[Spaltenumbruch]
[Abbildung]
II.Wilder Sperwerbaum. II. Sorbus torminalis.
Namen.
DEr zahme Sperwerbaum wird auch genannt Speyerling/ Sporäpffel/ Sorbäpffel/ Sperbyren/ und Schmerbyren/ heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen], [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Lateinisch/ Sorbus, J. B. sativa, C. B. Legitima. Park. Jtaliänisch/ Sorbo, Sorbolo, Sorbolaio. Frantzösisch/ Cormier. Spanisch/ Serval. Englisch/ Servicetree. Niderlän- disch/ Sluypperboom.
Der erste wilde Sperwerbaum oder Meel- baum/ heist Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Latei- nisch/ Sorbus sylvestris, foliis domesticae simi- lis, C. B. Sorbus aucuparia, J. B. Ornus s. Fraxi- nus sylvestris, Park. Jtaliänisch/ Sorbo salva- tico. Frantzösisch/ Cormier sauvage. Spa- nisch/ Serval salvage. Englisch/ Quicken-tree.
Der andere wilde Sperwerbaum wird auff Teutsch sonsten auch genennet Arsch- rösel/ Eschrösel/ Aressel. Lateinisch/ Sorbus torminalis, Matth. Lon. Dod. Park. Mespilus A- pii fol. non spinosa, sive sorbus torminalis, C. B. torminalis & Crataegus Theophrasti, J. B. En- glisch/ The common Servicetree or sorb.
Hierzu zehlet man gleichheit wegen noch andere Geschlechter/ als da sind 1. Sorbus alpina, J. B. sylvestris Aria Theophrasti dicta. Park. Alni effigie lanato folio major, C. B. Sorbi torminalis alterum genus, Cam. Teutsch/ wil- der Sperwerbaum. Jtaliänisch/ Metallo. Englisch/ The wlite Beam-tree. 2. Wil- der Englischer Sperwerbaum. Lateinisch/ Sorbus sylvestris Anglica, Park. Englisch/ Ned Chess-apples/ or Englisch wild Service.
[Spaltenumbruch]
Geschlecht vnd Gestalt.
Der Sperwerbaum ist zweyerley/ nam- lich das Mänlein und Weiblein. Sie wer- den an der Frucht underscheiden/ denn die Aepffel des Mänleins sind [r]und/ und an dem Weiblein langlicht/ wie ein Ey oder Birn: es sind auch des Mänleins Aepffel an dem geruch lieblicher/ als des Weibleins.
Diese zwey Geschlecht werden widerumb getheilet/ in das zahme und wilde. Der zah- me Sperwerbau[m] steiget auff mit einem graden hohen Stammen/ spreitet seine äste in die höhe und weite/ hat Blätter gleich dem Eschbaum/ außgenohmen/ daß sie schmaler/ auff dem Rucken weißlicht/ und an dem um- kreiß zerkerbt sind/ hangen an einem langen still/ siben oder acht paar nacheinander. Die Blühte hanget mit den Blätteren an einem ästlein/ und sprosset auß einem stielein/ so ü- ber ein zoll lang; Sie ist weiß und drausch- licht viel an einander. So die Blumen ab- fallen/ erscheinen Birlein- oder Apffel/ auff der einen seiten bleichgelb/ auff der anderen roth; im Herbst werden sie zeitig/ da sam- let und hängt man sie in büschlein gebunden auff/ oder legt sie auff stroh/ biß sie weich/ oder teig werden/ wie die Mespeln/ denn ehe kan man sie nicht essen/ wegen ihrer rauch- heit und herben Geschmack. Das Holtz ist gantz derb und vest/ darauß macht man Ti- sche/ und auß den Gerten Geißeln. Die Rin- de ist ein wenig rauch/ gelblich-weiß/ die wurtzel gehet tieff in das Erdreich/ ist hart und rothlicht. Dieser Baum ist in Teutsch- land und Jtalien gemein/ in Engelland aber währet er für sich selbsten nicht/ er liebt ein bergichtes/ feuchtes/ fettes und kältlichtes Erdreich.
Der gemeine oder erste wilde Sperwer- baum hat keinen underscheid von dem zah- men/ außgenohmen in den Beeren- oder Früchten/ die hauffenweiß und traublicht beysammen stehen/ sind gelb-roth auff mi- nienfarb ziehend/ fast in der grösse/ wie die Pesselbeere/ haben gar einen anderen Ge- schmack als die zahmen/ in dem sie gar un- lieblich sawr/ und so man viel davon isset/ ein erbrechen erwecken. Diese Beere werden von den Bauren/ über den Winter zum Vogelstellen auffbehalten/ denn sie den Drosseln und Haselhüneren sehr angenehm. Dieser Baum wachßt viel auff den Bur- gundischen/ Lotthringischen und Elsasischen Gebürgen/ wie auch auff dem Lucernischen Fracmont/ und bey uns auff dem Mutten- tzer Berg.
Der ander wilde Sperwerbaum/ oder Tor- minalis sorbus, Plinii. Mespilus Apii folio syl- vestris non spinosa, s. sorbus torminalis, C. B. hat blätter gleich dem Räblaub/ die sind glat und starck. Er tragt runde langlichte eisen- farbe etwas rauche häuffig beysammen ste- hende Beer/ wie Trauben/ an einem langen stiel/ haben einen sauren und herben Ge- schmack/ doch wenn sie teig und mürb wor- den/ sind sie anmütig saurlicht. Der Baum ist ziemlich lang/ mit einer glatten rinden bedeckt/ welche an den ästen braunroth/ und unden an dem Stammen weiß/ überall bit- ter und zusammen ziehend/ das Holtz laßt sich bald umwenden und biegen. Man fin-
det
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch]
[Abbildung]
II.Wilder Sperwerbaum. II. Sorbus torminalis.
Namen.
DEr zahme Sperwerbaum wird auch genannt Speyerling/ Sporaͤpffel/ Sorbaͤpffel/ Sperbyren/ und Schmerbyren/ heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen], [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Lateiniſch/ Sorbus, J. B. ſativa, C. B. Legitima. Park. Jtaliaͤniſch/ Sorbo, Sorbolo, Sorbolaio. Frantzoͤſiſch/ Cormier. Spaniſch/ Serval. Engliſch/ Servicetree. Niderlaͤn- diſch/ Sluypperboom.
Der erſte wilde Sperwerbaum oder Meel- baum/ heiſt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Latei- niſch/ Sorbus ſylveſtris, foliis domeſticæ ſimi- lis, C. B. Sorbus aucuparia, J. B. Ornus ſ. Fraxi- nus ſylveſtris, Park. Jtaliaͤniſch/ Sorbo ſalva- tico. Frantzoͤſiſch/ Cormier ſauvage. Spa- niſch/ Serval ſalvage. Engliſch/ Quicken-tree.
Der andere wilde Sperwerbaum wird auff Teutſch ſonſten auch genennet Arſch- roͤſel/ Eſchroͤſel/ Areſſel. Lateiniſch/ Sorbus torminalis, Matth. Lon. Dod. Park. Meſpilus A- pii fol. non ſpinoſa, ſive ſorbus torminalis, C. B. torminalis & Cratægus Theophraſti, J. B. En- gliſch/ The common Servicetree or ſorb.
Hierzu zehlet man gleichheit wegen noch andere Geſchlechter/ als da ſind 1. Sorbus alpina, J. B. ſylveſtris Aria Theophraſti dicta. Park. Alni effigie lanato folio major, C. B. Sorbi torminalis alterum genus, Cam. Teutſch/ wil- der Sperwerbaum. Jtaliaͤniſch/ Metallo. Engliſch/ The wlite Beam-tree. 2. Wil- der Engliſcher Sperwerbaum. Lateiniſch/ Sorbus ſylveſtris Anglica, Park. Engliſch/ Ned Cheſs-apples/ or Engliſch wild Service.
[Spaltenumbruch]
Geſchlecht vnd Geſtalt.
Der Sperwerbaum iſt zweyerley/ nam- lich das Maͤnlein und Weiblein. Sie wer- den an der Frucht underſcheiden/ denn die Aepffel des Maͤnleins ſind [r]und/ und an dem Weiblein langlicht/ wie ein Ey oder Birn: es ſind auch des Maͤnleins Aepffel an dem geruch lieblicher/ als des Weibleins.
Dieſe zwey Geſchlecht werden widerumb getheilet/ in das zahme und wilde. Der zah- me Sperwerbau[m] ſteiget auff mit einem graden hohen Stam̃en/ ſpreitet ſeine aͤſte in die hoͤhe und weite/ hat Blaͤtter gleich dem Eſchbaum/ außgenohmen/ daß ſie ſchmaler/ auff dem Rucken weißlicht/ und an dem um- kreiß zerkerbt ſind/ hangen an einem langen ſtill/ ſiben oder acht paar nacheinander. Die Bluͤhte hanget mit den Blaͤtteren an einem aͤſtlein/ und ſproſſet auß einem ſtielein/ ſo uͤ- ber ein zoll lang; Sie iſt weiß und drauſch- licht viel an einander. So die Blumen ab- fallen/ erſcheinen Birlein- oder Apffel/ auff der einen ſeiten bleichgelb/ auff der anderen roth; im Herbſt werden ſie zeitig/ da ſam- let und haͤngt man ſie in buͤſchlein gebunden auff/ oder legt ſie auff ſtroh/ biß ſie weich/ oder teig werden/ wie die Meſpeln/ denn ehe kan man ſie nicht eſſen/ wegen ihrer rauch- heit und herben Geſchmack. Das Holtz iſt gantz derb und veſt/ darauß macht man Ti- ſche/ und auß den Gerten Geißeln. Die Rin- de iſt ein wenig rauch/ gelblich-weiß/ die wurtzel gehet tieff in das Erdreich/ iſt hart und rothlicht. Dieſer Baum iſt in Teutſch- land und Jtalien gemein/ in Engelland aber waͤhret er fuͤr ſich ſelbſten nicht/ er liebt ein bergichtes/ feuchtes/ fettes und kaͤltlichtes Erdreich.
Der gemeine oder erſte wilde Sperwer- baum hat keinen underſcheid von dem zah- men/ außgenohmen in den Beeren- oder Fruͤchten/ die hauffenweiß und traublicht beyſammen ſtehen/ ſind gelb-roth auff mi- nienfarb ziehend/ faſt in der groͤſſe/ wie die Peſſelbeere/ haben gar einen anderen Ge- ſchmack als die zahmen/ in dem ſie gar un- lieblich ſawr/ und ſo man viel davon iſſet/ ein erbrechen erwecken. Dieſe Beere werden von den Bauren/ uͤber den Winter zum Vogelſtellen auffbehalten/ denn ſie den Droſſeln und Haſelhuͤneren ſehr angenehm. Dieſer Baum wachßt viel auff den Bur- gundiſchen/ Lotthringiſchen und Elſaſiſchen Gebuͤrgen/ wie auch auff dem Lucerniſchen Fracmont/ und bey uns auff dem Mutten- tzer Berg.
Der ander wilde Sperwerbaum/ oder Tor- minalis ſorbus, Plinii. Meſpilus Apii folio ſyl- veſtris non ſpinoſa, ſ. ſorbus torminalis, C. B. hat blaͤtter gleich dem Raͤblaub/ die ſind glat und ſtarck. Er tragt runde langlichte eiſen- farbe etwas rauche haͤuffig beyſammen ſte- hende Beer/ wie Trauben/ an einem langen ſtiel/ haben einen ſauren und herben Ge- ſchmack/ doch wenn ſie teig und muͤrb wor- den/ ſind ſie anmuͤtig ſaurlicht. Der Baum iſt ziemlich lang/ mit einer glatten rinden bedeckt/ welche an den aͤſten braunroth/ und unden an dem Stammen weiß/ uͤberall bit- ter und zuſammen ziehend/ das Holtz laßt ſich bald umwenden und biegen. Man fin-
det
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[16/0032]
Das Erſte Buch/
[Abbildung II. Wilder Sperwerbaum.
II. Sorbus torminalis.
]
Namen.
DEr zahme Sperwerbaum wird auch
genannt Speyerling/ Sporaͤpffel/
Sorbaͤpffel/ Sperbyren/ und
Schmerbyren/ heißt Griechiſch/ __,
__. Lateiniſch/ Sorbus, J. B. ſativa, C. B.
Legitima. Park. Jtaliaͤniſch/ Sorbo, Sorbolo,
Sorbolaio. Frantzoͤſiſch/ Cormier. Spaniſch/
Serval. Engliſch/ Servicetree. Niderlaͤn-
diſch/ Sluypperboom.
Die Frucht heißt Griechiſch/ _. Latei-
niſch/ Sorbum. Jtaliaͤniſch/ Sorba, Sorbella.
Frantzoͤſiſch/ Corme. Spaniſch/ Serva. En-
gliſch/ Service. Daͤniſch/ Raeneboer/ Ni-
derlaͤndiſch Suypper.
Der erſte wilde Sperwerbaum oder Meel-
baum/ heiſt Griechiſch/ __. Latei-
niſch/ Sorbus ſylveſtris, foliis domeſticæ ſimi-
lis, C. B. Sorbus aucuparia, J. B. Ornus ſ. Fraxi-
nus ſylveſtris, Park. Jtaliaͤniſch/ Sorbo ſalva-
tico. Frantzoͤſiſch/ Cormier ſauvage. Spa-
niſch/ Serval ſalvage. Engliſch/ Quicken-tree.
Der andere wilde Sperwerbaum wird
auff Teutſch ſonſten auch genennet Arſch-
roͤſel/ Eſchroͤſel/ Areſſel. Lateiniſch/ Sorbus
torminalis, Matth. Lon. Dod. Park. Meſpilus A-
pii fol. non ſpinoſa, ſive ſorbus torminalis, C. B.
torminalis & Cratægus Theophraſti, J. B. En-
gliſch/ The common Servicetree or ſorb.
Hierzu zehlet man gleichheit wegen noch
andere Geſchlechter/ als da ſind 1. Sorbus
alpina, J. B. ſylveſtris Aria Theophraſti dicta.
Park. Alni effigie lanato folio major, C. B. Sorbi
torminalis alterum genus, Cam. Teutſch/ wil-
der Sperwerbaum. Jtaliaͤniſch/ Metallo.
Engliſch/ The wlite Beam-tree. 2. Wil-
der Engliſcher Sperwerbaum. Lateiniſch/
Sorbus ſylveſtris Anglica, Park. Engliſch/ Ned
Cheſs-apples/ or Engliſch wild Service.
Geſchlecht vnd Geſtalt.
Der Sperwerbaum iſt zweyerley/ nam-
lich das Maͤnlein und Weiblein. Sie wer-
den an der Frucht underſcheiden/ denn die
Aepffel des Maͤnleins ſind rund/ und an
dem Weiblein langlicht/ wie ein Ey oder
Birn: es ſind auch des Maͤnleins Aepffel
an dem geruch lieblicher/ als des Weibleins.
Dieſe zwey Geſchlecht werden widerumb
getheilet/ in das zahme und wilde. Der zah-
me Sperwerbaum ſteiget auff mit einem
graden hohen Stam̃en/ ſpreitet ſeine aͤſte in
die hoͤhe und weite/ hat Blaͤtter gleich dem
Eſchbaum/ außgenohmen/ daß ſie ſchmaler/
auff dem Rucken weißlicht/ und an dem um-
kreiß zerkerbt ſind/ hangen an einem langen
ſtill/ ſiben oder acht paar nacheinander. Die
Bluͤhte hanget mit den Blaͤtteren an einem
aͤſtlein/ und ſproſſet auß einem ſtielein/ ſo uͤ-
ber ein zoll lang; Sie iſt weiß und drauſch-
licht viel an einander. So die Blumen ab-
fallen/ erſcheinen Birlein- oder Apffel/ auff
der einen ſeiten bleichgelb/ auff der anderen
roth; im Herbſt werden ſie zeitig/ da ſam-
let und haͤngt man ſie in buͤſchlein gebunden
auff/ oder legt ſie auff ſtroh/ biß ſie weich/
oder teig werden/ wie die Meſpeln/ denn ehe
kan man ſie nicht eſſen/ wegen ihrer rauch-
heit und herben Geſchmack. Das Holtz iſt
gantz derb und veſt/ darauß macht man Ti-
ſche/ und auß den Gerten Geißeln. Die Rin-
de iſt ein wenig rauch/ gelblich-weiß/ die
wurtzel gehet tieff in das Erdreich/ iſt hart
und rothlicht. Dieſer Baum iſt in Teutſch-
land und Jtalien gemein/ in Engelland aber
waͤhret er fuͤr ſich ſelbſten nicht/ er liebt ein
bergichtes/ feuchtes/ fettes und kaͤltlichtes
Erdreich.
Der gemeine oder erſte wilde Sperwer-
baum hat keinen underſcheid von dem zah-
men/ außgenohmen in den Beeren- oder
Fruͤchten/ die hauffenweiß und traublicht
beyſammen ſtehen/ ſind gelb-roth auff mi-
nienfarb ziehend/ faſt in der groͤſſe/ wie die
Peſſelbeere/ haben gar einen anderen Ge-
ſchmack als die zahmen/ in dem ſie gar un-
lieblich ſawr/ und ſo man viel davon iſſet/
ein erbrechen erwecken. Dieſe Beere werden
von den Bauren/ uͤber den Winter zum
Vogelſtellen auffbehalten/ denn ſie den
Droſſeln und Haſelhuͤneren ſehr angenehm.
Dieſer Baum wachßt viel auff den Bur-
gundiſchen/ Lotthringiſchen und Elſaſiſchen
Gebuͤrgen/ wie auch auff dem Lucerniſchen
Fracmont/ und bey uns auff dem Mutten-
tzer Berg.
Der ander wilde Sperwerbaum/ oder Tor-
minalis ſorbus, Plinii. Meſpilus Apii folio ſyl-
veſtris non ſpinoſa, ſ. ſorbus torminalis, C. B.
hat blaͤtter gleich dem Raͤblaub/ die ſind glat
und ſtarck. Er tragt runde langlichte eiſen-
farbe etwas rauche haͤuffig beyſammen ſte-
hende Beer/ wie Trauben/ an einem langen
ſtiel/ haben einen ſauren und herben Ge-
ſchmack/ doch wenn ſie teig und muͤrb wor-
den/ ſind ſie anmuͤtig ſaurlicht. Der Baum
iſt ziemlich lang/ mit einer glatten rinden
bedeckt/ welche an den aͤſten braunroth/ und
unden an dem Stammen weiß/ uͤberall bit-
ter und zuſammen ziehend/ das Holtz laßt
ſich bald umwenden und biegen. Man fin-
det
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/32>, abgerufen am 27.11.2024.
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