[Spaltenumbruch]
ist glatt/ auff welchem schier allezeit nur ei- ne dunckelfarbe Blum von mittelmässiger grösse sitzet. Es wächßt auff dem Schnee- berg und andern Oesterreichischen Alpge- bürgen.
19. Die Berg-glöckleinblume mit Flachs- blättern/ und himmelblauer blüth/ Campa- nula alpina linifolia coerulea, C. B. Campanula linifolia coerulea, vel Rapunculus campanula- tus linifolius. J. B. Hat ein dünne weisse wur- tzel/ auß welcher vier oder fünff/ mehr oder weniger/ runde/ einfache/ rahne/ und einer oder anderthalb spannen hohe stengelein her- fürkommen/ die mit ablangen und schmalen blättern ohn einige ordnung umbgeben sind. Die himmelblauen Blumen stehen oben/ wie an der gemeinen Rapuntzel/ denen ihre köpf- lein nachfolgen/ welche ein kleinen samen in sich haben. Man findet es auff dem Solo- thurnischen Berg Wasserfall/ allda es in dem Frühling blühend/ die Felsen und Gipf- fel des Bergs außzieret.
20. Die kleineste Glöckleinblume mit runden blättern/ Campanula rotundifolia mi- nima, C. B. prodr. Jst ein kräutlein so nicht drey zoll hoch wächßt. Auß seinem weissen läng- lichten und haar-gleichen würtzelein entsprin- get oft ein/ gemeinialich aber drey oder vier sehr dünne und röthlich estengelein/ die sind bey ihrem ursprung haarig/ im übrigen fast durchauß kahl und mit wenig blättern: Ein jegliches stengelein trägt ein einig himmel- blawlicht Blümlein/ so nidsich schwancket/ wie ein körblein gestaltet/ und auß einem sechs eckichten blatt bestehet/ denen wie an den übrigen Glöckleinblumen durchlöcher- te köpflein nachfolgen: seine rundlichte/ ge- kerbte/ rauchlichte und bißweilen rothe blätt- lein stehen mehrentheils bey dem würtzelein. Solches hat Casparus Bauhinus, als er An. 1577. in Jtalien gereißt/ auff den Bündtne- rischen Alpgebürgen in dem Herbstmonat annoch blühend zwischen den Felsen häuffig angetroffen/ aber kein grössers finden kön- nen.
21. Die Glöckleinblume mit Mauren- kraut-blätteren/ Campanula Cymbalariae fo- liis, Park. Ger. Emac. Cymbalariae foliis, vel fo- lio hederaco, C. B. Hat ein kleine weißlichte u[nd] haar-gleiche wurtzel/ auß deren sehr dün- ne und grüne stengelein herfür kommen/ so bißweilen höher als ein spannen wachsen/ und in andere zertheilet werden/ an welchen wenig rundlichte/ grüne/ dünne und eckichte blätter ohn einige ordnung hangen/ die sich des Ephews/ oder vielmehr des Mauren- krauts-blättern vergleichen/ und mit langen stielen begabet sind. Seine länglichte him- melblawe/ und wie ein glöcklein gestaltete Blumen/ sitzen bißweilen auff dem stenge- lein/ zu zeiten aber kommen sie an derer seiten mit zwey zoll langen stielen herfür. Wächßt in Franckreich bey Tolosa und umb Pa- ris: wie auch auff den feuchten äckeren der Westischen Provincien Engellands.
22. Die Glöckleinblume mit Quendel- blätteren/ Campanula serpillifolia, C. B. Park. J. B. Kommet mit dem Quendel ohne seine Blumen gäntzlich überein/ denn es hat ein dünne k[r]umme wurtzel/ welche hin und wi- der kreucht/ und in sehr dünne haar-gleiche [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Glöckleinblume mit Quendelblättern. Campanula serpillifolia. zaseln verspreitet wird. Seine rothe stenge- lein biegen sich auff die Erden/ deren sie sich mit newen faseln anhangen/ welche in viel dünnere zweiglein zertheilt/ und von rund umb gekerfften blättern/ mit kurtzen und wollichten stielein umbgeben werden. Diese blätter sind bleichgrün/ etliche grösser andere kleiner/ und stehen allzeit zwey gegen einander über. Die stengelein gehen bißwei- len in glatte stielein auß/ so die Blumen tra- gen/ zu zeiten kommen an der seiten der sten- gelein drey zoll lange stielein herfür/ die auch mit Blumen geziert/ und ist der obere theil der stengelein bloß/ seine zwey- oder dreyfache blawrothe Blumen sind mit be- sondern stielen begabet/ und schwencken sich nidsich. Wächßt auff den Bündnerischen Alpgebürgen auß den Felsen/ und blühet im Sommer.
23. Die kleine Berg-glöckleinblume mit runden blättern/ Campanula alpina rotundi- folia minor, C. B. Rapunculus alpinus minor rotundifolius, Morison. Campanula alpina mi- nor, Clus. Kreucht mit ihren wurtzlichten zaseln weit umb sich/ die öfftets außschla- gen/ und newe schoß gewinnen. Von an- fang hat| es rundlichte blätter/ bald |her- nach sind sie schmäler und wachsen ge- schwind fort: Auß deren mitte kommet ein rahner stengel/ so in viel dünne neben-zweig- lein zertheilet/ und mit länglichten blätt- lein ohn einige ordnung umbgeben wird/ herfür/ an vorgemelten zweiglein hangen die Blümlein wie ein Glöcklein gestaltet/ die sind entweder himmelblaw oder pur- purfarb/ auch bißweilen weiß/ deren ihre köpflein nachfolgen. Das gantze kraut gi- bet einen Milchsafft/ blühet im Hewmonat
und
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Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]
iſt glatt/ auff welchem ſchier allezeit nur ei- ne dunckelfarbe Blum von mittelmaͤſſiger groͤſſe ſitzet. Es waͤchßt auff dem Schnee- berg und andern Oeſterꝛeichiſchen Alpge- buͤrgen.
19. Die Berg-gloͤckleinblume mit Flachs- blaͤttern/ und himmelblauer bluͤth/ Campa- nula alpina linifolia cœrulea, C. B. Campanula linifolia cœrulea, vel Rapunculus campanula- tus linifolius. J. B. Hat ein duͤnne weiſſe wur- tzel/ auß welcher vier oder fuͤnff/ mehr oder weniger/ runde/ einfache/ rahne/ und einer oder anderthalb ſpannen hohe ſtengelein her- fuͤrkommen/ die mit ablangen und ſchmalen blaͤttern ohn einige ordnung umbgeben ſind. Die him̃elblauen Blumen ſtehen oben/ wie an der gemeinen Rapuntzel/ denen ihre koͤpf- lein nachfolgen/ welche ein kleinen ſamen in ſich haben. Man findet es auff dem Solo- thurniſchen Berg Waſſerfall/ allda es in dem Fruͤhling bluͤhend/ die Felſen und Gipf- fel des Bergs außzieret.
20. Die kleineſte Gloͤckleinblume mit runden blaͤttern/ Campanula rotundifolia mi- nima, C. B. prodr. Jſt ein kraͤutlein ſo nicht drey zoll hoch waͤchßt. Auß ſeinem weiſſen laͤng- lichten uñ haar-gleichen wuͤrtzelein entſprin- get oft ein/ gemeinialich aber drey oder vier ſehr duͤnne und roͤthlich eſtengelein/ die ſind bey ihrem urſprung haarig/ im uͤbrigen faſt durchauß kahl und mit wenig blaͤttern: Ein jegliches ſtengelein traͤgt ein einig himmel- blawlicht Bluͤmlein/ ſo nidſich ſchwancket/ wie ein koͤrblein geſtaltet/ und auß einem ſechs eckichten blatt beſtehet/ denen wie an den uͤbrigen Gloͤckleinblumen durchloͤcher- te koͤpflein nachfolgen: ſeine rundlichte/ ge- kerbte/ rauchlichte und bißweilen rothe blaͤtt- lein ſtehen mehrentheils bey dem wuͤrtzelein. Solches hat Caſparus Bauhinus, als er An. 1577. in Jtalien gereißt/ auff den Buͤndtne- riſchen Alpgebuͤrgen in dem Herbſtmonat annoch bluͤhend zwiſchen den Felſen haͤuffig angetroffen/ aber kein groͤſſers finden koͤn- nen.
21. Die Gloͤckleinblume mit Mauren- kraut-blaͤtteren/ Campanula Cymbalariæ fo- liis, Park. Ger. Emac. Cymbalariæ foliis, vel fo- lio hederaco, C. B. Hat ein kleine weißlichte u[nd] haar-gleiche wurtzel/ auß deren ſehr duͤn- ne und gruͤne ſtengelein herfuͤr kommen/ ſo bißweilen hoͤher als ein ſpannen wachſen/ und in andere zertheilet werden/ an welchen wenig rundlichte/ gruͤne/ duͤnne und eckichte blaͤtter ohn einige ordnung hangen/ die ſich des Ephews/ oder vielmehr des Mauren- krauts-blaͤttern vergleichen/ und mit langen ſtielen begabet ſind. Seine laͤnglichte him- melblawe/ und wie ein gloͤcklein geſtaltete Blumen/ ſitzen bißweilen auff dem ſtenge- lein/ zu zeiten aber kom̃en ſie an derer ſeiten mit zwey zoll langen ſtielen herfuͤr. Waͤchßt in Franckreich bey Toloſa und umb Pa- ris: wie auch auff den feuchten aͤckeren der Weſtiſchen Provincien Engellands.
22. Die Gloͤckleinblume mit Quendel- blaͤtteren/ Campanula ſerpillifolia, C. B. Park. J. B. Kommet mit dem Quendel ohne ſeine Blumen gaͤntzlich uͤberein/ denn es hat ein duͤnne k[r]umme wurtzel/ welche hin und wi- der kreucht/ und in ſehr duͤnne haar-gleiche [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Gloͤckleinblume mit Quendelblaͤttern. Campanula ſerpillifolia. zaſeln verſpreitet wird. Seine rothe ſtenge- lein biegen ſich auff die Erden/ deren ſie ſich mit newen faſeln anhangen/ welche in viel duͤnnere zweiglein zertheilt/ und von rund umb gekerfften blaͤttern/ mit kurtzen und wollichten ſtielein umbgeben werden. Dieſe blaͤtter ſind bleichgruͤn/ etliche groͤſſer andere kleiner/ und ſtehen allzeit zwey gegen einander uͤber. Die ſtengelein gehen bißwei- len in glatte ſtielein auß/ ſo die Blumen tra- gen/ zu zeiten kommen an der ſeiten der ſten- gelein drey zoll lange ſtielein herfuͤr/ die auch mit Blumen geziert/ und iſt der obere theil der ſtengelein bloß/ ſeine zwey- oder dreyfache blawrothe Blumen ſind mit be- ſondern ſtielen begabet/ und ſchwencken ſich nidſich. Waͤchßt auff den Buͤndneriſchen Alpgebuͤrgen auß den Felſen/ und bluͤhet im Sommer.
23. Die kleine Berg-gloͤckleinblume mit runden blaͤttern/ Campanula alpina rotundi- folia minor, C. B. Rapunculus alpinus minor rotundifolius, Moriſon. Campanula alpina mi- nor, Cluſ. Kreucht mit ihren wurtzlichten zaſeln weit umb ſich/ die oͤfftets außſchla- gen/ und newe ſchoß gewinnen. Von an- fang hat| es rundlichte blaͤtter/ bald |her- nach ſind ſie ſchmaͤler und wachſen ge- ſchwind fort: Auß deren mitte kommet ein rahner ſtengel/ ſo in viel duͤñe neben-zweig- lein zertheilet/ und mit laͤnglichten blaͤtt- lein ohn einige ordnung umbgeben wird/ herfuͤr/ an vorgemelten zweiglein hangen die Bluͤmlein wie ein Gloͤcklein geſtaltet/ die ſind entweder himmelblaw oder pur- purfarb/ auch bißweilen weiß/ deren ihre koͤpflein nachfolgen. Das gantze kraut gi- bet einen Milchſafft/ bluͤhet im Hewmonat
und
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[389/0405]
Von den Kraͤuteren.
iſt glatt/ auff welchem ſchier allezeit nur ei-
ne dunckelfarbe Blum von mittelmaͤſſiger
groͤſſe ſitzet. Es waͤchßt auff dem Schnee-
berg und andern Oeſterꝛeichiſchen Alpge-
buͤrgen.
19. Die Berg-gloͤckleinblume mit Flachs-
blaͤttern/ und himmelblauer bluͤth/ Campa-
nula alpina linifolia cœrulea, C. B. Campanula
linifolia cœrulea, vel Rapunculus campanula-
tus linifolius. J. B. Hat ein duͤnne weiſſe wur-
tzel/ auß welcher vier oder fuͤnff/ mehr oder
weniger/ runde/ einfache/ rahne/ und einer
oder anderthalb ſpannen hohe ſtengelein her-
fuͤrkommen/ die mit ablangen und ſchmalen
blaͤttern ohn einige ordnung umbgeben ſind.
Die him̃elblauen Blumen ſtehen oben/ wie
an der gemeinen Rapuntzel/ denen ihre koͤpf-
lein nachfolgen/ welche ein kleinen ſamen in
ſich haben. Man findet es auff dem Solo-
thurniſchen Berg Waſſerfall/ allda es in
dem Fruͤhling bluͤhend/ die Felſen und Gipf-
fel des Bergs außzieret.
20. Die kleineſte Gloͤckleinblume mit
runden blaͤttern/ Campanula rotundifolia mi-
nima, C. B. prodr. Jſt ein kraͤutlein ſo nicht drey
zoll hoch waͤchßt. Auß ſeinem weiſſen laͤng-
lichten uñ haar-gleichen wuͤrtzelein entſprin-
get oft ein/ gemeinialich aber drey oder vier
ſehr duͤnne und roͤthlich eſtengelein/ die ſind
bey ihrem urſprung haarig/ im uͤbrigen faſt
durchauß kahl und mit wenig blaͤttern: Ein
jegliches ſtengelein traͤgt ein einig himmel-
blawlicht Bluͤmlein/ ſo nidſich ſchwancket/
wie ein koͤrblein geſtaltet/ und auß einem
ſechs eckichten blatt beſtehet/ denen wie an
den uͤbrigen Gloͤckleinblumen durchloͤcher-
te koͤpflein nachfolgen: ſeine rundlichte/ ge-
kerbte/ rauchlichte und bißweilen rothe blaͤtt-
lein ſtehen mehrentheils bey dem wuͤrtzelein.
Solches hat Caſparus Bauhinus, als er An.
1577. in Jtalien gereißt/ auff den Buͤndtne-
riſchen Alpgebuͤrgen in dem Herbſtmonat
annoch bluͤhend zwiſchen den Felſen haͤuffig
angetroffen/ aber kein groͤſſers finden koͤn-
nen.
21. Die Gloͤckleinblume mit Mauren-
kraut-blaͤtteren/ Campanula Cymbalariæ fo-
liis, Park. Ger. Emac. Cymbalariæ foliis, vel fo-
lio hederaco, C. B. Hat ein kleine weißlichte
und haar-gleiche wurtzel/ auß deren ſehr duͤn-
ne und gruͤne ſtengelein herfuͤr kommen/ ſo
bißweilen hoͤher als ein ſpannen wachſen/
und in andere zertheilet werden/ an welchen
wenig rundlichte/ gruͤne/ duͤnne und eckichte
blaͤtter ohn einige ordnung hangen/ die ſich
des Ephews/ oder vielmehr des Mauren-
krauts-blaͤttern vergleichen/ und mit langen
ſtielen begabet ſind. Seine laͤnglichte him-
melblawe/ und wie ein gloͤcklein geſtaltete
Blumen/ ſitzen bißweilen auff dem ſtenge-
lein/ zu zeiten aber kom̃en ſie an derer ſeiten
mit zwey zoll langen ſtielen herfuͤr. Waͤchßt
in Franckreich bey Toloſa und umb Pa-
ris: wie auch auff den feuchten aͤckeren der
Weſtiſchen Provincien Engellands.
22. Die Gloͤckleinblume mit Quendel-
blaͤtteren/ Campanula ſerpillifolia, C. B. Park.
J. B. Kommet mit dem Quendel ohne ſeine
Blumen gaͤntzlich uͤberein/ denn es hat ein
duͤnne krumme wurtzel/ welche hin und wi-
der kreucht/ und in ſehr duͤnne haar-gleiche
[Abbildung Gloͤckleinblume mit Quendelblaͤttern.
Campanula ſerpillifolia.
]
zaſeln verſpreitet wird. Seine rothe ſtenge-
lein biegen ſich auff die Erden/ deren ſie
ſich mit newen faſeln anhangen/ welche in
viel duͤnnere zweiglein zertheilt/ und von
rund umb gekerfften blaͤttern/ mit kurtzen
und wollichten ſtielein umbgeben werden.
Dieſe blaͤtter ſind bleichgruͤn/ etliche groͤſſer
andere kleiner/ und ſtehen allzeit zwey gegen
einander uͤber. Die ſtengelein gehen bißwei-
len in glatte ſtielein auß/ ſo die Blumen tra-
gen/ zu zeiten kommen an der ſeiten der ſten-
gelein drey zoll lange ſtielein herfuͤr/ die
auch mit Blumen geziert/ und iſt der obere
theil der ſtengelein bloß/ ſeine zwey- oder
dreyfache blawrothe Blumen ſind mit be-
ſondern ſtielen begabet/ und ſchwencken ſich
nidſich. Waͤchßt auff den Buͤndneriſchen
Alpgebuͤrgen auß den Felſen/ und bluͤhet im
Sommer.
23. Die kleine Berg-gloͤckleinblume mit
runden blaͤttern/ Campanula alpina rotundi-
folia minor, C. B. Rapunculus alpinus minor
rotundifolius, Moriſon. Campanula alpina mi-
nor, Cluſ. Kreucht mit ihren wurtzlichten
zaſeln weit umb ſich/ die oͤfftets außſchla-
gen/ und newe ſchoß gewinnen. Von an-
fang hat| es rundlichte blaͤtter/ bald |her-
nach ſind ſie ſchmaͤler und wachſen ge-
ſchwind fort: Auß deren mitte kommet ein
rahner ſtengel/ ſo in viel duͤñe neben-zweig-
lein zertheilet/ und mit laͤnglichten blaͤtt-
lein ohn einige ordnung umbgeben wird/
herfuͤr/ an vorgemelten zweiglein hangen
die Bluͤmlein wie ein Gloͤcklein geſtaltet/
die ſind entweder himmelblaw oder pur-
purfarb/ auch bißweilen weiß/ deren ihre
koͤpflein nachfolgen. Das gantze kraut gi-
bet einen Milchſafft/ bluͤhet im Hewmonat
und
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/405>, abgerufen am 24.11.2024.
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