[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.Wilhelm Walter. "Den ganzen Abend über, habe ich, "sag- wie
Wilhelm Walter. „Den ganzen Abend uͤber, habe ich, „ſag- wie
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0019" n="16"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wilhelm Walter</hi>.</fw><lb/> <p>„Den ganzen Abend uͤber, habe ich, „ſag-<lb/> te er nachgehends in einem Briefe an ſeinen<lb/> Freund S**,“ allein auf meinem Zimmer<lb/> geſeſſen; gebetet und die Bitten an die heil.<lb/> Korona durchgeblaͤttert. Jch mus es geſte-<lb/> hen, daß mich ein kalter Graus anwandelte,<lb/> welches mir doch noch nie geſchehen war, als<lb/> die Kirchenglocke ein Uhr ſchlug; denn zu eben<lb/> dieſer Stunde wollte und mußte ich die <hi rendition="#aq">In-<lb/> cantationes</hi> anheben, wenn ich nicht meinen<lb/> Vorſaz, wie er war, aufgeben wollte. Jch<lb/> that ein andaͤchtiges Gebet zu dem allerhoͤch-<lb/> ſten Beherrſcher der Geiſter, Menſchen und<lb/> anderen Geſchoͤpfe, ſtund zitternd auf und<lb/> ſtieg in den Kreis, welcher ſchon ſeit zwo<lb/> Stunden fertig war. Jch weiß aber nicht,<lb/> wie mir es ward; denn meine Kraͤfte ver-<lb/> lieſſen mich ſehr, daß ich kaum die zwote Be-<lb/> ſchwoͤrung vollenden konnte. Als ich dieſe<lb/> gluͤklich beendiget hatte und ich alle mein<lb/> Vermoͤgen ſammlete, auch die dritte und lezte<lb/> anzufangen, hoͤrte ich ein fernes, wiewohl<lb/> vernehmliches Rauſchen uͤber den Saal, als<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wie</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0019]
Wilhelm Walter.
„Den ganzen Abend uͤber, habe ich, „ſag-
te er nachgehends in einem Briefe an ſeinen
Freund S**,“ allein auf meinem Zimmer
geſeſſen; gebetet und die Bitten an die heil.
Korona durchgeblaͤttert. Jch mus es geſte-
hen, daß mich ein kalter Graus anwandelte,
welches mir doch noch nie geſchehen war, als
die Kirchenglocke ein Uhr ſchlug; denn zu eben
dieſer Stunde wollte und mußte ich die In-
cantationes anheben, wenn ich nicht meinen
Vorſaz, wie er war, aufgeben wollte. Jch
that ein andaͤchtiges Gebet zu dem allerhoͤch-
ſten Beherrſcher der Geiſter, Menſchen und
anderen Geſchoͤpfe, ſtund zitternd auf und
ſtieg in den Kreis, welcher ſchon ſeit zwo
Stunden fertig war. Jch weiß aber nicht,
wie mir es ward; denn meine Kraͤfte ver-
lieſſen mich ſehr, daß ich kaum die zwote Be-
ſchwoͤrung vollenden konnte. Als ich dieſe
gluͤklich beendiget hatte und ich alle mein
Vermoͤgen ſammlete, auch die dritte und lezte
anzufangen, hoͤrte ich ein fernes, wiewohl
vernehmliches Rauſchen uͤber den Saal, als
wie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/19 |
Zitationshilfe: | [Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/19>, abgerufen am 23.07.2024. |