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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] dem nutzen des Knoblauchs in dem Grimmen
nachfolgende Historien erzehlet. Wir ha-
Grimmen.ben einen Bauren gesehen/ welcher so ihne
das Grimmen angestossen/ sich alsobald ge-
gürtet/ obwohlen er sonsten sich nicht pfleg-
te zu gürten/ hat demnach Knoblauch mit
Brot geessen/ seine gewohnliche Arbeit ver-
richtet/ und den gantzen tag nicht getrun-
cken/ aber auff den abend thate er einen trunck
guten Weins/ darauf hat er die gantze Nacht
geschlaffen/ und ist frühe von allen schmer-
tzen frey auffgestanden.

[u]ngesund
Wasser.

Die Schnitter und Mäder/ welche zu
Sommers-zeit in der Hitze grossen durst ley-
den/ und ungesund Wasser trincken müssen/
sollen den Knoblauch fleissig brauchen/ wel-
ches bey den Alten auch üblich gewesen/ da-
her AEmilius Macer Lib. 1. Cap. 5. vermeldet:

Allia qui mane jejuno sumpserit ore,
Hunc ignotarum non laedet potus aquarum,
Nec diversorum mutatio facta locorum.
Haec ideo miscere cibis messoribus est mos,
Ut si forte sopor fessos depresserit illos,
Vermibus a nocuis tuti requiescere possint.

Der in den nuchtern Mund früh morgens
Knoblauch leget/
Dem schadt kein fremder trunck/ noch daß er
sich beweget
Von hier-werts anderst hin/ drumb wa-
re der gebrauch/
Daß man der Schnitter Speiß vermischt
mit dem Knoblauch.
Damit wenn ohngefehr der Schlaff sie müd
erlegte/
Das Gifft der würmen nicht denselben un-
heil hegte.
Würm/
grosse
Bäuch der
Kindern.

Knoblauch in Milch ein wenig gesotten/
alßdenn geseigt und getruncken/ führet die
Würm auß; bekommet auch also den Kin-
dern wol/ welche grosse Bäuch von den
Würmen bekommen.

Wider den Lendenstein/ schneide drey
Stein/
versteckte
Frawen-
zeit und
Nachge-
burt.
Knoblauch-häupter in einen trunck weissen
Wein/ laß einmal auffsieden/ seige es durch
ein Tuch/ und trincks warm/ er treibt den
Stein fort/ und macht wol harnen. Dieser
Tranck befürdert auch die versteckte Frawen-
zeit und Nachgeburt.

Hitzige
Naturen.
Podagra/

Der Knoblauch bekomt den hitzigen Na-
turen nicht zum besten/ oder denen welche
das Podagra plaget/ denn er erreget die ge-
wohnliche Schmertzen. Er ist auch denen
Frantzösi-
sche Seu-
che.
schädlich/ so mit der Frantzösischen Seuche
behafftet sind.

Kalter
Magen/
Pest.

Junger Knoblauch gibt nicht so ein star-
cken Geruch/ alß der alte/ ist auch anmüti-
ger zu essen. Etliche spicken das Fleisch mit
dem jungen Knoblauch/ ist also dem kalten
Magen gesund und zur Pest-zeit ein sehr
nutzliche Speiß.

Versteckte
monatliche
Reinigung

Ein Rauch von Knoblauch/ bringet den
Weiberen ihre Monatliche reinigung/ wenn
sie wol verdeckt den Dampff zu sich gehen
lassen.

Würm bey
den Kinde-
ren.

So die Kinder würm im Leib haben/ nim
ein Knoblauch-haupt/ zerschneide ihn/ thue
darzu gepülvert Aloe Hepatica und Ochsen-
gall jedes ein halb loth/ wärme es/ drucke
den safft auß/ und reibe davon des tages
zweymahl dem Kind in den Nabel.

Verhalte-
ner Harn.

Ein gutes mittel zum verhaltenen Harn:
[Spaltenumbruch] Nim drey Knoblauch-häupter/ brate sie in
der aschen/ thue darzu ein halb loth Pfeffer/
samt einer hand-voll Wachholderbeere/ stos-
se es nachmahls under einander/ koche es in
rothem Wein zu einem Muß/ machs zu ei-
nem pflaster/ und lege es warm auff die Ge-
mäche oder underen Leib/ so wird der harn
offt sehr bald folgen.

Wenn ein Pferd nicht stallen kan: NimHinder-
haltung
des Harns
bey den
Pferden.

geschälten Knoblauch und Bibernellen-
kraut/ siede es wohl in weissem Wein/ und
schütte es dem Pferd ein.

Adamus Olearius meldet in seiner Persi-
schen Reißbeschreibung: der Knoblauch wer-
de nicht allein von geringen/ sondern auch
von hohen/ ja höchsten Standts-persohnen
allda beliebet und genossen.

Knoblauch zerstossen/ mit Baumöl geko-Versesse-
ner Harn/
Stein/
Sand.

chet/ hernach under Gänß-schmaltz zu ei-
ner Salbe angerühret/ und über die Nieren
offt geschmieret/ befördert den versessenen
Harn/ und treibet Stein und Sand auß.

Die Thracier/ Türcken und Juden/ sindGifft/
Pest.

grosse Liebhaber des Knoblauchs/ dadurch
sie sich vor dem Gifft und der Pest bewah-
ren.

Josephus Acosta Lib. 4. Histor. Ind. Cap. 18.
schreibet/ daß die Jndianer allen andern
Europaeischen Gewächsen den Knoblauch
vorziehen/ welchen sie zur Stärckung des
Magens gebrauchen.

Wilden Knoblauchs-Ge-
schlechte.
1. Der gemeine wilde Knoblauch; Allium
campestre juncifolium capitatum purpurascens
majus, C. B.
hat lange/ runde/ dünne und
hole Blätter/ wie die Bintzen oder Röhrlein/
einen langen/ glatten/ dünnen stengel/ da-
ran braun-farbe Blumen in einem krospe-
lichten Hülsen-säcklein wachsen. Die wur-
tzel ist köpfficht/ gewinnet aber keine Körner
oder Zehen. Er wächßt von sich selbst auff
dem Feld und in Gebürgen.
Dieses Knoblauchs figur stehet abgemah-
let neben dem zahmen. Sonsten hat er glei-
che krafft mit dem Garten-knoblauch/ ist
aber etwas stärcker. Er stincket so übel/
und riechet so starck/ daß/ so ihn das Vieh
versucht/ die Milch den geschmack an sich
ziehet.
2. Das andere Geschlecht ist der zwey-
hörnige fruchtbare wilde Knoblauch mit ei-
ner Blume/ die inwendig weiß/ außwendig
mit purpurrothem strich gezieret; wächßt
umb Genff häuffig. Allium bicorne prolife-
rum flore intus albescente cum stria purpura-
scente externe, J. B. Sylvestre bicorne flore ob-
soleto, C. B.
3. Der wilde Knoblauch mit weisser run-
der Wurtzel/ kurtzem stengel/ und bleich-pur-
purfarben Blümlein/ wächßt an dem Rho-
dan-fluß bey Genff in sandichtem Grund/
blühet in dem Brachmonat. Allium sphaero-
cephalum purpurascens, Raj.
4. Der wilde Knoblauch mit blaßgelben
blümlein/ drey binsen-blätteren/ elen-ho-
hem rundem Stengel/ wächßt in Hun-
garn und Mähren häuffig. Allium monta-
num bicorne flore pallido odoro, C. B. Allium
flore luteo sive pallido, J. B.
5. Der
Z z 3

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] dem nutzen des Knoblauchs in dem Grim̃en
nachfolgende Hiſtorien erzehlet. Wir ha-
Grimmen.ben einen Bauren geſehen/ welcher ſo ihne
das Grimmen angeſtoſſen/ ſich alſobald ge-
guͤrtet/ obwohlen er ſonſten ſich nicht pfleg-
te zu guͤrten/ hat demnach Knoblauch mit
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richtet/ und den gantzen tag nicht getrun-
cken/ aber auff den abend thate er einen trunck
guten Weins/ darauf hat er die gantze Nacht
geſchlaffen/ und iſt fruͤhe von allen ſchmer-
tzen frey auffgeſtanden.

[u]ngeſund
Waſſer.

Die Schnitter und Maͤder/ welche zu
Sommers-zeit in der Hitze groſſen durſt ley-
den/ und ungeſund Waſſer trincken muͤſſen/
ſollen den Knoblauch fleiſſig brauchen/ wel-
ches bey den Alten auch uͤblich geweſen/ da-
her Æmilius Macer Lib. 1. Cap. 5. vermeldet:

Allia qui manè jejuno ſumpſerit ore,
Hunc ignotarum non lædet potus aquarum,
Nec diverſorum mutatio facta locorum.
Hæc ideò miſcere cibis meſſoribus eſt mos,
Ut ſi fortè ſopor feſſos depreſſerit illos,
Vermibus à nocuis tuti requieſcere poſſint.

Der in den nůchtern Mund fruͤh morgens
Knoblauch leget/
Dem ſchadt kein fremder trunck/ noch daß er
ſich beweget
Von hier-werts anderſt hin/ drumb wa-
re der gebrauch/
Daß man der Schnitter Speiß vermiſcht
mit dem Knoblauch.
Damit wenn ohngefehr der Schlaff ſie muͤd
erlegte/
Das Gifft der wuͤrmen nicht denſelben un-
heil hegte.
Wuͤrm/
groſſe
Baͤuch der
Kindern.

Knoblauch in Milch ein wenig geſotten/
alßdenn geſeigt und getruncken/ fuͤhret die
Wuͤrm auß; bekommet auch alſo den Kin-
dern wol/ welche groſſe Baͤuch von den
Wuͤrmen bekommen.

Wider den Lendenſtein/ ſchneide drey
Stein/
verſteckte
Frawen-
zeit und
Nachge-
burt.
Knoblauch-haͤupter in einen trunck weiſſen
Wein/ laß einmal auffſieden/ ſeige es durch
ein Tuch/ und trincks warm/ er treibt den
Stein fort/ und macht wol harnen. Dieſer
Tranck befuͤrdert auch die verſteckte Frawen-
zeit und Nachgeburt.

Hitzige
Naturen.
Podagra/

Der Knoblauch bekomt den hitzigen Na-
turen nicht zum beſten/ oder denen welche
das Podagra plaget/ denn er erꝛeget die ge-
wohnliche Schmertzen. Er iſt auch denen
Frantzoͤſi-
ſche Seu-
che.
ſchaͤdlich/ ſo mit der Frantzoͤſiſchen Seuche
behafftet ſind.

Kalter
Magen/
Peſt.

Junger Knoblauch gibt nicht ſo ein ſtar-
cken Geruch/ alß der alte/ iſt auch anmuͤti-
ger zu eſſen. Etliche ſpicken das Fleiſch mit
dem jungen Knoblauch/ iſt alſo dem kalten
Magen geſund und zur Peſt-zeit ein ſehr
nutzliche Speiß.

Verſteckte
monatliche
Reinigung

Ein Rauch von Knoblauch/ bringet den
Weiberen ihre Monatliche reinigung/ wenn
ſie wol verdeckt den Dampff zu ſich gehen
laſſen.

Wuͤrm bey
den Kinde-
ren.

So die Kinder wuͤrm im Leib haben/ nim
ein Knoblauch-haupt/ zerſchneide ihn/ thue
darzu gepuͤlvert Aloe Hepatica und Ochſen-
gall jedes ein halb loth/ waͤrme es/ drucke
den ſafft auß/ und reibe davon des tages
zweymahl dem Kind in den Nabel.

Verhalte-
ner Harn.

Ein gutes mittel zum verhaltenen Harn:
[Spaltenumbruch] Nim drey Knoblauch-haͤupter/ brate ſie in
der aſchen/ thue darzu ein halb loth Pfeffer/
ſamt einer hand-voll Wachholderbeere/ ſtoſ-
ſe es nachmahls under einander/ koche es in
rothem Wein zu einem Muß/ machs zu ei-
nem pflaſter/ und lege es warm auff die Ge-
maͤche oder underen Leib/ ſo wird der harn
offt ſehr bald folgen.

Wenn ein Pferd nicht ſtallen kan: NimHinder-
haltung
des Harns
bey den
Pferden.

geſchaͤlten Knoblauch und Bibernellen-
kraut/ ſiede es wohl in weiſſem Wein/ und
ſchuͤtte es dem Pferd ein.

Adamus Olearius meldet in ſeiner Perſi-
ſchen Reißbeſchreibung: der Knoblauch wer-
de nicht allein von geringen/ ſondern auch
von hohen/ ja hoͤchſten Standts-perſohnen
allda beliebet und genoſſen.

Knoblauch zerſtoſſen/ mit Baumoͤl geko-Verſeſſe-
ner Harn/
Stein/
Sand.

chet/ hernach under Gaͤnß-ſchmaltz zu ei-
ner Salbe angeruͤhret/ und uͤber die Nieren
offt geſchmieret/ befoͤrdert den verſeſſenen
Harn/ und treibet Stein und Sand auß.

Die Thracier/ Tuͤrcken und Juden/ ſindGifft/
Peſt.

groſſe Liebhaber des Knoblauchs/ dadurch
ſie ſich vor dem Gifft und der Peſt bewah-
ren.

Joſephus Acoſta Lib. 4. Hiſtor. Ind. Cap. 18.
ſchreibet/ daß die Jndianer allen andern
Europæiſchen Gewaͤchſen den Knoblauch
vorziehen/ welchen ſie zur Staͤrckung des
Magens gebrauchen.

Wilden Knoblauchs-Ge-
ſchlechte.
1. Der gemeine wilde Knoblauch; Allium
campeſtre juncifolium capitatum purpuraſcens
majus, C. B.
hat lange/ runde/ duͤnne und
hole Blaͤtter/ wie die Bintzen oder Roͤhrlein/
einen langen/ glatten/ duͤnnen ſtengel/ da-
ran braun-farbe Blumen in einem kroſpe-
lichten Huͤlſen-ſaͤcklein wachſen. Die wur-
tzel iſt koͤpfficht/ gewinnet aber keine Koͤrner
oder Zehen. Er waͤchßt von ſich ſelbſt auff
dem Feld und in Gebuͤrgen.
Dieſes Knoblauchs figur ſtehet abgemah-
let neben dem zahmen. Sonſten hat er glei-
che krafft mit dem Garten-knoblauch/ iſt
aber etwas ſtaͤrcker. Er ſtincket ſo uͤbel/
und riechet ſo ſtarck/ daß/ ſo ihn das Vieh
verſucht/ die Milch den geſchmack an ſich
ziehet.
2. Das andere Geſchlecht iſt der zwey-
hoͤrnige fruchtbare wilde Knoblauch mit ei-
ner Blume/ die inwendig weiß/ außwendig
mit purpurꝛothem ſtrich gezieret; waͤchßt
umb Genff haͤuffig. Allium bicorne prolife-
rum flore intus albeſcente cum ſtriâ purpura-
ſcente externè, J. B. Sylveſtre bicorne flore ob-
ſoleto, C. B.
3. Der wilde Knoblauch mit weiſſer run-
der Wurtzel/ kurtzem ſtengel/ und bleich-pur-
purfarben Bluͤmlein/ waͤchßt an dem Rho-
dan-fluß bey Genff in ſandichtem Grund/
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cephalum purpuraſcens, Raj.
4. Der wilde Knoblauch mit blaßgelben
bluͤmlein/ drey binſen-blaͤtteren/ elen-ho-
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5. Der
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[365/0381] Von den Kraͤuteren. dem nutzen des Knoblauchs in dem Grim̃en nachfolgende Hiſtorien erzehlet. Wir ha- ben einen Bauren geſehen/ welcher ſo ihne das Grimmen angeſtoſſen/ ſich alſobald ge- guͤrtet/ obwohlen er ſonſten ſich nicht pfleg- te zu guͤrten/ hat demnach Knoblauch mit Brot geeſſen/ ſeine gewohnliche Arbeit ver- richtet/ und den gantzen tag nicht getrun- cken/ aber auff den abend thate er einen trunck guten Weins/ darauf hat er die gantze Nacht geſchlaffen/ und iſt fruͤhe von allen ſchmer- tzen frey auffgeſtanden. Grimmen. Die Schnitter und Maͤder/ welche zu Sommers-zeit in der Hitze groſſen durſt ley- den/ und ungeſund Waſſer trincken muͤſſen/ ſollen den Knoblauch fleiſſig brauchen/ wel- ches bey den Alten auch uͤblich geweſen/ da- her Æmilius Macer Lib. 1. Cap. 5. vermeldet: Allia qui manè jejuno ſumpſerit ore, Hunc ignotarum non lædet potus aquarum, Nec diverſorum mutatio facta locorum. Hæc ideò miſcere cibis meſſoribus eſt mos, Ut ſi fortè ſopor feſſos depreſſerit illos, Vermibus à nocuis tuti requieſcere poſſint. Der in den nůchtern Mund fruͤh morgens Knoblauch leget/ Dem ſchadt kein fremder trunck/ noch daß er ſich beweget Von hier-werts anderſt hin/ drumb wa- re der gebrauch/ Daß man der Schnitter Speiß vermiſcht mit dem Knoblauch. Damit wenn ohngefehr der Schlaff ſie muͤd erlegte/ Das Gifft der wuͤrmen nicht denſelben un- heil hegte. Knoblauch in Milch ein wenig geſotten/ alßdenn geſeigt und getruncken/ fuͤhret die Wuͤrm auß; bekommet auch alſo den Kin- dern wol/ welche groſſe Baͤuch von den Wuͤrmen bekommen. Wider den Lendenſtein/ ſchneide drey Knoblauch-haͤupter in einen trunck weiſſen Wein/ laß einmal auffſieden/ ſeige es durch ein Tuch/ und trincks warm/ er treibt den Stein fort/ und macht wol harnen. Dieſer Tranck befuͤrdert auch die verſteckte Frawen- zeit und Nachgeburt. Stein/ verſteckte Frawen- zeit und Nachge- burt. Der Knoblauch bekomt den hitzigen Na- turen nicht zum beſten/ oder denen welche das Podagra plaget/ denn er erꝛeget die ge- wohnliche Schmertzen. Er iſt auch denen ſchaͤdlich/ ſo mit der Frantzoͤſiſchen Seuche behafftet ſind. Frantzoͤſi- ſche Seu- che. Junger Knoblauch gibt nicht ſo ein ſtar- cken Geruch/ alß der alte/ iſt auch anmuͤti- ger zu eſſen. Etliche ſpicken das Fleiſch mit dem jungen Knoblauch/ iſt alſo dem kalten Magen geſund und zur Peſt-zeit ein ſehr nutzliche Speiß. Ein Rauch von Knoblauch/ bringet den Weiberen ihre Monatliche reinigung/ wenn ſie wol verdeckt den Dampff zu ſich gehen laſſen. So die Kinder wuͤrm im Leib haben/ nim ein Knoblauch-haupt/ zerſchneide ihn/ thue darzu gepuͤlvert Aloe Hepatica und Ochſen- gall jedes ein halb loth/ waͤrme es/ drucke den ſafft auß/ und reibe davon des tages zweymahl dem Kind in den Nabel. Ein gutes mittel zum verhaltenen Harn: Nim drey Knoblauch-haͤupter/ brate ſie in der aſchen/ thue darzu ein halb loth Pfeffer/ ſamt einer hand-voll Wachholderbeere/ ſtoſ- ſe es nachmahls under einander/ koche es in rothem Wein zu einem Muß/ machs zu ei- nem pflaſter/ und lege es warm auff die Ge- maͤche oder underen Leib/ ſo wird der harn offt ſehr bald folgen. Wenn ein Pferd nicht ſtallen kan: Nim geſchaͤlten Knoblauch und Bibernellen- kraut/ ſiede es wohl in weiſſem Wein/ und ſchuͤtte es dem Pferd ein. Hinder- haltung des Harns bey den Pferden. Adamus Olearius meldet in ſeiner Perſi- ſchen Reißbeſchreibung: der Knoblauch wer- de nicht allein von geringen/ ſondern auch von hohen/ ja hoͤchſten Standts-perſohnen allda beliebet und genoſſen. Knoblauch zerſtoſſen/ mit Baumoͤl geko- chet/ hernach under Gaͤnß-ſchmaltz zu ei- ner Salbe angeruͤhret/ und uͤber die Nieren offt geſchmieret/ befoͤrdert den verſeſſenen Harn/ und treibet Stein und Sand auß. Verſeſſe- ner Harn/ Stein/ Sand. Die Thracier/ Tuͤrcken und Juden/ ſind groſſe Liebhaber des Knoblauchs/ dadurch ſie ſich vor dem Gifft und der Peſt bewah- ren. Gifft/ Peſt. Joſephus Acoſta Lib. 4. Hiſtor. Ind. Cap. 18. ſchreibet/ daß die Jndianer allen andern Europæiſchen Gewaͤchſen den Knoblauch vorziehen/ welchen ſie zur Staͤrckung des Magens gebrauchen. Wilden Knoblauchs-Ge- ſchlechte. 1. Der gemeine wilde Knoblauch; Allium campeſtre juncifolium capitatum purpuraſcens majus, C. B. hat lange/ runde/ duͤnne und hole Blaͤtter/ wie die Bintzen oder Roͤhrlein/ einen langen/ glatten/ duͤnnen ſtengel/ da- ran braun-farbe Blumen in einem kroſpe- lichten Huͤlſen-ſaͤcklein wachſen. Die wur- tzel iſt koͤpfficht/ gewinnet aber keine Koͤrner oder Zehen. Er waͤchßt von ſich ſelbſt auff dem Feld und in Gebuͤrgen. Dieſes Knoblauchs figur ſtehet abgemah- let neben dem zahmen. Sonſten hat er glei- che krafft mit dem Garten-knoblauch/ iſt aber etwas ſtaͤrcker. Er ſtincket ſo uͤbel/ und riechet ſo ſtarck/ daß/ ſo ihn das Vieh verſucht/ die Milch den geſchmack an ſich ziehet. 2. Das andere Geſchlecht iſt der zwey- hoͤrnige fruchtbare wilde Knoblauch mit ei- ner Blume/ die inwendig weiß/ außwendig mit purpurꝛothem ſtrich gezieret; waͤchßt umb Genff haͤuffig. Allium bicorne prolife- rum flore intus albeſcente cum ſtriâ purpura- ſcente externè, J. B. Sylveſtre bicorne flore ob- ſoleto, C. B. 3. Der wilde Knoblauch mit weiſſer run- der Wurtzel/ kurtzem ſtengel/ und bleich-pur- purfarben Bluͤmlein/ waͤchßt an dem Rho- dan-fluß bey Genff in ſandichtem Grund/ bluͤhet in dem Brachmonat. Allium ſphæro- cephalum purpuraſcens, Raj. 4. Der wilde Knoblauch mit blaßgelben bluͤmlein/ drey binſen-blaͤtteren/ elen-ho- hem rundem Stengel/ waͤchßt in Hun- garn und Maͤhren haͤuffig. Allium monta- num bicorne flore pallido odoro, C. B. Allium flore luteo ſive pallido, J. B. 5. Der Z z 3

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/381>, abgerufen am 23.11.2024.