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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] ge/ zarte/ eckichte/ gestreiffte Stengel. A-
ber ehe sie in genannte Stengel tretten/ ge-
winnen sie länglichte/ außgespitzte/ glatte
blätter/ die ligen auff der Erden außgesprei-
tet; aber die anderen blätter/ so nachmals
fast auff dem gantzen Stengel ohne Ord-
nung wachsen/ sind länger und schmäler/
ohne stiel. Der Stengel ist obenauff ge-
meinlich in nebenästlein zertrennet/ und
trägt in dem Sommer purpurblaue oder
weisse einblättige Glockenblümlein/ an dem
umkreiß in fünff einschnitt getheilet. Der
kleine schwartze Samen ligt in knöpflein
verwahrt. Die milchsafftige Wurtzel hat
im Mertzen und anfang des Aprillen die
beste krafft/ deßwegen pflegt man sie in die-
ser Zeit außzugraben/ und samt den bereits
erscheinenden blätteren für einen lieblichen
Salat auffzusetzen.

2. Jn Candien wächßt ein sonderlich
Geschlecht der Rapuntzelen/ Rapunculus
Creticus, s. Pyramidalis altera, C. B. Rapun-
culus Creticus, Petromerula, J. B. Petrome-
rula seu Lactuca petraea, Pon. Ital. Beu.
welches
Honorius Bellus in Epistola prima ad Caro-
lum Clusium
also beschreibet. Die blätter
vergleichen sich mit den Wegwart-blätteren/
sie sind groß/ tieff gekerfft/ glatt/ sattgrün/
auff der Erden außgespreitet/ an dem un-
deren theil gläntzend/ und bißweilen pur-
purbraun: wenn es im anfang herfür-
schießt/ sind seine ersten blätter rund/ den
schwartzen Violen-blättern gleich/ und ent-
weder gar nicht oder nur ein wenig gekerfft.
Es hat viel runde/ holkelichte/ und ein oder
zween auch drey elen hohe Stengel/ auff de-
nen viel purpurbraune und dick-zusammen
gesetzte Blumen sitzen/ welche ein grosses
Aehre vorbilden/ denen ein kleines sämlein
nachfolget. Die Wurtzel ist groß/ weiß und
zertheilt. Man brauchet sie in Candien zur
Speiß/ sie gibt ein geschmack wie unsere ge-
meine Rapuntzelen von sich. Das gantze
Gewächs stecket voll milch/ man findet es
neben den äckeren und strassen/ wie auch
zwischen den felsen. Es blühet im Frühling
und anfang des Sommers/ im Mäyen und
Heumonat verdorret es/ allein die Wurtzel
bleibet frisch/ welche in dem Weinmonat
ihre blätter herfür bringt/ und den gantzen
Winter über grünet. Wird in ihrer Sprach/
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], Steinlattich genennt/ obwo-
len es mit dem Lattich keine gemeinschafft
haltet/ weder daß es voll milch ist. Die
Wurtzel und der zarte Stengel solle den
Beyschlaff vermehren/ dahero es den garsti-
gen Namen [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] erlangt.

3. Das dritte Geschlecht ist ein schmal-
blättiger Wald-rapuntzel/ Linum sylvestre
luteum foliis subrotundis, C. B. Rapunculus
nemorosus angustifolius parvo flore, Ejusd.
Campanula lutea linifolia, Ger. Park. Linifo-
lia Campanula lutea, J. B.
Hat ein lange/ di-
cke/ holtzichte Knorren-wurtzel/ darauß ein
sechs qwer-finger hoher/ und oben sich in
ästlein außbreitender Stengel auffwächßt/
welcher mit ablang-schmalen/ glatten/ wech-
selweiß stehenden blätteren/ so sich den flachs-
blätteren vergleichen/ begabet/ und an sei-
nen gipfeln grosse/ zoll-lange/ saffran-gelbe
Glockenblümlein trägt.

[Spaltenumbruch]

4. Die Glockenblümlein mit Pfersing-
blättern/ Rapunculus Persicifolius magno flore,
C. B. Campanula angustifolia coerulea & alba,
J. B.
Wächßt anderthalb elen hoch/ hat eine
kleine/ faselichte/ gewundene wurtzel; einen
eckichten oder gestreifften/ kalen/ rauchen
Stengel/ mit vielen ohne ordnung siehen-
den langen/ schmalen/ schwartzgrün glän-
tzenden blätteren/ und vielen/ weiten/ ins ge-
mein blauen/ bißweilen auch weissen Glo-
ckenblümlein/ welche zwar nur ein Blatt/
solches aber mit fünff einschnitten begabet
haben. Das Samengefäßlein ist in drey
häußlein getheilet/ darinnen kleine glän-
tzende dunckelbraune Samen sich finden.
Wächßt auff den gebürgen umb Genff.

5. Der Garten-rapuntzel mit breiten
blätteren/ Rapunculus hortensis latiore folio
seu pyramidalis, C. B. Campanula lactescens
pyramidalis, Ger. Pyramidalis laevis, J. B.

Seine Wurtzel ist voll milch-weissen saffts/
vermehret sich gern/ ja auch die stücke de-
roselben/ wenn sie in die Erden gesteckt wer-
den/ schlagen wider auß: wirfft sonsten drey
elen hohe/ glatte/ mit langen/ kalen blät-
teren umbgebene Stengel auff. Die satt-
grünen blätter so nahe der erden/ mögen
sechs quer-finger in der länge/ und drey biß
vier quer-finger in der breite erreichen; hin-
gegen sind die oben an dem Stengel viel
schmäler. Alle aber erzeigen sich sehr we-
nig/ oder gar nichts an dem umbkreiß zer-
kerfft. Die himmels-blaue grossen Glocken-
blümlein erscheinen in dem Heu-und Augst-
monat von mitten deß Stengels biß an
den Gipffel.

[Abbildung] Der kleine und oben außgespitzt[e] Berg-
Rapuntzel.
Rapunculus alpinus
pyramidalis minor.

6. Der kleine und oben außgespitzte Berg-
rapuntzel/ Rapunculus alpinus pyramidalis

minor,
C c c 2

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] ge/ zarte/ eckichte/ geſtreiffte Stengel. A-
ber ehe ſie in genannte Stengel tretten/ ge-
winnen ſie laͤnglichte/ außgeſpitzte/ glatte
blaͤtter/ die ligen auff der Erden außgeſprei-
tet; aber die anderen blaͤtter/ ſo nachmals
faſt auff dem gantzen Stengel ohne Ord-
nung wachſen/ ſind laͤnger und ſchmaͤler/
ohne ſtiel. Der Stengel iſt obenauff ge-
meinlich in nebenaͤſtlein zertrennet/ und
traͤgt in dem Sommer purpurblaue oder
weiſſe einblaͤttige Glockenbluͤmlein/ an dem
umkreiß in fuͤnff einſchnitt getheilet. Der
kleine ſchwartze Samen ligt in knoͤpflein
verwahrt. Die milchſafftige Wurtzel hat
im Mertzen und anfang des Aprillen die
beſte krafft/ deßwegen pflegt man ſie in die-
ſer Zeit außzugraben/ und ſamt den bereits
erſcheinenden blaͤtteren fuͤr einen lieblichen
Salat auffzuſetzen.

2. Jn Candien waͤchßt ein ſonderlich
Geſchlecht der Rapuntzelen/ Rapunculus
Creticus, ſ. Pyramidalis altera, C. B. Rapun-
culus Creticus, Petromerula, J. B. Petrome-
rula ſeu Lactuca petræa, Pon. Ital. Beu.
welches
Honorius Bellus in Epiſtola prima ad Caro-
lum Cluſium
alſo beſchreibet. Die blaͤtter
vergleichen ſich mit den Wegwart-blaͤtteren/
ſie ſind groß/ tieff gekerfft/ glatt/ ſattgruͤn/
auff der Erden außgeſpreitet/ an dem un-
deren theil glaͤntzend/ und bißweilen pur-
purbraun: wenn es im anfang herfuͤr-
ſchießt/ ſind ſeine erſten blaͤtter rund/ den
ſchwartzen Violen-blaͤttern gleich/ und ent-
weder gar nicht oder nur ein wenig gekerfft.
Es hat viel runde/ holkelichte/ und ein oder
zween auch drey elen hohe Stengel/ auff de-
nen viel purpurbraune und dick-zuſammen
geſetzte Blumen ſitzen/ welche ein groſſes
Aehre vorbilden/ denen ein kleines ſaͤmlein
nachfolget. Die Wurtzel iſt groß/ weiß und
zertheilt. Man brauchet ſie in Candien zur
Speiß/ ſie gibt ein geſchmack wie unſere ge-
meine Rapuntzelen von ſich. Das gantze
Gewaͤchs ſtecket voll milch/ man findet es
neben den aͤckeren und ſtraſſen/ wie auch
zwiſchen den felſen. Es bluͤhet im Fruͤhling
und anfang des Sommers/ im Maͤyen und
Heumonat verdorꝛet es/ allein die Wurtzel
bleibet friſch/ welche in dem Weinmonat
ihre blaͤtter herfuͤr bringt/ und den gantzen
Winter uͤber gruͤnet. Wird in ihrer Sprach/
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], Steinlattich genennt/ obwo-
len es mit dem Lattich keine gemeinſchafft
haltet/ weder daß es voll milch iſt. Die
Wurtzel und der zarte Stengel ſolle den
Beyſchlaff vermehren/ dahero es den garſti-
gen Namen [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] erlangt.

3. Das dritte Geſchlecht iſt ein ſchmal-
blaͤttiger Wald-rapuntzel/ Linum ſylveſtre
luteum foliis ſubrotundis, C. B. Rapunculus
nemoroſus anguſtifolius parvo flore, Ejuſd.
Campanula lutea linifolia, Ger. Park. Linifo-
lia Campanula lutea, J. B.
Hat ein lange/ di-
cke/ holtzichte Knorꝛen-wurtzel/ darauß ein
ſechs qwer-finger hoher/ und oben ſich in
aͤſtlein außbreitender Stengel auffwaͤchßt/
welcher mit ablang-ſchmalen/ glatten/ wech-
ſelweiß ſtehenden blaͤtteren/ ſo ſich den flachs-
blaͤtteren vergleichen/ begabet/ und an ſei-
nen gipfeln groſſe/ zoll-lange/ ſaffran-gelbe
Glockenbluͤmlein traͤgt.

[Spaltenumbruch]

4. Die Glockenbluͤmlein mit Pferſing-
blaͤttern/ Rapunculus Perſicifolius magno flore,
C. B. Campanula anguſtifolia cœrulea & alba,
J. B.
Waͤchßt anderthalb elen hoch/ hat eine
kleine/ faſelichte/ gewundene wurtzel; einen
eckichten oder geſtreifften/ kalen/ rauchen
Stengel/ mit vielen ohne ordnung ſiehen-
den langen/ ſchmalen/ ſchwartzgruͤn glaͤn-
tzenden blaͤtteren/ und vielen/ weiten/ ins ge-
mein blauen/ bißweilen auch weiſſen Glo-
ckenbluͤmlein/ welche zwar nur ein Blatt/
ſolches aber mit fuͤnff einſchnitten begabet
haben. Das Samengefaͤßlein iſt in drey
haͤußlein getheilet/ darinnen kleine glaͤn-
tzende dunckelbraune Samen ſich finden.
Waͤchßt auff den gebuͤrgen umb Genff.

5. Der Garten-rapuntzel mit breiten
blaͤtteren/ Rapunculus hortenſis latiore folio
ſeu pyramidalis, C. B. Campanula lacteſcens
pyramidalis, Ger. Pyramidalis lævis, J. B.

Seine Wurtzel iſt voll milch-weiſſen ſaffts/
vermehret ſich gern/ ja auch die ſtuͤcke de-
roſelben/ wenn ſie in die Erden geſteckt wer-
den/ ſchlagen wider auß: wirfft ſonſten drey
elen hohe/ glatte/ mit langen/ kalen blaͤt-
teren umbgebene Stengel auff. Die ſatt-
gruͤnen blaͤtter ſo nahe der erden/ moͤgen
ſechs quer-finger in der laͤnge/ und drey biß
vier quer-finger in der breite erꝛeichen; hin-
gegen ſind die oben an dem Stengel viel
ſchmaͤler. Alle aber erzeigen ſich ſehr we-
nig/ oder gar nichts an dem umbkreiß zer-
kerfft. Die himmels-blaue groſſen Glocken-
bluͤmlein erſcheinen in dem Heu-und Augſt-
monat von mitten deß Stengels biß an
den Gipffel.

[Abbildung] Der kleine und oben außgeſpitzt[e] Berg-
Rapuntzel.
Rapunculus alpinus
pyramidalis minor.

6. Der kleine und oben außgeſpitzte Berg-
rapuntzel/ Rapunculus alpinus pyramidalis

minor,
C c c 2
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[387/0403] Von den Kraͤuteren. ge/ zarte/ eckichte/ geſtreiffte Stengel. A- ber ehe ſie in genannte Stengel tretten/ ge- winnen ſie laͤnglichte/ außgeſpitzte/ glatte blaͤtter/ die ligen auff der Erden außgeſprei- tet; aber die anderen blaͤtter/ ſo nachmals faſt auff dem gantzen Stengel ohne Ord- nung wachſen/ ſind laͤnger und ſchmaͤler/ ohne ſtiel. Der Stengel iſt obenauff ge- meinlich in nebenaͤſtlein zertrennet/ und traͤgt in dem Sommer purpurblaue oder weiſſe einblaͤttige Glockenbluͤmlein/ an dem umkreiß in fuͤnff einſchnitt getheilet. Der kleine ſchwartze Samen ligt in knoͤpflein verwahrt. Die milchſafftige Wurtzel hat im Mertzen und anfang des Aprillen die beſte krafft/ deßwegen pflegt man ſie in die- ſer Zeit außzugraben/ und ſamt den bereits erſcheinenden blaͤtteren fuͤr einen lieblichen Salat auffzuſetzen. 2. Jn Candien waͤchßt ein ſonderlich Geſchlecht der Rapuntzelen/ Rapunculus Creticus, ſ. Pyramidalis altera, C. B. Rapun- culus Creticus, Petromerula, J. B. Petrome- rula ſeu Lactuca petræa, Pon. Ital. Beu. welches Honorius Bellus in Epiſtola prima ad Caro- lum Cluſium alſo beſchreibet. Die blaͤtter vergleichen ſich mit den Wegwart-blaͤtteren/ ſie ſind groß/ tieff gekerfft/ glatt/ ſattgruͤn/ auff der Erden außgeſpreitet/ an dem un- deren theil glaͤntzend/ und bißweilen pur- purbraun: wenn es im anfang herfuͤr- ſchießt/ ſind ſeine erſten blaͤtter rund/ den ſchwartzen Violen-blaͤttern gleich/ und ent- weder gar nicht oder nur ein wenig gekerfft. Es hat viel runde/ holkelichte/ und ein oder zween auch drey elen hohe Stengel/ auff de- nen viel purpurbraune und dick-zuſammen geſetzte Blumen ſitzen/ welche ein groſſes Aehre vorbilden/ denen ein kleines ſaͤmlein nachfolget. Die Wurtzel iſt groß/ weiß und zertheilt. Man brauchet ſie in Candien zur Speiß/ ſie gibt ein geſchmack wie unſere ge- meine Rapuntzelen von ſich. Das gantze Gewaͤchs ſtecket voll milch/ man findet es neben den aͤckeren und ſtraſſen/ wie auch zwiſchen den felſen. Es bluͤhet im Fruͤhling und anfang des Sommers/ im Maͤyen und Heumonat verdorꝛet es/ allein die Wurtzel bleibet friſch/ welche in dem Weinmonat ihre blaͤtter herfuͤr bringt/ und den gantzen Winter uͤber gruͤnet. Wird in ihrer Sprach/ _, Steinlattich genennt/ obwo- len es mit dem Lattich keine gemeinſchafft haltet/ weder daß es voll milch iſt. Die Wurtzel und der zarte Stengel ſolle den Beyſchlaff vermehren/ dahero es den garſti- gen Namen _ erlangt. 3. Das dritte Geſchlecht iſt ein ſchmal- blaͤttiger Wald-rapuntzel/ Linum ſylveſtre luteum foliis ſubrotundis, C. B. Rapunculus nemoroſus anguſtifolius parvo flore, Ejuſd. Campanula lutea linifolia, Ger. Park. Linifo- lia Campanula lutea, J. B. Hat ein lange/ di- cke/ holtzichte Knorꝛen-wurtzel/ darauß ein ſechs qwer-finger hoher/ und oben ſich in aͤſtlein außbreitender Stengel auffwaͤchßt/ welcher mit ablang-ſchmalen/ glatten/ wech- ſelweiß ſtehenden blaͤtteren/ ſo ſich den flachs- blaͤtteren vergleichen/ begabet/ und an ſei- nen gipfeln groſſe/ zoll-lange/ ſaffran-gelbe Glockenbluͤmlein traͤgt. 4. Die Glockenbluͤmlein mit Pferſing- blaͤttern/ Rapunculus Perſicifolius magno flore, C. B. Campanula anguſtifolia cœrulea & alba, J. B. Waͤchßt anderthalb elen hoch/ hat eine kleine/ faſelichte/ gewundene wurtzel; einen eckichten oder geſtreifften/ kalen/ rauchen Stengel/ mit vielen ohne ordnung ſiehen- den langen/ ſchmalen/ ſchwartzgruͤn glaͤn- tzenden blaͤtteren/ und vielen/ weiten/ ins ge- mein blauen/ bißweilen auch weiſſen Glo- ckenbluͤmlein/ welche zwar nur ein Blatt/ ſolches aber mit fuͤnff einſchnitten begabet haben. Das Samengefaͤßlein iſt in drey haͤußlein getheilet/ darinnen kleine glaͤn- tzende dunckelbraune Samen ſich finden. Waͤchßt auff den gebuͤrgen umb Genff. 5. Der Garten-rapuntzel mit breiten blaͤtteren/ Rapunculus hortenſis latiore folio ſeu pyramidalis, C. B. Campanula lacteſcens pyramidalis, Ger. Pyramidalis lævis, J. B. Seine Wurtzel iſt voll milch-weiſſen ſaffts/ vermehret ſich gern/ ja auch die ſtuͤcke de- roſelben/ wenn ſie in die Erden geſteckt wer- den/ ſchlagen wider auß: wirfft ſonſten drey elen hohe/ glatte/ mit langen/ kalen blaͤt- teren umbgebene Stengel auff. Die ſatt- gruͤnen blaͤtter ſo nahe der erden/ moͤgen ſechs quer-finger in der laͤnge/ und drey biß vier quer-finger in der breite erꝛeichen; hin- gegen ſind die oben an dem Stengel viel ſchmaͤler. Alle aber erzeigen ſich ſehr we- nig/ oder gar nichts an dem umbkreiß zer- kerfft. Die himmels-blaue groſſen Glocken- bluͤmlein erſcheinen in dem Heu-und Augſt- monat von mitten deß Stengels biß an den Gipffel. [Abbildung Der kleine und oben außgeſpitzte Berg- Rapuntzel. Rapunculus alpinus pyramidalis minor. ] 6. Der kleine und oben außgeſpitzte Berg- rapuntzel/ Rapunculus alpinus pyramidalis minor, C c c 2

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/403>, abgerufen am 24.11.2024.