnitten wer- den. Dieſes letzſte aber komt an guͤte den vo- rigen nicht bey; offt muß es auch wol den Winter durch ſtehen bleiben/ wenn er zu fruͤh anfaͤngt/ und erſt den kuͤnfftigen Fruͤh- ling geſchnitten und eingeſamlet werden. Auff die Felder aber/ da der Waͤyd ein Jahr gewachſen/ wird das andre Jahr Ger- ſten geſaͤet und geflantzet. Eigenſchafft. Der zahme Weyd iſt bitter und zieht zuſammen/ derhalben er ſehr troͤcknet/ doch iſt er nicht ſo ſcharff wie der wilde/ welcher hefftiger waͤrmet als der zahme: Es findet ſich in allem zimlich viel fluͤchtigen alcali- ſchen ſaltzes/ wovon die Eigenſchafft entſte- het/ das gebluͤt von aller Scharbockiſchen unreinigkeit zu ſaͤuberen/ innerliche ver- ſtopffungen der Leber/ des Miltzes/ und Faulfleiſches zu eroͤffnen/ ſchleim und ſand der Nieren zu treiben/ auch die monatliche reinigung der Weiberen zu befoͤrderen. Gebrauch. Es wird der Weyd mehr zum Tuchfaͤr- ben/ alß zu der Artzney gebraucht. Gleichwol kan man darauß den fluͤchti- gen Geiſt/ oder das fluͤchtige ſaltz auff zwey wege bekom̃en/ eins theils ohne Feur/ an- ders theils aber durch das Feur. Ohne Feur kan man es haben/ wenn man uͤber die auff obbeſchriebene weiſe zubereitete ballen oder kugeln deß Krauts/ da ſie in vollem jaſt ſind/ und uͤber ſich daͤmpffen/ einen ſonderbahr dazu bereiteten erdenen deckel ſetzet/ und o- ben/ auff den offenen halß des deckels ein glaͤſernen Helm applicieret/ auch dem ſchna- del des Helms ein weit glaß oder recipien- ten fuͤrleget/ ſo wird der mit fluͤchtigem ſaltz angefuͤllte Spiritus in den recipienten orden- lich uͤberſteigen/ welchen man hernach recti- ficieren kan. Fluͤchtiger ſaltzgeiſt. Deſtillatio ſpiritûs & ſalis vola- tilis abs- que igne. Vermittelſt des Feurs wird die deſtilla- tion auff folgende weiß angeſtellt: Nemt des auff obbedeutete manier zubereiteten Weydes/ wie ſie fuͤr die Faͤrber accom̃o- diert wird/ nach belieben/ zwey pfund/ thut ihn in ein glaͤſerne retorten/ ſetzt ihn in die ſandcapellen/ legt ein guten recipienten fuͤr/ verlutiert die fugen wol/ macht allgemach Feur under/ regiert es durch ſeine grad/ ſo wird erſtlich ein waſſer oder phlegma, dem- nach der Spiritus wie ein Nebel/ ſamt dem fluͤchtigen ſaltz/ und endlich ein wenig gelb- lichtes ſtinckendes oͤl uͤberſteigen. Den fluͤch- tigen urinoſiſchen/ von dem oͤl geſoͤnderten liquorem, kan man ſamt dem/ was annoch mit Branntenwein auß dem recipienten außgewaſchen worden/ rectificieren/ entwe- der fuͤr ſich ſelbſten/ oder mit zumiſchung purificierter geſiebter Aſchen/ ſo wird man einen ſehr fluͤchtigen/ reinen/ mit fluͤchti- gem ſaltz wol begabten Spiritum bekommen/ welchen man in wolvermachten glaͤſeren auffheben muß. Deſtillatio cum igne. Dieſer Spiritus auff 8. biß 12. oder mehr tropffen offt in Borꝛetſch-waſſer eingenom- men/ treibt alle Unreinigkeit durch den Schweiß/ reiniget die Nieren von allem ſand und ſchleim/ ſaͤuberet das gebluͤt von allem Scharbockiſchen ſaltz/ milteret auch die Podagriſchen Glaͤich-ſchmertzen; und bringt den Jungfrawen und Weiberen ihr verſteckte reinigung wider. Unreinig- keit des ge- bluͤts. Schleim und ſand der nieren. Scharbock Podagra. Verſteckte monat- blum. Wenn man von dieſem Spiritu oder geiſt under die Gurgelwaſſer miſchet/ und damit offt warm gurgelet/ ſo nimmet er die ge- ſchwulſt der Mandeln und Zaͤpfleins/ ſamt der entzuͤndung des Halſes verwunderlich hinweg. Mandeln- und zaͤpf- ſlein-ge- ſchwulſt/ Halßent- zuͤndung. CAP. L l l

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/465>, abgerufen am 23.11.2024.