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Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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alte Wein am Tische allzu lebhaft gemacht hatten, sagte unbesonnen genug und ohne darauf zu achten, daß die Baronesse in der Nähe stand und es wohl hören konnte: Ein Dutzend meiner Baronessen für die einzige Venus im altdeutschen Costüm! Vicomte, rief der Graf finster, besinnen Sie sich, was Sie sagen. Wie artig meine Tänzerin sei, der erste Preis der Schönheit gebührt immerhin der Königin dieses Festes, Ihrer Braut.

Titularkönigin! Titularkönigin! Ich halte es mit der wirklichen Macht! rief der Vicomte. Der Graf gab ihm vergebens durch Blicke und Winke, wegen der Nähe der Baronin, zu verstehen, daß er sich mäßigen solle; redete zuletzt entschlossener und gebot dem Vicomte, keine Beleidigung weiter, wegen der Baronin, die sich zornig entfernte, auszustoßen. So kam es zum Wortwechsel. Umsonst suchte der Graf wieder zum Gütlichen einzuleiten. Der Vicomte, von Liebe, Wein und Aerger entflammt, betrug sich immer unanständiger. Die Gäste traten zusammen. Der Graf suchte durch Schweigen größeres Aufsehen zu verhüten. Als der Vicomte aber sagte: Graf, ich hätte nicht geglaubt, daß ein so abgezehrter Wüstling, wie Sie, noch Kraft genug zur Eifersucht habe; denn nur ohnmächtige Eifersucht spricht aus Ihnen! -- da konnte sich auch Altenkreuz nicht länger mäßigen.

Vicomte! rief er, Wüstling? Ich? Wer sagt das?

alte Wein am Tische allzu lebhaft gemacht hatten, sagte unbesonnen genug und ohne darauf zu achten, daß die Baronesse in der Nähe stand und es wohl hören konnte: Ein Dutzend meiner Baronessen für die einzige Venus im altdeutschen Costüm! Vicomte, rief der Graf finster, besinnen Sie sich, was Sie sagen. Wie artig meine Tänzerin sei, der erste Preis der Schönheit gebührt immerhin der Königin dieses Festes, Ihrer Braut.

Titularkönigin! Titularkönigin! Ich halte es mit der wirklichen Macht! rief der Vicomte. Der Graf gab ihm vergebens durch Blicke und Winke, wegen der Nähe der Baronin, zu verstehen, daß er sich mäßigen solle; redete zuletzt entschlossener und gebot dem Vicomte, keine Beleidigung weiter, wegen der Baronin, die sich zornig entfernte, auszustoßen. So kam es zum Wortwechsel. Umsonst suchte der Graf wieder zum Gütlichen einzuleiten. Der Vicomte, von Liebe, Wein und Aerger entflammt, betrug sich immer unanständiger. Die Gäste traten zusammen. Der Graf suchte durch Schweigen größeres Aufsehen zu verhüten. Als der Vicomte aber sagte: Graf, ich hätte nicht geglaubt, daß ein so abgezehrter Wüstling, wie Sie, noch Kraft genug zur Eifersucht habe; denn nur ohnmächtige Eifersucht spricht aus Ihnen! — da konnte sich auch Altenkreuz nicht länger mäßigen.

Vicomte! rief er, Wüstling? Ich? Wer sagt das?

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[0089] alte Wein am Tische allzu lebhaft gemacht hatten, sagte unbesonnen genug und ohne darauf zu achten, daß die Baronesse in der Nähe stand und es wohl hören konnte: Ein Dutzend meiner Baronessen für die einzige Venus im altdeutschen Costüm! Vicomte, rief der Graf finster, besinnen Sie sich, was Sie sagen. Wie artig meine Tänzerin sei, der erste Preis der Schönheit gebührt immerhin der Königin dieses Festes, Ihrer Braut. Titularkönigin! Titularkönigin! Ich halte es mit der wirklichen Macht! rief der Vicomte. Der Graf gab ihm vergebens durch Blicke und Winke, wegen der Nähe der Baronin, zu verstehen, daß er sich mäßigen solle; redete zuletzt entschlossener und gebot dem Vicomte, keine Beleidigung weiter, wegen der Baronin, die sich zornig entfernte, auszustoßen. So kam es zum Wortwechsel. Umsonst suchte der Graf wieder zum Gütlichen einzuleiten. Der Vicomte, von Liebe, Wein und Aerger entflammt, betrug sich immer unanständiger. Die Gäste traten zusammen. Der Graf suchte durch Schweigen größeres Aufsehen zu verhüten. Als der Vicomte aber sagte: Graf, ich hätte nicht geglaubt, daß ein so abgezehrter Wüstling, wie Sie, noch Kraft genug zur Eifersucht habe; denn nur ohnmächtige Eifersucht spricht aus Ihnen! — da konnte sich auch Altenkreuz nicht länger mäßigen. Vicomte! rief er, Wüstling? Ich? Wer sagt das?

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:15:44Z)

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Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/89>, abgerufen am 22.11.2024.