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[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.

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Wilhelm Walter.
dient! Mitternachts zwischen ein und zwei
Uhr wird der meinige sein!" -- --

Er hatte wahr geredet. Sorgfältig
sammlete er vorher alle Papiere und Briefe
die ihm von grosser Wichtigkeit schienen und
warf sie mit eignen Händen in die Flam-
me. -- Er bekam fieberhafte Zufälle, welche
doch aber abwechselnd waren. Jn einer
ruhigen Stunde lag er auf dem Bette, als
ich einst zu ihm hereintrat und mich nach
seinem Befinden erkundigte; er atmete ausser-
ordentlich schnell und mit gebrochnen Worten
bat er mich, einen Brief an seinen Freund
R** zu W.... zu schreiben. Jch sezte
mich und er diktirte folgendes Wenige:

"Die Krankheit ist gestiegen bei mir und
ich lasse Jhnen darum noch durch eine fremde
Hand mein leztes Lebewol schreiben. Jch
danke Jhnen von Herzensgrunde für iede
Gefälligkeit, welche Sie mir bei Lebzeiten
erwiesen, der Sie mein einziger Freund wa-
ren. Leben Sie wol für dieses Zeitliche.
Jch hoffe Sie wieder zu finden. Die Ant-

wort
F 5

Wilhelm Walter.
dient! Mitternachts zwiſchen ein und zwei
Uhr wird der meinige ſein!“ — —

Er hatte wahr geredet. Sorgfaͤltig
ſammlete er vorher alle Papiere und Briefe
die ihm von groſſer Wichtigkeit ſchienen und
warf ſie mit eignen Haͤnden in die Flam-
me. — Er bekam fieberhafte Zufaͤlle, welche
doch aber abwechſelnd waren. Jn einer
ruhigen Stunde lag er auf dem Bette, als
ich einſt zu ihm hereintrat und mich nach
ſeinem Befinden erkundigte; er atmete auſſer-
ordentlich ſchnell und mit gebrochnen Worten
bat er mich, einen Brief an ſeinen Freund
R** zu W.... zu ſchreiben. Jch ſezte
mich und er diktirte folgendes Wenige:

„Die Krankheit iſt geſtiegen bei mir und
ich laſſe Jhnen darum noch durch eine fremde
Hand mein leztes Lebewol ſchreiben. Jch
danke Jhnen von Herzensgrunde fuͤr iede
Gefaͤlligkeit, welche Sie mir bei Lebzeiten
erwieſen, der Sie mein einziger Freund wa-
ren. Leben Sie wol fuͤr dieſes Zeitliche.
Jch hoffe Sie wieder zu finden. Die Ant-

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F 5
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[89/0092] Wilhelm Walter. dient! Mitternachts zwiſchen ein und zwei Uhr wird der meinige ſein!“ — — Er hatte wahr geredet. Sorgfaͤltig ſammlete er vorher alle Papiere und Briefe die ihm von groſſer Wichtigkeit ſchienen und warf ſie mit eignen Haͤnden in die Flam- me. — Er bekam fieberhafte Zufaͤlle, welche doch aber abwechſelnd waren. Jn einer ruhigen Stunde lag er auf dem Bette, als ich einſt zu ihm hereintrat und mich nach ſeinem Befinden erkundigte; er atmete auſſer- ordentlich ſchnell und mit gebrochnen Worten bat er mich, einen Brief an ſeinen Freund R** zu W.... zu ſchreiben. Jch ſezte mich und er diktirte folgendes Wenige: „Die Krankheit iſt geſtiegen bei mir und ich laſſe Jhnen darum noch durch eine fremde Hand mein leztes Lebewol ſchreiben. Jch danke Jhnen von Herzensgrunde fuͤr iede Gefaͤlligkeit, welche Sie mir bei Lebzeiten erwieſen, der Sie mein einziger Freund wa- ren. Leben Sie wol fuͤr dieſes Zeitliche. Jch hoffe Sie wieder zu finden. Die Ant- wort F 5

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Zitationshilfe: [Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/92>, abgerufen am 04.12.2024.