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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] werden kleine spän/ oder stücklein holtz ge-
schnitten/ welche bey uns Kienspän genen-
net/ und wegen ihres häuffigen Liecht-
brennenden fetten hartzes/ in den Kuchen
gebrauchet werden. Ja es werden auß den
fetten sprossen und ästen dieses Baums Fa-
ckel gemacht/ welche bey den Lateineren Tae-
dae
heissen/ und zum leuchten gebrauchet
werden. Zu diesem wilden Fichtenbaum kan
auch der Pinus latifolia julis virescentibus aut
pallescentibus, Casp. Bauh.
oder niger, latiore
folio, julis pallescentibus, Park.
gerechnet wer-
den/ als welcher bey nahem nichts von dem-
selben underscheiden.

IV. Das vierte Geschlecht ist der Oesterrei-
chische dünnblättige Fichtenbaum/ Pinaster
tenuifolius julo purpurascenre, C. B. Park. Pina-
ster Austriacus tenuifolius, J. B.
Dieser wächst
in Oesterreich/ Böhmen und in unserer
Eydgnoßschafft vielfaltig; die Weinschen-
cken in unserer Statt Basel/ stecken solche
für ihrer Häuser/ zum zeichen/ daß sie Wein
außschencken. Er hat einen krummen stam-
men/ weit von einander gebreitete äste/ de-
ren sprosse viel dünner/ die blätter weit klei-
ner und zarter/ auch die zapffen geringer/
als in vorigen Geschlechten. An den ausser-
sten ruthen der sprößlein wächst eine trau-
ben von dünnen zaseln an/ welche nicht
grün oder gelb sind wie die vorigen/ sondern
purpurfarb/ und dennoch in ein reines pul-
ver vergehen/ da indessen neue schoß in ei-
nem häutlein eingeschlossen hernach wach-
sen.

V. Das Fünffte Geschlecht ist der Berg-
zirbelbaum/ mit auffgerichteten zapffen/ Pi-
naster conis erectis, C. B. Pinaster pumilio mon-
tanus, Park. An pinus sylv. Mugho sive Krain,
I. B. Pinus sylv. Mugo Matthioli, I. Raji.
wächst
nicht über Mannes höhe/ sonderen theilet
sich gleich über der wurtzel in die dicke/ schü-
pichte/ mit dicker Rinden bedeckte äste auß.
Seine blätter sind kürtzer/ dicker und stum-
pfer als der vorigen Geschlechten. Hat klei-
ne auffwerts stehende zapffen/ eines zolls
lang. Wächst in Steyrmarck und Oester-
reich auff den Gebürgen zwischen den Fel-
sen und Klippen.

VI. Das Sechßte Geschlecht ist der klei-
ne Meerzirbelbaum/ oder Meerfichten-
baum/ Pinus Maritima minor, C. B. Park. Pi-
naster tertius Hispanicus humilis, I. B.
Jst ein
Baum von zimlicher höhe/ wie das obige
vierte Geschlecht/ wird aber in zähe/ bieg-
same äste getheilet/ deren Rinde nicht so dick/
noch so schüpicht/ wie in obigen. Seine ru-
then sind dünn/ die blätter klein/ hart und
immer grünend/ wie die übrigen. Hat auch
kleine dünne zapffen mit einem schwartzlich-
ten kleinen Kern. Dieses Geschlecht soll al-
lein in Spanien wachsen.

VII. Das sibende Geschlecht ist der grosse
Meer-zirbelbaum/ Pinus maritima major,
C. B. maritima major fructifera, Park. Pinus
sylvestris maritima conis firmiter ramis adhae-
rentibus, J. B.
Dieser ist dem Stammen/
Blätteren und Aesten nach dem Berg-fich-
tenbaum nicht ungleich/ hat aber glatte äste
und zapffen/ so gegen einander an den
ästen mit dicken holtzichten kurtzen Stielen
steiff angehefftet/ und drey qwer Fingers
[Spaltenumbruch] lang sind; hat auch ein weisses holtz/ und ein
sehr starck riechendes gelblichtes hartz. Under
diesem Geschlecht findet sich auch eine gat-
tung mit kleineren zapffen/ derer Baum
auch nicht so hoch auffschiesset.

VIII. Das Achte Geschlecht ist ein wilder
Fichtenbaum mit kurtzen blättern/ Pinus sylv.
foliis brevibus glaucis, conis parvis albentibus,
Joh. Raji.
Dieser wächst mit einem geraden
stamme/ zu einem hohen und grossen Baum
auff/ sein Rinde ist weißlicht/ und nicht
sonderlich rauch; hat sonsten kurtze/ breite/
dunckelgrüne/ oder etwas grawlichte blät-
ter/ und kleine/ gewirbelte/ scharffe/ weiß-
lichte zapffen/ mit gantz geringen samen.
Er wächst von sich selbsten auff den Steyr-
märckischen Hochgebürgen/ und in Engel-
land hin und wider/ sonderlich aber wird er
wegen seines lieblichen aspects und schönheit
halben in den Lustgärten gepflantzet. Die
gattung Fichten/ welche nach Bellonii erzeh-
lung/ an dem Berg Olympo, in Phrygien
wachsen solle/ kommt mit dieser bey nahe ü-
berein.

IX. Das neunte Geschlecht ist ein wilder
Fichtenbaum/ dessen Zirbeln bald abfallen/
Pinus sylvestris Idae Troadis, cujus coni facile
decidunt, J. B.
Nach Bellonii Beschreibung
tragt dieser Baum in dem Mertzen kurtze
zaserichte Zäpflein oder Julos, wie die Ha-
sel-stauden/ umb welche zeit die zapffen von
den Fichtenbäumen des Bergs Olympi ab-
zufallen pflegen. Die Stiel/ daran solche
Zirbeln oder Zapffen hangen/ sind so zart/
daß wenn die Frucht zeitig worden/ sie gar
leicht von einem jeden Wind von dem Baum
mag abgetrieben werden.

Hier soll ich nicht unvermeldet lassen/ daß
die rothe Tannen/ so in unseren Landen
wächst/ für Fichten gehalten/ oder auch al-
so genennet werden/ da sie doch zimblich da-
von underscheiden sind. Die Fichten sind
in Teutschland eben rar/ und wenig anzu-
treffen/ dahero sie auch in der Artzney so viel
nicht gebrauchet werden.

Auß den Rinden diser Bäumen/ entwederFiechten-
hartz.

von selbsten/ oder da sie zuvor verletzet wer-
den/ fließt ein fetter/ ölichter/ klebender Safft
oder Hartz/ welches leicht in einem Oel-safft
vergehet/ in Wasser aber nicht mag zerlas-
sen werden. Dieser hartzichte Safft ist
zweyerley/ nemlich ein flüßiger/ weißlich-
ter und starck-riehender/ der auß den wil-
den Fichtenbäumen sonderlich zu rinnen
pflegt; und ein trockener/ welcher auß den
spälten der Rinden/ oder umb die abge-
schnittenen äste außschweisset. Bißwei-
len fließt auch umb die zapffen herumb ein
Hartz auß/ welches man Resinam strobili-
nam
nennet. Wenn man dieses Hartz mit
wasser so lang siedet und kochet/ biß seine
Kleberigkeit und Geruch vergangen/ und
er sich zerreiben/ oder zu Pulver leicht stos-
sen läßt/ so wird er bey nahem schnee-weiß
werden. Wenn man aber solch flüßiges
Hartz/ gleich als den Terbenthin destillie-
ret/ so wird zu erst ein unnütz säwrlichtes
Wasser/ hernach aber das öl herauß flies-
sen/ und endlich ein trockene/ etwas annoch
hartzichte Matery in der Retorten verblei-Geigens
hartz.

ben/ so man Colophoniam oder Geigen-hartz

nennet.

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] werden kleine ſpaͤn/ oder ſtuͤcklein holtz ge-
ſchnitten/ welche bey uns Kienſpaͤn genen-
net/ und wegen ihres haͤuffigen Liecht-
brennenden fetten hartzes/ in den Kuchen
gebrauchet werden. Ja es werden auß den
fetten ſproſſen und aͤſten dieſes Baums Fa-
ckel gemacht/ welche bey den Lateineren Tæ-
heiſſen/ und zum leuchten gebrauchet
werden. Zu dieſem wilden Fichtenbaum kan
auch der Pinus latifolia julis vireſcentibus aut
palleſcentibus, Caſp. Bauh.
oder niger, latiore
folio, julis palleſcentibus, Park.
gerechnet wer-
den/ als welcher bey nahem nichts von dem-
ſelben underſcheiden.

IV. Das vierte Geſchlecht iſt der Oeſterꝛei-
chiſche duͤnnblaͤttige Fichtenbaum/ Pinaſter
tenuifolius julo purpuraſcenre, C. B. Park. Pina-
ſter Auſtriacus tenuifolius, J. B.
Dieſer waͤchſt
in Oeſterꝛeich/ Boͤhmen und in unſerer
Eydgnoßſchafft vielfaltig; die Weinſchen-
cken in unſerer Statt Baſel/ ſtecken ſolche
fuͤr ihrer Haͤuſer/ zum zeichen/ daß ſie Wein
außſchencken. Er hat einen krummen ſtam-
men/ weit von einander gebreitete aͤſte/ de-
ren ſproſſe viel duͤnner/ die blaͤtter weit klei-
ner und zarter/ auch die zapffen geringer/
als in vorigen Geſchlechten. An den auſſer-
ſten ruthen der ſproͤßlein waͤchſt eine trau-
ben von duͤnnen zaſeln an/ welche nicht
gruͤn oder gelb ſind wie die vorigen/ ſondern
purpurfarb/ und dennoch in ein reines pul-
ver vergehen/ da indeſſen neue ſchoß in ei-
nem haͤutlein eingeſchloſſen hernach wach-
ſen.

V. Das Fuͤnffte Geſchlecht iſt der Berg-
zirbelbaum/ mit auffgerichteten zapffen/ Pi-
naſter conis erectis, C. B. Pinaſter pumilio mon-
tanus, Park. An pinus ſylv. Mugho ſive Krain,
I. B. Pinus ſylv. Mugo Matthioli, I. Raji.
waͤchſt
nicht uͤber Mannes hoͤhe/ ſonderen theilet
ſich gleich uͤber der wurtzel in die dicke/ ſchuͤ-
pichte/ mit dicker Rinden bedeckte aͤſte auß.
Seine blaͤtter ſind kuͤrtzer/ dicker und ſtum-
pfer als der vorigen Geſchlechten. Hat klei-
ne auffwerts ſtehende zapffen/ eines zolls
lang. Waͤchſt in Steyrmarck und Oeſter-
reich auff den Gebuͤrgen zwiſchen den Fel-
ſen und Klippen.

VI. Das Sechßte Geſchlecht iſt der klei-
ne Meerzirbelbaum/ oder Meerfichten-
baum/ Pinus Maritima minor, C. B. Park. Pi-
naſter tertius Hiſpanicus humilis, I. B.
Jſt ein
Baum von zimlicher hoͤhe/ wie das obige
vierte Geſchlecht/ wird aber in zaͤhe/ bieg-
ſame aͤſte getheilet/ deren Rinde nicht ſo dick/
noch ſo ſchuͤpicht/ wie in obigen. Seine ru-
then ſind duͤnn/ die blaͤtter klein/ hart und
immer gruͤnend/ wie die uͤbrigen. Hat auch
kleine duͤnne zapffen mit einem ſchwartzlich-
ten kleinen Kern. Dieſes Geſchlecht ſoll al-
lein in Spanien wachſen.

VII. Das ſibende Geſchlecht iſt der groſſe
Meer-zirbelbaum/ Pinus maritima major,
C. B. maritima major fructifera, Park. Pinus
ſylveſtris maritima conis firmiter ramis adhæ-
rentibus, J. B.
Dieſer iſt dem Stammen/
Blaͤtteren und Aeſten nach dem Berg-fich-
tenbaum nicht ungleich/ hat aber glatte aͤſte
und zapffen/ ſo gegen einander an den
aͤſten mit dicken holtzichten kurtzen Stielen
ſteiff angehefftet/ und drey qwer Fingers
[Spaltenumbruch] lang ſind; hat auch ein weiſſes holtz/ und ein
ſehr ſtarck riechendes gelblichtes hartz. Under
dieſem Geſchlecht findet ſich auch eine gat-
tung mit kleineren zapffen/ derer Baum
auch nicht ſo hoch auffſchieſſet.

VIII. Das Achte Geſchlecht iſt ein wilder
Fichtenbaum mit kurtzen blaͤttern/ Pinus ſylv.
foliis brevibus glaucis, conis parvis albentibus,
Joh. Raji.
Dieſer waͤchſt mit einem geraden
ſtam̃e/ zu einem hohen und groſſen Baum
auff/ ſein Rinde iſt weißlicht/ und nicht
ſonderlich rauch; hat ſonſten kurtze/ breite/
dunckelgruͤne/ oder etwas grawlichte blaͤt-
ter/ und kleine/ gewirbelte/ ſcharffe/ weiß-
lichte zapffen/ mit gantz geringen ſamen.
Er waͤchſt von ſich ſelbſten auff den Steyr-
maͤrckiſchen Hochgebuͤrgen/ und in Engel-
land hin und wider/ ſonderlich aber wird er
wegen ſeines lieblichen aſpects und ſchoͤnheit
halben in den Luſtgaͤrten gepflantzet. Die
gattung Fichten/ welche nach Bellonii erzeh-
lung/ an dem Berg Olympo, in Phrygien
wachſen ſolle/ kom̃t mit dieſer bey nahe uͤ-
berein.

IX. Das neunte Geſchlecht iſt ein wilder
Fichtenbaum/ deſſen Zirbeln bald abfallen/
Pinus ſylveſtris Idæ Troadis, cujus coni facilè
decidunt, J. B.
Nach Bellonii Beſchreibung
tragt dieſer Baum in dem Mertzen kurtze
zaſerichte Zaͤpflein oder Julos, wie die Ha-
ſel-ſtauden/ umb welche zeit die zapffen von
den Fichtenbaͤumen des Bergs Olympi ab-
zufallen pflegen. Die Stiel/ daran ſolche
Zirbeln oder Zapffen hangen/ ſind ſo zart/
daß wenn die Frucht zeitig worden/ ſie gar
leicht von einem jeden Wind von dem Baum
mag abgetrieben werden.

Hier ſoll ich nicht unvermeldet laſſen/ daß
die rothe Tannen/ ſo in unſeren Landen
waͤchſt/ fuͤr Fichten gehalten/ oder auch al-
ſo genennet werden/ da ſie doch zimblich da-
von underſcheiden ſind. Die Fichten ſind
in Teutſchland eben rar/ und wenig anzu-
treffen/ dahero ſie auch in der Artzney ſo viel
nicht gebrauchet werden.

Auß den Rinden diſer Baͤumen/ entwederFiechten-
hartz.

von ſelbſten/ oder da ſie zuvor verletzet wer-
den/ fließt ein fetter/ oͤlichter/ klebender Safft
oder Hartz/ welches leicht in einem Oel-ſafft
vergehet/ in Waſſer aber nicht mag zerlaſ-
ſen werden. Dieſer hartzichte Safft iſt
zweyerley/ nemlich ein fluͤßiger/ weißlich-
ter und ſtarck-riehender/ der auß den wil-
den Fichtenbaͤumen ſonderlich zu rinnen
pflegt; und ein trockener/ welcher auß den
ſpaͤlten der Rinden/ oder umb die abge-
ſchnittenen aͤſte außſchweiſſet. Bißwei-
len fließt auch umb die zapffen herumb ein
Hartz auß/ welches man Reſinam ſtrobili-
nam
nennet. Wenn man dieſes Hartz mit
waſſer ſo lang ſiedet und kochet/ biß ſeine
Kleberigkeit und Geruch vergangen/ und
er ſich zerꝛeiben/ oder zu Pulver leicht ſtoſ-
ſen laͤßt/ ſo wird er bey nahem ſchnee-weiß
werden. Wenn man aber ſolch fluͤßiges
Hartz/ gleich als den Terbenthin deſtillie-
ret/ ſo wird zu erſt ein unnuͤtz ſaͤwrlichtes
Waſſer/ hernach aber das oͤl herauß flieſ-
ſen/ und endlich ein trockene/ etwas annoch
hartzichte Matery in der Retorten verblei-Geigens
hartz.

ben/ ſo man Colophoniam oder Geigen-hartz

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[158/0174] Das Erſte Buch/ werden kleine ſpaͤn/ oder ſtuͤcklein holtz ge- ſchnitten/ welche bey uns Kienſpaͤn genen- net/ und wegen ihres haͤuffigen Liecht- brennenden fetten hartzes/ in den Kuchen gebrauchet werden. Ja es werden auß den fetten ſproſſen und aͤſten dieſes Baums Fa- ckel gemacht/ welche bey den Lateineren Tæ- dæ heiſſen/ und zum leuchten gebrauchet werden. Zu dieſem wilden Fichtenbaum kan auch der Pinus latifolia julis vireſcentibus aut palleſcentibus, Caſp. Bauh. oder niger, latiore folio, julis palleſcentibus, Park. gerechnet wer- den/ als welcher bey nahem nichts von dem- ſelben underſcheiden. IV. Das vierte Geſchlecht iſt der Oeſterꝛei- chiſche duͤnnblaͤttige Fichtenbaum/ Pinaſter tenuifolius julo purpuraſcenre, C. B. Park. Pina- ſter Auſtriacus tenuifolius, J. B. Dieſer waͤchſt in Oeſterꝛeich/ Boͤhmen und in unſerer Eydgnoßſchafft vielfaltig; die Weinſchen- cken in unſerer Statt Baſel/ ſtecken ſolche fuͤr ihrer Haͤuſer/ zum zeichen/ daß ſie Wein außſchencken. Er hat einen krummen ſtam- men/ weit von einander gebreitete aͤſte/ de- ren ſproſſe viel duͤnner/ die blaͤtter weit klei- ner und zarter/ auch die zapffen geringer/ als in vorigen Geſchlechten. An den auſſer- ſten ruthen der ſproͤßlein waͤchſt eine trau- ben von duͤnnen zaſeln an/ welche nicht gruͤn oder gelb ſind wie die vorigen/ ſondern purpurfarb/ und dennoch in ein reines pul- ver vergehen/ da indeſſen neue ſchoß in ei- nem haͤutlein eingeſchloſſen hernach wach- ſen. V. Das Fuͤnffte Geſchlecht iſt der Berg- zirbelbaum/ mit auffgerichteten zapffen/ Pi- naſter conis erectis, C. B. Pinaſter pumilio mon- tanus, Park. An pinus ſylv. Mugho ſive Krain, I. B. Pinus ſylv. Mugo Matthioli, I. Raji. waͤchſt nicht uͤber Mannes hoͤhe/ ſonderen theilet ſich gleich uͤber der wurtzel in die dicke/ ſchuͤ- pichte/ mit dicker Rinden bedeckte aͤſte auß. Seine blaͤtter ſind kuͤrtzer/ dicker und ſtum- pfer als der vorigen Geſchlechten. Hat klei- ne auffwerts ſtehende zapffen/ eines zolls lang. Waͤchſt in Steyrmarck und Oeſter- reich auff den Gebuͤrgen zwiſchen den Fel- ſen und Klippen. VI. Das Sechßte Geſchlecht iſt der klei- ne Meerzirbelbaum/ oder Meerfichten- baum/ Pinus Maritima minor, C. B. Park. Pi- naſter tertius Hiſpanicus humilis, I. B. Jſt ein Baum von zimlicher hoͤhe/ wie das obige vierte Geſchlecht/ wird aber in zaͤhe/ bieg- ſame aͤſte getheilet/ deren Rinde nicht ſo dick/ noch ſo ſchuͤpicht/ wie in obigen. Seine ru- then ſind duͤnn/ die blaͤtter klein/ hart und immer gruͤnend/ wie die uͤbrigen. Hat auch kleine duͤnne zapffen mit einem ſchwartzlich- ten kleinen Kern. Dieſes Geſchlecht ſoll al- lein in Spanien wachſen. VII. Das ſibende Geſchlecht iſt der groſſe Meer-zirbelbaum/ Pinus maritima major, C. B. maritima major fructifera, Park. Pinus ſylveſtris maritima conis firmiter ramis adhæ- rentibus, J. B. Dieſer iſt dem Stammen/ Blaͤtteren und Aeſten nach dem Berg-fich- tenbaum nicht ungleich/ hat aber glatte aͤſte und zapffen/ ſo gegen einander an den aͤſten mit dicken holtzichten kurtzen Stielen ſteiff angehefftet/ und drey qwer Fingers lang ſind; hat auch ein weiſſes holtz/ und ein ſehr ſtarck riechendes gelblichtes hartz. Under dieſem Geſchlecht findet ſich auch eine gat- tung mit kleineren zapffen/ derer Baum auch nicht ſo hoch auffſchieſſet. VIII. Das Achte Geſchlecht iſt ein wilder Fichtenbaum mit kurtzen blaͤttern/ Pinus ſylv. foliis brevibus glaucis, conis parvis albentibus, Joh. Raji. Dieſer waͤchſt mit einem geraden ſtam̃e/ zu einem hohen und groſſen Baum auff/ ſein Rinde iſt weißlicht/ und nicht ſonderlich rauch; hat ſonſten kurtze/ breite/ dunckelgruͤne/ oder etwas grawlichte blaͤt- ter/ und kleine/ gewirbelte/ ſcharffe/ weiß- lichte zapffen/ mit gantz geringen ſamen. Er waͤchſt von ſich ſelbſten auff den Steyr- maͤrckiſchen Hochgebuͤrgen/ und in Engel- land hin und wider/ ſonderlich aber wird er wegen ſeines lieblichen aſpects und ſchoͤnheit halben in den Luſtgaͤrten gepflantzet. Die gattung Fichten/ welche nach Bellonii erzeh- lung/ an dem Berg Olympo, in Phrygien wachſen ſolle/ kom̃t mit dieſer bey nahe uͤ- berein. IX. Das neunte Geſchlecht iſt ein wilder Fichtenbaum/ deſſen Zirbeln bald abfallen/ Pinus ſylveſtris Idæ Troadis, cujus coni facilè decidunt, J. B. Nach Bellonii Beſchreibung tragt dieſer Baum in dem Mertzen kurtze zaſerichte Zaͤpflein oder Julos, wie die Ha- ſel-ſtauden/ umb welche zeit die zapffen von den Fichtenbaͤumen des Bergs Olympi ab- zufallen pflegen. Die Stiel/ daran ſolche Zirbeln oder Zapffen hangen/ ſind ſo zart/ daß wenn die Frucht zeitig worden/ ſie gar leicht von einem jeden Wind von dem Baum mag abgetrieben werden. Hier ſoll ich nicht unvermeldet laſſen/ daß die rothe Tannen/ ſo in unſeren Landen waͤchſt/ fuͤr Fichten gehalten/ oder auch al- ſo genennet werden/ da ſie doch zimblich da- von underſcheiden ſind. Die Fichten ſind in Teutſchland eben rar/ und wenig anzu- treffen/ dahero ſie auch in der Artzney ſo viel nicht gebrauchet werden. Auß den Rinden diſer Baͤumen/ entweder von ſelbſten/ oder da ſie zuvor verletzet wer- den/ fließt ein fetter/ oͤlichter/ klebender Safft oder Hartz/ welches leicht in einem Oel-ſafft vergehet/ in Waſſer aber nicht mag zerlaſ- ſen werden. Dieſer hartzichte Safft iſt zweyerley/ nemlich ein fluͤßiger/ weißlich- ter und ſtarck-riehender/ der auß den wil- den Fichtenbaͤumen ſonderlich zu rinnen pflegt; und ein trockener/ welcher auß den ſpaͤlten der Rinden/ oder umb die abge- ſchnittenen aͤſte außſchweiſſet. Bißwei- len fließt auch umb die zapffen herumb ein Hartz auß/ welches man Reſinam ſtrobili- nam nennet. Wenn man dieſes Hartz mit waſſer ſo lang ſiedet und kochet/ biß ſeine Kleberigkeit und Geruch vergangen/ und er ſich zerꝛeiben/ oder zu Pulver leicht ſtoſ- ſen laͤßt/ ſo wird er bey nahem ſchnee-weiß werden. Wenn man aber ſolch fluͤßiges Hartz/ gleich als den Terbenthin deſtillie- ret/ ſo wird zu erſt ein unnuͤtz ſaͤwrlichtes Waſſer/ hernach aber das oͤl herauß flieſ- ſen/ und endlich ein trockene/ etwas annoch hartzichte Matery in der Retorten verblei- ben/ ſo man Colophoniam oder Geigen-hartz nennet. Fiechten- hartz. Geigens hartz.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/174>, abgerufen am 24.11.2024.