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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] ber mit kleinen kerffen getheilet. Die wur-
tzel ist zasicht/ und hängt neben zu ein knöpf-
lein/ dahero man ihne gemeiniglich Bückel-
köhl nennet.

14. Der nidrige gesaumte krause Köhl/
Brassica fimbriata pumila, C. B. Anglicana mi-
nima nivea, J. B.
Jst an seinem purpurfarben
umbkreiß geschnitzt oder gesaumet/ und mit
flecklein besprenget/ in dem übrigen aber
gantz weiß. Er wird in den Engelländischen/
Frantzösischen und Holländischen Gärten
gepflantzet/ und weilen er einen lieblichen
geschmack gibt/ bey ihnen zur Speiß ge-
braucht.

15. Der gefaltete rothe Köhl/ mit tieff ge-
bogenen oder gefalteten blätteren/ daß er
gantz krauß zu seyn scheinet/ verträgt den
Winter wol. Jst sonsten grösse halben dem
gemeinen rothen Köhl gleich. Brassica lacinia-
ta rubra, J. B.

16. Der gefaltete oder zerschnittene weisse
Köhl/ Brassica laciniata alba, J. B.

17. Der kleine rothe Feld-Köhl/ Brassica
arvensis, C. B. rubra minor, J. B. sylvestris, Park.
Germ.
Jst bey nahem der kleineste Köhl un-
der allen mit kleinen stielen/ dünnen blätte-
ren/ und gelben blümlein.

18. Der tieff und rein eingeschnittene
Köhl/ mit breiten oder schmalen Eppich-
blätteren/ Brassica angusto, vel lato Apii fo-
lio, C. B. tenuissime laciniata, J. B.

19. Der stachlichte Köhl/ mit elen-lan-
gem stengel/ viel langen/ runden/ dicken/
steifflichten ästen/ und unzahlbaren neben-
ästlein/ so in kleine/ weisse stacheln außge-
hen: an welchen kleine/ weiß-rothe/ den Hya-
cinthen-blümlein gleiche blümlein wach-
sen: denen kleine/ runde/ Zieser-erbsen gros-
se/ gelbe/ nicht unlieblich schmäckende Früch-
ten folgen/ Brassica spinosa, Park. C. B. Alpin. exot.

Von dem wilden Köhl/ Meer- und Berg-
köhl wird in den zwey nachfolgenden Capi-
tuln gehandlet.

Die Köhl-kräuter insgesamt erforderen
einen geschlachten wolgemisteten Grund;
der starcke lettichte/ wie auch der magere
sandichte Grund ist ihnen nicht dienstlich.
Jm Mertzen bey nidsich gehendem Mond/
und zwar nächst dem Wädel/ ist die beste
zeit dergleichen Kraut zu säen: im Mäy
aber wird es umbgepflantzet oder versetzet.
Der Kabiß/ so man übersetzen will/ muß et-
was dick gesäet werden; und wenn er denn
5. oder 6. blätter bekommen/ mag man ihn
schon versetzen: es will aber der Kabiß nicht
zu jung übersetzet seyn; weilen den allzu klei-
nen Setzlingen leichtlich etwas vom grund
in das hertz-kiel kommen kan/ so deren künf-
tigen wachsthumb schädlich seyn wurd. Jm
versetzen muß man grosse löcher machen/
und guten alten mist darein thun/ allein in
der mitten/ da der setzling hinkomt/ etwas
grunds darunder vermischen. Die löcher sol-
len nicht gar außgefüllet werden/ damit
man nachwerts was weiters darzu thun/
und den Setzling mithin verschütten könne/
daß er keinen langen stengel bekomme: da
sich aber solches begeben wolte/ soll alsdenn
an der einen seiten umb das Kabiß-stöcklein
der grund hinweg gethan/ ein kleines grüb-
lein gemacht/ das stöcklein säuberlich ge-
[Spaltenumbruch] buckt/ und wie ein Rebschoß darein gelegt/
nachwerts mit grund verschüttet/ und zuge-
deckt werden/ daß nichts herfür sehe/ als die
blätter/ und da es nicht fett/ soll nachmah-
len etwas von mist darzu gelegt werden. Es
sollen aber dise beyde stück/ so wol das ver-
setzen als das einlegen/ wenn es die gelegen-
heit ertragen mag/ im Vollmond/ da der
Mond noch nidsich gehet/ beschehen; so be-
kommet der Kabiß viel schöner und grössere
häupter/ allein daß man den grund umb
den stock/ wenn es vonnöthen/ immer erhöhe.

Den Winter-Cappes oder Kabiß pflegt
man zu end des Augstmonats/ wenn es nicht
mehr so warm wetter ist/ bey oberzehlter
Mondszeit zu säen/ auch dabey den Samen
nicht zu sparen. Jm Frühling/ wenn es zu
Nacht gefriert/ und am Tag die Sonne
scheint/ ist ihme dasselbe also zuwider/ und
schädlich/ daß wo dem nicht vorgebawen
wird/ er gäntzlich zu grund gehet; dasselbe
nun zuverhüten/ soll der Cappes zu anfang
solcher zeit/ Nachts/ wie auch die mehrere
zeit des Tags zugedeckt seyn/ biß er des wet-
ters gewohnet/ und die kalte zeit fürüber.

Das begiessen belangend/ muß solches
nicht mit frischem/ sondern mit faulem re-
gen- oder mist-wasser beschehen: und da der
Cappes außgewachsen/ soll doch mit dem ab-
hawen nicht geeilet/ sondern es biß auff die
zeit/ da die kälte einfallen will/ verschoben
werden. Er soll auch nicht alsobald in Keller
gethan/ sondern etwann an truckne Lüfft
unter übersich gehänget werden/ damit das
wasser darauß fliessen möge: im Keller aber
soll man ihn auff die abgehauenen stortzen/
und etwan auff einem laden/ doch nicht zu
hoch vom boden legen. Etliche lassen die
gestümlete stortzen in der Erden/ die schlagen
im Frühling in blätter auß/ welche nutzlich
auff den Suppen gebraucht werden.

Der Blumen-köhl ist so zart/ daß sein
Same in unsern Landen nicht reiffen will.
Derhalben man guten Samen auß Jta-
lien/ oder anderen warmen Länderen haben
muß/ welchen man denn auff ein Mistbett
im Mertzen säet/ und nachdem die pflantzen
biß ins 6. blat erwachsen/ in einen wolge-
düngten grund/ der nicht sumpficht seye/
versetzet; ihnen mit begiessen widerumb wol
abwartet; so bringen sie ihre Blumen auff
St. Johann und ferner biß in den Herbst;
davon man ein theil verbrauchen kan. Die
übrigen welche den Winter durch sollen ver-
wahret werden/ hebt man mit der wurtzel
auß/ ehe es zu reiffen und zu frieren anfän-
get/ und setzet sie im Keller in Sand oder
Erde/ umb davon nach und nach in der
Küche zu nutzen.

Eigenschafft.

Das Köhl-kraut ist warm und trocken im
ersten grad: hat viel wässerichten/ mit ei-
nem nitrosischen/ flüchtigen/ scharfflichten
Saltz vergesellschaffteten safft/ und daher
die Eigenschafft zu erdünneren alles schlei-
michte/ auch durch den Harn zu treiben/ und
die Wunden zu heilen. Jn dem Samen ent-
haltet sich annoch ein öl. Zu der Artzney
wird der rothe Blätter-köhl/ so keine köpff
trägt/ gezogen.

Gebrauch.

Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] ber mit kleinen kerffen getheilet. Die wur-
tzel iſt zaſicht/ und haͤngt neben zu ein knoͤpf-
lein/ dahero man ihne gemeiniglich Buͤckel-
koͤhl nennet.

14. Der nidrige geſaumte krauſe Koͤhl/
Braſsica fimbriata pumila, C. B. Anglicana mi-
nima nivea, J. B.
Jſt an ſeinem purpurfarben
umbkreiß geſchnitzt oder geſaumet/ und mit
flecklein beſprenget/ in dem uͤbrigen aber
gantz weiß. Er wird in den Engellaͤndiſchen/
Frantzoͤſiſchen und Hollaͤndiſchen Gaͤrten
gepflantzet/ und weilen er einen lieblichen
geſchmack gibt/ bey ihnen zur Speiß ge-
braucht.

15. Der gefaltete rothe Koͤhl/ mit tieff ge-
bogenen oder gefalteten blaͤtteren/ daß er
gantz krauß zu ſeyn ſcheinet/ vertraͤgt den
Winter wol. Jſt ſonſten groͤſſe halben dem
gemeinen rothen Koͤhl gleich. Braſſica lacinia-
ta rubra, J. B.

16. Der gefaltete oder zerſchnittene weiſſe
Koͤhl/ Braſſica laciniata alba, J. B.

17. Der kleine rothe Feld-Koͤhl/ Braſſica
arvenſis, C. B. rubra minor, J. B. ſylveſtris, Park.
Germ.
Jſt bey nahem der kleineſte Koͤhl un-
der allen mit kleinen ſtielen/ duͤnnen blaͤtte-
ren/ und gelben bluͤmlein.

18. Der tieff und rein eingeſchnittene
Koͤhl/ mit breiten oder ſchmalen Eppich-
blaͤtteren/ Braſſica anguſto, vel lato Apii fo-
lio, C. B. tenuiſſimè laciniata, J. B.

19. Der ſtachlichte Koͤhl/ mit elen-lan-
gem ſtengel/ viel langen/ runden/ dicken/
ſteifflichten aͤſten/ und unzahlbaren neben-
aͤſtlein/ ſo in kleine/ weiſſe ſtacheln außge-
hen: an welchen kleine/ weiß-rothe/ den Hya-
cinthen-bluͤmlein gleiche bluͤmlein wach-
ſen: denen kleine/ runde/ Zieſer-erbſen groſ-
ſe/ gelbe/ nicht unlieblich ſchmaͤckende Fruͤch-
ten folgen/ Braſſica ſpinoſa, Park. C. B. Alpin. exot.

Von dem wilden Koͤhl/ Meer- und Berg-
koͤhl wird in den zwey nachfolgenden Capi-
tuln gehandlet.

Die Koͤhl-kraͤuter insgeſamt erforderen
einen geſchlachten wolgemiſteten Grund;
der ſtarcke lettichte/ wie auch der magere
ſandichte Grund iſt ihnen nicht dienſtlich.
Jm Mertzen bey nidſich gehendem Mond/
und zwar naͤchſt dem Waͤdel/ iſt die beſte
zeit dergleichen Kraut zu ſaͤen: im Maͤy
aber wird es umbgepflantzet oder verſetzet.
Der Kabiß/ ſo man uͤberſetzen will/ muß et-
was dick geſaͤet werden; und wenn er denn
5. oder 6. blaͤtter bekommen/ mag man ihn
ſchon verſetzen: es will aber der Kabiß nicht
zu jung uͤberſetzet ſeyn; weilen den allzu klei-
nen Setzlingen leichtlich etwas vom grund
in das hertz-kiel kommen kan/ ſo deren kuͤnf-
tigen wachsthumb ſchaͤdlich ſeyn wurd. Jm
verſetzen muß man groſſe loͤcher machen/
und guten alten miſt darein thun/ allein in
der mitten/ da der ſetzling hinkomt/ etwas
grunds darunder vermiſchen. Die loͤcher ſol-
len nicht gar außgefuͤllet werden/ damit
man nachwerts was weiters darzu thun/
und den Setzling mithin verſchuͤtten koͤnne/
daß er keinen langen ſtengel bekomme: da
ſich aber ſolches begeben wolte/ ſoll alsdenn
an der einen ſeiten umb das Kabiß-ſtoͤcklein
der grund hinweg gethan/ ein kleines gruͤb-
lein gemacht/ das ſtoͤcklein ſaͤuberlich ge-
[Spaltenumbruch] buckt/ und wie ein Rebſchoß darein gelegt/
nachwerts mit grund verſchuͤttet/ und zuge-
deckt werden/ daß nichts herfuͤr ſehe/ als die
blaͤtter/ und da es nicht fett/ ſoll nachmah-
len etwas von miſt darzu gelegt werden. Es
ſollen aber diſe beyde ſtuͤck/ ſo wol das ver-
ſetzen als das einlegen/ wenn es die gelegen-
heit ertragen mag/ im Vollmond/ da der
Mond noch nidſich gehet/ beſchehen; ſo be-
kommet der Kabiß viel ſchoͤner und groͤſſere
haͤupter/ allein daß man den grund umb
den ſtock/ wenn es vonnoͤthen/ im̃er erhoͤhe.

Den Winter-Cappes oder Kabiß pflegt
man zu end des Augſtmonats/ weñ es nicht
mehr ſo warm wetter iſt/ bey oberzehlter
Mondszeit zu ſaͤen/ auch dabey den Samen
nicht zu ſparen. Jm Fruͤhling/ wenn es zu
Nacht gefriert/ und am Tag die Sonne
ſcheint/ iſt ihme daſſelbe alſo zuwider/ und
ſchaͤdlich/ daß wo dem nicht vorgebawen
wird/ er gaͤntzlich zu grund gehet; daſſelbe
nun zuverhuͤten/ ſoll der Cappes zu anfang
ſolcher zeit/ Nachts/ wie auch die mehrere
zeit des Tags zugedeckt ſeyn/ biß er des wet-
ters gewohnet/ und die kalte zeit fuͤruͤber.

Das begieſſen belangend/ muß ſolches
nicht mit friſchem/ ſondern mit faulem re-
gen- oder miſt-waſſer beſchehen: und da der
Cappes außgewachſen/ ſoll doch mit dem ab-
hawen nicht geeilet/ ſondern es biß auff die
zeit/ da die kaͤlte einfallen will/ verſchoben
werden. Er ſoll auch nicht alſobald in Keller
gethan/ ſondern etwann an truckne Luͤfft
unter uͤberſich gehaͤnget werden/ damit das
waſſer darauß flieſſen moͤge: im Keller aber
ſoll man ihn auff die abgehauenen ſtortzen/
und etwan auff einem laden/ doch nicht zu
hoch vom boden legen. Etliche laſſen die
geſtuͤmlete ſtortzen in der Erden/ die ſchlagen
im Fruͤhling in blaͤtter auß/ welche nutzlich
auff den Suppen gebraucht werden.

Der Blumen-koͤhl iſt ſo zart/ daß ſein
Same in unſern Landen nicht reiffen will.
Derhalben man guten Samen auß Jta-
lien/ oder anderen warmen Laͤnderen haben
muß/ welchen man denn auff ein Miſtbett
im Mertzen ſaͤet/ und nachdem die pflantzen
biß ins 6. blat erwachſen/ in einen wolge-
duͤngten grund/ der nicht ſumpficht ſeye/
verſetzet; ihnen mit begieſſen widerumb wol
abwartet; ſo bringen ſie ihre Blumen auff
St. Johann und ferner biß in den Herbſt;
davon man ein theil verbrauchen kan. Die
uͤbrigen welche den Winter durch ſollen ver-
wahret werden/ hebt man mit der wurtzel
auß/ ehe es zu reiffen und zu frieren anfaͤn-
get/ und ſetzet ſie im Keller in Sand oder
Erde/ umb davon nach und nach in der
Kuͤche zu nutzen.

Eigenſchafft.

Das Koͤhl-kraut iſt warm und trocken im
erſten grad: hat viel waͤſſerichten/ mit ei-
nem nitroſiſchen/ fluͤchtigen/ ſcharfflichten
Saltz vergeſellſchaffteten ſafft/ und daher
die Eigenſchafft zu erduͤnneren alles ſchlei-
michte/ auch durch den Harn zu treiben/ und
die Wunden zu heilen. Jn dem Samen ent-
haltet ſich annoch ein oͤl. Zu der Artzney
wird der rothe Blaͤtter-koͤhl/ ſo keine koͤpff
traͤgt/ gezogen.

Gebrauch.
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[444/0460] Das Andere Buch/ ber mit kleinen kerffen getheilet. Die wur- tzel iſt zaſicht/ und haͤngt neben zu ein knoͤpf- lein/ dahero man ihne gemeiniglich Buͤckel- koͤhl nennet. 14. Der nidrige geſaumte krauſe Koͤhl/ Braſsica fimbriata pumila, C. B. Anglicana mi- nima nivea, J. B. Jſt an ſeinem purpurfarben umbkreiß geſchnitzt oder geſaumet/ und mit flecklein beſprenget/ in dem uͤbrigen aber gantz weiß. Er wird in den Engellaͤndiſchen/ Frantzoͤſiſchen und Hollaͤndiſchen Gaͤrten gepflantzet/ und weilen er einen lieblichen geſchmack gibt/ bey ihnen zur Speiß ge- braucht. 15. Der gefaltete rothe Koͤhl/ mit tieff ge- bogenen oder gefalteten blaͤtteren/ daß er gantz krauß zu ſeyn ſcheinet/ vertraͤgt den Winter wol. Jſt ſonſten groͤſſe halben dem gemeinen rothen Koͤhl gleich. Braſſica lacinia- ta rubra, J. B. 16. Der gefaltete oder zerſchnittene weiſſe Koͤhl/ Braſſica laciniata alba, J. B. 17. Der kleine rothe Feld-Koͤhl/ Braſſica arvenſis, C. B. rubra minor, J. B. ſylveſtris, Park. Germ. Jſt bey nahem der kleineſte Koͤhl un- der allen mit kleinen ſtielen/ duͤnnen blaͤtte- ren/ und gelben bluͤmlein. 18. Der tieff und rein eingeſchnittene Koͤhl/ mit breiten oder ſchmalen Eppich- blaͤtteren/ Braſſica anguſto, vel lato Apii fo- lio, C. B. tenuiſſimè laciniata, J. B. 19. Der ſtachlichte Koͤhl/ mit elen-lan- gem ſtengel/ viel langen/ runden/ dicken/ ſteifflichten aͤſten/ und unzahlbaren neben- aͤſtlein/ ſo in kleine/ weiſſe ſtacheln außge- hen: an welchen kleine/ weiß-rothe/ den Hya- cinthen-bluͤmlein gleiche bluͤmlein wach- ſen: denen kleine/ runde/ Zieſer-erbſen groſ- ſe/ gelbe/ nicht unlieblich ſchmaͤckende Fruͤch- ten folgen/ Braſſica ſpinoſa, Park. C. B. Alpin. exot. Von dem wilden Koͤhl/ Meer- und Berg- koͤhl wird in den zwey nachfolgenden Capi- tuln gehandlet. Die Koͤhl-kraͤuter insgeſamt erforderen einen geſchlachten wolgemiſteten Grund; der ſtarcke lettichte/ wie auch der magere ſandichte Grund iſt ihnen nicht dienſtlich. Jm Mertzen bey nidſich gehendem Mond/ und zwar naͤchſt dem Waͤdel/ iſt die beſte zeit dergleichen Kraut zu ſaͤen: im Maͤy aber wird es umbgepflantzet oder verſetzet. Der Kabiß/ ſo man uͤberſetzen will/ muß et- was dick geſaͤet werden; und wenn er denn 5. oder 6. blaͤtter bekommen/ mag man ihn ſchon verſetzen: es will aber der Kabiß nicht zu jung uͤberſetzet ſeyn; weilen den allzu klei- nen Setzlingen leichtlich etwas vom grund in das hertz-kiel kommen kan/ ſo deren kuͤnf- tigen wachsthumb ſchaͤdlich ſeyn wurd. Jm verſetzen muß man groſſe loͤcher machen/ und guten alten miſt darein thun/ allein in der mitten/ da der ſetzling hinkomt/ etwas grunds darunder vermiſchen. Die loͤcher ſol- len nicht gar außgefuͤllet werden/ damit man nachwerts was weiters darzu thun/ und den Setzling mithin verſchuͤtten koͤnne/ daß er keinen langen ſtengel bekomme: da ſich aber ſolches begeben wolte/ ſoll alsdenn an der einen ſeiten umb das Kabiß-ſtoͤcklein der grund hinweg gethan/ ein kleines gruͤb- lein gemacht/ das ſtoͤcklein ſaͤuberlich ge- buckt/ und wie ein Rebſchoß darein gelegt/ nachwerts mit grund verſchuͤttet/ und zuge- deckt werden/ daß nichts herfuͤr ſehe/ als die blaͤtter/ und da es nicht fett/ ſoll nachmah- len etwas von miſt darzu gelegt werden. Es ſollen aber diſe beyde ſtuͤck/ ſo wol das ver- ſetzen als das einlegen/ wenn es die gelegen- heit ertragen mag/ im Vollmond/ da der Mond noch nidſich gehet/ beſchehen; ſo be- kommet der Kabiß viel ſchoͤner und groͤſſere haͤupter/ allein daß man den grund umb den ſtock/ wenn es vonnoͤthen/ im̃er erhoͤhe. Den Winter-Cappes oder Kabiß pflegt man zu end des Augſtmonats/ weñ es nicht mehr ſo warm wetter iſt/ bey oberzehlter Mondszeit zu ſaͤen/ auch dabey den Samen nicht zu ſparen. Jm Fruͤhling/ wenn es zu Nacht gefriert/ und am Tag die Sonne ſcheint/ iſt ihme daſſelbe alſo zuwider/ und ſchaͤdlich/ daß wo dem nicht vorgebawen wird/ er gaͤntzlich zu grund gehet; daſſelbe nun zuverhuͤten/ ſoll der Cappes zu anfang ſolcher zeit/ Nachts/ wie auch die mehrere zeit des Tags zugedeckt ſeyn/ biß er des wet- ters gewohnet/ und die kalte zeit fuͤruͤber. Das begieſſen belangend/ muß ſolches nicht mit friſchem/ ſondern mit faulem re- gen- oder miſt-waſſer beſchehen: und da der Cappes außgewachſen/ ſoll doch mit dem ab- hawen nicht geeilet/ ſondern es biß auff die zeit/ da die kaͤlte einfallen will/ verſchoben werden. Er ſoll auch nicht alſobald in Keller gethan/ ſondern etwann an truckne Luͤfft unter uͤberſich gehaͤnget werden/ damit das waſſer darauß flieſſen moͤge: im Keller aber ſoll man ihn auff die abgehauenen ſtortzen/ und etwan auff einem laden/ doch nicht zu hoch vom boden legen. Etliche laſſen die geſtuͤmlete ſtortzen in der Erden/ die ſchlagen im Fruͤhling in blaͤtter auß/ welche nutzlich auff den Suppen gebraucht werden. Der Blumen-koͤhl iſt ſo zart/ daß ſein Same in unſern Landen nicht reiffen will. Derhalben man guten Samen auß Jta- lien/ oder anderen warmen Laͤnderen haben muß/ welchen man denn auff ein Miſtbett im Mertzen ſaͤet/ und nachdem die pflantzen biß ins 6. blat erwachſen/ in einen wolge- duͤngten grund/ der nicht ſumpficht ſeye/ verſetzet; ihnen mit begieſſen widerumb wol abwartet; ſo bringen ſie ihre Blumen auff St. Johann und ferner biß in den Herbſt; davon man ein theil verbrauchen kan. Die uͤbrigen welche den Winter durch ſollen ver- wahret werden/ hebt man mit der wurtzel auß/ ehe es zu reiffen und zu frieren anfaͤn- get/ und ſetzet ſie im Keller in Sand oder Erde/ umb davon nach und nach in der Kuͤche zu nutzen. Eigenſchafft. Das Koͤhl-kraut iſt warm und trocken im erſten grad: hat viel waͤſſerichten/ mit ei- nem nitroſiſchen/ fluͤchtigen/ ſcharfflichten Saltz vergeſellſchaffteten ſafft/ und daher die Eigenſchafft zu erduͤnneren alles ſchlei- michte/ auch durch den Harn zu treiben/ und die Wunden zu heilen. Jn dem Samen ent- haltet ſich annoch ein oͤl. Zu der Artzney wird der rothe Blaͤtter-koͤhl/ ſo keine koͤpff traͤgt/ gezogen. Gebrauch.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/460>, abgerufen am 24.11.2024.