[Spaltenumbruch]
zumahlen selbiges nicht nur die Kräfften dieses außländischen thewren Holtzes voll- kommlich besitzet/ sondern annoch dabey ei- ne bessere Virtutem anodynam, oder Schmer- tzen-stillende Krafft hat.
CAPUT CIX.
[Abbildung]
Santal-holtz.Lignum Santalum.
Namen.
SAntal-holtz heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen]- [fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen]. Lateinisch/ Santalum. Fran- tzösisch/ du Saindal, blanc, citrin & rouge. Englisch/ Saunders. Niderlän- disch/ Zandelhout.
Geschlecht und Gestalt.
Das Santal-holtz wird auß Ost-Jndien in Europam geführet/ und ist| noch unbekannt/ von was für Bäumen dieß Holtz herkomme. Gleichwol schreibt Garcias, daß die Bäume davon so groß als Nußbäum/ und sehr grü- ne Blätter/ blaw-schwartze Blumen/ auch eine erstlich grüne/ hernach schwartze unge- schmackte Frucht/ in der grösse der Kirschen/ tragen. Die alten Arabischen Aertzte ha- ben drey Geschlecht oder Gattungen dieses Holtzes gemacht/ deren
1. Das Erste ist der gelbe Santal/ San- talum citrinum, J. B. Park. pallidum, Ger. C. B. welches das beste und kräfftigste zu seyn erscheinet/ in dem es nicht nur Citronen- gelb/ fest/ hart und schwer/ daß es in dem Wasser zu boden sincket/ sondern auch ei- nes aromatischen/ bittern/ scharffen/ durch- dringenden geschmacks/ und dennoch liebli- chen auff Bisam und Rosen stechenden ge- ruchs ist.
2. Das Andere ist der weisse Santal/ Santalum album, J. B. C. B. Park. welches un- serem Biren-holtz nicht gar ungleich kom- met/ sonsten auch dem vorigen gantz ähn- lich/ aber dem geruch nach ist es bey wei- tem nicht zu vergleichen/ hat also so viel a- romatische Theilgen als das erstere nicht bey sich.
Beyde diese Holtz wachsen in Ost-Jndien/ über dem Fluß Ganges/ sonderlich aber in der Jnsul Timor, welche mit vielen Meer- porten begabet. Jn Malabarien findet man [Spaltenumbruch]
auch ein wolrichend Holtz/ dem weissen San- tal ähnlich/ so die Einwohner Sambarana nennen/ und zu dem Rothlauff und Ent- zündungen zu vertheilen gebraucht wird.
3. Das Dritte ist der rothe Santal/ San- talum rubrum, J. B. C. B. Ger. Park. Ein stein-hartes/ schweres/ rothes Holtz/ kei- nes wahrnemlichen geruchs/ aber eines ge- ringen/ todten/ etwas zusammenziehenden Geschmacks. An der Farb ist es röther/ als das Bresilgen-holtz; jedoch färbt dieses weit mehr als der rothe Santal. Es wächst in Jndien bey Tanasarim, und etlichen andern dem Meer angräntzenden Orten Charaman- del, zwischen dem Fluß Ganges.
Eigenschafft.
Das beste dieser drey Holtzen ist das gel- be/ demnach das rothe/ das weisse aber/ so das gemeinste ist/ hat keine sonderlichen Kräfften/ wird auch in der Artzney nicht so sehr geachtet. Wenn man obige Höl- tzer gleich dem Frantzosen-holtz durch die Re- torten destilliert/ so wird man ebenmäßig einen saurlicht flüchtigen Geist/ zusambt ei- nem fixen Oel und Saltz heraußbringen/ worauß erhellet/ daß sie gleiche Eigenschaff- ten mit dem Frantzose[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] holtz haben. Jnson- derheit aber sollen sie wegen kühlender und etwas anhaltender Krafft/ den übermäßigen Jast des Geblüts stillen/ das Geblüt reini- gen/ die Lungen und Leber stärcken/ Ohn- machten/ Hertz-klopffen und Gichteren wi- derstehen/ Flüsse tröcknen/ und Haupt- schmertzen wohl linderen.
Gebrauch.
Auß diesen Höltzern kan man ein hartzich-Extractum Ligni San- tali. tes extract mit dem Brantenwein/ gleich wie oben bey dem Frantzosenholtz gelehret/ berei- ten/ welches denn gleiche Würckung mit an- dern Holtz-extracten hat; sonderlich aber in Aufferöcknung der Flüssen gerü[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]met wird/ da man es in Pilulein komlich formiren/ und also 6. biß 10. auff einmahl davon ein- geben kan.
Der destillierte Geist auß diesen Höltzern/Spiritus. ist treflich zu abkühlung des jastenden Ge- blüts/ und dämpffung der feurigen Galle/ in Fieberen/ und andern Erhitzungen des lei- bes/ auff 10. biß 20. oder 30. tropffen auff einmahl/ mit einem destillierten Wasser offt eingegeben: auff welche weiß er auch die Gichter/ und gichterische bewegungen/ bey alten und jungen/ so von der hitzigen Gal- len und öffterem Zorn zu mehrmalen den Menschen quälen/ mercklich stillen kan.
Auß dem rothen Santal ziehet man ver-Tinctura Santali. mittelst des Branntenweins eine Tinctur auß/ welche auff 10. biß 20. tropffen öffters eingenommen/ die Leber stärcken/ dem Ge-Schwache Leber. blüt seine natürliche consistentz und Bewe- gung widergeben mag: und wenn man etli- che gran Scammonii in solcher Tinctur zer- lasset/ und den Patienten eingibt/ so wird nicht nur ihr Geblüt dadurch hübsch gerei- nigt/ sondern es wird zugleich dabey der leib offen behalten.
Meistens aber pflegt man solche Höltzer im wasser zu kochen/ und ein tranck davon zu machen/ welches Tranck denn sehr gut ist/ alle versaltzenen Flüsse wol auffzutröck-
nen/
Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch]
zumahlen ſelbiges nicht nur die Kraͤfften dieſes außlaͤndiſchen thewren Holtzes voll- kommlich beſitzet/ ſondern annoch dabey ei- ne beſſere Virtutem anodynam, oder Schmer- tzen-ſtillende Krafft hat.
CAPUT CIX.
[Abbildung]
Santal-holtz.Lignum Santalum.
Namen.
SAntal-holtz heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen]- [fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen]. Lateiniſch/ Santalum. Fran- tzoͤſiſch/ du Saindal, blanc, citrin & rouge. Engliſch/ Saunders. Niderlaͤn- diſch/ Zandelhout.
Geſchlecht und Geſtalt.
Das Santal-holtz wird auß Oſt-Jndien in Europam gefuͤhret/ und iſt| noch unbekañt/ von was fuͤr Baͤumen dieß Holtz herkom̃e. Gleichwol ſchreibt Garcias, daß die Baͤume davon ſo groß als Nußbaͤum/ und ſehr gruͤ- ne Blaͤtter/ blaw-ſchwartze Blumen/ auch eine erſtlich gruͤne/ hernach ſchwartze unge- ſchmackte Frucht/ in der groͤſſe der Kirſchen/ tragen. Die alten Arabiſchen Aertzte ha- ben drey Geſchlecht oder Gattungen dieſes Holtzes gemacht/ deren
1. Das Erſte iſt der gelbe Santal/ San- talum citrinum, J. B. Park. pallidum, Ger. C. B. welches das beſte und kraͤfftigſte zu ſeyn erſcheinet/ in dem es nicht nur Citronen- gelb/ feſt/ hart und ſchwer/ daß es in dem Waſſer zu boden ſincket/ ſondern auch ei- nes aromatiſchen/ bittern/ ſcharffen/ durch- dringenden geſchmacks/ und dennoch liebli- chen auff Biſam und Roſen ſtechenden ge- ruchs iſt.
2. Das Andere iſt der weiſſe Santal/ Santalum album, J. B. C. B. Park. welches un- ſerem Biren-holtz nicht gar ungleich kom- met/ ſonſten auch dem vorigen gantz aͤhn- lich/ aber dem geruch nach iſt es bey wei- tem nicht zu vergleichen/ hat alſo ſo viel a- romatiſche Theilgen als das erſtere nicht bey ſich.
Beyde dieſe Holtz wachſen in Oſt-Jndien/ uͤber dem Fluß Ganges/ ſonderlich aber in der Jnſul Timor, welche mit vielen Meer- porten begabet. Jn Malabarien findet man [Spaltenumbruch]
auch ein wolrichend Holtz/ dem weiſſen San- tal aͤhnlich/ ſo die Einwohner Sambarana nennen/ und zu dem Rothlauff und Ent- zuͤndungen zu vertheilen gebraucht wird.
3. Das Dritte iſt der rothe Santal/ San- talum rubrum, J. B. C. B. Ger. Park. Ein ſtein-hartes/ ſchweres/ rothes Holtz/ kei- nes wahrnemlichen geruchs/ aber eines ge- ringen/ todten/ etwas zuſammenziehenden Geſchmacks. An der Farb iſt es roͤther/ als das Breſilgen-holtz; jedoch faͤrbt dieſes weit mehr als der rothe Santal. Es waͤchſt in Jndien bey Tanaſarim, und etlichen andern dem Meer angraͤntzenden Orten Charaman- del, zwiſchen dem Fluß Ganges.
Eigenſchafft.
Das beſte dieſer drey Holtzen iſt das gel- be/ demnach das rothe/ das weiſſe aber/ ſo das gemeinſte iſt/ hat keine ſonderlichen Kraͤfften/ wird auch in der Artzney nicht ſo ſehr geachtet. Wenn man obige Hoͤl- tzer gleich dem Frantzoſen-holtz durch die Re- torten deſtilliert/ ſo wird man ebenmaͤßig einen ſaurlicht fluͤchtigen Geiſt/ zuſambt ei- nem fixen Oel und Saltz heraußbringen/ worauß erhellet/ daß ſie gleiche Eigenſchaff- ten mit dem Frantzoſe[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] holtz haben. Jnſon- derheit aber ſollen ſie wegen kuͤhlender und etwas anhaltender Krafft/ den uͤbermaͤßigen Jaſt des Gebluͤts ſtillen/ das Gebluͤt reini- gen/ die Lungen und Leber ſtaͤrcken/ Ohn- machten/ Hertz-klopffen und Gichteren wi- derſtehen/ Fluͤſſe troͤcknen/ und Haupt- ſchmertzen wohl linderen.
Gebrauch.
Auß dieſen Hoͤltzern kan man ein hartzich-Extractum Ligni San- tali. tes extract mit dem Brantenwein/ gleich wie oben bey dem Frantzoſenholtz gelehret/ berei- ten/ welches denn gleiche Wuͤrckung mit an- dern Holtz-extracten hat; ſonderlich aber in Aufferoͤcknung der Fluͤſſen geruͤ[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]met wird/ da man es in Pilulein komlich formiren/ und alſo 6. biß 10. auff einmahl davon ein- geben kan.
Der deſtillierte Geiſt auß dieſen Hoͤltzern/Spiritus. iſt treflich zu abkuͤhlung des jaſtenden Ge- bluͤts/ und daͤmpffung der feurigen Galle/ in Fieberen/ und andern Erhitzungen des lei- bes/ auff 10. biß 20. oder 30. tropffen auff einmahl/ mit einem deſtillierten Waſſer offt eingegeben: auff welche weiß er auch die Gichter/ und gichteriſche bewegungen/ bey alten und jungen/ ſo von der hitzigen Gal- len und oͤffterem Zorn zu mehrmalen den Menſchen quaͤlen/ mercklich ſtillen kan.
Auß dem rothen Santal ziehet man ver-Tinctura Santali. mittelſt des Branntenweins eine Tinctur auß/ welche auff 10. biß 20. tropffen oͤffters eingenommen/ die Leber ſtaͤrcken/ dem Ge-Schwache Leber. bluͤt ſeine natuͤrliche conſiſtentz und Bewe- gung widergeben mag: und wenn man etli- che gran Scammonii in ſolcher Tinctur zer- laſſet/ und den Patienten eingibt/ ſo wird nicht nur ihr Gebluͤt dadurch huͤbſch gerei- nigt/ ſondern es wird zugleich dabey der leib offen behalten.
Meiſtens aber pflegt man ſolche Hoͤltzer im waſſer zu kochen/ und ein tranck davon zu machen/ welches Tranck denn ſehr gut iſt/ alle verſaltzenen Fluͤſſe wol auffzutroͤck-
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[215/0231]
Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
zumahlen ſelbiges nicht nur die Kraͤfften
dieſes außlaͤndiſchen thewren Holtzes voll-
kommlich beſitzet/ ſondern annoch dabey ei-
ne beſſere Virtutem anodynam, oder Schmer-
tzen-ſtillende Krafft hat.
CAPUT CIX.
[Abbildung Santal-holtz. Lignum Santalum.
]
Namen.
SAntal-holtz heißt Griechiſch/ _____-
___. Lateiniſch/ Santalum. Fran-
tzoͤſiſch/ du Saindal, blanc, citrin &
rouge. Engliſch/ Saunders. Niderlaͤn-
diſch/ Zandelhout.
Geſchlecht und Geſtalt.
Das Santal-holtz wird auß Oſt-Jndien
in Europam gefuͤhret/ und iſt| noch unbekañt/
von was fuͤr Baͤumen dieß Holtz herkom̃e.
Gleichwol ſchreibt Garcias, daß die Baͤume
davon ſo groß als Nußbaͤum/ und ſehr gruͤ-
ne Blaͤtter/ blaw-ſchwartze Blumen/ auch
eine erſtlich gruͤne/ hernach ſchwartze unge-
ſchmackte Frucht/ in der groͤſſe der Kirſchen/
tragen. Die alten Arabiſchen Aertzte ha-
ben drey Geſchlecht oder Gattungen dieſes
Holtzes gemacht/ deren
1. Das Erſte iſt der gelbe Santal/ San-
talum citrinum, J. B. Park. pallidum, Ger. C. B.
welches das beſte und kraͤfftigſte zu ſeyn
erſcheinet/ in dem es nicht nur Citronen-
gelb/ feſt/ hart und ſchwer/ daß es in dem
Waſſer zu boden ſincket/ ſondern auch ei-
nes aromatiſchen/ bittern/ ſcharffen/ durch-
dringenden geſchmacks/ und dennoch liebli-
chen auff Biſam und Roſen ſtechenden ge-
ruchs iſt.
2. Das Andere iſt der weiſſe Santal/
Santalum album, J. B. C. B. Park. welches un-
ſerem Biren-holtz nicht gar ungleich kom-
met/ ſonſten auch dem vorigen gantz aͤhn-
lich/ aber dem geruch nach iſt es bey wei-
tem nicht zu vergleichen/ hat alſo ſo viel a-
romatiſche Theilgen als das erſtere nicht
bey ſich.
Beyde dieſe Holtz wachſen in Oſt-Jndien/
uͤber dem Fluß Ganges/ ſonderlich aber in
der Jnſul Timor, welche mit vielen Meer-
porten begabet. Jn Malabarien findet man
auch ein wolrichend Holtz/ dem weiſſen San-
tal aͤhnlich/ ſo die Einwohner Sambarana
nennen/ und zu dem Rothlauff und Ent-
zuͤndungen zu vertheilen gebraucht wird.
3. Das Dritte iſt der rothe Santal/ San-
talum rubrum, J. B. C. B. Ger. Park. Ein
ſtein-hartes/ ſchweres/ rothes Holtz/ kei-
nes wahrnemlichen geruchs/ aber eines ge-
ringen/ todten/ etwas zuſammenziehenden
Geſchmacks. An der Farb iſt es roͤther/ als
das Breſilgen-holtz; jedoch faͤrbt dieſes weit
mehr als der rothe Santal. Es waͤchſt in
Jndien bey Tanaſarim, und etlichen andern
dem Meer angraͤntzenden Orten Charaman-
del, zwiſchen dem Fluß Ganges.
Eigenſchafft.
Das beſte dieſer drey Holtzen iſt das gel-
be/ demnach das rothe/ das weiſſe aber/ ſo
das gemeinſte iſt/ hat keine ſonderlichen
Kraͤfften/ wird auch in der Artzney nicht
ſo ſehr geachtet. Wenn man obige Hoͤl-
tzer gleich dem Frantzoſen-holtz durch die Re-
torten deſtilliert/ ſo wird man ebenmaͤßig
einen ſaurlicht fluͤchtigen Geiſt/ zuſambt ei-
nem fixen Oel und Saltz heraußbringen/
worauß erhellet/ daß ſie gleiche Eigenſchaff-
ten mit dem Frantzoſe_ holtz haben. Jnſon-
derheit aber ſollen ſie wegen kuͤhlender und
etwas anhaltender Krafft/ den uͤbermaͤßigen
Jaſt des Gebluͤts ſtillen/ das Gebluͤt reini-
gen/ die Lungen und Leber ſtaͤrcken/ Ohn-
machten/ Hertz-klopffen und Gichteren wi-
derſtehen/ Fluͤſſe troͤcknen/ und Haupt-
ſchmertzen wohl linderen.
Gebrauch.
Auß dieſen Hoͤltzern kan man ein hartzich-
tes extract mit dem Brantenwein/ gleich wie
oben bey dem Frantzoſenholtz gelehret/ berei-
ten/ welches denn gleiche Wuͤrckung mit an-
dern Holtz-extracten hat; ſonderlich aber in
Aufferoͤcknung der Fluͤſſen geruͤ_met wird/
da man es in Pilulein komlich formiren/
und alſo 6. biß 10. auff einmahl davon ein-
geben kan.
Extractum
Ligni San-
tali.
Der deſtillierte Geiſt auß dieſen Hoͤltzern/
iſt treflich zu abkuͤhlung des jaſtenden Ge-
bluͤts/ und daͤmpffung der feurigen Galle/
in Fieberen/ und andern Erhitzungen des lei-
bes/ auff 10. biß 20. oder 30. tropffen auff
einmahl/ mit einem deſtillierten Waſſer offt
eingegeben: auff welche weiß er auch die
Gichter/ und gichteriſche bewegungen/ bey
alten und jungen/ ſo von der hitzigen Gal-
len und oͤffterem Zorn zu mehrmalen den
Menſchen quaͤlen/ mercklich ſtillen kan.
Spiritus.
Auß dem rothen Santal ziehet man ver-
mittelſt des Branntenweins eine Tinctur
auß/ welche auff 10. biß 20. tropffen oͤffters
eingenommen/ die Leber ſtaͤrcken/ dem Ge-
bluͤt ſeine natuͤrliche conſiſtentz und Bewe-
gung widergeben mag: und wenn man etli-
che gran Scammonii in ſolcher Tinctur zer-
laſſet/ und den Patienten eingibt/ ſo wird
nicht nur ihr Gebluͤt dadurch huͤbſch gerei-
nigt/ ſondern es wird zugleich dabey der leib
offen behalten.
Tinctura
Santali.
Schwache
Leber.
Meiſtens aber pflegt man ſolche Hoͤltzer
im waſſer zu kochen/ und ein tranck davon
zu machen/ welches Tranck denn ſehr gut
iſt/ alle verſaltzenen Fluͤſſe wol auffzutroͤck-
nen/
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/231>, abgerufen am 23.11.2024.
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