[Spaltenumbruch]
auff die Jahrmarckt zu bringen/ und alda zu verkauffen; allwo denn die Türckische Caravanen, welche nach Meka wallfahrten/ viel auffkauffen/ und auff ihren Camelen in Asien hinüber führen.
Das Cafe-Tranck ist zwar schon bey 40. Jahren her in Franckreich bekandt gewesen/ aber erst bey 20. oder 30. Jahren gebraucht worden. Jn Engelland ist es bereits vor et- lich 50. Jahren bekandt worden/ seine eigent- lichen Tugenden wußten sie nicht gleich/ wie solches auß Baconis de Verulamio schrif- ten zu sehen. Darumb es auch erst diese letz- sten Jahr her in gebrauch kommen. Jn Teutschland hat man es auch bey kurtzen Jahren zu trincken angefangen/ da das schröckliche Weinsauffen in einen kleinen abgang gerahten. Jn den Orientalischen Länderen mag es wol von 200. Jahren her bekant gewesen seyn/ obwolen es nicht gleich anfangs getruncken/ oder zu trincken erlaubt worden/ zumahlen auch Ludovicus Bassano An. 1545. Antonius Menavinus An. 1548. und Franciscus Sansovinus An. 1563. von drey den Türcken und Asiatischen Völckeren ge- wohnlichen Geträncken geschrieben/ aber deß Cafe-Trancks mit keinem wort gedacht. Da Sultan Helim, in dem Jahr 1517. und 1518. Egyptenland mit Krieg überzoge/ ha- ben die Türcken alda solch Tranck gebrau- chen sehen/ und zugleich erfahren/ daß das- selbe bey Egyptern schon lange zeit im ge- brauch gewesen/ und ursprünglich von den Araberen/ bey welchen es bereits vor hun- dert und mehr Jahren zu trincken angefan- gen worden/ herkommen; wurde aber da- zumahlen von jhnen noch nicht getruncken. Heut zu tage aber ist solch Tranck bey den Morgenländischen Völckeren in solche ge- wohnheit gerathen/ daß es nun täglich Morgens nach dem Frühstuck von jeder- man getruncken wird. Prosper Alpinus, ein Jtaliänischer berühmter Medicus und Pro- fessor zu Padua, der ohngefehrd vor 100. Jah- ren in Egypten gereiset/ auch ein Lateinisch Buch von der Egypteren Artzneyen Anno 1591. in offentlichen Truck zu Venedig auß- gehen lassen/ und nach ihme Joh. Veslingius, so eine geraume zeit sich alda auffgehalten/ haben zu erst von diesem Tranck geschriben.
Wie aber der Cafe-Tranck zu erst erfun- den seye/ beschreibet under anderem Faustus Nairon Maronira, der Chaldeischen und Sy- rischen Sprachen in Collegio Romano Pro- fessor, in einem discurß/ welcher in den Ephe- meridibus Eruditorum Italiae, Anno 1671. zu finden. Es hatte/ schreibt er/ ein Camel- oder wie andere darfür halten/ ein Geiß- hirt etlichen Mönchen erzehlet/ daß zuwei- len seine Camel/ oder Geissen/ denen er hü- tete/ die Nächte mit springen und gumpen ohne schlaff zubrächten/ welches der Abbt alsobald dem Futter solcher Thieren zu- schriebe. Damit er aber dessen gewisser wä- re/ hat er sich an den ort/ da das Viehe ge- weidet wurde/ begeben/ und wahrgenommen/ wie daß die Thiere deß vor dergleichen wachtbaren spring-nacht vorhergehenden Tags/ viel Früchte von gewissen daherum wachsenden stauden zweifelsohn essen müß- ten. Samlete hierauff/ seinen fürwitz zu- [Spaltenumbruch]
vergnügen/ von eben denselben Früchten/ siedete sie in frischem wasser/ und trancke das wasser/ fande darauff/ daß jhme der schlaff verhalten/ und er gantz frisch/ wacht- bar und hurtig wurde. Dannenher habe der Abbt anlaß genommen solch Tranck auch seinen Mönchen zu geben/ damit sie ihren nächtlichen Bättstunden desto besser abwar- ten könten; welches denn wol von statten gienge. Dabey aber hat man nach und nach mehr andere Tugenden und Kräfften dieses Trancks in obacht genommen und erfah- ren: daß hernach die Kauffleuth solches zu lieben und zu Nutz zu ziehen angehebt/ auch deßwegen offentliche und heimliche Gebätt/ zum Zeichen jhrer Danckbarkeit/ für die Mönchen Scyadli und Aydro, denen sie die erfindung solcher Frucht zuschreiben/ ange- stellet.
Eigenschafft.
Die Frucht dieses Baums hat einen zim- lichen theil eines flüchtigen ölichten Saltzes bey sich/ welches aber nicht als durch die de- stillation/ oder die heut zu tag bekante rö- stung zu haben. Wenn man ein pfund auß- erlesenen sauberen|Cafe auß einer Retorten in einen wohlvermachten Recipienten destillie- ret/ so werden sie beyläufftig 9. loth phlegma oder wasser mit was wenigs flüchtigen Saltz- geist vermischt; 5. loth dickes schwartzlichten öls/ welches in der rectification gelb wird/ ab- geben/ daß in der Retorten zuruckbleibende caput mortuum aber wird bey nahem auff die 8. loth wägen: daß also under dem de- stillieren/ obwolen die gefässe wol vermacht werden/ ein guter theil verschwindet/ wel- ches anders nichts als subtile/ überauß flüch- tige theil müssen sein.
Wenn man die Frucht ohne vorher be- schehene röstung in wasser siedet/ wird das wasser eine schlechte krafft davon bekommen; wo man aber die Frucht erstlich röstet/ alß- denn zu einem pulver stosset/ und dieses pul- ver in wasser siedet/ so wird sich das flüch- tige ölichte/ alcalische Saltz hervor machen/ und in das wasser ziehen/ davon denn das wasser die Tugend und Eigenschaft bekomt/ die Lebensgeister in dem Leib und Nerven auffzuwecken/ und zu vermehren/ innerliche verstopffungen auffzulösen; den hin und wi- der sitzenden Schleim und Flüsse zu zerthei- len/ den Kreißlauff des Geblüts zu befür- deren/ die Brust von Flüssen zu befreyen/ die Nierengänge zu öffnen/ den Saurteig deß Magens zu stärcken/ summa den gan- tzen Leib gering/ hurtig/ und den Geist wacht- bar zu machen.
Gebrauch.
Diese Frucht wird anderst nicht/ als inCaffe. Tranck. dem Tranck gebraucht/ und damit sie ihre kräfften desto leichter von sich geben könne/ wird sie zuvor geröstet/ und zu pulver ge- stossen Diese röstung aber muß mit sonderli-Röstung der frucht wie sie ge- schehen solle. chen vortheil geschehen/ denn so die Bonen oder Früchten zu viel geröstet werden/ geben sie einen unlieblichen bitteren Geschmack/ ja zu gutem theil ein entkräfftetes Getränck ab; so sie aber zu wenig röstung bekommen/ wird das Tranck davon eben nicht unanmütig/ aber das flüchtige Saltz bleibt annoch in
dem
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch]
auff die Jahrmarckt zu bringen/ und alda zu verkauffen; allwo denn die Tuͤrckiſche Caravanen, welche nach Meka wallfahrten/ viel auffkauffen/ und auff ihren Camelen in Aſien hinuͤber fuͤhren.
Das Cafè-Tranck iſt zwar ſchon bey 40. Jahren her in Franckreich bekandt geweſen/ aber erſt bey 20. oder 30. Jahren gebraucht worden. Jn Engelland iſt es bereits vor et- lich 50. Jahren bekandt worden/ ſeine eigent- lichen Tugenden wußten ſie nicht gleich/ wie ſolches auß Baconis de Verulamio ſchrif- ten zu ſehen. Darumb es auch erſt dieſe letz- ſten Jahr her in gebrauch kommen. Jn Teutſchland hat man es auch bey kurtzen Jahren zu trincken angefangen/ da das ſchroͤckliche Weinſauffen in einen kleinen abgang gerahten. Jn den Orientaliſchen Laͤnderen mag es wol von 200. Jahren her bekant geweſen ſeyn/ obwolen es nicht gleich anfangs getruncken/ oder zu trincken erlaubt worden/ zumahlen auch Ludovicus Baſſano An. 1545. Antonius Menavinus An. 1548. und Franciſcus Sanſovinus An. 1563. von drey den Tuͤrcken und Aſiatiſchen Voͤlckeren ge- wohnlichen Getraͤncken geſchrieben/ aber deß Café-Trancks mit keinem wort gedacht. Da Sultan Helim, in dem Jahr 1517. und 1518. Egyptenland mit Krieg uͤberzoge/ ha- ben die Tuͤrcken alda ſolch Tranck gebrau- chen ſehen/ und zugleich erfahren/ daß daſ- ſelbe bey Egyptern ſchon lange zeit im ge- brauch geweſen/ und urſpruͤnglich von den Araberen/ bey welchen es bereits vor hun- dert und mehr Jahren zu trincken angefan- gen worden/ herkommen; wurde aber da- zumahlen von jhnen noch nicht getruncken. Heut zu tage aber iſt ſolch Tranck bey den Morgenlaͤndiſchen Voͤlckeren in ſolche ge- wohnheit gerathen/ daß es nun taͤglich Morgens nach dem Fruͤhſtuck von jeder- man getruncken wird. Proſper Alpinus, ein Jtaliaͤniſcher beruͤhmter Medicus und Pro- feſſor zu Padua, der ohngefehrd vor 100. Jah- ren in Egypten gereiſet/ auch ein Lateiniſch Buch von der Egypteren Artzneyen Anno 1591. in offentlichen Truck zu Venedig auß- gehen laſſen/ und nach ihme Joh. Veslingius, ſo eine geraume zeit ſich alda auffgehalten/ haben zu erſt von dieſem Tranck geſchriben.
Wie aber der Café-Tranck zu erſt erfun- den ſeye/ beſchreibet under anderem Fauſtus Nairon Maronira, der Chaldeiſchen und Sy- riſchen Sprachen in Collegio Romano Pro- feſſor, in einem diſcurß/ welcher in den Ephe- meridibus Eruditorum Italiæ, Anno 1671. zu finden. Es hatte/ ſchreibt er/ ein Camel- oder wie andere darfuͤr halten/ ein Geiß- hirt etlichen Moͤnchen erzehlet/ daß zuwei- len ſeine Camel/ oder Geiſſen/ denen er huͤ- tete/ die Naͤchte mit ſpringen und gumpen ohne ſchlaff zubraͤchten/ welches der Abbt alſobald dem Futter ſolcher Thieren zu- ſchriebe. Damit er aber deſſen gewiſſer waͤ- re/ hat er ſich an den ort/ da das Viehe ge- weidet wurde/ begeben/ und wahrgenom̃en/ wie daß die Thiere deß vor dergleichen wachtbaren ſpring-nacht vorhergehenden Tags/ viel Fruͤchte von gewiſſen daherum wachſenden ſtauden zweifelsohn eſſen muͤß- ten. Samlete hierauff/ ſeinen fuͤrwitz zu- [Spaltenumbruch]
vergnuͤgen/ von eben denſelben Fruͤchten/ ſiedete ſie in friſchem waſſer/ und trancke das waſſer/ fande darauff/ daß jhme der ſchlaff verhalten/ und er gantz friſch/ wacht- bar und hurtig wurde. Dañenher habe der Abbt anlaß genommen ſolch Tranck auch ſeinen Moͤnchen zu geben/ damit ſie ihren naͤchtlichen Baͤttſtunden deſto beſſer abwar- ten koͤnten; welches denn wol von ſtatten gienge. Dabey aber hat man nach und nach mehr andere Tugenden und Kraͤfften dieſes Trancks in obacht genommen und erfah- ren: daß hernach die Kauffleuth ſolches zu lieben und zu Nutz zu ziehen angehebt/ auch deßwegen offentliche und heimliche Gebaͤtt/ zum Zeichen jhrer Danckbarkeit/ fuͤr die Moͤnchen Scyadli und Aydro, denen ſie die erfindung ſolcher Frucht zuſchreiben/ ange- ſtellet.
Eigenſchafft.
Die Frucht dieſes Baums hat einen zim- lichen theil eines fluͤchtigen oͤlichten Saltzes bey ſich/ welches aber nicht als durch die de- ſtillation/ oder die heut zu tag bekante roͤ- ſtung zu haben. Wenn man ein pfund auß- erleſenen ſauberen|Café auß einer Retorten in einen wohlvermachten Recipienten deſtillie- ret/ ſo werden ſie beylaͤufftig 9. loth phlegma oder waſſer mit was wenigs fluͤchtigẽ Saltz- geiſt vermiſcht; 5. loth dickes ſchwartzlichten oͤls/ welches in der rectification gelb wird/ ab- geben/ daß in der Retorten zuruckbleibende caput mortuum aber wird bey nahem auff die 8. loth waͤgen: daß alſo under dem de- ſtillieren/ obwolen die gefaͤſſe wol vermacht werden/ ein guter theil verſchwindet/ wel- ches anders nichts als ſubtile/ uͤberauß fluͤch- tige theil muͤſſen ſein.
Wenn man die Frucht ohne vorher be- ſchehene roͤſtung in waſſer ſiedet/ wird das waſſer eine ſchlechte krafft davon bekom̃en; wo man aber die Frucht erſtlich roͤſtet/ alß- denn zu einem pulver ſtoſſet/ und dieſes pul- ver in waſſer ſiedet/ ſo wird ſich das fluͤch- tige oͤlichte/ alcaliſche Saltz hervor machen/ und in das waſſer ziehen/ davon denn das waſſer die Tugend und Eigenſchaft bekomt/ die Lebensgeiſter in dem Leib und Nerven auffzuwecken/ und zu vermehren/ innerliche verſtopffungen auffzuloͤſen; den hin und wi- der ſitzenden Schleim und Fluͤſſe zu zerthei- len/ den Kreißlauff des Gebluͤts zu befuͤr- deren/ die Bruſt von Fluͤſſen zu befreyen/ die Nierengaͤnge zu oͤffnen/ den Saurteig deß Magens zu ſtaͤrcken/ ſumma den gan- tzen Leib gering/ hurtig/ und den Geiſt wacht- bar zu machen.
Gebrauch.
Dieſe Frucht wird anderſt nicht/ als inCaffé. Tranck. dem Tranck gebraucht/ und damit ſie ihre kraͤfften deſto leichter von ſich geben koͤnne/ wird ſie zuvor geroͤſtet/ und zu pulver ge- ſtoſſen Dieſe roͤſtung aber muß mit ſonderli-Roͤſtung der frucht wie ſie ge- ſchehen ſolle. chẽ vortheil geſchehen/ deñ ſo die Bonen oder Fruͤchten zu viel geroͤſtet werden/ geben ſie einen unlieblichen bitteren Geſchmack/ ja zu gutem theil ein entkraͤfftetes Getraͤnck ab; ſo ſie aber zu wenig roͤſtung bekommen/ wird das Tranck davon eben nicht unanmuͤtig/ aber das fluͤchtige Saltz bleibt annoch in
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[103/0119]
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
auff die Jahrmarckt zu bringen/ und alda
zu verkauffen; allwo denn die Tuͤrckiſche
Caravanen, welche nach Meka wallfahrten/
viel auffkauffen/ und auff ihren Camelen
in Aſien hinuͤber fuͤhren.
Das Cafè-Tranck iſt zwar ſchon bey 40.
Jahren her in Franckreich bekandt geweſen/
aber erſt bey 20. oder 30. Jahren gebraucht
worden. Jn Engelland iſt es bereits vor et-
lich 50. Jahren bekandt worden/ ſeine eigent-
lichen Tugenden wußten ſie nicht gleich/
wie ſolches auß Baconis de Verulamio ſchrif-
ten zu ſehen. Darumb es auch erſt dieſe letz-
ſten Jahr her in gebrauch kommen. Jn
Teutſchland hat man es auch bey kurtzen
Jahren zu trincken angefangen/ da das
ſchroͤckliche Weinſauffen in einen kleinen
abgang gerahten. Jn den Orientaliſchen
Laͤnderen mag es wol von 200. Jahren her
bekant geweſen ſeyn/ obwolen es nicht gleich
anfangs getruncken/ oder zu trincken erlaubt
worden/ zumahlen auch Ludovicus Baſſano
An. 1545. Antonius Menavinus An. 1548. und
Franciſcus Sanſovinus An. 1563. von drey den
Tuͤrcken und Aſiatiſchen Voͤlckeren ge-
wohnlichen Getraͤncken geſchrieben/ aber
deß Café-Trancks mit keinem wort gedacht.
Da Sultan Helim, in dem Jahr 1517. und
1518. Egyptenland mit Krieg uͤberzoge/ ha-
ben die Tuͤrcken alda ſolch Tranck gebrau-
chen ſehen/ und zugleich erfahren/ daß daſ-
ſelbe bey Egyptern ſchon lange zeit im ge-
brauch geweſen/ und urſpruͤnglich von den
Araberen/ bey welchen es bereits vor hun-
dert und mehr Jahren zu trincken angefan-
gen worden/ herkommen; wurde aber da-
zumahlen von jhnen noch nicht getruncken.
Heut zu tage aber iſt ſolch Tranck bey den
Morgenlaͤndiſchen Voͤlckeren in ſolche ge-
wohnheit gerathen/ daß es nun taͤglich
Morgens nach dem Fruͤhſtuck von jeder-
man getruncken wird. Proſper Alpinus, ein
Jtaliaͤniſcher beruͤhmter Medicus und Pro-
feſſor zu Padua, der ohngefehrd vor 100. Jah-
ren in Egypten gereiſet/ auch ein Lateiniſch
Buch von der Egypteren Artzneyen Anno
1591. in offentlichen Truck zu Venedig auß-
gehen laſſen/ und nach ihme Joh. Veslingius,
ſo eine geraume zeit ſich alda auffgehalten/
haben zu erſt von dieſem Tranck geſchriben.
Wie aber der Café-Tranck zu erſt erfun-
den ſeye/ beſchreibet under anderem Fauſtus
Nairon Maronira, der Chaldeiſchen und Sy-
riſchen Sprachen in Collegio Romano Pro-
feſſor, in einem diſcurß/ welcher in den Ephe-
meridibus Eruditorum Italiæ, Anno 1671. zu
finden. Es hatte/ ſchreibt er/ ein Camel-
oder wie andere darfuͤr halten/ ein Geiß-
hirt etlichen Moͤnchen erzehlet/ daß zuwei-
len ſeine Camel/ oder Geiſſen/ denen er huͤ-
tete/ die Naͤchte mit ſpringen und gumpen
ohne ſchlaff zubraͤchten/ welches der Abbt
alſobald dem Futter ſolcher Thieren zu-
ſchriebe. Damit er aber deſſen gewiſſer waͤ-
re/ hat er ſich an den ort/ da das Viehe ge-
weidet wurde/ begeben/ und wahrgenom̃en/
wie daß die Thiere deß vor dergleichen
wachtbaren ſpring-nacht vorhergehenden
Tags/ viel Fruͤchte von gewiſſen daherum
wachſenden ſtauden zweifelsohn eſſen muͤß-
ten. Samlete hierauff/ ſeinen fuͤrwitz zu-
vergnuͤgen/ von eben denſelben Fruͤchten/
ſiedete ſie in friſchem waſſer/ und trancke
das waſſer/ fande darauff/ daß jhme der
ſchlaff verhalten/ und er gantz friſch/ wacht-
bar und hurtig wurde. Dañenher habe der
Abbt anlaß genommen ſolch Tranck auch
ſeinen Moͤnchen zu geben/ damit ſie ihren
naͤchtlichen Baͤttſtunden deſto beſſer abwar-
ten koͤnten; welches denn wol von ſtatten
gienge. Dabey aber hat man nach und nach
mehr andere Tugenden und Kraͤfften dieſes
Trancks in obacht genommen und erfah-
ren: daß hernach die Kauffleuth ſolches zu
lieben und zu Nutz zu ziehen angehebt/ auch
deßwegen offentliche und heimliche Gebaͤtt/
zum Zeichen jhrer Danckbarkeit/ fuͤr die
Moͤnchen Scyadli und Aydro, denen ſie die
erfindung ſolcher Frucht zuſchreiben/ ange-
ſtellet.
Eigenſchafft.
Die Frucht dieſes Baums hat einen zim-
lichen theil eines fluͤchtigen oͤlichten Saltzes
bey ſich/ welches aber nicht als durch die de-
ſtillation/ oder die heut zu tag bekante roͤ-
ſtung zu haben. Wenn man ein pfund auß-
erleſenen ſauberen|Café auß einer Retorten in
einen wohlvermachten Recipienten deſtillie-
ret/ ſo werden ſie beylaͤufftig 9. loth phlegma
oder waſſer mit was wenigs fluͤchtigẽ Saltz-
geiſt vermiſcht; 5. loth dickes ſchwartzlichten
oͤls/ welches in der rectification gelb wird/ ab-
geben/ daß in der Retorten zuruckbleibende
caput mortuum aber wird bey nahem auff
die 8. loth waͤgen: daß alſo under dem de-
ſtillieren/ obwolen die gefaͤſſe wol vermacht
werden/ ein guter theil verſchwindet/ wel-
ches anders nichts als ſubtile/ uͤberauß fluͤch-
tige theil muͤſſen ſein.
Wenn man die Frucht ohne vorher be-
ſchehene roͤſtung in waſſer ſiedet/ wird das
waſſer eine ſchlechte krafft davon bekom̃en;
wo man aber die Frucht erſtlich roͤſtet/ alß-
denn zu einem pulver ſtoſſet/ und dieſes pul-
ver in waſſer ſiedet/ ſo wird ſich das fluͤch-
tige oͤlichte/ alcaliſche Saltz hervor machen/
und in das waſſer ziehen/ davon denn das
waſſer die Tugend und Eigenſchaft bekomt/
die Lebensgeiſter in dem Leib und Nerven
auffzuwecken/ und zu vermehren/ innerliche
verſtopffungen auffzuloͤſen; den hin und wi-
der ſitzenden Schleim und Fluͤſſe zu zerthei-
len/ den Kreißlauff des Gebluͤts zu befuͤr-
deren/ die Bruſt von Fluͤſſen zu befreyen/
die Nierengaͤnge zu oͤffnen/ den Saurteig
deß Magens zu ſtaͤrcken/ ſumma den gan-
tzen Leib gering/ hurtig/ und den Geiſt wacht-
bar zu machen.
Gebrauch.
Dieſe Frucht wird anderſt nicht/ als in
dem Tranck gebraucht/ und damit ſie ihre
kraͤfften deſto leichter von ſich geben koͤnne/
wird ſie zuvor geroͤſtet/ und zu pulver ge-
ſtoſſen Dieſe roͤſtung aber muß mit ſonderli-
chẽ vortheil geſchehen/ deñ ſo die Bonen oder
Fruͤchten zu viel geroͤſtet werden/ geben ſie
einen unlieblichen bitteren Geſchmack/ ja zu
gutem theil ein entkraͤfftetes Getraͤnck ab;
ſo ſie aber zu wenig roͤſtung bekommen/ wird
das Tranck davon eben nicht unanmuͤtig/
aber das fluͤchtige Saltz bleibt annoch in
dem
Caffé.
Tranck.
Roͤſtung
der frucht
wie ſie ge-
ſchehen
ſolle.
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/119>, abgerufen am 22.12.2024.
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