[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.Wilhelm Walter. tur; ermunterten tiefer einzudringen in diedunkle Werkstatt derselben; sprachen vom Stein der Weisen, von niegesehenen Schäz- zen; vom Schlüssel zur Herschaft über das ätherische Reich der Geister; rümten nahe da- ran zu sein, mit einem Blik die ganze weite Schöpfung zu überspannen und zu durch- spähn, und waren vielleicht noch eben so weit von ihren süssen Jdealen am Ende ihres Lebens entfernt, als damals, da sie begon- nen noch den Fantomen zu haschen. -- Der Astronom schwieg auch nicht, machte auf- merksamer aller Augen auf die Konstellazio- nen des Himmels; enthüllte die unbekann- ten, allmächtigen Jnfluenzen der Gestirne auf Länder und Menschenschiksale, weissagte iedermann und den Göttern der Erde die Stunde des Todes u. s. m. vorher aus den geheimen Zügen der Sterne; eine halbe Welt bebte, da der Astrolog Stöffler 1524 allge- meine Sündflut predigte. -- Die Alter- thumsforscher fanden in den Schriften und Denkmälern der Vorzeit vorhandne, untrüg- liche A 3
Wilhelm Walter. tur; ermunterten tiefer einzudringen in diedunkle Werkſtatt derſelben; ſprachen vom Stein der Weiſen, von niegeſehenen Schaͤz- zen; vom Schluͤſſel zur Herſchaft uͤber das aͤtheriſche Reich der Geiſter; ruͤmten nahe da- ran zu ſein, mit einem Blik die ganze weite Schoͤpfung zu uͤberſpannen und zu durch- ſpaͤhn, und waren vielleicht noch eben ſo weit von ihren ſuͤſſen Jdealen am Ende ihres Lebens entfernt, als damals, da ſie begon- nen noch den Fantomen zu haſchen. — Der Aſtronom ſchwieg auch nicht, machte auf- merkſamer aller Augen auf die Konſtellazio- nen des Himmels; enthuͤllte die unbekann- ten, allmaͤchtigen Jnfluenzen der Geſtirne auf Laͤnder und Menſchenſchikſale, weiſſagte iedermann und den Goͤttern der Erde die Stunde des Todes u. ſ. m. vorher aus den geheimen Zuͤgen der Sterne; eine halbe Welt bebte, da der Aſtrolog Stoͤffler 1524 allge- meine Suͤndflut predigte. — Die Alter- thumsforſcher fanden in den Schriften und Denkmaͤlern der Vorzeit vorhandne, untruͤg- liche A 3
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Wilhelm Walter.
tur; ermunterten tiefer einzudringen in die
dunkle Werkſtatt derſelben; ſprachen vom
Stein der Weiſen, von niegeſehenen Schaͤz-
zen; vom Schluͤſſel zur Herſchaft uͤber das
aͤtheriſche Reich der Geiſter; ruͤmten nahe da-
ran zu ſein, mit einem Blik die ganze weite
Schoͤpfung zu uͤberſpannen und zu durch-
ſpaͤhn, und waren vielleicht noch eben ſo
weit von ihren ſuͤſſen Jdealen am Ende ihres
Lebens entfernt, als damals, da ſie begon-
nen noch den Fantomen zu haſchen. — Der
Aſtronom ſchwieg auch nicht, machte auf-
merkſamer aller Augen auf die Konſtellazio-
nen des Himmels; enthuͤllte die unbekann-
ten, allmaͤchtigen Jnfluenzen der Geſtirne
auf Laͤnder und Menſchenſchikſale, weiſſagte
iedermann und den Goͤttern der Erde die
Stunde des Todes u. ſ. m. vorher aus den
geheimen Zuͤgen der Sterne; eine halbe Welt
bebte, da der Aſtrolog Stoͤffler 1524 allge-
meine Suͤndflut predigte. — Die Alter-
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Zitationshilfe: | [Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/8>, abgerufen am 23.07.2024. |