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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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diesen Verlust/ übertrift derjenige gar sehr/ den es im 16. und auch im 17. seculo, an denen Spanischen Niederlanden/ empfunden. Diese Einbuß concerniret zwar eigentlich nur das Königreich Spanien/ alleine/ propter connexionem, trift es Oestereich vornemlich mit. Denn nachdem verschiedene Provintzien/ von selbigen/ die Protestantischen Religion angenommen hatten/ so ruhete der Römische Hof nicht eher/ bis er Philippum II. König in Spanien/ dahin antriebe/ daß er zur Ausrottung der Niederländischen Ketzer/ alle Anstalten machte/ und zu dem Ende den grausamen Hertzog von Alba dahin schickte/ der sich in Hinrichten/ der Protestanten/ überaus fleißig bezeigete. Allein/ eben dieses war der Weeg / dadurch die Niederländischen Provintzien verlohren giengen. Dann ob schon die gedruckten Leute ihre Nohtdurft bestens vorstelleten/ so richteten sie doch weniger als nichts aus/ ja/ man tractirte und scholte sie/ nicht anders/ als Bettler.Philippus II. hatte seines Herrn Vatern/ ihm gegebenen Raht/ hierbey gantz vergessen / indem er ihm die glimpffliche Aufführung gegen die Niederlande/ und sonderlich gegen die Holländer/ auf das nachdrücklichste anbefohlen hatte. Doch diese arme Teuffel/ wofür man sie ansahe/ waren in den Augen des Spanischen Hofes so verächtlich/ daß man im Anfange ihres Aufstandes/ beynahe keine reflexion auf sie machen wolte. Wer hätte auch glauben sollen/ daß eine Handvoll elendes Volcks/ wider ein so grosses und mächtiges Reich/ etwas solte ausrichten können? Gleichwol lieffen die Sachen also/ daß Spanien den begangenen Fehler / mit der grösten Reue/ zwar sahe/ der aber nun nicht zu ändern war/ sondern man muste/ in den Münsterischen Frieden-Schluffe/ die vereinigten Niederlande vor eine freye Republic erkennen. Was nun von denen Niederlanden annoch übrig blieben/ hat Franckreich nachher/ in dem Pyrenaeischen/ Aachischen und Nimwegischen Frieden/ weidlich gezupffet/ dergestalt/ daß ausser Braband / der Grafschaft Namur, und dem Flandrischen/ Hennegauischen und Limburgischen Antheilen/ nebst dem Hertzogthum Luxenbourg/ (welche Stücke die Engelländer und Holländer/ von 1706. bis 1712. dem Hause Oestereich wieder gewinnen helffen) das übrige alles an Franckreich überlassen werden müssen. Die allergröste und empfindlichste Einbüsse aber hat das Haus Oestereich/ in gegenwärtigen seculo, erlitten/ nachdem ihm durch das Testament/ Caroli II. Königs in Spanien/ die gantze Spanische Monarchie, von dem Hause Bourbon, entwendet worden/ und worvon man/ im vorhergehenden/ bereits gehandelt hat. Ob ein künftiger Vergleich/ zwischen Oestereich und dem Philippo V. diesen Verlust ersetzen werde/ muß man erwarten; jedoch hat Oestereich/ aus der Spanischen Erbschaft/ das schöne Königreich Neapolis/ nebst dem Maylandischen erhalten/ auch umher die Insul Sicilien recuperiret.

vid. Leben Philipp. II. p. I. 2.

diesen Verlust/ übertrift derjenige gar sehr/ den es im 16. und auch im 17. seculo, an denen Spanischen Niederlanden/ empfunden. Diese Einbuß concerniret zwar eigentlich nur das Königreich Spanien/ alleine/ propter connexionem, trift es Oestereich vornemlich mit. Denn nachdem verschiedene Provintzien/ von selbigen/ die Protestantischen Religion angenommen hatten/ so ruhete der Römische Hof nicht eher/ bis er Philippum II. König in Spanien/ dahin antriebe/ daß er zur Ausrottung der Niederländischen Ketzer/ alle Anstalten machte/ und zu dem Ende den grausamen Hertzog von Alba dahin schickte/ der sich in Hinrichten/ der Protestanten/ überaus fleißig bezeigete. Allein/ eben dieses war der Weeg / dadurch die Niederländischen Provintzien verlohren giengen. Dann ob schon die gedruckten Leute ihre Nohtdurft bestens vorstelleten/ so richteten sie doch weniger als nichts aus/ ja/ man tractirte und scholte sie/ nicht anders/ als Bettler.Philippus II. hatte seines Herrn Vatern/ ihm gegebenen Raht/ hierbey gantz vergessen / indem er ihm die glimpffliche Aufführung gegen die Niederlande/ und sonderlich gegen die Holländer/ auf das nachdrücklichste anbefohlen hatte. Doch diese arme Teuffel/ wofür man sie ansahe/ waren in den Augen des Spanischen Hofes so verächtlich/ daß man im Anfange ihres Aufstandes/ beynahe keine reflexion auf sie machen wolte. Wer hätte auch glauben sollen/ daß eine Handvoll elendes Volcks/ wider ein so grosses und mächtiges Reich/ etwas solte ausrichten können? Gleichwol lieffen die Sachen also/ daß Spanien den begangenen Fehler / mit der grösten Reue/ zwar sahe/ der aber nun nicht zu ändern war/ sondern man muste/ in den Münsterischen Frieden-Schluffe/ die vereinigten Niederlande vor eine freye Republic erkennen. Was nun von denen Niederlanden annoch übrig blieben/ hat Franckreich nachher/ in dem Pyrenaeischen/ Aachischen und Nimwegischen Frieden/ weidlich gezupffet/ dergestalt/ daß ausser Braband / der Grafschaft Namur, und dem Flandrischen/ Hennegauischen und Limburgischen Antheilen/ nebst dem Hertzogthum Luxenbourg/ (welche Stücke die Engelländer und Holländer/ von 1706. bis 1712. dem Hause Oestereich wieder gewinnen helffen) das übrige alles an Franckreich überlassen werden müssen. Die allergröste und empfindlichste Einbüsse aber hat das Haus Oestereich/ in gegenwärtigen seculo, erlitten/ nachdem ihm durch das Testament/ Caroli II. Königs in Spanien/ die gantze Spanische Monarchie, von dem Hause Bourbon, entwendet worden/ und worvon man/ im vorhergehenden/ bereits gehandelt hat. Ob ein künftiger Vergleich/ zwischen Oestereich und dem Philippo V. diesen Verlust ersetzen werde/ muß man erwarten; jedoch hat Oestereich/ aus der Spanischen Erbschaft/ das schöne Königreich Neapolis/ nebst dem Maylandischen erhalten/ auch umher die Insul Sicilien recuperiret.

vid. Leben Philipp. II. p. I. 2.
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diesen Verlust/ übertrift derjenige                      gar sehr/ den es im 16. und auch im 17. seculo, an denen Spanischen                      Niederlanden/ empfunden. Diese Einbuß concerniret zwar eigentlich nur das                      Königreich Spanien/ alleine/ propter connexionem, trift es Oestereich                      vornemlich mit. Denn nachdem verschiedene Provintzien/ von selbigen/ die                      Protestantischen Religion angenommen hatten/ so ruhete der Römische Hof nicht                      eher/ bis er Philippum II. König in Spanien/ dahin antriebe/ daß er zur                      Ausrottung der Niederländischen Ketzer/ alle Anstalten machte/ und zu dem Ende                      den grausamen Hertzog von Alba dahin schickte/ der sich in Hinrichten/ der                      Protestanten/ überaus fleißig bezeigete. Allein/ eben dieses war der Weeg /                      dadurch die Niederländischen Provintzien verlohren giengen. Dann ob schon die                      gedruckten Leute ihre Nohtdurft bestens vorstelleten/ so richteten sie doch                      weniger als nichts aus/ ja/ man tractirte und scholte sie/ nicht anders/ als                          Bettler.<note place="foot">vid. Leben Philipp. II. p. I. 2.</note>Philippus                      II. hatte seines Herrn Vatern/ ihm gegebenen Raht/ hierbey gantz vergessen /                      indem er ihm die glimpffliche Aufführung gegen die Niederlande/ und sonderlich                      gegen die Holländer/ auf das nachdrücklichste anbefohlen hatte. Doch diese arme                      Teuffel/ wofür man sie ansahe/ waren in den Augen des Spanischen Hofes so                      verächtlich/ daß man im Anfange ihres Aufstandes/ beynahe keine reflexion auf                      sie machen wolte. Wer hätte auch glauben sollen/ daß eine Handvoll elendes                      Volcks/ wider ein so grosses und mächtiges Reich/ etwas solte ausrichten                      können? Gleichwol lieffen die Sachen also/ daß Spanien den begangenen Fehler /                      mit der grösten Reue/ zwar sahe/ der aber nun nicht zu ändern war/ sondern                      man muste/ in den Münsterischen Frieden-Schluffe/ die vereinigten Niederlande                      vor eine freye Republic erkennen. Was nun von denen Niederlanden annoch übrig                      blieben/ hat Franckreich nachher/ in dem Pyrenaeischen/ Aachischen und                      Nimwegischen Frieden/ weidlich gezupffet/ dergestalt/ daß ausser Braband /                      der Grafschaft Namur, und dem Flandrischen/ Hennegauischen und Limburgischen                      Antheilen/ nebst dem Hertzogthum Luxenbourg/ (welche Stücke die Engelländer                      und Holländer/ von 1706. bis 1712. dem Hause Oestereich wieder gewinnen                      helffen) das übrige alles an Franckreich überlassen werden müssen. Die                      allergröste und empfindlichste Einbüsse aber hat das Haus Oestereich/ in                      gegenwärtigen seculo, erlitten/ nachdem ihm durch das Testament/ Caroli II.                      Königs in Spanien/ die gantze Spanische Monarchie, von dem Hause Bourbon,                      entwendet worden/ und worvon man/ im vorhergehenden/ bereits gehandelt hat.                      Ob ein künftiger Vergleich/ zwischen Oestereich und dem Philippo V. diesen                      Verlust ersetzen werde/ muß man erwarten; jedoch hat Oestereich/ aus der                      Spanischen Erbschaft/ das schöne Königreich Neapolis/ nebst dem Maylandischen                      erhalten/ auch umher die Insul Sicilien recuperiret.</p>
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[33/0075] diesen Verlust/ übertrift derjenige gar sehr/ den es im 16. und auch im 17. seculo, an denen Spanischen Niederlanden/ empfunden. Diese Einbuß concerniret zwar eigentlich nur das Königreich Spanien/ alleine/ propter connexionem, trift es Oestereich vornemlich mit. Denn nachdem verschiedene Provintzien/ von selbigen/ die Protestantischen Religion angenommen hatten/ so ruhete der Römische Hof nicht eher/ bis er Philippum II. König in Spanien/ dahin antriebe/ daß er zur Ausrottung der Niederländischen Ketzer/ alle Anstalten machte/ und zu dem Ende den grausamen Hertzog von Alba dahin schickte/ der sich in Hinrichten/ der Protestanten/ überaus fleißig bezeigete. Allein/ eben dieses war der Weeg / dadurch die Niederländischen Provintzien verlohren giengen. Dann ob schon die gedruckten Leute ihre Nohtdurft bestens vorstelleten/ so richteten sie doch weniger als nichts aus/ ja/ man tractirte und scholte sie/ nicht anders/ als Bettler. Philippus II. hatte seines Herrn Vatern/ ihm gegebenen Raht/ hierbey gantz vergessen / indem er ihm die glimpffliche Aufführung gegen die Niederlande/ und sonderlich gegen die Holländer/ auf das nachdrücklichste anbefohlen hatte. Doch diese arme Teuffel/ wofür man sie ansahe/ waren in den Augen des Spanischen Hofes so verächtlich/ daß man im Anfange ihres Aufstandes/ beynahe keine reflexion auf sie machen wolte. Wer hätte auch glauben sollen/ daß eine Handvoll elendes Volcks/ wider ein so grosses und mächtiges Reich/ etwas solte ausrichten können? Gleichwol lieffen die Sachen also/ daß Spanien den begangenen Fehler / mit der grösten Reue/ zwar sahe/ der aber nun nicht zu ändern war/ sondern man muste/ in den Münsterischen Frieden-Schluffe/ die vereinigten Niederlande vor eine freye Republic erkennen. Was nun von denen Niederlanden annoch übrig blieben/ hat Franckreich nachher/ in dem Pyrenaeischen/ Aachischen und Nimwegischen Frieden/ weidlich gezupffet/ dergestalt/ daß ausser Braband / der Grafschaft Namur, und dem Flandrischen/ Hennegauischen und Limburgischen Antheilen/ nebst dem Hertzogthum Luxenbourg/ (welche Stücke die Engelländer und Holländer/ von 1706. bis 1712. dem Hause Oestereich wieder gewinnen helffen) das übrige alles an Franckreich überlassen werden müssen. Die allergröste und empfindlichste Einbüsse aber hat das Haus Oestereich/ in gegenwärtigen seculo, erlitten/ nachdem ihm durch das Testament/ Caroli II. Königs in Spanien/ die gantze Spanische Monarchie, von dem Hause Bourbon, entwendet worden/ und worvon man/ im vorhergehenden/ bereits gehandelt hat. Ob ein künftiger Vergleich/ zwischen Oestereich und dem Philippo V. diesen Verlust ersetzen werde/ muß man erwarten; jedoch hat Oestereich/ aus der Spanischen Erbschaft/ das schöne Königreich Neapolis/ nebst dem Maylandischen erhalten/ auch umher die Insul Sicilien recuperiret. vid. Leben Philipp. II. p. I. 2.

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/75>, abgerufen am 23.11.2024.