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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] pitata polycephalos, Lugd. Brass. ex capitibus
pluribus conglobata, C. B.
Trägt nicht ein
Haupt sonder viel Häupter/ deren etliche
groß andere klein sind. Caspar. Bauhinus be-
richtet in Pinace Theatri Botanici, Lib. 3. sect.
3. man habe an diesem Cappes fünfftzig
Köpfflein wargenommen/ deren jedes so
groß alß ein Ey ware; wie denn sein Hr. Bru-
der Joh. Bauhin. einen solchen in des Juncke-
ren Joh. Jacob Waldners von Freudstein
garten im Elsaß zu Hartenschweiler ange-
troffen. Der rothe Cappes-Köhl wächßet
in solcher mänge in Holland/ daß man gan-
tze Schiff voll in Engelland/ Spanien/ und
Teutschland führet.

[Abbildung] Rüben-köhl. Caulirapum.

4. Der Rübenköhl/ Brassica gongylodes,
C. B. Br. Caulorapa, J. B. Rapocaulis, Park. Parad.

Auß dessen wurtzel alsobald der hauptstengel
herfür kompt/ welcher neben derselbigen un-
derhalb den blätteren dicker wird/ und end-
lich in der grösse einer mittelmässigen run-
den oder langen Rüben herfür tringet/ da-
hero man ihne runder und langer Rüben-
köhl nennet. Auß diesen entspringen andere
stengel wie auch die blätter/ so den glatten
Köhl-blätteren ähnlich sind/ und bißweilen
wegen ihren tieffen kerben krauß werden. Die
blumen/ welche/ wie in allen Köhlen/ vier-
blättig/ und der samen/ sind klein und gelb/
vergleichen sich mit dem gemeinen Köhl/
darauff folgen schmale/ ablange/ mit klei-
nem/ Senff ähnlichem Samen angefüllte
schötlein. Dieser Köhl kommet selten bey
uns zur zeitigung/ sonderen wird zu seiner
fortpflantzung auß heissen Länderen ge-
bracht. Er wächßt häuffig in Jtalien/ und
liebet ein fett wolgetüngt Erdreich.

5. Der Seckrüben-köhl/ Napobrassica,
C. B.
Hat ein Wurtzel der zahmen Pasteney
oder der Steckrüben nicht ungleich/ sehr
[Spaltenumbruch] zaß- und zotticht/ so daß man sie wegen der
vielen kleinen zaßlen wol barticht nennen
könte; und ob sie schon öffters mehr als ein
daumen dicke zaselen hat/ so ist doch die er-
ste Wurtzel/ so der Steckrüben gleicht/ alle-
zeit knorrichter und länger. Auß dieser ent-
springt ein runder glatter/ anderthalb elen
hoher stengel/ welcher sich in äst zertheilet.
Die blätter nächst den wurtzelen sind sampt
den stielen einer spannen lang/ gleich wie
der wilde Köhl rundlicht/ und in tieffe spal-
ten zerschnitten: die aber an dem stengel
selbsten sind ablang/ schmal/ gespalten/
und haben keine stiel. Die blumen sind gelb
und höher an der farb alß des gemeinen
Köhls/ groß/ haben lange stiel/ mit denen
sie hin und her auff einem mehr als span-
nenlangen stengel stehen. Jhnen folgen die
hülsen nach/ so eng und eines zols lang
sind. Dieses Gewächs wird um Nüren-
berg und gegen Böhmen auff kalten und
bergichten äckeren gepflantzet/ und von den
Einwohneren Dorsen oder Dorschen ge-
nennet. Die Wurtzel ist gut zu essen/ dar-
von machen sie etliche wie den Blum-köhl
ein: die Armen aber schneiden sie klein wie
die Rüben. Man haltet sie auch über den
Winter im Keller in dem Sand auff/ so
wohl zur Speiß alß zu dem samen tragen
auff das folgende Jahr: wenn der Som-
mer gar trocken oder der Platz zu eng ist/
wird die Wurtzel offt gar zu holtzicht/ deß-
wegen man sie in ein weiteres Feld versetzen
muß.

[Abbildung] Blum-köhl. Brassica cauliflora.

6. Blumköhl/ Brassica cauliflora, C. B.
multiflora, J. B. Pompejana, aut Cypria, Cam.

welcher nun in allen fürnehmen Gärten ge-
mein worden. Er überkombt ein kurtzen
Hauptstengel/ hat wenig lange breite blät-
ter/ so gekerbt/ und sich den weissen Köhl-
blätteren vergleichen/ jedoch aber länger
und spitziger sind. Auß seiner mitten ent-
springen andere weisse/ dicke/ weiche und

fette

Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] pitata polycephalos, Lugd. Braſſ. ex capitibus
pluribus conglobata, C. B.
Traͤgt nicht ein
Haupt ſonder viel Haͤupter/ deren etliche
groß andere klein ſind. Caſpar. Bauhinus be-
richtet in Pinace Theatri Botanici, Lib. 3. ſect.
3. man habe an dieſem Cappes fuͤnfftzig
Koͤpfflein wargenommen/ deren jedes ſo
groß alß ein Ey ware; wie deñ ſein Hr. Bru-
der Joh. Bauhin. einen ſolchen in des Juncke-
ren Joh. Jacob Waldners von Freudſtein
garten im Elſaß zu Hartenſchweiler ange-
troffen. Der rothe Cappes-Koͤhl waͤchßet
in ſolcher maͤnge in Holland/ daß man gan-
tze Schiff voll in Engelland/ Spanien/ und
Teutſchland fuͤhret.

[Abbildung] Ruͤben-koͤhl. Caulirapum.

4. Der Ruͤbenkoͤhl/ Braſſica gongylodes,
C. B. Br. Caulorapa, J. B. Rapocaulis, Park. Parad.

Auß deſſen wurtzel alſobald der hauptſtengel
herfuͤr kompt/ welcher neben derſelbigen un-
derhalb den blaͤtteren dicker wird/ und end-
lich in der groͤſſe einer mittelmaͤſſigen run-
den oder langen Ruͤben herfuͤr tringet/ da-
hero man ihne runder und langer Ruͤben-
koͤhl nennet. Auß dieſen entſpringen andere
ſtengel wie auch die blaͤtter/ ſo den glatten
Koͤhl-blaͤtteren aͤhnlich ſind/ und bißweilen
wegen ihren tieffen kerben krauß werdẽ. Die
blumen/ welche/ wie in allen Koͤhlen/ vier-
blaͤttig/ und der ſamen/ ſind klein und gelb/
vergleichen ſich mit dem gemeinen Koͤhl/
darauff folgen ſchmale/ ablange/ mit klei-
nem/ Senff aͤhnlichem Samen angefuͤllte
ſchoͤtlein. Dieſer Koͤhl kommet ſelten bey
uns zur zeitigung/ ſonderen wird zu ſeiner
fortpflantzung auß heiſſen Laͤnderen ge-
bracht. Er waͤchßt haͤuffig in Jtalien/ und
liebet ein fett wolgetuͤngt Erdreich.

5. Der Seckruͤben-koͤhl/ Napobraſſica,
C. B.
Hat ein Wurtzel der zahmen Paſteney
oder der Steckruͤben nicht ungleich/ ſehr
[Spaltenumbruch] zaß- und zotticht/ ſo daß man ſie wegen der
vielen kleinen zaßlen wol barticht nennen
koͤnte; und ob ſie ſchon oͤffters mehr als ein
daumen dicke zaſelen hat/ ſo iſt doch die er-
ſte Wurtzel/ ſo der Steckruͤben gleicht/ alle-
zeit knorꝛichter und laͤnger. Auß dieſer ent-
ſpringt ein runder glatter/ anderthalb elen
hoher ſtengel/ welcher ſich in aͤſt zertheilet.
Die blaͤtter naͤchſt den wurtzelen ſind ſampt
den ſtielen einer ſpannen lang/ gleich wie
der wilde Koͤhl rundlicht/ und in tieffe ſpal-
ten zerſchnitten: die aber an dem ſtengel
ſelbſten ſind ablang/ ſchmal/ geſpalten/
und haben keine ſtiel. Die blumen ſind gelb
und hoͤher an der farb alß des gemeinen
Koͤhls/ groß/ haben lange ſtiel/ mit denen
ſie hin und her auff einem mehr als ſpan-
nenlangen ſtengel ſtehen. Jhnen folgen die
huͤlſen nach/ ſo eng und eines zols lang
ſind. Dieſes Gewaͤchs wird um Nuͤren-
berg und gegen Boͤhmen auff kalten und
bergichten aͤckeren gepflantzet/ und von den
Einwohneren Dorſen oder Dorſchen ge-
nennet. Die Wurtzel iſt gut zu eſſen/ dar-
von machen ſie etliche wie den Blum-koͤhl
ein: die Armen aber ſchneiden ſie klein wie
die Ruͤben. Man haltet ſie auch uͤber den
Winter im Keller in dem Sand auff/ ſo
wohl zur Speiß alß zu dem ſamen tragen
auff das folgende Jahr: wenn der Som-
mer gar trocken oder der Platz zu eng iſt/
wird die Wurtzel offt gar zu holtzicht/ deß-
wegen man ſie in ein weiteres Feld verſetzen
muß.

[Abbildung] Blum-koͤhl. Braſſica cauliflora.

6. Blumkoͤhl/ Braſſica cauliflora, C. B.
multiflora, J. B. Pompejana, aut Cypria, Cam.

welcher nun in allen fuͤrnehmen Gaͤrten ge-
mein worden. Er uͤberkombt ein kurtzen
Hauptſtengel/ hat wenig lange breite blaͤt-
ter/ ſo gekerbt/ und ſich den weiſſen Koͤhl-
blaͤtteren vergleichen/ jedoch aber laͤnger
und ſpitziger ſind. Auß ſeiner mitten ent-
ſpringen andere weiſſe/ dicke/ weiche und

fette
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[442/0458] Das Andere Buch/ pitata polycephalos, Lugd. Braſſ. ex capitibus pluribus conglobata, C. B. Traͤgt nicht ein Haupt ſonder viel Haͤupter/ deren etliche groß andere klein ſind. Caſpar. Bauhinus be- richtet in Pinace Theatri Botanici, Lib. 3. ſect. 3. man habe an dieſem Cappes fuͤnfftzig Koͤpfflein wargenommen/ deren jedes ſo groß alß ein Ey ware; wie deñ ſein Hr. Bru- der Joh. Bauhin. einen ſolchen in des Juncke- ren Joh. Jacob Waldners von Freudſtein garten im Elſaß zu Hartenſchweiler ange- troffen. Der rothe Cappes-Koͤhl waͤchßet in ſolcher maͤnge in Holland/ daß man gan- tze Schiff voll in Engelland/ Spanien/ und Teutſchland fuͤhret. [Abbildung Ruͤben-koͤhl. Caulirapum. ] 4. Der Ruͤbenkoͤhl/ Braſſica gongylodes, C. B. Br. Caulorapa, J. B. Rapocaulis, Park. Parad. Auß deſſen wurtzel alſobald der hauptſtengel herfuͤr kompt/ welcher neben derſelbigen un- derhalb den blaͤtteren dicker wird/ und end- lich in der groͤſſe einer mittelmaͤſſigen run- den oder langen Ruͤben herfuͤr tringet/ da- hero man ihne runder und langer Ruͤben- koͤhl nennet. Auß dieſen entſpringen andere ſtengel wie auch die blaͤtter/ ſo den glatten Koͤhl-blaͤtteren aͤhnlich ſind/ und bißweilen wegen ihren tieffen kerben krauß werdẽ. Die blumen/ welche/ wie in allen Koͤhlen/ vier- blaͤttig/ und der ſamen/ ſind klein und gelb/ vergleichen ſich mit dem gemeinen Koͤhl/ darauff folgen ſchmale/ ablange/ mit klei- nem/ Senff aͤhnlichem Samen angefuͤllte ſchoͤtlein. Dieſer Koͤhl kommet ſelten bey uns zur zeitigung/ ſonderen wird zu ſeiner fortpflantzung auß heiſſen Laͤnderen ge- bracht. Er waͤchßt haͤuffig in Jtalien/ und liebet ein fett wolgetuͤngt Erdreich. 5. Der Seckruͤben-koͤhl/ Napobraſſica, C. B. Hat ein Wurtzel der zahmen Paſteney oder der Steckruͤben nicht ungleich/ ſehr zaß- und zotticht/ ſo daß man ſie wegen der vielen kleinen zaßlen wol barticht nennen koͤnte; und ob ſie ſchon oͤffters mehr als ein daumen dicke zaſelen hat/ ſo iſt doch die er- ſte Wurtzel/ ſo der Steckruͤben gleicht/ alle- zeit knorꝛichter und laͤnger. Auß dieſer ent- ſpringt ein runder glatter/ anderthalb elen hoher ſtengel/ welcher ſich in aͤſt zertheilet. Die blaͤtter naͤchſt den wurtzelen ſind ſampt den ſtielen einer ſpannen lang/ gleich wie der wilde Koͤhl rundlicht/ und in tieffe ſpal- ten zerſchnitten: die aber an dem ſtengel ſelbſten ſind ablang/ ſchmal/ geſpalten/ und haben keine ſtiel. Die blumen ſind gelb und hoͤher an der farb alß des gemeinen Koͤhls/ groß/ haben lange ſtiel/ mit denen ſie hin und her auff einem mehr als ſpan- nenlangen ſtengel ſtehen. Jhnen folgen die huͤlſen nach/ ſo eng und eines zols lang ſind. Dieſes Gewaͤchs wird um Nuͤren- berg und gegen Boͤhmen auff kalten und bergichten aͤckeren gepflantzet/ und von den Einwohneren Dorſen oder Dorſchen ge- nennet. Die Wurtzel iſt gut zu eſſen/ dar- von machen ſie etliche wie den Blum-koͤhl ein: die Armen aber ſchneiden ſie klein wie die Ruͤben. Man haltet ſie auch uͤber den Winter im Keller in dem Sand auff/ ſo wohl zur Speiß alß zu dem ſamen tragen auff das folgende Jahr: wenn der Som- mer gar trocken oder der Platz zu eng iſt/ wird die Wurtzel offt gar zu holtzicht/ deß- wegen man ſie in ein weiteres Feld verſetzen muß. [Abbildung Blum-koͤhl. Braſſica cauliflora. ] 6. Blumkoͤhl/ Braſſica cauliflora, C. B. multiflora, J. B. Pompejana, aut Cypria, Cam. welcher nun in allen fuͤrnehmen Gaͤrten ge- mein worden. Er uͤberkombt ein kurtzen Hauptſtengel/ hat wenig lange breite blaͤt- ter/ ſo gekerbt/ und ſich den weiſſen Koͤhl- blaͤtteren vergleichen/ jedoch aber laͤnger und ſpitziger ſind. Auß ſeiner mitten ent- ſpringen andere weiſſe/ dicke/ weiche und fette

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/458>, abgerufen am 22.11.2024.