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Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Leidenschaft vergöttert hatte, unerträglich gewesen sein. Allein der Befehl war da, und der soldatische Gehorsam konnte nichts einwenden.

Friederike, sagte er am Abend vor seiner Abreise, da er zufällig mit dem Fräulein im Halbdunkeln Zimmer allein beisammen war, Friederike, nie, nie bin ich mit so schwerem Herzen von Herbesheim und von Ihnen gegangen, als diesmal. Und ist es gleich nur für wenige Wochen, ist es doch, als wäre es für ewig. Es steht etwas vor mir, wie ein dunkles Unglück, das sich durch Ahnungen verkündet. Mir wäre leichter, wenn ich bestimmt wüßte, es ginge in den Tod.

Friederike erschrak über seine Worte. Sie ergriff seine Hand und sagte: Macht dir etwa der Herr von Hahn Sorgen, daß er während deiner Abwesenheit eintreffe? Oder ist dir wegen meiner Standhaftigkeit bange? Fürchte doch nichts, ich bitte dich, fürchte nichts. Sorge doch nicht für mich, sondern für dich, für deine Gesundheit, für dein Leben bei dieser ungesunden Jahreszeit. Denn ich gestehe dir, auch mir war noch bei keiner unserer Trennungen so übel zu Muth, wie diesmal. Ich weiß nicht zu sagen, warum; aber ich zittere, du kommest gar nicht wieder.

Beide fuhren fort, sich ihre Bangigkeiten und Besorgnisse auszusprechen, -- und was sie nicht öffentlich durften, thaten sie jetzt: sie sagten sich unter Umarmungen, Thränen und Küssen ihr Lebewohl, Beide mit dem schweren Gefühl, es sei das letzte. Da trat eine

Leidenschaft vergöttert hatte, unerträglich gewesen sein. Allein der Befehl war da, und der soldatische Gehorsam konnte nichts einwenden.

Friederike, sagte er am Abend vor seiner Abreise, da er zufällig mit dem Fräulein im Halbdunkeln Zimmer allein beisammen war, Friederike, nie, nie bin ich mit so schwerem Herzen von Herbesheim und von Ihnen gegangen, als diesmal. Und ist es gleich nur für wenige Wochen, ist es doch, als wäre es für ewig. Es steht etwas vor mir, wie ein dunkles Unglück, das sich durch Ahnungen verkündet. Mir wäre leichter, wenn ich bestimmt wüßte, es ginge in den Tod.

Friederike erschrak über seine Worte. Sie ergriff seine Hand und sagte: Macht dir etwa der Herr von Hahn Sorgen, daß er während deiner Abwesenheit eintreffe? Oder ist dir wegen meiner Standhaftigkeit bange? Fürchte doch nichts, ich bitte dich, fürchte nichts. Sorge doch nicht für mich, sondern für dich, für deine Gesundheit, für dein Leben bei dieser ungesunden Jahreszeit. Denn ich gestehe dir, auch mir war noch bei keiner unserer Trennungen so übel zu Muth, wie diesmal. Ich weiß nicht zu sagen, warum; aber ich zittere, du kommest gar nicht wieder.

Beide fuhren fort, sich ihre Bangigkeiten und Besorgnisse auszusprechen, — und was sie nicht öffentlich durften, thaten sie jetzt: sie sagten sich unter Umarmungen, Thränen und Küssen ihr Lebewohl, Beide mit dem schweren Gefühl, es sei das letzte. Da trat eine

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[0102] Leidenschaft vergöttert hatte, unerträglich gewesen sein. Allein der Befehl war da, und der soldatische Gehorsam konnte nichts einwenden. Friederike, sagte er am Abend vor seiner Abreise, da er zufällig mit dem Fräulein im Halbdunkeln Zimmer allein beisammen war, Friederike, nie, nie bin ich mit so schwerem Herzen von Herbesheim und von Ihnen gegangen, als diesmal. Und ist es gleich nur für wenige Wochen, ist es doch, als wäre es für ewig. Es steht etwas vor mir, wie ein dunkles Unglück, das sich durch Ahnungen verkündet. Mir wäre leichter, wenn ich bestimmt wüßte, es ginge in den Tod. Friederike erschrak über seine Worte. Sie ergriff seine Hand und sagte: Macht dir etwa der Herr von Hahn Sorgen, daß er während deiner Abwesenheit eintreffe? Oder ist dir wegen meiner Standhaftigkeit bange? Fürchte doch nichts, ich bitte dich, fürchte nichts. Sorge doch nicht für mich, sondern für dich, für deine Gesundheit, für dein Leben bei dieser ungesunden Jahreszeit. Denn ich gestehe dir, auch mir war noch bei keiner unserer Trennungen so übel zu Muth, wie diesmal. Ich weiß nicht zu sagen, warum; aber ich zittere, du kommest gar nicht wieder. Beide fuhren fort, sich ihre Bangigkeiten und Besorgnisse auszusprechen, — und was sie nicht öffentlich durften, thaten sie jetzt: sie sagten sich unter Umarmungen, Thränen und Küssen ihr Lebewohl, Beide mit dem schweren Gefühl, es sei das letzte. Da trat eine

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:15:44Z)

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Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/102>, abgerufen am 24.11.2024.