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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] heilige Evangelist Johannes Cap. 19. v. 40.
Daher von Nicodemo v. 39. vermeldet wird/
daß er Myrrha und Aloe undereinander ge-
menget/ bey hundert pfunden gebracht ha-
be/ den Leichnam unsers Heylands Jesu da-
mit köstlich zu Balsamiren.

Ferners/ ware bey den Orientalischen
Völckeren gebräuchlich/ grosse Herren ne-
ben anderen Geschencken auch mit der
Myrrha zubegaben/ daher der H. Evange-
list Matth. cap 2. v. 11. berichtet: Daß die
weisen auß Orient/ oder von Auffgang un-
seren Heyland Jesum nicht allein mit Gold
und Weyrauch/ sondern auch mit der bit-
teren Myrrhen begabet/ dadurch sie nach
der außlegung der Alten Kirch-Vättern an-
deuten wolten/ es werde dieser newgeborene
König zu seiner zeit auch die bitterkeit des
Todes empfinden. Jnsonderheit ware diese
durchgehende gewohnheit bey den Persiern
eingewurtzlet/ ihre Könige mit den köstlich-
sten verehrungen/ und in mangel derselbigen
auch nur mit einer baar handvoll frisches
Wassers/ wie der Syneta den Persischen
König Artaxerxem/ zubeschencken.

Eigenschafft.

Jn der Myrrhen stecken viel ölichte/ balsa-
mische/ und saltzichte/ scharffe/ bittere/ und
scharff-riechende Theil/ mit welchen sich
auch underschiedliche jrdische gelind anhal-
tende vermischet befinden. Daher solch
Gummi die eigenschafft hat zu eröffnen/ zu
erweichen/ zu erdün[ne]rn/ zu zeitigen/ zu
vertheilen/ aller fäwlung zu widerstehen;
dem dicken Geblüt seine natürliche consi-
stentz und kreißbewegung widerzubringen/
auch endlich wegen seinen jrdischen theilen/
gelind anzuhalten/ und die scharffen saur-
etzenden feuchtigkeiten zu linderen/ und zu
verbesseren; die Galle zu vertheilen/ Leber-
und Magen zu stärcken.

Gebrauch.
Extract
auß Myrr-
hen.
Verlorne
reinigung
der weiber.
Verderb-
ter magen.
Würm.
Geblüts-
reinigung.

Auß der Myrrhen kan man mit Bran-
tenwein ein Extract machen/ daß man her-
nach in allerhand Pillulein zu widerbrin-
gung der verlorenen Monatzeit der Weibe-
ren/ zu stärckung deß von der Gallen ver-
derbten Magens/ zu abtreibung der Wür-
men/ und reinigung deß Geblüts gebrau-
chen kan.

Folgende Essentz ist auch herrlich gut:
Essentz auß
Myrrhen.
Nemt der besten außerlesenen Myrrhen vier
loth/ Weinstein-geist/ Spirit. Tartari 6. Loth/
laßts etliche stund lang in warmer Aschen
verdeckt stehen r hernach gießt Tartarisier-
ten Brantenwein darüber/ so wird sich in
wenig zeit die Tinctur erzeigen/ welche man
hernach filtrieren/ und zum gebrauch auff-
behalten kan. Mag den erwachsenen biß auf
15. und den Kindern auff 2. 3. biß 6. tröpflein
Magen-
und mut-
terwehe.
brustflüsse.
Würm.
Kindsbla-
tern/ oder
Pocken.
Gelbsucht.
Destillier-
te öl.
Würm im
[L]eib.
beygebracht werden; dienet den Alten wider
Magen-und Mutterwehe/ wider die Flüsse
der Brust; in dem übrigen tödtet sie auch
die Würm/ treibt die Kindsblattern/ oder
Pocken gewaltig auß; eröffnet die ver-
stopffte Leber/ und heilet die Gelbsucht.

Das destillierte öl auß Myrrhen von 2.
biß 6. oder 8. tropffen offt eingenommen/ tö-
det und treibet die Würm/ bewahret das
Geblüt vor fäwlung/ und behütet also den
[Spaltenumbruch] Menschen vor Pestilentz/ und anderen an-Fäulung
deß Ge-
blüts.
Mutter-
verstopf-
fung.
Monatli-
che reini-
gung.
Myrrhen
wird zum
Theriack
gebraucht/
und zu den
Mithrida-
tio Damo-
cratis.

steckenden Seuchen/ eröffnet die verstopffte
Mutter/ bringt die verstandene Monatliche
Reinigung wider/ eröffnet auch die ver-
stopffte Leber.

Die Myrrhen wird sonsten auch zu dem
Venetianischen Theriack Andromachi, und
dem darauß gemachten Himlischen The-
riack/ wie auch zu dem Mithridatio Damo-
cratis
gebraucht; welches denn gewisse Lat-
wergen sind/ die dem Gifft gewaltig wider-
stehen/ solches auß dem Leib treiben/ oder
dergestalten töden/ daß es nicht mehr scha-
den kan. Sind auch gute bewahrungs-mit-
tel vor allen ansteckenden Seuchen: stillen
alle Grimmen und Bauchlauffen/ davon
aber zu end dieses Kräuterbuchs absonder-
lich gehandlet wird.

Ein gutes praeservatif/ oder Bewah-Preserva-
tiv-pulver
wider die
Pest/ nnd
anstecken-
de seuchen.

rungs-pulver vor der Pest kan folgendes
seyn: Nemt Myrrhen/ Aloesholtz/ Arme-
nischen Bolus/ Schweißtreibend Spieß-
glaßpulver/ zubereitet Hirtzenhorn jedes ein
halb loth/ Muscat-blüthe/ Gewürtznäge-
lein/ Saffran/ jedes ein halb quintl. weis-
sen Kandel-zucker 2. loth. Mischt und stoßt
alles zu reinem pulver/ davon man zwey
Messerspitz voll auf einmahl mit Wein oder
Honig einnehmen kan. Under diß pulver
kan man auch nach belieben Schwefel-
blumen ein quintl. mischen.

Zu außtreibung der Pocken/ oder Kinds-Pocken/
Durch-
schlechte/ o-
der Kinds-
blattern.

blatteren: Nemt praeparirt Hirschhorn/
Mineralischen Bezoar/ praeparirte rote Co-
rallen/ Armenischen Bolus jedes ein quintl.
Steckrüben-samen/ außerlesene Myrrhen je-
des 40. gran/ deß besten Zuckers 1. halb loth.
stoßt alles zusammen zu einem reinen pulver/
davon kan man einem erwachsenen Men-
schen biß auff ein quintl. einem Kind aber
biß auff 15. oder 18. gran Morgens und A-
bends mit Scabiosen/ oder Taubenkropff-
wasser eingeben.

Zu tödung und außtreibung der Wür-Würm im
Leib.

men: Nemt Wehrmuthkraut/ Tausend-
guldenkraut/ Wurmsamen/ Wegerichsa-
men/ praepariert Hirschhorn/ Myrrhen jedes
ein halb loth/ außerlesene Sennablätter drey
quintl. der besten Rhebarbara 1. quintlein/
Saffran ein halb quintl. Zucker 1. loth/ mi-
schet und stoßt alles zu einem reinen pulver/
von welchem man 15. gran biß auff 40. ge-
ben kan: sonderlich wenn der Mond im
absteigen ist.

Wenn die Kinder an die Geburt kommen/Schwäre
Geburt.

und schlechte Krafft da ist zu gebären/ so
sollen die Wehmütteren folgendes pulver
den Gebärenden in Wein/ oder Poley-und
weiß Gilgenwasser eingeben: Nemt Cassien-
holtz/ Zimmet jedes ein halb loth/ Myrrhen/
Färber-röthe-wurtzel (Rubiae Tinctorum) je-
des 1. quintl. Venetianischen Borras/ Saf-
fran jedes 40. gran/ Zucker ein halb loth/
mischt alles zu einem reinen pulver/ davon
man 1. halb quintl. auff einmahl geben kan.

Sonderlich ist des Paracelsi Elixir Proprie-Elixir pro-
prietatis
Paracelsi.

tatis hoch zu halten/ dessen beste beschreibung
folgende ist: Nemt außerlesene Myrrhen/
Aloes und Saffran jedes ein quart pfund/
laß in Pelicano mit arena ascendiren, auff das
milteste zween Monat/ darnach separiere per

Alembi-

Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] heilige Evangeliſt Johannes Cap. 19. v. 40.
Daher von Nicodemo v. 39. vermeldet wird/
daß er Myrꝛha und Aloe undereinander ge-
menget/ bey hundert pfunden gebracht ha-
be/ den Leichnam unſers Heylands Jeſu da-
mit koͤſtlich zu Balſamiren.

Ferners/ ware bey den Orientaliſchen
Voͤlckeren gebraͤuchlich/ groſſe Herꝛen ne-
ben anderen Geſchencken auch mit der
Myrꝛha zubegaben/ daher der H. Evange-
liſt Matth. cap 2. v. 11. berichtet: Daß die
weiſen auß Orient/ oder von Auffgang un-
ſeren Heyland Jeſum nicht allein mit Gold
und Weyrauch/ ſondern auch mit der bit-
teren Myrꝛhen begabet/ dadurch ſie nach
der außlegung der Alten Kirch-Vaͤttern an-
deuten wolten/ es werde dieſer newgeborene
Koͤnig zu ſeiner zeit auch die bitterkeit des
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durchgehende gewohnheit bey den Perſiern
eingewurtzlet/ ihre Koͤnige mit den koͤſtlich-
ſten verehrungen/ und in mangel derſelbigen
auch nur mit einer baar handvoll friſches
Waſſers/ wie der Syneta den Perſiſchen
Koͤnig Artaxerxem/ zubeſchencken.

Eigenſchafft.

Jn der Myrꝛhen ſtecken viel oͤlichte/ balſa-
miſche/ und ſaltzichte/ ſcharffe/ bittere/ und
ſcharff-riechende Theil/ mit welchen ſich
auch underſchiedliche jrdiſche gelind anhal-
tende vermiſchet befinden. Daher ſolch
Gum̃i die eigenſchafft hat zu eroͤffnen/ zu
erweichen/ zu erduͤn[ne]rn/ zu zeitigen/ zu
vertheilen/ aller faͤwlung zu widerſtehen;
dem dicken Gebluͤt ſeine natuͤrliche conſi-
ſtentz und kreißbewegung widerzubringen/
auch endlich wegen ſeinen jrdiſchen theilen/
gelind anzuhalten/ und die ſcharffen ſaur-
etzenden feuchtigkeiten zu linderen/ und zu
verbeſſeren; die Galle zu vertheilen/ Leber-
und Magen zu ſtaͤrcken.

Gebrauch.
Extract
auß Myrꝛ-
hen.
Verlorne
reinigung
der weiber.
Verderb-
ter magen.
Wuͤrm.
Gebluͤts-
reinigung.

Auß der Myrꝛhen kan man mit Bran-
tenwein ein Extract machen/ daß man her-
nach in allerhand Pillulein zu widerbrin-
gung der verlorenen Monatzeit der Weibe-
ren/ zu ſtaͤrckung deß von der Gallen ver-
derbten Magens/ zu abtreibung der Wuͤr-
men/ und reinigung deß Gebluͤts gebrau-
chen kan.

Folgende Eſſentz iſt auch herꝛlich gut:
Eſſentz auß
Myrꝛhen.
Nemt der beſten außerleſenen Myrꝛhen vier
loth/ Weinſtein-geiſt/ Spirit. Tartari 6. Loth/
laßts etliche ſtund lang in warmer Aſchen
verdeckt ſtehen ꝛ hernach gießt Tartariſier-
ten Brantenwein daruͤber/ ſo wird ſich in
wenig zeit die Tinctur erzeigen/ welche man
hernach filtrieren/ und zum gebrauch auff-
behalten kan. Mag den erwachſenen biß auf
15. und den Kindern auff 2. 3. biß 6. troͤpflein
Magen-
und mut-
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bruſtfluͤſſe.
Wuͤrm.
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Pocken.
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Magen-und Mutterwehe/ wider die Fluͤſſe
der Bruſt; in dem uͤbrigen toͤdtet ſie auch
die Wuͤrm/ treibt die Kindsblattern/ oder
Pocken gewaltig auß; eroͤffnet die ver-
ſtopffte Leber/ und heilet die Gelbſucht.

Das deſtillierte oͤl auß Myrꝛhen von 2.
biß 6. oder 8. tropffen offt eingenommen/ toͤ-
det und treibet die Wuͤrm/ bewahret das
Gebluͤt vor faͤwlung/ und behuͤtet alſo den
[Spaltenumbruch] Menſchen vor Peſtilentz/ und anderen an-Faͤulung
deß Ge-
bluͤts.
Mutter-
verſtopf-
fung.
Monatli-
che reini-
gung.
Myrꝛhen
wird zum
Theriack
gebraucht/
und zu dẽ
Mithrida-
tio Damo-
cratis.

ſteckenden Seuchen/ eroͤffnet die verſtopffte
Mutter/ bringt die verſtandene Monatliche
Reinigung wider/ eroͤffnet auch die ver-
ſtopffte Leber.

Die Myrꝛhen wird ſonſten auch zu dem
Venetianiſchen Theriack Andromachi, und
dem darauß gemachten Himliſchen The-
riack/ wie auch zu dem Mithridatio Damo-
cratis
gebraucht; welches denn gewiſſe Lat-
wergen ſind/ die dem Gifft gewaltig wider-
ſtehen/ ſolches auß dem Leib treiben/ oder
dergeſtalten toͤden/ daß es nicht mehr ſcha-
den kan. Sind auch gute bewahrungs-mit-
tel vor allen anſteckenden Seuchen: ſtillen
alle Grimmen und Bauchlauffen/ davon
aber zu end dieſes Kraͤuterbuchs abſonder-
lich gehandlet wird.

Ein gutes præſervatif/ oder Bewah-Preſerva-
tiv-pulver
wider die
Peſt/ nnd
anſtecken-
de ſeuchen.

rungs-pulver vor der Peſt kan folgendes
ſeyn: Nemt Myrꝛhen/ Aloesholtz/ Arme-
niſchen Bolus/ Schweißtreibend Spieß-
glaßpulver/ zubereitet Hirtzenhorn jedes ein
halb loth/ Muſcat-bluͤthe/ Gewuͤrtznaͤge-
lein/ Saffran/ jedes ein halb quintl. weiſ-
ſen Kandel-zucker 2. loth. Miſcht und ſtoßt
alles zu reinem pulver/ davon man zwey
Meſſerſpitz voll auf einmahl mit Wein oder
Honig einnehmen kan. Under diß pulver
kan man auch nach belieben Schwefel-
blumen ein quintl. miſchen.

Zu außtreibung der Pocken/ oder Kinds-Pocken/
Durch-
ſchlechte/ o-
der Kinds-
blattern.

blatteren: Nemt præparirt Hirſchhorn/
Mineraliſchen Bezoar/ præparirte rote Co-
rallen/ Armeniſchen Bolus jedes ein quintl.
Steckruͤben-ſamen/ außerleſene Myrꝛhen je-
des 40. gran/ deß beſten Zuckers 1. halb loth.
ſtoßt alles zuſammen zu einem reinen pulver/
davon kan man einem erwachſenen Men-
ſchen biß auff ein quintl. einem Kind aber
biß auff 15. oder 18. gran Morgens und A-
bends mit Scabioſen/ oder Taubenkropff-
waſſer eingeben.

Zu toͤdung und außtreibung der Wuͤr-Wuͤrm im
Leib.

men: Nemt Wehrmuthkraut/ Tauſend-
guldenkraut/ Wurmſamen/ Wegerichſa-
men/ præpariert Hirſchhorn/ Myrꝛhen jedes
ein halb loth/ außerleſene Sennablaͤtter drey
quintl. der beſten Rhebarbara 1. quintlein/
Saffran ein halb quintl. Zucker 1. loth/ mi-
ſchet und ſtoßt alles zu einem reinen pulver/
von welchem man 15. gran biß auff 40. ge-
ben kan: ſonderlich wenn der Mond im
abſteigen iſt.

Wenn die Kinder an die Geburt kom̃en/Schwaͤre
Geburt.

und ſchlechte Krafft da iſt zu gebaͤren/ ſo
ſollen die Wehmuͤtteren folgendes pulver
den Gebaͤrenden in Wein/ oder Poley-und
weiß Gilgenwaſſer eingeben: Nemt Caſſien-
holtz/ Zimmet jedes ein halb loth/ Myrꝛhen/
Faͤrber-roͤthe-wurtzel (Rubiæ Tinctorum) je-
des 1. quintl. Venetianiſchen Borꝛas/ Saf-
fran jedes 40. gran/ Zucker ein halb loth/
miſcht alles zu einem reinen pulver/ davon
man 1. halb quintl. auff einmahl geben kan.

Sonderlich iſt des Paracelſi Elixir Proprie-Elixir pro-
prietatis
Paracelſi.

tatis hoch zu halten/ deſſen beſte beſchreibung
folgende iſt: Nemt außerleſene Myrꝛhen/
Aloes und Saffran jedes ein quart pfund/
laß in Pelicano mit arenâ aſcendiren, auff das
milteſte zween Monat/ darnach ſepariere per

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[151/0167] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. heilige Evangeliſt Johannes Cap. 19. v. 40. Daher von Nicodemo v. 39. vermeldet wird/ daß er Myrꝛha und Aloe undereinander ge- menget/ bey hundert pfunden gebracht ha- be/ den Leichnam unſers Heylands Jeſu da- mit koͤſtlich zu Balſamiren. Ferners/ ware bey den Orientaliſchen Voͤlckeren gebraͤuchlich/ groſſe Herꝛen ne- ben anderen Geſchencken auch mit der Myrꝛha zubegaben/ daher der H. Evange- liſt Matth. cap 2. v. 11. berichtet: Daß die weiſen auß Orient/ oder von Auffgang un- ſeren Heyland Jeſum nicht allein mit Gold und Weyrauch/ ſondern auch mit der bit- teren Myrꝛhen begabet/ dadurch ſie nach der außlegung der Alten Kirch-Vaͤttern an- deuten wolten/ es werde dieſer newgeborene Koͤnig zu ſeiner zeit auch die bitterkeit des Todes empfinden. Jnſonderheit ware dieſe durchgehende gewohnheit bey den Perſiern eingewurtzlet/ ihre Koͤnige mit den koͤſtlich- ſten verehrungen/ und in mangel derſelbigen auch nur mit einer baar handvoll friſches Waſſers/ wie der Syneta den Perſiſchen Koͤnig Artaxerxem/ zubeſchencken. Eigenſchafft. Jn der Myrꝛhen ſtecken viel oͤlichte/ balſa- miſche/ und ſaltzichte/ ſcharffe/ bittere/ und ſcharff-riechende Theil/ mit welchen ſich auch underſchiedliche jrdiſche gelind anhal- tende vermiſchet befinden. Daher ſolch Gum̃i die eigenſchafft hat zu eroͤffnen/ zu erweichen/ zu erduͤnnern/ zu zeitigen/ zu vertheilen/ aller faͤwlung zu widerſtehen; dem dicken Gebluͤt ſeine natuͤrliche conſi- ſtentz und kreißbewegung widerzubringen/ auch endlich wegen ſeinen jrdiſchen theilen/ gelind anzuhalten/ und die ſcharffen ſaur- etzenden feuchtigkeiten zu linderen/ und zu verbeſſeren; die Galle zu vertheilen/ Leber- und Magen zu ſtaͤrcken. Gebrauch. Auß der Myrꝛhen kan man mit Bran- tenwein ein Extract machen/ daß man her- nach in allerhand Pillulein zu widerbrin- gung der verlorenen Monatzeit der Weibe- ren/ zu ſtaͤrckung deß von der Gallen ver- derbten Magens/ zu abtreibung der Wuͤr- men/ und reinigung deß Gebluͤts gebrau- chen kan. Folgende Eſſentz iſt auch herꝛlich gut: Nemt der beſten außerleſenen Myrꝛhen vier loth/ Weinſtein-geiſt/ Spirit. Tartari 6. Loth/ laßts etliche ſtund lang in warmer Aſchen verdeckt ſtehen ꝛ hernach gießt Tartariſier- ten Brantenwein daruͤber/ ſo wird ſich in wenig zeit die Tinctur erzeigen/ welche man hernach filtrieren/ und zum gebrauch auff- behalten kan. Mag den erwachſenen biß auf 15. und den Kindern auff 2. 3. biß 6. troͤpflein beygebracht werden; dienet den Alten wider Magen-und Mutterwehe/ wider die Fluͤſſe der Bruſt; in dem uͤbrigen toͤdtet ſie auch die Wuͤrm/ treibt die Kindsblattern/ oder Pocken gewaltig auß; eroͤffnet die ver- ſtopffte Leber/ und heilet die Gelbſucht. Eſſentz auß Myrꝛhen. Magen- und mut- terwehe. bruſtfluͤſſe. Wuͤrm. Kindsbla- tern/ oder Pocken. Gelbſucht. Deſtillier- te oͤl. Wuͤrm im Leib. Das deſtillierte oͤl auß Myrꝛhen von 2. biß 6. oder 8. tropffen offt eingenommen/ toͤ- det und treibet die Wuͤrm/ bewahret das Gebluͤt vor faͤwlung/ und behuͤtet alſo den Menſchen vor Peſtilentz/ und anderen an- ſteckenden Seuchen/ eroͤffnet die verſtopffte Mutter/ bringt die verſtandene Monatliche Reinigung wider/ eroͤffnet auch die ver- ſtopffte Leber. Faͤulung deß Ge- bluͤts. Mutter- verſtopf- fung. Monatli- che reini- gung. Myrꝛhen wird zum Theriack gebraucht/ und zu dẽ Mithrida- tio Damo- cratis. Die Myrꝛhen wird ſonſten auch zu dem Venetianiſchen Theriack Andromachi, und dem darauß gemachten Himliſchen The- riack/ wie auch zu dem Mithridatio Damo- cratis gebraucht; welches denn gewiſſe Lat- wergen ſind/ die dem Gifft gewaltig wider- ſtehen/ ſolches auß dem Leib treiben/ oder dergeſtalten toͤden/ daß es nicht mehr ſcha- den kan. Sind auch gute bewahrungs-mit- tel vor allen anſteckenden Seuchen: ſtillen alle Grimmen und Bauchlauffen/ davon aber zu end dieſes Kraͤuterbuchs abſonder- lich gehandlet wird. Ein gutes præſervatif/ oder Bewah- rungs-pulver vor der Peſt kan folgendes ſeyn: Nemt Myrꝛhen/ Aloesholtz/ Arme- niſchen Bolus/ Schweißtreibend Spieß- glaßpulver/ zubereitet Hirtzenhorn jedes ein halb loth/ Muſcat-bluͤthe/ Gewuͤrtznaͤge- lein/ Saffran/ jedes ein halb quintl. weiſ- ſen Kandel-zucker 2. loth. Miſcht und ſtoßt alles zu reinem pulver/ davon man zwey Meſſerſpitz voll auf einmahl mit Wein oder Honig einnehmen kan. Under diß pulver kan man auch nach belieben Schwefel- blumen ein quintl. miſchen. Preſerva- tiv-pulver wider die Peſt/ nnd anſtecken- de ſeuchen. Zu außtreibung der Pocken/ oder Kinds- blatteren: Nemt præparirt Hirſchhorn/ Mineraliſchen Bezoar/ præparirte rote Co- rallen/ Armeniſchen Bolus jedes ein quintl. Steckruͤben-ſamen/ außerleſene Myrꝛhen je- des 40. gran/ deß beſten Zuckers 1. halb loth. ſtoßt alles zuſammen zu einem reinen pulver/ davon kan man einem erwachſenen Men- ſchen biß auff ein quintl. einem Kind aber biß auff 15. oder 18. gran Morgens und A- bends mit Scabioſen/ oder Taubenkropff- waſſer eingeben. Pocken/ Durch- ſchlechte/ o- der Kinds- blattern. Zu toͤdung und außtreibung der Wuͤr- men: Nemt Wehrmuthkraut/ Tauſend- guldenkraut/ Wurmſamen/ Wegerichſa- men/ præpariert Hirſchhorn/ Myrꝛhen jedes ein halb loth/ außerleſene Sennablaͤtter drey quintl. der beſten Rhebarbara 1. quintlein/ Saffran ein halb quintl. Zucker 1. loth/ mi- ſchet und ſtoßt alles zu einem reinen pulver/ von welchem man 15. gran biß auff 40. ge- ben kan: ſonderlich wenn der Mond im abſteigen iſt. Wuͤrm im Leib. Wenn die Kinder an die Geburt kom̃en/ und ſchlechte Krafft da iſt zu gebaͤren/ ſo ſollen die Wehmuͤtteren folgendes pulver den Gebaͤrenden in Wein/ oder Poley-und weiß Gilgenwaſſer eingeben: Nemt Caſſien- holtz/ Zimmet jedes ein halb loth/ Myrꝛhen/ Faͤrber-roͤthe-wurtzel (Rubiæ Tinctorum) je- des 1. quintl. Venetianiſchen Borꝛas/ Saf- fran jedes 40. gran/ Zucker ein halb loth/ miſcht alles zu einem reinen pulver/ davon man 1. halb quintl. auff einmahl geben kan. Schwaͤre Geburt. Sonderlich iſt des Paracelſi Elixir Proprie- tatis hoch zu halten/ deſſen beſte beſchreibung folgende iſt: Nemt außerleſene Myrꝛhen/ Aloes und Saffran jedes ein quart pfund/ laß in Pelicano mit arenâ aſcendiren, auff das milteſte zween Monat/ darnach ſepariere per Alembi- Elixir pro- prietatis Paracelſi.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/167>, abgerufen am 21.11.2024.