Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.hätte. Gedachte 4 M. waren/ die Belagerung Magdeburg/ die Belagerung Metz/ dafür er ebenfalsgnug Einbusse litte/ die expedition auf Mauritianien/ oder Africa/ in welcher das meiste / von der Flotte zu Grunde ginge/ und der Kayser selber mit Noht davon kommen kunte: und dem Churfürst Moritz von Sachsen/ der ihn zu Inspruch beynahe gefangen bekommen hätte. Eben diese gedachte 4 M. stieß alle übrige concepte vollens übern hauffen/ ja/ es brachte den Kayser gar auf die Gedancken/ Cron und Scepter nieder zu legen/ so auch nachher würcklich erfolgete. Von sothanen 4 M. hat man folgende Verse: Ni Mez, ni Mauriz, ni Mauritania, ni Magd, Ni mors, quid multis? fuerim per singula felix. oder auch: Die Metz/ die Mauer/ die reine Magd / Die haben dem Kayser den Tantz vesagt. Bey diesem Kayser haben einige anmercken wollen/ daß von der Zeit/ als er die Protestanten zu bekriegen angefangen/ und sonderlich/ nach Gefangennehmung Churfürst/ Iohann Friederichs, von Sachsen/ das plus ultra immer plus retro gegangen sey/ und er in nichts mehr einiges Glück gehabt habe/ welches man in seinem Würden beruhen lässt. Nebst dem sagen auch einige von ihm/ er habe darinne einen grossen Staats-soloecismum begangen/ daß er/ seinen Bruder / Ferdinandum I. und nicht vielmehr den Sohn/ Philippum, zum Römischen Könige vorgeschlagen; Allein/ Carolus hatte die Teutschen/ und sonderlich die Churfürsten/ kennen lernen/ daher wolte er/ durch seinen Sohn/ sich nicht in den Verdacht setzen/ als ob er eine erbliche succession intendire. Jedoch/ da er gleich wol dem Bruder nachhero zumuhtete/ daß er resigniren mögte/ so kan ihm solches wol gereuet haben. Ein grösser Staats-Fehler aber war es/ daß er den gefangenen Churfürsten/ Johann Friederichen/ so hart tractirete/ und selben durchaus nicht wieder frey lassen wolte/ denn hiedurch machte er sich bey den Teutschen verdächtig/ als ob er etwas mehrers/ als die Austilgung der Protestanten/ im Sinn habe. Und eben dieses bewoge/ dem Churfürsten Moritzen / mit ihm zu brechen/ und mit der Armee so jähling aufn Hals zu fallen. Man wil / daß/ so oft er/ in dem Saal des Klosters St. Justi, woselbst die Geschicht von Gefangennehmung/ bemeldten Churfürstens/ abgemahlet gewesen solche angesehen / allemahl tief geseuftzet/ und gesprochen habe: Si hunc reliquissem, qualis esset, mansissem, qualis eram. Andem ists/ daß die Gefangenschaft und erfolgte Befreyung/ dieses Herrn/ zu der gutwilligen Niederlegung/ der Käyser Cron / ein vieles contribuiret; es kan aber auch der Keyser seine geheime Uhrsachen darbey gehabt haben. Ein ebenfals nicht geringes Staats-Versehen war es/ daß / da er/ Churfürst Mauritio, die Versicherung/ wegen Loßlassung/ der auch gefangenen Land- hätte. Gedachte 4 M. waren/ die Belagerung Magdeburg/ die Belagerung Metz/ dafür er ebenfalsgnug Einbusse litte/ die expedition auf Mauritianien/ oder Africa/ in welcher das meiste / von der Flotte zu Grunde ginge/ und der Kayser selber mit Noht davon kommen kunte: und dem Churfürst Moritz von Sachsen/ der ihn zu Inspruch beynahe gefangen bekommen hätte. Eben diese gedachte 4 M. stieß alle übrige concepte vollens übern hauffen/ ja/ es brachte den Kayser gar auf die Gedancken/ Cron und Scepter nieder zu legen/ so auch nachher würcklich erfolgete. Von sothanen 4 M. hat man folgende Verse: Ni Mez, ni Mauriz, ni Mauritania, ni Magd, Ni mors, quid multis? fuerim per singula felix. oder auch: Die Metz/ die Mauer/ die reine Magd / Die haben dem Kayser den Tantz vesagt. Bey diesem Kayser haben einige anmercken wollen/ daß von der Zeit/ als er die Protestanten zu bekriegen angefangen/ und sonderlich/ nach Gefangennehmung Churfürst/ Iohann Friederichs, von Sachsen/ das plus ultra immer plus retro gegangen sey/ und er in nichts mehr einiges Glück gehabt habe/ welches man in seinem Würden beruhen lässt. Nebst dem sagen auch einige von ihm/ er habe darinne einen grossen Staats-soloecismum begangen/ daß er/ seinen Bruder / Ferdinandum I. und nicht vielmehr den Sohn/ Philippum, zum Römischen Könige vorgeschlagen; Allein/ Carolus hatte die Teutschen/ und sonderlich die Churfürsten/ kennen lernen/ daher wolte er/ durch seinen Sohn/ sich nicht in den Verdacht setzen/ als ob er eine erbliche succession intendire. Jedoch/ da er gleich wol dem Bruder nachhero zumuhtete/ daß er resigniren mögte/ so kan ihm solches wol gereuet haben. Ein grösser Staats-Fehler aber war es/ daß er den gefangenen Churfürsten/ Johann Friederichen/ so hart tractirete/ und selben durchaus nicht wieder frey lassen wolte/ denn hiedurch machte er sich bey den Teutschen verdächtig/ als ob er etwas mehrers/ als die Austilgung der Protestanten/ im Sinn habe. Und eben dieses bewoge/ dem Churfürsten Moritzen / mit ihm zu brechen/ und mit der Armée so jähling aufn Hals zu fallen. Man wil / daß/ so oft er/ in dem Saal des Klosters St. Justi, woselbst die Geschicht von Gefangennehmung/ bemeldten Churfürstens/ abgemahlet gewesen solche angesehen / allemahl tief geseuftzet/ und gesprochen habe: Si hunc reliquissem, qualis esset, mansissem, qualis eram. Andem ists/ daß die Gefangenschaft und erfolgte Befreyung/ dieses Herrn/ zu der gutwilligen Niederlegung/ der Käyser Cron / ein vieles contribuiret; es kan aber auch der Keyser seine geheime Uhrsachen darbey gehabt haben. Ein ebenfals nicht geringes Staats-Versehen war es/ daß / da er/ Churfürst Mauritio, die Versicherung/ wegen Loßlassung/ der auch gefangenen Land- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0080" n="38"/> hätte. Gedachte 4 M. waren/ die Belagerung Magdeburg/ die Belagerung Metz/ dafür er ebenfalsgnug Einbusse litte/ die expedition auf Mauritianien/ oder Africa/ in welcher das meiste / von der Flotte zu Grunde ginge/ und der Kayser selber mit Noht davon kommen kunte: und dem Churfürst Moritz von Sachsen/ der ihn zu Inspruch beynahe gefangen bekommen hätte. Eben diese gedachte 4 M. stieß alle übrige concepte vollens übern hauffen/ ja/ es brachte den Kayser gar auf die Gedancken/ Cron und Scepter nieder zu legen/ so auch nachher würcklich erfolgete. Von sothanen 4 M. hat man folgende Verse:</p> <p>Ni Mez, ni Mauriz, ni Mauritania, ni Magd,</p> <p>Ni mors, quid multis? fuerim per singula felix.</p> <p>oder auch:</p> <p>Die Metz/ die Mauer/ die reine Magd /</p> <p>Die haben dem Kayser den Tantz vesagt.</p> <p>Bey diesem Kayser haben einige anmercken wollen/ daß von der Zeit/ als er die Protestanten zu bekriegen angefangen/ und sonderlich/ nach Gefangennehmung Churfürst/ Iohann Friederichs, von Sachsen/ das plus ultra immer plus retro gegangen sey/ und er in nichts mehr einiges Glück gehabt habe/ welches man in seinem Würden beruhen lässt. Nebst dem sagen auch einige von ihm/ er habe darinne einen grossen Staats-soloecismum begangen/ daß er/ seinen Bruder / Ferdinandum I. und nicht vielmehr den Sohn/ Philippum, zum Römischen Könige vorgeschlagen; Allein/ Carolus hatte die Teutschen/ und sonderlich die Churfürsten/ kennen lernen/ daher wolte er/ durch seinen Sohn/ sich nicht in den Verdacht setzen/ als ob er eine erbliche succession intendire. Jedoch/ da er gleich wol dem Bruder nachhero zumuhtete/ daß er resigniren mögte/ so kan ihm solches wol gereuet haben. Ein grösser Staats-Fehler aber war es/ daß er den gefangenen Churfürsten/ Johann Friederichen/ so hart tractirete/ und selben durchaus nicht wieder frey lassen wolte/ denn hiedurch machte er sich bey den Teutschen verdächtig/ als ob er etwas mehrers/ als die Austilgung der Protestanten/ im Sinn habe. Und eben dieses bewoge/ dem Churfürsten Moritzen / mit ihm zu brechen/ und mit der Armée so jähling aufn Hals zu fallen. Man wil / daß/ so oft er/ in dem Saal des Klosters St. Justi, woselbst die Geschicht von Gefangennehmung/ bemeldten Churfürstens/ abgemahlet gewesen solche angesehen / allemahl tief geseuftzet/ und gesprochen habe: Si hunc reliquissem, qualis esset, mansissem, qualis eram. Andem ists/ daß die Gefangenschaft und erfolgte Befreyung/ dieses Herrn/ zu der gutwilligen Niederlegung/ der Käyser Cron / ein vieles contribuiret; es kan aber auch der Keyser seine geheime Uhrsachen darbey gehabt haben. Ein ebenfals nicht geringes Staats-Versehen war es/ daß / da er/ Churfürst Mauritio, die Versicherung/ wegen Loßlassung/ der auch gefangenen Land- </p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0080]
hätte. Gedachte 4 M. waren/ die Belagerung Magdeburg/ die Belagerung Metz/ dafür er ebenfalsgnug Einbusse litte/ die expedition auf Mauritianien/ oder Africa/ in welcher das meiste / von der Flotte zu Grunde ginge/ und der Kayser selber mit Noht davon kommen kunte: und dem Churfürst Moritz von Sachsen/ der ihn zu Inspruch beynahe gefangen bekommen hätte. Eben diese gedachte 4 M. stieß alle übrige concepte vollens übern hauffen/ ja/ es brachte den Kayser gar auf die Gedancken/ Cron und Scepter nieder zu legen/ so auch nachher würcklich erfolgete. Von sothanen 4 M. hat man folgende Verse:
Ni Mez, ni Mauriz, ni Mauritania, ni Magd,
Ni mors, quid multis? fuerim per singula felix.
oder auch:
Die Metz/ die Mauer/ die reine Magd /
Die haben dem Kayser den Tantz vesagt.
Bey diesem Kayser haben einige anmercken wollen/ daß von der Zeit/ als er die Protestanten zu bekriegen angefangen/ und sonderlich/ nach Gefangennehmung Churfürst/ Iohann Friederichs, von Sachsen/ das plus ultra immer plus retro gegangen sey/ und er in nichts mehr einiges Glück gehabt habe/ welches man in seinem Würden beruhen lässt. Nebst dem sagen auch einige von ihm/ er habe darinne einen grossen Staats-soloecismum begangen/ daß er/ seinen Bruder / Ferdinandum I. und nicht vielmehr den Sohn/ Philippum, zum Römischen Könige vorgeschlagen; Allein/ Carolus hatte die Teutschen/ und sonderlich die Churfürsten/ kennen lernen/ daher wolte er/ durch seinen Sohn/ sich nicht in den Verdacht setzen/ als ob er eine erbliche succession intendire. Jedoch/ da er gleich wol dem Bruder nachhero zumuhtete/ daß er resigniren mögte/ so kan ihm solches wol gereuet haben. Ein grösser Staats-Fehler aber war es/ daß er den gefangenen Churfürsten/ Johann Friederichen/ so hart tractirete/ und selben durchaus nicht wieder frey lassen wolte/ denn hiedurch machte er sich bey den Teutschen verdächtig/ als ob er etwas mehrers/ als die Austilgung der Protestanten/ im Sinn habe. Und eben dieses bewoge/ dem Churfürsten Moritzen / mit ihm zu brechen/ und mit der Armée so jähling aufn Hals zu fallen. Man wil / daß/ so oft er/ in dem Saal des Klosters St. Justi, woselbst die Geschicht von Gefangennehmung/ bemeldten Churfürstens/ abgemahlet gewesen solche angesehen / allemahl tief geseuftzet/ und gesprochen habe: Si hunc reliquissem, qualis esset, mansissem, qualis eram. Andem ists/ daß die Gefangenschaft und erfolgte Befreyung/ dieses Herrn/ zu der gutwilligen Niederlegung/ der Käyser Cron / ein vieles contribuiret; es kan aber auch der Keyser seine geheime Uhrsachen darbey gehabt haben. Ein ebenfals nicht geringes Staats-Versehen war es/ daß / da er/ Churfürst Mauritio, die Versicherung/ wegen Loßlassung/ der auch gefangenen Land-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/80 |
Zitationshilfe: | Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/80>, abgerufen am 18.07.2024. |