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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Kleiner Galgan. Galanga
minor.

zum underscheid der grossen Galgan-wurtz/
den Namen kleinen Galgan trägt) ist kno-
dicht/ krum/ kleinen fingers dick/ in- und
außwendig roth/ hart/ eines scharffen/ beis-
senden/ brennenden geschmacks/ und eines
anmüthigen geruchs. Garzias ab Horto, Lib.
1. Aromat. Histor. Cap.
40. berichtet/ daß der
kleine Galgan zweyer spannen hoch herfür-
komme/ und seine blätter sich den Myrten-
blättern vergleichen. Er wächßt von sich
selbsten/ wird auß China in Jndien/ und
hernach in Portugal geführet. Von Mem-
phi und Syrien bringet man ihne in Jtalien.
Dieser/ als der beste/ wird zur Artzney und
sonsten gemeiniglich gebraucht. Man solle
aber solchen außlesen/ welcher dick/ etwas
schwer/ außwendig fewr-roth/ inwendig a-
ber dunckel-roth/ und im geringsten nicht
bleich ist. So er zerschnitten wird/ soll er
gläntzen/ nicht wurmstichig seyn/ und einen
wolriechenden Gewürtz-geruch von sich ge-
ben. Welcher leicht/ weiß/ ohne geruch/
und voller löchlein ist/ bringet keinen nutzen
im Leib. Matthiolus schreibet/ daß etliche
Land-betrieger die wurtzeln des wilden Gal-
gans in Eßig und Pfeffer beitzen/ und her-
nach für rechten Galgan verkauffen: Aber
der betrug werde gespüret/ so man die äus-
serste Rinden an der Wurtzel abschabe/ alß-
denn habe sie in der mitte keine scharffe/ wie
der wahre Galgan haben soll.

Der grosse Galgan hat eine daumens-
oder zween fingers-dicke knorrichte wurtzel/
aussen fewr-roth/ inwendig aber weiß/ äde-
richt/ und dem Jngwer gleich/ er gibt nicht
so ein lieblichen geruch von sich/ als der klei-
ne/ sein geschmack ist scharff/ unangenehm/
und dem Magen zu wider. Er schießt bey
nahem zweyer elen hoch mit spitzigen blät-
tern auff. Die Blum ist weiß/ ohne ge-
ruch/ und der Samen klein. Er wächßt
von ihme selber in Java/ Malabar/ Sun-
da/ und der Jnsul Boli/ wird allda auch in
den Gärten gepfläntzet. Die Jndianer ma-
chen diese wurtzel mit Zucker ein/ wie den
Jngwer/ sie bedienen sich dieses Confects/
welches sie Achar nennen/ bey dem Nach-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Grosser Galgan. Galanga
major.

tisch/ den lust zur Speiß ferners zu erwe-
cken/ gleichwie man in Europa die Cappern
und Oliven gebrauchet. Sie schneiden die-
se wurtzel auch in kleine stücklein oder scheub-
lein/ und kochen sie zu solchem end mit dem
Fleisch und den Fischen/ ja sie essen sie rohe
nur mit saltz/ eßig und öl begossen zu dem
Fleisch und den Fischen/ die natürliche Dä-
wung des Magens damit zu befördern. Die
Malabarer und Javaner gebrauchen diese
wurtzel nicht allein den Menschen/ sonderen
auch dem Vieh in allen kranckheiten/ so von
kälte herrühren. Sie stossen sie auch zu ei-
nem pulver/ vermischen darunder den safft
von den Cocos-nüssen/ und kochen es zu ei-
nem Brey-mehl/ welches sie wider die kal-
ten Mutter- und Blasen-kranckheiten rüh-
men/ wie Guilielmus Piso in Mantissa aroma-
tica p. m.
191. solches berichtet.

Wenn man die Wurtzel der Galgan recht
betrachtet und examinieret/ so wird man de-
nen heutigen Botanicis leichtlich beyfall ge-
ben/ welche darfür halten/ daß der Galgan
eine Wurtzel einer Jndianischen Gilgen oder
Veielwurtz seye.

Eigenschafft.

Die Galgan-wurtzel hat ein flüchtiges
mit aromatisch-ölichten theilen vermischtes
scharffes saltz in sieh/ und deßwegen die Ei-
genschafft zu erwärmen/ verstopffungen der
innerlichen Gliedern zu eröffnen/ alle schlei-
michte zähe feuchtigkeiten zu erdünneren/
durch den Harn und Schweiß zu treiben;
Haupt/ Magen und Mutter zu stärcken;
daher die Alten gesagt/ daß sie warm und
trucken seye im dritten grad.

Gebrauch.

Welcher von dem Schwindel angefochtenSchwindel

wird/
X x 3

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Kleiner Galgan. Galanga
minor.

zum underſcheid der groſſen Galgan-wurtz/
den Namen kleinen Galgan traͤgt) iſt kno-
dicht/ krum/ kleinen fingers dick/ in- und
außwendig roth/ hart/ eines ſcharffen/ beiſ-
ſenden/ brennenden geſchmacks/ und eines
anmuͤthigen geruchs. Garzias ab Horto, Lib.
1. Aromat. Hiſtor. Cap.
40. berichtet/ daß der
kleine Galgan zweyer ſpannen hoch herfuͤr-
komme/ und ſeine blaͤtter ſich den Myrten-
blaͤttern vergleichen. Er waͤchßt von ſich
ſelbſten/ wird auß China in Jndien/ und
hernach in Portugal gefuͤhret. Von Mem-
phi und Syrien bringet man ihne in Jtalien.
Dieſer/ als der beſte/ wird zur Artzney und
ſonſten gemeiniglich gebraucht. Man ſolle
aber ſolchen außleſen/ welcher dick/ etwas
ſchwer/ außwendig fewr-roth/ inwendig a-
ber dunckel-roth/ und im geringſten nicht
bleich iſt. So er zerſchnitten wird/ ſoll er
glaͤntzen/ nicht wurmſtichig ſeyn/ und einen
wolriechenden Gewuͤrtz-geruch von ſich ge-
ben. Welcher leicht/ weiß/ ohne geruch/
und voller loͤchlein iſt/ bringet keinen nutzen
im Leib. Matthiolus ſchreibet/ daß etliche
Land-betrieger die wurtzeln des wilden Gal-
gans in Eßig und Pfeffer beitzen/ und her-
nach fuͤr rechten Galgan verkauffen: Aber
der betrug werde geſpuͤret/ ſo man die aͤuſ-
ſerſte Rinden an der Wurtzel abſchabe/ alß-
denn habe ſie in der mitte keine ſchårffe/ wie
der wahre Galgan haben ſoll.

Der groſſe Galgan hat eine daumens-
oder zween fingers-dicke knorꝛichte wurtzel/
auſſen fewr-roth/ inwendig aber weiß/ aͤde-
richt/ und dem Jngwer gleich/ er gibt nicht
ſo ein lieblichen geruch von ſich/ als der klei-
ne/ ſein geſchmack iſt ſcharff/ unangenehm/
und dem Magen zu wider. Er ſchießt bey
nahem zweyer elen hoch mit ſpitzigen blaͤt-
tern auff. Die Blum iſt weiß/ ohne ge-
ruch/ und der Samen klein. Er waͤchßt
von ihme ſelber in Java/ Malabar/ Sun-
da/ und der Jnſul Boli/ wird allda auch in
den Gaͤrten gepflaͤntzet. Die Jndianer ma-
chen dieſe wurtzel mit Zucker ein/ wie den
Jngwer/ ſie bedienen ſich dieſes Confects/
welches ſie Achar nennen/ bey dem Nach-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Groſſer Galgan. Galanga
major.

tiſch/ den luſt zur Speiß ferners zu erwe-
cken/ gleichwie man in Europa die Cappern
und Oliven gebrauchet. Sie ſchneiden die-
ſe wurtzel auch in kleine ſtuͤcklein oder ſcheub-
lein/ und kochen ſie zu ſolchem end mit dem
Fleiſch und den Fiſchen/ ja ſie eſſen ſie rohe
nur mit ſaltz/ eßig und oͤl begoſſen zu dem
Fleiſch und den Fiſchen/ die natuͤrliche Daͤ-
wung des Magens damit zu befoͤrdern. Die
Malabarer und Javaner gebrauchen dieſe
wurtzel nicht allein den Menſchen/ ſonderen
auch dem Vieh in allen kranckheiten/ ſo von
kaͤlte herꝛuͤhren. Sie ſtoſſen ſie auch zu ei-
nem pulver/ vermiſchen darunder den ſafft
von den Cocos-nuͤſſen/ und kochen es zu ei-
nem Brey-mehl/ welches ſie wider die kal-
ten Mutter- und Blaſen-kranckheiten ruͤh-
men/ wie Guilielmus Piſo in Mantiſſa aroma-
tica p. m.
191. ſolches berichtet.

Wenn man die Wurtzel der Galgan recht
betrachtet und examinieret/ ſo wird man de-
nen heutigen Botanicis leichtlich beyfall ge-
ben/ welche darfuͤr halten/ daß der Galgan
eine Wurtzel einer Jndianiſchen Gilgen oder
Veielwurtz ſeye.

Eigenſchafft.

Die Galgan-wurtzel hat ein fluͤchtiges
mit aromatiſch-oͤlichten theilen vermiſchtes
ſcharffes ſaltz in ſieh/ und deßwegen die Ei-
genſchafft zu erwaͤrmen/ verſtopffungen der
innerlichen Gliedern zu eroͤffnen/ alle ſchlei-
michte zaͤhe feuchtigkeiten zu erduͤnneren/
durch den Harn und Schweiß zu treiben;
Haupt/ Magen und Mutter zu ſtaͤrcken;
daher die Alten geſagt/ daß ſie warm und
trucken ſeye im dritten grad.

Gebrauch.

Welcher von dem Schwindel angefochtenSchwindel

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[349/0365] Von den Kraͤuteren. [Abbildung Kleiner Galgan. Galanga minor. ] zum underſcheid der groſſen Galgan-wurtz/ den Namen kleinen Galgan traͤgt) iſt kno- dicht/ krum/ kleinen fingers dick/ in- und außwendig roth/ hart/ eines ſcharffen/ beiſ- ſenden/ brennenden geſchmacks/ und eines anmuͤthigen geruchs. Garzias ab Horto, Lib. 1. Aromat. Hiſtor. Cap. 40. berichtet/ daß der kleine Galgan zweyer ſpannen hoch herfuͤr- komme/ und ſeine blaͤtter ſich den Myrten- blaͤttern vergleichen. Er waͤchßt von ſich ſelbſten/ wird auß China in Jndien/ und hernach in Portugal gefuͤhret. Von Mem- phi und Syrien bringet man ihne in Jtalien. Dieſer/ als der beſte/ wird zur Artzney und ſonſten gemeiniglich gebraucht. Man ſolle aber ſolchen außleſen/ welcher dick/ etwas ſchwer/ außwendig fewr-roth/ inwendig a- ber dunckel-roth/ und im geringſten nicht bleich iſt. So er zerſchnitten wird/ ſoll er glaͤntzen/ nicht wurmſtichig ſeyn/ und einen wolriechenden Gewuͤrtz-geruch von ſich ge- ben. Welcher leicht/ weiß/ ohne geruch/ und voller loͤchlein iſt/ bringet keinen nutzen im Leib. Matthiolus ſchreibet/ daß etliche Land-betrieger die wurtzeln des wilden Gal- gans in Eßig und Pfeffer beitzen/ und her- nach fuͤr rechten Galgan verkauffen: Aber der betrug werde geſpuͤret/ ſo man die aͤuſ- ſerſte Rinden an der Wurtzel abſchabe/ alß- denn habe ſie in der mitte keine ſchårffe/ wie der wahre Galgan haben ſoll. Der groſſe Galgan hat eine daumens- oder zween fingers-dicke knorꝛichte wurtzel/ auſſen fewr-roth/ inwendig aber weiß/ aͤde- richt/ und dem Jngwer gleich/ er gibt nicht ſo ein lieblichen geruch von ſich/ als der klei- ne/ ſein geſchmack iſt ſcharff/ unangenehm/ und dem Magen zu wider. Er ſchießt bey nahem zweyer elen hoch mit ſpitzigen blaͤt- tern auff. Die Blum iſt weiß/ ohne ge- ruch/ und der Samen klein. Er waͤchßt von ihme ſelber in Java/ Malabar/ Sun- da/ und der Jnſul Boli/ wird allda auch in den Gaͤrten gepflaͤntzet. Die Jndianer ma- chen dieſe wurtzel mit Zucker ein/ wie den Jngwer/ ſie bedienen ſich dieſes Confects/ welches ſie Achar nennen/ bey dem Nach- [Abbildung Groſſer Galgan. Galanga major. ] tiſch/ den luſt zur Speiß ferners zu erwe- cken/ gleichwie man in Europa die Cappern und Oliven gebrauchet. Sie ſchneiden die- ſe wurtzel auch in kleine ſtuͤcklein oder ſcheub- lein/ und kochen ſie zu ſolchem end mit dem Fleiſch und den Fiſchen/ ja ſie eſſen ſie rohe nur mit ſaltz/ eßig und oͤl begoſſen zu dem Fleiſch und den Fiſchen/ die natuͤrliche Daͤ- wung des Magens damit zu befoͤrdern. Die Malabarer und Javaner gebrauchen dieſe wurtzel nicht allein den Menſchen/ ſonderen auch dem Vieh in allen kranckheiten/ ſo von kaͤlte herꝛuͤhren. Sie ſtoſſen ſie auch zu ei- nem pulver/ vermiſchen darunder den ſafft von den Cocos-nuͤſſen/ und kochen es zu ei- nem Brey-mehl/ welches ſie wider die kal- ten Mutter- und Blaſen-kranckheiten ruͤh- men/ wie Guilielmus Piſo in Mantiſſa aroma- tica p. m. 191. ſolches berichtet. Wenn man die Wurtzel der Galgan recht betrachtet und examinieret/ ſo wird man de- nen heutigen Botanicis leichtlich beyfall ge- ben/ welche darfuͤr halten/ daß der Galgan eine Wurtzel einer Jndianiſchen Gilgen oder Veielwurtz ſeye. Eigenſchafft. Die Galgan-wurtzel hat ein fluͤchtiges mit aromatiſch-oͤlichten theilen vermiſchtes ſcharffes ſaltz in ſieh/ und deßwegen die Ei- genſchafft zu erwaͤrmen/ verſtopffungen der innerlichen Gliedern zu eroͤffnen/ alle ſchlei- michte zaͤhe feuchtigkeiten zu erduͤnneren/ durch den Harn und Schweiß zu treiben; Haupt/ Magen und Mutter zu ſtaͤrcken; daher die Alten geſagt/ daß ſie warm und trucken ſeye im dritten grad. Gebrauch. Welcher von dem Schwindel angefochten wird/ Schwindel X x 3

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/365>, abgerufen am 24.11.2024.