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Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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den Versuch machen, den derselbe vor hundert und zweihundert Jahren an manchem Mädchen gemacht hatte. Drum duckte der sich bedroht Glaubende wetterschnell mit ganzem Leibe nieder, drehte sich um, nahm einen Satz und war mit einem einzigen Sprunge zur Thür hinaus.

Herr von Hahn konnte sich, wie ärgerlich ihm dies Betragen auch vorkommen mußte, doch des Lächelns nicht erwehren. Er hatte dieselbe wunderliche Schüchternheit an allen Hausgenossen bemerkt; sie war ihm besonders erst seit dem heutigen Morgen aufgefallen. Hält man mich denn, sprach er bei sich selbst, für den zweiten Doctor Faust?

Es ward abermals an die Thüre gepocht, diese nur halb und leise geöffnet, und ein martialischer Kopf mit einer Römernase und dem kräftigsten Schnurrbarte schob sich mit der Frage herein: Bin ich hier recht? beim Herrn von Hahn?

Allerdings.

Ein großer baumstarker Mann in Polizei Livree kam nun hinter der Thür hervor ins Zimmer: Der Herr Amtsbürgermeister läßt Ihro Gnaden bitten, sich auf einige Augenblicke zu ihm zu verfügen.

Verfügen? Das klingt etwas polizeimäßig. Wo wohnt er?

Am Ende der Straße, gnädiger Herr, im großen Eckhause mit dem Balkon. Ich werde die Ehre haben, Sie hinzuführen.

den Versuch machen, den derselbe vor hundert und zweihundert Jahren an manchem Mädchen gemacht hatte. Drum duckte der sich bedroht Glaubende wetterschnell mit ganzem Leibe nieder, drehte sich um, nahm einen Satz und war mit einem einzigen Sprunge zur Thür hinaus.

Herr von Hahn konnte sich, wie ärgerlich ihm dies Betragen auch vorkommen mußte, doch des Lächelns nicht erwehren. Er hatte dieselbe wunderliche Schüchternheit an allen Hausgenossen bemerkt; sie war ihm besonders erst seit dem heutigen Morgen aufgefallen. Hält man mich denn, sprach er bei sich selbst, für den zweiten Doctor Faust?

Es ward abermals an die Thüre gepocht, diese nur halb und leise geöffnet, und ein martialischer Kopf mit einer Römernase und dem kräftigsten Schnurrbarte schob sich mit der Frage herein: Bin ich hier recht? beim Herrn von Hahn?

Allerdings.

Ein großer baumstarker Mann in Polizei Livrée kam nun hinter der Thür hervor ins Zimmer: Der Herr Amtsbürgermeister läßt Ihro Gnaden bitten, sich auf einige Augenblicke zu ihm zu verfügen.

Verfügen? Das klingt etwas polizeimäßig. Wo wohnt er?

Am Ende der Straße, gnädiger Herr, im großen Eckhause mit dem Balkon. Ich werde die Ehre haben, Sie hinzuführen.

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[0133] den Versuch machen, den derselbe vor hundert und zweihundert Jahren an manchem Mädchen gemacht hatte. Drum duckte der sich bedroht Glaubende wetterschnell mit ganzem Leibe nieder, drehte sich um, nahm einen Satz und war mit einem einzigen Sprunge zur Thür hinaus. Herr von Hahn konnte sich, wie ärgerlich ihm dies Betragen auch vorkommen mußte, doch des Lächelns nicht erwehren. Er hatte dieselbe wunderliche Schüchternheit an allen Hausgenossen bemerkt; sie war ihm besonders erst seit dem heutigen Morgen aufgefallen. Hält man mich denn, sprach er bei sich selbst, für den zweiten Doctor Faust? Es ward abermals an die Thüre gepocht, diese nur halb und leise geöffnet, und ein martialischer Kopf mit einer Römernase und dem kräftigsten Schnurrbarte schob sich mit der Frage herein: Bin ich hier recht? beim Herrn von Hahn? Allerdings. Ein großer baumstarker Mann in Polizei Livrée kam nun hinter der Thür hervor ins Zimmer: Der Herr Amtsbürgermeister läßt Ihro Gnaden bitten, sich auf einige Augenblicke zu ihm zu verfügen. Verfügen? Das klingt etwas polizeimäßig. Wo wohnt er? Am Ende der Straße, gnädiger Herr, im großen Eckhause mit dem Balkon. Ich werde die Ehre haben, Sie hinzuführen.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/133>, abgerufen am 22.11.2024.