[Spaltenumbruch]
der Rüben: Sein samen ligt in sehr langen hülsen verschlossen/ ist erstlich gelblicht/ aber in seiner volkommenheit nimt er an sich ein schwartzlichte Farbe/ wird rund und am ge- schmack bitter. Die wurtzel ist weiß/ fingers dick/ am geschmack ein wenig scharff und etwas bitter/ verdirbt nach dem Samen. Wächßt auff den Brachfelderen.
2. Das ander Geschlecht des wilden Köhls/ Brassica campestris perfoliata flore pur- pureo, C. B. hat weisse runde und schuh-hohe siengel/ so mit etlichen neben-ästlein begabet sind/ auß welchen underschiedliche weisse blätter/ wie an dem Durchwachs herfür- kommen/ und auch auff solche weiß den sten- gel umbgeben. Die neben-ästlein tragen im Mäyen etliche weisse Blumen/ den Köhl- blumen ähnlich/ denen lange und viereckichte hörnlein nachfolgen/ in welchen ein braun- schwartzer samen liget/ so kleiner als der Köhl-samen ist. Er gibet ein hitzigen ge- schmack/ und wächßt von sich selbsten in grosser anzahl auff den Wienerischen Aecke- ren in Oesterreich. Man findet ihn auch in dem Spanischen Königreich Murcia/ in- sonderheit bey der Statt Lorca/ die Mur- cianer nennen ihn Collion, kleinen Köhl. Obwohlen seine wurtzel starck und mit etli- chen zaseln begabet ist/ verdirbt sie doch/ wenn sie den samen bringet. P. Bocconus beschrei- bet einen wilden Köhl mit Wundkraut-blät- teren/ Brassicam sylvestrem Fabariae foliis, wel- cher von jetzt beschriebenem Geschlecht an- derst nicht underscheiden/ alß daß er daur- haffte wurtzeln hat.
3. Der grosse breit-blättige wilde Köhl/ Brassica sylvestris latifolia foliis non sinuosis, C. B. Brassica sylvestris major latifolia Thalio, J. Bauh.
4. Der wilde Verg-köhl/ Brassica sylve- stris alpina, C. B. an Barbarea muralis, J. B.
5. Der wilde Köhl mit Wegwarten-blät- tern/ Brassica sylvestris foliis circa radicem Ci- choraceis, C. B. Jtem, Brassica sylvestris ra- mosa tota pene glabra, Ejusd. Glastifolia Ci- choroides, J. B. Wächßt umb Basel in san- dichtem grund dem Rheinfluß nach. Blü- het im Aprillen und Mäy.
6. Ein schöner wilder Köhl/ Turritis pul- chra nova, J. B.
7. Der wilde Köhl mit gantzen Blättern/ Brassica sylvestris foliis integris & hispidis, C. B. Turritis vulgatior, J. B.
8. Der kleine wilde Köhl mit Maßlieben- blättern/ Brassica sylvestris minor, s. Turritis supina folio Bellidis, Morison.
9. Der kleinste/ flache/ wilde Köhl/ Bras- sica spuria minima foliis hirfutis & glabris, J. Raji. Bursae pastoris similis siliquosa major & minor, C. B. Bursa pastoris s. Pilosella filiquo- sa, J. B.
Eigenschafft.
Der wilde Köhl mag im ersten grad wär- men/ und trucknen: hat zwar nicht so viel saffts als der zahme Köhl/ dennoch aber auch ein nitrosisches/ scharfflicht-flüchtiges saltz bey sich/ mit etwas ölicht bitteren theilgen vermischet/ daher er die eigenschafft hat/ zu erweichen/ zu erdünneren/ zu lösen/ den Leib gelind zu öffnen/ und die Würm zu treiben.
[Spaltenumbruch]
Gebrauch.
Jn Jtalien nutzen ihn die Bauren in derSpük- würm. Kost. Ein halb quintlein des wilden Köhl- samens zerstossen/ und in Milch öffters ein- genommen/ treibt die Spullwürm auß/ wenn sie auch schon lange zeit im Bauch ge- legen sind.
Der Safft auß dem wilden Köhl in dieVerste- ckung der Nasentrü- sen. Nasen gezogen/ zieht viel rotz und schleim auß dem Haupt/ reiniget und macht es leicht/ solches thut er kräfftiger als der safft/ so auß dem Mangold gepreßt wird.
Der Meer-köhl/ Brassica monospermos Anglica, J. B. maritima, C. B. hat ein dicke/ mit viel Neben-würtzelein begabte/ viel jahr auß grünende Wurtzel; darauß etliche breite/ weite/ dicke/ safftige/ zerbrüchliche/ grau- grüne blätter auffwachsen; zwischen welchen der dicke/ mit etlichen blättern bekleidete/ oben auß in viel äst sich vertheilende stengel zwey schuhe hoch auffwächßt; auff welchem die bleich-weissen vier-blättigen blümlein/ dolderweiß erscheinen; denen kurtze/ dicke/ außgespitzte/ äschfarbe samen-gefäßlein/ in grösse der Kirschen-kernen/ folgen/ in de- ren jedem nur ein eintziger samen sich findet/ so groß als ein Wicken-kern. Jm Früh- ling pflegt mans für ein Gartenkraut zu es- sen. Wächßt durchgehends in dem sandich-
ten bo-
Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch]
der Ruͤben: Sein ſamen ligt in ſehr langen huͤlſen verſchloſſen/ iſt erſtlich gelblicht/ aber in ſeiner volkommenheit nimt er an ſich ein ſchwartzlichte Farbe/ wird rund und am ge- ſchmack bitter. Die wurtzel iſt weiß/ fingers dick/ am geſchmack ein wenig ſcharff und etwas bitter/ verdirbt nach dem Samen. Waͤchßt auff den Brachfelderen.
2. Das ander Geſchlecht des wilden Koͤhls/ Braſsica campeſtris perfoliata flore pur- pureo, C. B. hat weiſſe runde und ſchuh-hohe ſiengel/ ſo mit etlichen neben-aͤſtlein begabet ſind/ auß welchen underſchiedliche weiſſe blaͤtter/ wie an dem Durchwachs herfuͤr- kommen/ und auch auff ſolche weiß den ſten- gel umbgeben. Die neben-aͤſtlein tragen im Maͤyen etliche weiſſe Blumen/ den Koͤhl- blumen aͤhnlich/ denen lange und viereckichte hoͤrnlein nachfolgen/ in welchen ein braun- ſchwartzer ſamen liget/ ſo kleiner als der Koͤhl-ſamen iſt. Er gibet ein hitzigen ge- ſchmack/ und waͤchßt von ſich ſelbſten in groſſer anzahl auff den Wieneriſchen Aecke- ren in Oeſterꝛeich. Man findet ihn auch in dem Spaniſchen Koͤnigreich Murcia/ in- ſonderheit bey der Statt Lorca/ die Mur- cianer nennen ihn Collion, kleinen Koͤhl. Obwohlen ſeine wurtzel ſtarck und mit etli- chen zaſeln begabet iſt/ verdirbt ſie doch/ weñ ſie den ſamen bringet. P. Bocconus beſchrei- bet einen wilden Koͤhl mit Wundkraut-blaͤt- teren/ Braſsicam ſylveſtrem Fabariæ foliis, wel- cher von jetzt beſchriebenem Geſchlecht an- derſt nicht underſcheiden/ alß daß er daur- haffte wurtzeln hat.
3. Der groſſe breit-blaͤttige wilde Koͤhl/ Braſsica ſylveſtris latifolia foliis non ſinuoſis, C. B. Braſsica ſylveſtris major latifolia Thalio, J. Bauh.
4. Der wilde Verg-koͤhl/ Braſsica ſylve- ſtris alpina, C. B. an Barbarea muralis, J. B.
5. Der wilde Koͤhl mit Wegwarten-blaͤt- tern/ Braſſica ſylveſtris foliis circa radicem Ci- choraceis, C. B. Jtem, Braſsica ſylveſtris ra- moſa tota penè glabra, Ejusd. Glaſtifolia Ci- choroides, J. B. Waͤchßt umb Baſel in ſan- dichtem grund dem Rheinfluß nach. Bluͤ- het im Aprillen und Maͤy.
6. Ein ſchoͤner wilder Koͤhl/ Turritis pul- chra nova, J. B.
7. Der wilde Koͤhl mit gantzen Blaͤttern/ Braſsica ſylveſtris foliis integris & hiſpidis, C. B. Turritis vulgatior, J. B.
8. Der kleine wilde Koͤhl mit Maßlieben- blaͤttern/ Braſſica ſylveſtris minor, ſ. Turritis ſupina folio Bellidis, Moriſon.
9. Der kleinſte/ flache/ wilde Koͤhl/ Braſ- ſica ſpuria minima foliis hirfutis & glabris, J. Raji. Burſæ paſtoris ſimilis ſiliquoſa major & minor, C. B. Burſa paſtoris ſ. Piloſella filiquo- ſa, J. B.
Eigenſchafft.
Der wilde Koͤhl mag im erſten grad waͤr- men/ und trucknen: hat zwar nicht ſo viel ſaffts als der zahme Koͤhl/ dennoch aber auch ein nitroſiſches/ ſcharfflicht-fluͤchtiges ſaltz bey ſich/ mit etwas oͤlicht bitteren theilgen vermiſchet/ daher er die eigenſchafft hat/ zu erweichen/ zu erduͤnneren/ zu loͤſen/ den Leib gelind zu oͤffnen/ und die Wuͤrm zu treiben.
[Spaltenumbruch]
Gebrauch.
Jn Jtalien nutzen ihn die Bauren in derSpuͤk- wuͤrm. Koſt. Ein halb quintlein des wilden Koͤhl- ſamens zerſtoſſen/ und in Milch oͤffters ein- genommen/ treibt die Spullwuͤrm auß/ wenn ſie auch ſchon lange zeit im Bauch ge- legen ſind.
Der Safft auß dem wilden Koͤhl in dieVerſte- ckung der Naſentruͤ- ſen. Naſen gezogen/ zieht viel rotz und ſchleim auß dem Haupt/ reiniget und macht es leicht/ ſolches thut er kraͤfftiger als der ſafft/ ſo auß dem Mangold gepreßt wird.
Der Meer-koͤhl/ Braſſica monoſpermos Anglica, J. B. maritima, C. B. hat ein dicke/ mit viel Neben-wuͤrtzelein begabte/ viel jahr auß gruͤnende Wurtzel; darauß etliche breite/ weite/ dicke/ ſafftige/ zerbruͤchliche/ grau- gruͤne blaͤtter auffwachſen; zwiſchen welchen der dicke/ mit etlichen blaͤttern bekleidete/ oben auß in viel aͤſt ſich vertheilende ſtengel zwey ſchuhe hoch auffwaͤchßt; auff welchem die bleich-weiſſen vier-blaͤttigen bluͤmlein/ dolderweiß erſcheinen; denen kurtze/ dicke/ außgeſpitzte/ aͤſchfarbe ſamen-gefaͤßlein/ in groͤſſe der Kirſchen-kernen/ folgen/ in de- ren jedem nur ein eintziger ſamen ſich findet/ ſo groß als ein Wicken-kern. Jm Fruͤh- ling pflegt mans fuͤr ein Gartenkraut zu eſ- ſen. Waͤchßt durchgehends in dem ſandich-
ten bo-
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[446/0462]
Das Andere Buch/
der Ruͤben: Sein ſamen ligt in ſehr langen
huͤlſen verſchloſſen/ iſt erſtlich gelblicht/ aber
in ſeiner volkommenheit nimt er an ſich ein
ſchwartzlichte Farbe/ wird rund und am ge-
ſchmack bitter. Die wurtzel iſt weiß/ fingers
dick/ am geſchmack ein wenig ſcharff und
etwas bitter/ verdirbt nach dem Samen.
Waͤchßt auff den Brachfelderen.
2. Das ander Geſchlecht des wilden
Koͤhls/ Braſsica campeſtris perfoliata flore pur-
pureo, C. B. hat weiſſe runde und ſchuh-hohe
ſiengel/ ſo mit etlichen neben-aͤſtlein begabet
ſind/ auß welchen underſchiedliche weiſſe
blaͤtter/ wie an dem Durchwachs herfuͤr-
kommen/ und auch auff ſolche weiß den ſten-
gel umbgeben. Die neben-aͤſtlein tragen im
Maͤyen etliche weiſſe Blumen/ den Koͤhl-
blumen aͤhnlich/ denen lange und viereckichte
hoͤrnlein nachfolgen/ in welchen ein braun-
ſchwartzer ſamen liget/ ſo kleiner als der
Koͤhl-ſamen iſt. Er gibet ein hitzigen ge-
ſchmack/ und waͤchßt von ſich ſelbſten in
groſſer anzahl auff den Wieneriſchen Aecke-
ren in Oeſterꝛeich. Man findet ihn auch in
dem Spaniſchen Koͤnigreich Murcia/ in-
ſonderheit bey der Statt Lorca/ die Mur-
cianer nennen ihn Collion, kleinen Koͤhl.
Obwohlen ſeine wurtzel ſtarck und mit etli-
chen zaſeln begabet iſt/ verdirbt ſie doch/ weñ
ſie den ſamen bringet. P. Bocconus beſchrei-
bet einen wilden Koͤhl mit Wundkraut-blaͤt-
teren/ Braſsicam ſylveſtrem Fabariæ foliis, wel-
cher von jetzt beſchriebenem Geſchlecht an-
derſt nicht underſcheiden/ alß daß er daur-
haffte wurtzeln hat.
3. Der groſſe breit-blaͤttige wilde Koͤhl/
Braſsica ſylveſtris latifolia foliis non ſinuoſis,
C. B. Braſsica ſylveſtris major latifolia Thalio,
J. Bauh.
4. Der wilde Verg-koͤhl/ Braſsica ſylve-
ſtris alpina, C. B. an Barbarea muralis, J. B.
5. Der wilde Koͤhl mit Wegwarten-blaͤt-
tern/ Braſſica ſylveſtris foliis circa radicem Ci-
choraceis, C. B. Jtem, Braſsica ſylveſtris ra-
moſa tota penè glabra, Ejusd. Glaſtifolia Ci-
choroides, J. B. Waͤchßt umb Baſel in ſan-
dichtem grund dem Rheinfluß nach. Bluͤ-
het im Aprillen und Maͤy.
6. Ein ſchoͤner wilder Koͤhl/ Turritis pul-
chra nova, J. B.
7. Der wilde Koͤhl mit gantzen Blaͤttern/
Braſsica ſylveſtris foliis integris & hiſpidis, C.
B. Turritis vulgatior, J. B.
8. Der kleine wilde Koͤhl mit Maßlieben-
blaͤttern/ Braſſica ſylveſtris minor, ſ. Turritis
ſupina folio Bellidis, Moriſon.
9. Der kleinſte/ flache/ wilde Koͤhl/ Braſ-
ſica ſpuria minima foliis hirfutis & glabris, J.
Raji. Burſæ paſtoris ſimilis ſiliquoſa major &
minor, C. B. Burſa paſtoris ſ. Piloſella filiquo-
ſa, J. B.
Eigenſchafft.
Der wilde Koͤhl mag im erſten grad waͤr-
men/ und trucknen: hat zwar nicht ſo viel
ſaffts als der zahme Koͤhl/ dennoch aber auch
ein nitroſiſches/ ſcharfflicht-fluͤchtiges ſaltz
bey ſich/ mit etwas oͤlicht bitteren theilgen
vermiſchet/ daher er die eigenſchafft hat/ zu
erweichen/ zu erduͤnneren/ zu loͤſen/ den
Leib gelind zu oͤffnen/ und die Wuͤrm zu
treiben.
Gebrauch.
Jn Jtalien nutzen ihn die Bauren in der
Koſt. Ein halb quintlein des wilden Koͤhl-
ſamens zerſtoſſen/ und in Milch oͤffters ein-
genommen/ treibt die Spullwuͤrm auß/
wenn ſie auch ſchon lange zeit im Bauch ge-
legen ſind.
Spuͤk-
wuͤrm.
Der Safft auß dem wilden Koͤhl in die
Naſen gezogen/ zieht viel rotz und ſchleim
auß dem Haupt/ reiniget und macht es
leicht/ ſolches thut er kraͤfftiger als der ſafft/
ſo auß dem Mangold gepreßt wird.
Verſte-
ckung der
Naſentruͤ-
ſen.
CAPUT LXXXIV.
[Abbildung Meer-winde. Soldanella marina.
]
Namen.
MEer-winde heißt Lateiniſch/ Solda-
nella marina, Volubilis marina, Con-
volvulus maritimus. Jtaliaͤniſch/
Soldanella. Engliſch/ Dea-colewort.
Geſtalt.
Der Meer-koͤhl/ Braſſica monoſpermos
Anglica, J. B. maritima, C. B. hat ein dicke/
mit viel Neben-wuͤrtzelein begabte/ viel jahr
auß gruͤnende Wurtzel; darauß etliche breite/
weite/ dicke/ ſafftige/ zerbruͤchliche/ grau-
gruͤne blaͤtter auffwachſen; zwiſchen welchen
der dicke/ mit etlichen blaͤttern bekleidete/
oben auß in viel aͤſt ſich vertheilende ſtengel
zwey ſchuhe hoch auffwaͤchßt; auff welchem
die bleich-weiſſen vier-blaͤttigen bluͤmlein/
dolderweiß erſcheinen; denen kurtze/ dicke/
außgeſpitzte/ aͤſchfarbe ſamen-gefaͤßlein/ in
groͤſſe der Kirſchen-kernen/ folgen/ in de-
ren jedem nur ein eintziger ſamen ſich findet/
ſo groß als ein Wicken-kern. Jm Fruͤh-
ling pflegt mans fuͤr ein Gartenkraut zu eſ-
ſen. Waͤchßt durchgehends in dem ſandich-
ten bo-
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/462>, abgerufen am 22.12.2024.
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