[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.Wilhelm Walter. Walter, der bis dahin still und ernst die Der Abend kam und R** führte seinen pelt;
Wilhelm Walter. Walter, der bis dahin ſtill und ernſt die Der Abend kam und R** fuͤhrte ſeinen pelt;
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0049" n="46"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wilhelm Walter</hi>.</fw><lb/> <p>Walter, der bis dahin ſtill und ernſt die<lb/> Worte ſeines Freundes anhoͤrte, ſtrekte ſeine<lb/> Hand aus und ſagte: „topp! ich bin euer.“ —<lb/> Die glaͤnzenden Vorſpieglungen von magiſcher<lb/> Vollkommenheit; ſein groſſer Hang nach<lb/> allem was Geheimnis hies; ſeine melankoli-<lb/> ſche Laune verfuͤhrten ihn zu dieſem Schritt<lb/> — er nannte den Tag den gluͤklichſten ſeines<lb/> Lebens, ungeachtet er der Quell alles ſeines<lb/> erfolgenden Ungluͤks war. —</p><lb/> <p>Der Abend kam und R** fuͤhrte ſeinen<lb/> Rekruten in die verſammelte Loge, welche<lb/> erſt ſehr ſpaͤt in der Nacht wieder auseinan-<lb/> der gelaſſen wurde. Zwar kann man nicht<lb/> mit Gewisheit ſagen, was Walter hier that,<lb/> und vielleicht zu thun gezwungen war, doch<lb/> mus ſeine Sucht nach Myſterien hier volle<lb/> Befriedigung erhalten haben; denn er kam<lb/> auſſerordentlich froh zu Hauſe, lies ſich Licht<lb/> anzuͤnden und arbeitete in ſeinem Studier-<lb/> zimmer die Nacht hindurch bis an den fol-<lb/> genden Morgen. — War er vorher ein<lb/> Schwaͤrmer geweſen, ſo war er's iezt dop-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">pelt;</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0049]
Wilhelm Walter.
Walter, der bis dahin ſtill und ernſt die
Worte ſeines Freundes anhoͤrte, ſtrekte ſeine
Hand aus und ſagte: „topp! ich bin euer.“ —
Die glaͤnzenden Vorſpieglungen von magiſcher
Vollkommenheit; ſein groſſer Hang nach
allem was Geheimnis hies; ſeine melankoli-
ſche Laune verfuͤhrten ihn zu dieſem Schritt
— er nannte den Tag den gluͤklichſten ſeines
Lebens, ungeachtet er der Quell alles ſeines
erfolgenden Ungluͤks war. —
Der Abend kam und R** fuͤhrte ſeinen
Rekruten in die verſammelte Loge, welche
erſt ſehr ſpaͤt in der Nacht wieder auseinan-
der gelaſſen wurde. Zwar kann man nicht
mit Gewisheit ſagen, was Walter hier that,
und vielleicht zu thun gezwungen war, doch
mus ſeine Sucht nach Myſterien hier volle
Befriedigung erhalten haben; denn er kam
auſſerordentlich froh zu Hauſe, lies ſich Licht
anzuͤnden und arbeitete in ſeinem Studier-
zimmer die Nacht hindurch bis an den fol-
genden Morgen. — War er vorher ein
Schwaͤrmer geweſen, ſo war er's iezt dop-
pelt;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/49 |
Zitationshilfe: | [Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/49>, abgerufen am 23.07.2024. |