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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] gefährlich erschüttert wird/ dadurch leicht-
leich ein Ersteck-fluß erfolgen könte.

Der Tabac-schmauch oder rauch in den
Mund gezogen/ dient auch sonderlich denen/
welche bey langwirigen Kranckheiten viel
verstopffung des Affters leiden; in dem er
Leibsver-
stopffung.
den Leib eröffnet/ und das Fließ-wasser all-
gemach wider in eine natürliche Bewegung
durch die Drüsen bringet. Hiezu läßt sich
aber an statt des Weins lieber Bier trincken/
als wordurch die öffnung öffters viel besser
befördert wird.

Etliche sind auch her/ welche den Tabacs-
Rauch-
Clystier.
rauch wie ein Clystier in den Affter blasen/
und also die Oeffnung geschwind zuwegen
bringen; mag wol angehen/ wo es nur nicht
zu offt practicieret/ oder zu viel rauch auff
einmahl eingeblasen wird/ als wordurch die
Drüsen des Affterdarms zu sehr außge-
trocknet/ oder auch verstopffet werden kön-
ten.

Glieder-
schmertzen.
lahmigkeit

Jn allerhand Glieder-schmertzen/ ja auch
in der Lahmigkeit pfleget der Tabac-rauch
offt wunder zu thun; sonderlich bey denen/
welche an das schmauchen noch nicht ge-
wehnet sind. So habe ich in dem Wein-
monat deß 1694. Jahrs zu Wien in Oester-
reich einem Fürnehmen Herren öffters auff-
gewartet/ welcher in dem 64. Jahr seines
Alters so frisch und bering als ein dreyssig-
jähriger Mann herumb gieng; Dieser hatte
vor 18. Jahren den lincken Arm ohngefehr
also starrend und mit solchem Schmertzen
umbfangen bekommen/ daß er bey 19. Wo-
chen lang/ so tags so nachts/ keine Ruhe/ kein
Schlaff/ auch schlechten Appetit zum Essen
hatte/ und also gäntzlich außzehrete: den
Arm konte er währender dieser zeit nicht zum
Leibe bringen. Jn solchem Zustand bediente
er sich hunderterley mittel/ reisete hin und
wider herumb/ bey fürnehmen Medicis et-
wann Hülff zu finden; und nach deme we-
der die geistreichen äusserlichen noch inner-
lichen Mittel etwas verfangen wolten/
fienge er endlich an auß einrathen des be-
rühmten Dr. Bontekoe Tabac zu schmau-
chen/ dessen er zuvor gar nicht gewohnt
war; wordurch er denn anfangs gleich
dürmlicht ward/ und über eine stund schlaf-
fen kunt. Er fuhr also mit dem schmauchen
fort/ gerieth darüber wider in einen Schlaff/
in welchem er die übrige Nacht sehr ruhig
zubrachte/ und des morgens seinen Arm
wider zum Leibe zu bringen vermochte.
Wordurch er denn bewogen worden mit
diesem Mittel fort zu fahren/ nicht nur biß
er vollkommen wider genesen/ sondern auch
die übrige Zeit des lebens/ umb die edle Ge-
sundheit neben beobachtung bester Diaet zu
bewahren. Es erfuhre aber bemeldter Herr
von diesem Tabac-schmauchen annoch ei-
nen anderen sehr merckwürdigen Nutzen/
denn als er bey 12. jahren her allezeit im
Blutspeye.Frühling und Herbst ein sehr starckes Blut-
speyen nicht ohne gefahr bekommen/ und
dabey in wenig stunden bey drey oder mehr
pfunden Blut verlohr/ ward er nach dem
Tabac-schmauchen von dieser beschwerde zu
mahlen gäntzlich entlediget.

Anstecken-
de seuchen.

Zu denen zeiten/ da gifftige Kranckhei-
ten und ansteckende Seuchen umbgehen/
[Spaltenumbruch] findet sich der Taback-rauch als ein son-
derliches Bewahrungs-mittel/ zumahlen
da der Mensch des tags nur etliche wenig
Pfeiffen voll schmauchet/ und keinen über-
fluß damit begehet.

Die frisch grünen/ etwas gestossenen/ und
auff warmer Herdstatt welck gemachten
Tabac-blätter über die Gelenck gebunden/
zertheilen die Podagrischen Schmertzen undPodagra.
Geschwulst.

Das destillierte Wasser von Tabac-krautSchleim/
Sand/
Greiß und
Stein der
Nieren.

bißweilen auff vier oder sechs loth getruncken
treibt verwunderlich allen Schleim/ Sand/
Grieß/ und Stein auß den Nieren.

Das destillierte Oel von Tabac ist so
scharff/ daß wenn mans nur auff wenig
tropffen einer Katze/ Fuchs/ und anderen
thieren/ sonderlich aber denen geflügelten
eingibet/ sie alsobald davon sterben müssen.

Dürre oder grüne Tabac-blätter in Wein
gesotten/ und mit solchem die schuppichteSchupich-
te Raud.

Raud des Haupts/ und anderer Gliederen
warm öffters gewaschen/ heilet solche Kranck-
heit allgemach sehr wol.

Tabac über Nacht in Wein gelegt/ und
den folgenden Morgen solchen durchgesie-
genen Wein getruncken/ purgieret über sich
und under sich/ und reiniget also den Ma-
gen und Därm wacker auß.

Auß den frischen safftigen blätteren wird
auch der Safft außgepreßt/ und ein Sy-
rup davon gekocht/ welcher Löffelweiß biß-
weilen genommen/ trefflich ist wider den Hu-Husten/
Engbrü-
stigkeit/
Lungsucht.

sten/ Engbrüstigkeit und Lungsucht.

Jn dem ich dieses zu Papier bringe/ langt
mir ein schreiben von einem guten Freund
und geistlichen Herren ein/ dessen Jnhalt/ so
fern er diese Tabac-Materi betrifft/ ich hie-
mit beyzusetzen nicht unnutzlich erachtet/
als womit ich so wol die Beschreibung des
Tabacs/ als auch des gantzen Kräuterbuchs
enden will.



JM übrigen ist mir noch ohnentfal-
len/ was ich vor einem Jahr (da
mich Jhr Excellenz, als wir in Jun-
cker *** Behausung in St. Gallen bey-
sammen gewesen/ in der Küche mit dem Feur-
trichter erwischt) und seither/ öffters zuge-
sagt; Nemlich die Ursachen schrifftlich ein-
zugeben/ welche mich bewogen nicht allein
selbst den Trinck-tabac zimlich zu gebrau-
chen/ sondern auch dem weit-meisten theil
unsers Climats-bewohnern sehr heilsam zu
schätzen; welches versprechen nunmehr zu
entbinden ich allein empirice, nicht aber auß
medicinalischem Grund reden wil: Es ha-
ben es viel andere subtilere Köpff allbereit
gewagt/ sonderlich aber auff der bejahenden
seiten neulich Anno 1691. Doctor Peintema
sub tit. Panacea:
Auff der läugnenden sei-
ten/ Doctor Screta in seinem Tractat de Fe-
bri Castrensi,
allwo ich aber an statt einiger
einkommender Trivialien/ weitere verfäng-
liche Haupt-gründe erwartet hätte: Die
Mittelbahn hat gehalten Doctor Tappius O-
rat. de Tabacco,
zu Helmstätt/ Anno 1673.
welches die Gelehrtesten sind/ so ich von die-
ser Materi auffgeschlagen. Mir zweiffelt

nicht

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] gefaͤhrlich erſchuͤttert wird/ dadurch leicht-
leich ein Erſteck-fluß erfolgen koͤnte.

Der Tabac-ſchmauch oder rauch in den
Mund gezogen/ dient auch ſonderlich denen/
welche bey langwirigen Kranckheiten viel
verſtopffung des Affters leiden; in dem er
Leibsver-
ſtopffung.
den Leib eroͤffnet/ und das Fließ-waſſer all-
gemach wider in eine natuͤrliche Bewegung
durch die Druͤſen bringet. Hiezu laͤßt ſich
aber an ſtatt des Weins lieber Bier trincken/
als wordurch die oͤffnung oͤffters viel beſſer
befoͤrdert wird.

Etliche ſind auch her/ welche den Tabacs-
Rauch-
Clyſtier.
rauch wie ein Clyſtier in den Affter blaſen/
und alſo die Oeffnung geſchwind zuwegen
bringen; mag wol angehen/ wo es nur nicht
zu offt practicieret/ oder zu viel rauch auff
einmahl eingeblaſen wird/ als wordurch die
Druͤſen des Affterdarms zu ſehr außge-
trocknet/ oder auch verſtopffet werden koͤn-
ten.

Glieder-
ſchmertzen.
lahmigkeit

Jn allerhand Glieder-ſchmertzen/ ja auch
in der Lahmigkeit pfleget der Tabac-rauch
offt wunder zu thun; ſonderlich bey denen/
welche an das ſchmauchen noch nicht ge-
wehnet ſind. So habe ich in dem Wein-
monat deß 1694. Jahrs zu Wien in Oeſter-
reich einem Fuͤrnehmen Herꝛen oͤffters auff-
gewartet/ welcher in dem 64. Jahr ſeines
Alters ſo friſch und bering als ein dreyſſig-
jaͤhriger Mann herumb gieng; Dieſer hatte
vor 18. Jahren den lincken Arm ohngefehr
alſo ſtarꝛend und mit ſolchem Schmertzen
umbfangen bekommen/ daß er bey 19. Wo-
chen lang/ ſo tags ſo nachts/ keine Ruhe/ kein
Schlaff/ auch ſchlechten Appetit zum Eſſen
hatte/ und alſo gaͤntzlich außzehrete: den
Arm konte er waͤhrender dieſer zeit nicht zum
Leibe bringen. Jn ſolchem Zuſtand bediente
er ſich hunderterley mittel/ reiſete hin und
wider herumb/ bey fuͤrnehmen Medicis et-
wann Huͤlff zu finden; und nach deme we-
der die geiſtreichen aͤuſſerlichen noch inner-
lichen Mittel etwas verfangen wolten/
fienge er endlich an auß einrathen des be-
ruͤhmten Dr. Bontekoe Tabac zu ſchmau-
chen/ deſſen er zuvor gar nicht gewohnt
war; wordurch er denn anfangs gleich
duͤrmlicht ward/ und uͤber eine ſtund ſchlaf-
fen kunt. Er fuhr alſo mit dem ſchmauchen
fort/ gerieth daruͤber wider in einen Schlaff/
in welchem er die uͤbrige Nacht ſehr ruhig
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wider zum Leibe zu bringen vermochte.
Wordurch er denn bewogen worden mit
dieſem Mittel fort zu fahren/ nicht nur biß
er vollkommen wider geneſen/ ſondern auch
die uͤbrige Zeit des lebens/ umb die edle Ge-
ſundheit neben beobachtung beſter Diæt zu
bewahren. Es erfuhre aber bemeldter Herꝛ
von dieſem Tabac-ſchmauchen annoch ei-
nen anderen ſehr merckwuͤrdigen Nutzen/
denn als er bey 12. jahren her allezeit im
Blutſpeyē.Fruͤhling und Herbſt ein ſehr ſtarckes Blut-
ſpeyen nicht ohne gefahr bekommen/ und
dabey in wenig ſtunden bey drey oder mehr
pfunden Blut verlohr/ ward er nach dem
Tabac-ſchmauchen von dieſer beſchwerde zu
mahlen gaͤntzlich entlediget.

Anſtecken-
de ſeuchen.

Zu denen zeiten/ da gifftige Kranckhei-
ten und anſteckende Seuchen umbgehen/
[Spaltenumbruch] findet ſich der Taback-rauch als ein ſon-
derliches Bewahrungs-mittel/ zumahlen
da der Menſch des tags nur etliche wenig
Pfeiffen voll ſchmauchet/ und keinen uͤber-
fluß damit begehet.

Die friſch gruͤnen/ etwas geſtoſſenen/ und
auff warmer Herdſtatt welck gemachten
Tabac-blaͤtter uͤber die Gelenck gebunden/
zertheilen die Podagriſchen Schmertzen undPodagra.
Geſchwulſt.

Das deſtillierte Waſſer von Tabac-krautSchleim/
Sand/
Greiß und
Stein der
Nieren.

bißweilen auff vier oder ſechs loth getruncken
treibt verwunderlich allen Schleim/ Sand/
Grieß/ und Stein auß den Nieren.

Das deſtillierte Oel von Tabac iſt ſo
ſcharff/ daß wenn mans nur auff wenig
tropffen einer Katze/ Fuchs/ und anderen
thieren/ ſonderlich aber denen gefluͤgelten
eingibet/ ſie alſobald davon ſterben muͤſſen.

Duͤrꝛe oder gruͤne Tabac-blaͤtter in Wein
geſotten/ und mit ſolchem die ſchuppichteSchupich-
te Raud.

Raud des Haupts/ und anderer Gliederen
warm oͤffters gewaſchen/ heilet ſolche Kranck-
heit allgemach ſehr wol.

Tabac uͤber Nacht in Wein gelegt/ und
den folgenden Morgen ſolchen durchgeſie-
genen Wein getruncken/ purgieret uͤber ſich
und under ſich/ und reiniget alſo den Ma-
gen und Daͤrm wacker auß.

Auß den friſchen ſafftigen blaͤtteren wird
auch der Safft außgepreßt/ und ein Sy-
rup davon gekocht/ welcher Loͤffelweiß biß-
weilen genommen/ trefflich iſt wider den Hu-Huſten/
Engbruͤ-
ſtigkeit/
Lungſucht.

ſten/ Engbruͤſtigkeit und Lungſucht.

Jn dem ich dieſes zu Papier bringe/ langt
mir ein ſchreiben von einem guten Freund
und geiſtlichen Herꝛen ein/ deſſen Jnhalt/ ſo
fern er dieſe Tabac-Materi betrifft/ ich hie-
mit beyzuſetzen nicht unnutzlich erachtet/
als womit ich ſo wol die Beſchreibung des
Tabacs/ als auch des gantzen Kraͤuterbuchs
enden will.



JM uͤbrigen iſt mir noch ohnentfal-
len/ was ich vor einem Jahr (da
mich Jhr Excellenz, als wir in Jun-
cker *** Behauſung in St. Gallen bey-
ſam̃en geweſen/ in der Kuͤche mit dem Feur-
trichter erwiſcht) und ſeither/ oͤffters zuge-
ſagt; Nemlich die Urſachen ſchrifftlich ein-
zugeben/ welche mich bewogen nicht allein
ſelbſt den Trinck-tabac zimlich zu gebrau-
chen/ ſondern auch dem weit-meiſten theil
unſers Climats-bewohnern ſehr heilſam zu
ſchaͤtzen; welches verſprechen nunmehr zu
entbinden ich allein empirice, nicht aber auß
medicinaliſchem Grund reden wil: Es ha-
ben es viel andere ſubtilere Koͤpff allbereit
gewagt/ ſonderlich aber auff der bejahenden
ſeiten neulich Anno 1691. Doctor Peintema
ſub tit. Panacea:
Auff der laͤugnenden ſei-
ten/ Doctor Screta in ſeinem Tractat de Fe-
bri Caſtrenſi,
allwo ich aber an ſtatt einiger
einkommender Trivialien/ weitere verfaͤng-
liche Haupt-gruͤnde erwartet haͤtte: Die
Mittelbahn hat gehalten Doctor Tappius O-
rat. de Tabacco,
zu Helmſtaͤtt/ Anno 1673.
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ſer Materi auffgeſchlagen. Mir zweiffelt

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[991/1007] Von den Kraͤuteren. gefaͤhrlich erſchuͤttert wird/ dadurch leicht- leich ein Erſteck-fluß erfolgen koͤnte. Der Tabac-ſchmauch oder rauch in den Mund gezogen/ dient auch ſonderlich denen/ welche bey langwirigen Kranckheiten viel verſtopffung des Affters leiden; in dem er den Leib eroͤffnet/ und das Fließ-waſſer all- gemach wider in eine natuͤrliche Bewegung durch die Druͤſen bringet. Hiezu laͤßt ſich aber an ſtatt des Weins lieber Bier trincken/ als wordurch die oͤffnung oͤffters viel beſſer befoͤrdert wird. Leibsver- ſtopffung. Etliche ſind auch her/ welche den Tabacs- rauch wie ein Clyſtier in den Affter blaſen/ und alſo die Oeffnung geſchwind zuwegen bringen; mag wol angehen/ wo es nur nicht zu offt practicieret/ oder zu viel rauch auff einmahl eingeblaſen wird/ als wordurch die Druͤſen des Affterdarms zu ſehr außge- trocknet/ oder auch verſtopffet werden koͤn- ten. Rauch- Clyſtier. Jn allerhand Glieder-ſchmertzen/ ja auch in der Lahmigkeit pfleget der Tabac-rauch offt wunder zu thun; ſonderlich bey denen/ welche an das ſchmauchen noch nicht ge- wehnet ſind. So habe ich in dem Wein- monat deß 1694. Jahrs zu Wien in Oeſter- reich einem Fuͤrnehmen Herꝛen oͤffters auff- gewartet/ welcher in dem 64. Jahr ſeines Alters ſo friſch und bering als ein dreyſſig- jaͤhriger Mann herumb gieng; Dieſer hatte vor 18. Jahren den lincken Arm ohngefehr alſo ſtarꝛend und mit ſolchem Schmertzen umbfangen bekommen/ daß er bey 19. Wo- chen lang/ ſo tags ſo nachts/ keine Ruhe/ kein Schlaff/ auch ſchlechten Appetit zum Eſſen hatte/ und alſo gaͤntzlich außzehrete: den Arm konte er waͤhrender dieſer zeit nicht zum Leibe bringen. Jn ſolchem Zuſtand bediente er ſich hunderterley mittel/ reiſete hin und wider herumb/ bey fuͤrnehmen Medicis et- wann Huͤlff zu finden; und nach deme we- der die geiſtreichen aͤuſſerlichen noch inner- lichen Mittel etwas verfangen wolten/ fienge er endlich an auß einrathen des be- ruͤhmten Dr. Bontekoe Tabac zu ſchmau- chen/ deſſen er zuvor gar nicht gewohnt war; wordurch er denn anfangs gleich duͤrmlicht ward/ und uͤber eine ſtund ſchlaf- fen kunt. Er fuhr alſo mit dem ſchmauchen fort/ gerieth daruͤber wider in einen Schlaff/ in welchem er die uͤbrige Nacht ſehr ruhig zubrachte/ und des morgens ſeinen Arm wider zum Leibe zu bringen vermochte. Wordurch er denn bewogen worden mit dieſem Mittel fort zu fahren/ nicht nur biß er vollkommen wider geneſen/ ſondern auch die uͤbrige Zeit des lebens/ umb die edle Ge- ſundheit neben beobachtung beſter Diæt zu bewahren. Es erfuhre aber bemeldter Herꝛ von dieſem Tabac-ſchmauchen annoch ei- nen anderen ſehr merckwuͤrdigen Nutzen/ denn als er bey 12. jahren her allezeit im Fruͤhling und Herbſt ein ſehr ſtarckes Blut- ſpeyen nicht ohne gefahr bekommen/ und dabey in wenig ſtunden bey drey oder mehr pfunden Blut verlohr/ ward er nach dem Tabac-ſchmauchen von dieſer beſchwerde zu mahlen gaͤntzlich entlediget. Blutſpeyē. Zu denen zeiten/ da gifftige Kranckhei- ten und anſteckende Seuchen umbgehen/ findet ſich der Taback-rauch als ein ſon- derliches Bewahrungs-mittel/ zumahlen da der Menſch des tags nur etliche wenig Pfeiffen voll ſchmauchet/ und keinen uͤber- fluß damit begehet. Die friſch gruͤnen/ etwas geſtoſſenen/ und auff warmer Herdſtatt welck gemachten Tabac-blaͤtter uͤber die Gelenck gebunden/ zertheilen die Podagriſchen Schmertzen und Geſchwulſt. Podagra. Das deſtillierte Waſſer von Tabac-kraut bißweilen auff vier oder ſechs loth getruncken treibt verwunderlich allen Schleim/ Sand/ Grieß/ und Stein auß den Nieren. Schleim/ Sand/ Greiß und Stein der Nieren. Das deſtillierte Oel von Tabac iſt ſo ſcharff/ daß wenn mans nur auff wenig tropffen einer Katze/ Fuchs/ und anderen thieren/ ſonderlich aber denen gefluͤgelten eingibet/ ſie alſobald davon ſterben muͤſſen. Duͤrꝛe oder gruͤne Tabac-blaͤtter in Wein geſotten/ und mit ſolchem die ſchuppichte Raud des Haupts/ und anderer Gliederen warm oͤffters gewaſchen/ heilet ſolche Kranck- heit allgemach ſehr wol. Schupich- te Raud. Tabac uͤber Nacht in Wein gelegt/ und den folgenden Morgen ſolchen durchgeſie- genen Wein getruncken/ purgieret uͤber ſich und under ſich/ und reiniget alſo den Ma- gen und Daͤrm wacker auß. Auß den friſchen ſafftigen blaͤtteren wird auch der Safft außgepreßt/ und ein Sy- rup davon gekocht/ welcher Loͤffelweiß biß- weilen genommen/ trefflich iſt wider den Hu- ſten/ Engbruͤſtigkeit und Lungſucht. Huſten/ Engbruͤ- ſtigkeit/ Lungſucht. Jn dem ich dieſes zu Papier bringe/ langt mir ein ſchreiben von einem guten Freund und geiſtlichen Herꝛen ein/ deſſen Jnhalt/ ſo fern er dieſe Tabac-Materi betrifft/ ich hie- mit beyzuſetzen nicht unnutzlich erachtet/ als womit ich ſo wol die Beſchreibung des Tabacs/ als auch des gantzen Kraͤuterbuchs enden will. JM uͤbrigen iſt mir noch ohnentfal- len/ was ich vor einem Jahr (da mich Jhr Excellenz, als wir in Jun- cker *** Behauſung in St. Gallen bey- ſam̃en geweſen/ in der Kuͤche mit dem Feur- trichter erwiſcht) und ſeither/ oͤffters zuge- ſagt; Nemlich die Urſachen ſchrifftlich ein- zugeben/ welche mich bewogen nicht allein ſelbſt den Trinck-tabac zimlich zu gebrau- chen/ ſondern auch dem weit-meiſten theil unſers Climats-bewohnern ſehr heilſam zu ſchaͤtzen; welches verſprechen nunmehr zu entbinden ich allein empirice, nicht aber auß medicinaliſchem Grund reden wil: Es ha- ben es viel andere ſubtilere Koͤpff allbereit gewagt/ ſonderlich aber auff der bejahenden ſeiten neulich Anno 1691. Doctor Peintema ſub tit. Panacea: Auff der laͤugnenden ſei- ten/ Doctor Screta in ſeinem Tractat de Fe- bri Caſtrenſi, allwo ich aber an ſtatt einiger einkommender Trivialien/ weitere verfaͤng- liche Haupt-gruͤnde erwartet haͤtte: Die Mittelbahn hat gehalten Doctor Tappius O- rat. de Tabacco, zu Helmſtaͤtt/ Anno 1673. welches die Gelehrteſten ſind/ ſo ich von die- ſer Materi auffgeſchlagen. Mir zweiffelt nicht

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 991. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/1007>, abgerufen am 23.11.2024.