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[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.

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Wilhelm Walter.
neuen ins Stokken. Symptome seiner vo-
rigen Krankheit zeigten sich nur zu deut-
lich. -- Freunde riethen ihm einen erfahrnen
Arzt anzunemen, daß er nicht im Sommer
seines Lebens eine Welt verlassen müsste, in
der er noch Nuzzen schaffen sollte und könnte
aber er verwarf Vorstellungen und Bitten;
bestimmte sein Testament; bereitete sich ernst-
lich zum Tode und betete oft zu Gott. --
"Warum quält ihr mich, sprach er einst zu
denen, welche ihm Arzenei empfalen; wozu
all die Medizin, da ich meines Todes gewis
bin? geht zum Arzt und fragt ihn, ob er
die Sonn in ihrer Bahn aufhalten könne? --
meine Stunde ist vorhanden, in der ich auf-
gelöset werden soll -- es wird kein Mond
verfliessen: so ists geschehn -- lange sah ich
das voraus!" --

Da man sich bemühte ihn von diesen
düstern Gedanken loszureissen, sagte er mit
kaltlächelnder Miene: Es ist unendlich seltsam,
daß ihr Menschen nicht des Augenbliks ge-
denken möget, der es doch am meisten ver-

dient!


Wilhelm Walter.
neuen ins Stokken. Symptome ſeiner vo-
rigen Krankheit zeigten ſich nur zu deut-
lich. — Freunde riethen ihm einen erfahrnen
Arzt anzunemen, daß er nicht im Sommer
ſeines Lebens eine Welt verlaſſen muͤſſte, in
der er noch Nuzzen ſchaffen ſollte und koͤnnte
aber er verwarf Vorſtellungen und Bitten;
beſtimmte ſein Teſtament; bereitete ſich ernſt-
lich zum Tode und betete oft zu Gott. —
„Warum quaͤlt ihr mich, ſprach er einſt zu
denen, welche ihm Arzenei empfalen; wozu
all die Medizin, da ich meines Todes gewis
bin? geht zum Arzt und fragt ihn, ob er
die Sonn in ihrer Bahn aufhalten koͤnne? —
meine Stunde iſt vorhanden, in der ich auf-
geloͤſet werden ſoll — es wird kein Mond
verflieſſen: ſo iſts geſchehn — lange ſah ich
das voraus!“ —

Da man ſich bemuͤhte ihn von dieſen
duͤſtern Gedanken loszureiſſen, ſagte er mit
kaltlaͤchelnder Miene: Es iſt unendlich ſeltſam,
daß ihr Menſchen nicht des Augenbliks ge-
denken moͤget, der es doch am meiſten ver-

dient!
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[88/0091] Wilhelm Walter. neuen ins Stokken. Symptome ſeiner vo- rigen Krankheit zeigten ſich nur zu deut- lich. — Freunde riethen ihm einen erfahrnen Arzt anzunemen, daß er nicht im Sommer ſeines Lebens eine Welt verlaſſen muͤſſte, in der er noch Nuzzen ſchaffen ſollte und koͤnnte aber er verwarf Vorſtellungen und Bitten; beſtimmte ſein Teſtament; bereitete ſich ernſt- lich zum Tode und betete oft zu Gott. — „Warum quaͤlt ihr mich, ſprach er einſt zu denen, welche ihm Arzenei empfalen; wozu all die Medizin, da ich meines Todes gewis bin? geht zum Arzt und fragt ihn, ob er die Sonn in ihrer Bahn aufhalten koͤnne? — meine Stunde iſt vorhanden, in der ich auf- geloͤſet werden ſoll — es wird kein Mond verflieſſen: ſo iſts geſchehn — lange ſah ich das voraus!“ — Da man ſich bemuͤhte ihn von dieſen duͤſtern Gedanken loszureiſſen, ſagte er mit kaltlaͤchelnder Miene: Es iſt unendlich ſeltſam, daß ihr Menſchen nicht des Augenbliks ge- denken moͤget, der es doch am meiſten ver- dient!

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Zitationshilfe: [Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/91>, abgerufen am 04.12.2024.