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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Stechende Winde. Smilax aspera.
Cilicia. Jtaliänisch/ Hedera spinosa, Rovo
cervino.
Frantzösisch/ Liset piquant. En-
glisch/ Rouah bindwed. Niderländisch/
Steckende Winde.

Geschlecht und Gestalt.

I. Das erste Geschlecht/ Smilax aspera
fructu rubente, item fructu nigro, C. B.
ist ein
stechendes Gewächs/ mit sehr langen/ har-
ten/ stachlichten Räben und vielen Fäderen/
damit es sich auff die Bäum windet/ von
unden an biß oben auff. Mit den Blättern
vergleicht es sich dem Baum-Ephew/ allein
daß sie kleiner sind/ ohne Ecke/ rauch/ hart/
so wohl an dem umbkreiß/ als an dem rucken
spitzig/ bißweilen auch schmäler/ und mit
weissen Flecken besprenget. Jm Mäyen
bringet es weisse/ kleine/ wolriechende/ sechs-
blättige/ Trauben-weiß zusammengesetzte
Blumen/ welchen die Beere folgen/ so da
bey ihrer zeitigung/ zwey oder mehr glatte/
harte/ schwartze/ mit widriger Süßigkeit be-
gabte Körnlein bekommen. An dem ende der
Räben hanget die gröste Traub. Die Wur-
tzel ist hart und dick/ hat seine Wohnung
an rauchen Orten. Sie wächst von sich
selbst in Africa/ Jtalien/ Franckreich und
Spanien/ wird auch zu zeiten in Teutsch-
land in die Gärten gepflantzet.

Man findet auch in Franckreich und Por-
tugal noch eine Art/ die sticht nicht so sehr/
hat schmalere und weichere Blätter/ bekommt
bißweilen keine Dörn/ und ist die Frucht
gantz schwartz. Smilax aspera minus spinosa
fructu nigro, C. B. J. B.

II. Das andere Geschlecht ist die Perua-
nische Stechwinde. Smilax aspera Peruvia-
na sive Salsaparilla, C. B. Smilaci affinis Salsa-
parilla, J. B. Zarzaparilla.
Welche von
Marggravio folgender massen beschrieben
wird. Es ist ein Gewächs/ welches mit sei-
nen holtzichten/ grünen/ schwancken Räben
oder Schossen/ auch stachlichtem Stiel her-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Peruanische Stechwinde. Salsaparilla.
umber kriecht. Hat einsame/ fünff/ sechs/
auch mehr Finger breit lange/ von aussen
spitzige/ und drey biß vier Fingers breite
Blätter/ bringt Trauben-weiß hangende
Blumen/ auff welche die Beere folgen/
welche anfänglich grün/ hernach Cinnaber-
roth/ und endlich schwartz/ rund und in
grösse kleiner Kirschen/ haben inwendig ein
oder zwey weiß-gelbe harte Samen-kernen.
Diese Peruanische Stechwinde ist hiemit
unserer Europaeischen ähnlich/ aber doch
nicht durchauß gleich/ hiem[i]t für eine gat-
tung der Stechwinden zu halten. Die Wur-
tzel deroselben sind faseln/ etliche elen lang/
einer dunckel-braunen Farb/ haben eine meh-
lichte/ dicke/ weiche Substantz/ welche man
under den Fingern zu Pulver zerreiben kan.
hiemit dem Lerchenschwam nicht unähnlich/
eines klebigen bitterlichten/ jedoch nicht
unlieblichen geschmacks. Das mittelste in
den Wurtzen ist holtzicht/ gläntzend/ zähe/
und übel zu brechen. Diese faseln aber han-
gen alle von einer überzwerch-ligenden/ ei-
nes Daumens dicken schüpichten Wurtzen/
welche zugleich viel Schößlein übersich aus-
ser der Erden sendet. Wächst viel in der Jn-
sul Peru/ so denn in der Provintz Quitto,
bey der Statt Quajaquil, von dannen sie
auch zu uns gesendet wird.

Eigenschafft.

Die Europaeische Stechwinde wird nicht
sonderlich in der Artzney gebraucht/ man
wolle sie denn an statt der Peruanischen ge-
brauchen/ wie sie denn gleiche Eigenschaff-
ten/ wiewol in geringerem grad/ mit dieser
hat. Die Wurtzel der Sarsaparillen hat
ein alcalisch etwas flüchtiges saltz/ mit bal-
samisch ölichten theilen vermischt bey sich/
dahero sonderliche kräfften das Geblüt durch
den Schweiß und Harn zu reinigen/ die
monatlichen Blumen zu treiben/ den Flüs-
sen zu steüren/ hiemit gelind zu wärmen und
zu tröcknen.

Gebrauch.

Das Tranck der Sarsaparillen-wurtzen
wird allein gebraucht in der Artzney/ da
man zwey biß drey oder mehr loth derosel-
ben entweder allein/ oder annoch mit ande-
ren/ als mit der China-wurtz/ Sassafras/

Fran-
J i 3

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Stechende Winde. Smilax aſpera.
Cilicia. Jtaliaͤniſch/ Hedera ſpinoſa, Rovo
cervino.
Frantzoͤſiſch/ Liſet piquant. En-
gliſch/ Rouah bindwed. Niderlaͤndiſch/
Steckende Winde.

Geſchlecht und Geſtalt.

I. Das erſte Geſchlecht/ Smilax aſpera
fructu rubente, item fructu nigro, C. B.
iſt ein
ſtechendes Gewaͤchs/ mit ſehr langen/ har-
ten/ ſtachlichten Raͤben und vielen Faͤderen/
damit es ſich auff die Baͤum windet/ von
unden an biß oben auff. Mit den Blaͤttern
vergleicht es ſich dem Baum-Ephew/ allein
daß ſie kleiner ſind/ ohne Ecke/ rauch/ hart/
ſo wohl an dem umbkreiß/ als an dem rucken
ſpitzig/ bißweilen auch ſchmaͤler/ und mit
weiſſen Flecken beſprenget. Jm Maͤyen
bringet es weiſſe/ kleine/ wolriechende/ ſechs-
blaͤttige/ Trauben-weiß zuſammengeſetzte
Blumen/ welchen die Beere folgen/ ſo da
bey ihrer zeitigung/ zwey oder mehr glatte/
harte/ ſchwartze/ mit widriger Suͤßigkeit be-
gabte Koͤrnlein bekom̃en. An dem ende der
Raͤben hanget die groͤſte Traub. Die Wur-
tzel iſt hart und dick/ hat ſeine Wohnung
an rauchen Orten. Sie waͤchſt von ſich
ſelbſt in Africa/ Jtalien/ Franckreich und
Spanien/ wird auch zu zeiten in Teutſch-
land in die Gaͤrten gepflantzet.

Man findet auch in Franckreich und Por-
tugal noch eine Art/ die ſticht nicht ſo ſehr/
hat ſchmalere und weichere Blaͤtter/ bekom̃t
bißweilen keine Doͤrn/ und iſt die Frucht
gantz ſchwartz. Smilax aſpera minus ſpinoſa
fructu nigro, C. B. J. B.

II. Das andere Geſchlecht iſt die Perua-
niſche Stechwinde. Smilax aſpera Peruvia-
na ſive Salſaparilla, C. B. Smilaci affinis Salſa-
parilla, J. B. Zarzaparilla.
Welche von
Marggravio folgender maſſen beſchrieben
wird. Es iſt ein Gewaͤchs/ welches mit ſei-
nen holtzichten/ gruͤnen/ ſchwancken Raͤben
oder Schoſſen/ auch ſtachlichtem Stiel her-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Peruaniſche Stechwinde. Salſaparilla.
umber kriecht. Hat einſame/ fuͤnff/ ſechs/
auch mehr Finger breit lange/ von auſſen
ſpitzige/ und drey biß vier Fingers breite
Blaͤtter/ bringt Trauben-weiß hangende
Blumen/ auff welche die Beere folgen/
welche anfaͤnglich gruͤn/ hernach Cinnaber-
roth/ und endlich ſchwartz/ rund und in
groͤſſe kleiner Kirſchen/ haben inwendig ein
oder zwey weiß-gelbe harte Samen-kernen.
Dieſe Peruaniſche Stechwinde iſt hiemit
unſerer Europæiſchen aͤhnlich/ aber doch
nicht durchauß gleich/ hiem[i]t fuͤr eine gat-
tung der Stechwinden zu halten. Die Wur-
tzel deroſelben ſind faſeln/ etliche elen lang/
einer dunckel-braunen Farb/ haben eine meh-
lichte/ dicke/ weiche Subſtantz/ welche man
under den Fingern zu Pulver zerꝛeiben kan.
hiemit dem Lerchenſchwam nicht unaͤhnlich/
eines klebigen bitterlichten/ jedoch nicht
unlieblichen geſchmacks. Das mittelſte in
den Wurtzen iſt holtzicht/ glaͤntzend/ zaͤhe/
und uͤbel zu brechen. Dieſe faſeln aber han-
gen alle von einer uͤberzwerch-ligenden/ ei-
nes Daumens dicken ſchuͤpichten Wurtzen/
welche zugleich viel Schoͤßlein uͤberſich auſ-
ſer der Erden ſendet. Waͤchſt viel in der Jn-
ſul Peru/ ſo denn in der Provintz Quitto,
bey der Statt Quajaquil, von dannen ſie
auch zu uns geſendet wird.

Eigenſchafft.

Die Europæiſche Stechwinde wird nicht
ſonderlich in der Artzney gebraucht/ man
wolle ſie denn an ſtatt der Peruaniſchen ge-
brauchen/ wie ſie denn gleiche Eigenſchaff-
ten/ wiewol in geringerem grad/ mit dieſer
hat. Die Wurtzel der Sarſaparillen hat
ein alcaliſch etwas fluͤchtiges ſaltz/ mit bal-
ſamiſch oͤlichten theilen vermiſcht bey ſich/
dahero ſonderliche kraͤfften das Gebluͤt durch
den Schweiß und Harn zu reinigen/ die
monatlichen Blumen zu treiben/ den Fluͤſ-
ſen zu ſteuͤren/ hiemit gelind zu waͤrmen und
zu troͤcknen.

Gebrauch.

Das Tranck der Sarſaparillen-wurtzen
wird allein gebraucht in der Artzney/ da
man zwey biß drey oder mehr loth deroſel-
ben entweder allein/ oder annoch mit ande-
ren/ als mit der China-wurtz/ Saſſafras/

Fran-
J i 3
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[253/0269] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. [Abbildung Stechende Winde. Smilax aſpera. ] Cilicia. Jtaliaͤniſch/ Hedera ſpinoſa, Rovo cervino. Frantzoͤſiſch/ Liſet piquant. En- gliſch/ Rouah bindwed. Niderlaͤndiſch/ Steckende Winde. Geſchlecht und Geſtalt. I. Das erſte Geſchlecht/ Smilax aſpera fructu rubente, item fructu nigro, C. B. iſt ein ſtechendes Gewaͤchs/ mit ſehr langen/ har- ten/ ſtachlichten Raͤben und vielen Faͤderen/ damit es ſich auff die Baͤum windet/ von unden an biß oben auff. Mit den Blaͤttern vergleicht es ſich dem Baum-Ephew/ allein daß ſie kleiner ſind/ ohne Ecke/ rauch/ hart/ ſo wohl an dem umbkreiß/ als an dem rucken ſpitzig/ bißweilen auch ſchmaͤler/ und mit weiſſen Flecken beſprenget. Jm Maͤyen bringet es weiſſe/ kleine/ wolriechende/ ſechs- blaͤttige/ Trauben-weiß zuſammengeſetzte Blumen/ welchen die Beere folgen/ ſo da bey ihrer zeitigung/ zwey oder mehr glatte/ harte/ ſchwartze/ mit widriger Suͤßigkeit be- gabte Koͤrnlein bekom̃en. An dem ende der Raͤben hanget die groͤſte Traub. Die Wur- tzel iſt hart und dick/ hat ſeine Wohnung an rauchen Orten. Sie waͤchſt von ſich ſelbſt in Africa/ Jtalien/ Franckreich und Spanien/ wird auch zu zeiten in Teutſch- land in die Gaͤrten gepflantzet. Man findet auch in Franckreich und Por- tugal noch eine Art/ die ſticht nicht ſo ſehr/ hat ſchmalere und weichere Blaͤtter/ bekom̃t bißweilen keine Doͤrn/ und iſt die Frucht gantz ſchwartz. Smilax aſpera minus ſpinoſa fructu nigro, C. B. J. B. II. Das andere Geſchlecht iſt die Perua- niſche Stechwinde. Smilax aſpera Peruvia- na ſive Salſaparilla, C. B. Smilaci affinis Salſa- parilla, J. B. Zarzaparilla. Welche von Marggravio folgender maſſen beſchrieben wird. Es iſt ein Gewaͤchs/ welches mit ſei- nen holtzichten/ gruͤnen/ ſchwancken Raͤben oder Schoſſen/ auch ſtachlichtem Stiel her- [Abbildung Peruaniſche Stechwinde. Salſaparilla. ] umber kriecht. Hat einſame/ fuͤnff/ ſechs/ auch mehr Finger breit lange/ von auſſen ſpitzige/ und drey biß vier Fingers breite Blaͤtter/ bringt Trauben-weiß hangende Blumen/ auff welche die Beere folgen/ welche anfaͤnglich gruͤn/ hernach Cinnaber- roth/ und endlich ſchwartz/ rund und in groͤſſe kleiner Kirſchen/ haben inwendig ein oder zwey weiß-gelbe harte Samen-kernen. Dieſe Peruaniſche Stechwinde iſt hiemit unſerer Europæiſchen aͤhnlich/ aber doch nicht durchauß gleich/ hiemit fuͤr eine gat- tung der Stechwinden zu halten. Die Wur- tzel deroſelben ſind faſeln/ etliche elen lang/ einer dunckel-braunen Farb/ haben eine meh- lichte/ dicke/ weiche Subſtantz/ welche man under den Fingern zu Pulver zerꝛeiben kan. hiemit dem Lerchenſchwam nicht unaͤhnlich/ eines klebigen bitterlichten/ jedoch nicht unlieblichen geſchmacks. Das mittelſte in den Wurtzen iſt holtzicht/ glaͤntzend/ zaͤhe/ und uͤbel zu brechen. Dieſe faſeln aber han- gen alle von einer uͤberzwerch-ligenden/ ei- nes Daumens dicken ſchuͤpichten Wurtzen/ welche zugleich viel Schoͤßlein uͤberſich auſ- ſer der Erden ſendet. Waͤchſt viel in der Jn- ſul Peru/ ſo denn in der Provintz Quitto, bey der Statt Quajaquil, von dannen ſie auch zu uns geſendet wird. Eigenſchafft. Die Europæiſche Stechwinde wird nicht ſonderlich in der Artzney gebraucht/ man wolle ſie denn an ſtatt der Peruaniſchen ge- brauchen/ wie ſie denn gleiche Eigenſchaff- ten/ wiewol in geringerem grad/ mit dieſer hat. Die Wurtzel der Sarſaparillen hat ein alcaliſch etwas fluͤchtiges ſaltz/ mit bal- ſamiſch oͤlichten theilen vermiſcht bey ſich/ dahero ſonderliche kraͤfften das Gebluͤt durch den Schweiß und Harn zu reinigen/ die monatlichen Blumen zu treiben/ den Fluͤſ- ſen zu ſteuͤren/ hiemit gelind zu waͤrmen und zu troͤcknen. Gebrauch. Das Tranck der Sarſaparillen-wurtzen wird allein gebraucht in der Artzney/ da man zwey biß drey oder mehr loth deroſel- ben entweder allein/ oder annoch mit ande- ren/ als mit der China-wurtz/ Saſſafras/ Fran- J i 3

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/269>, abgerufen am 25.11.2024.