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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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hatten/ und wurden von selbigen einer nach den andern/ unter verschiedenen Vorwand nach Franckreich gezogen: Der Admirante von Castilien/ ist aus dieser Zahl einer gewesen. Dieser Herr/ so aus Königlichen Hause abstammet/ auch sonst/ wegen seiner qualitaeten, sehr recommendable, wurde zum ordinair-Ambassadeur nach Franckreich ernennet: Eine solche charge und Verrichtung/ die allzeit von dem Adel/ und wurden dieses Hauses/ vor viel zu gering angesehen und gehalten worden. So hat auch besagte hohe Person wohl gemercket/ daß man sich dieses praetextes, nur zum Schimpf bediene/ daher hat dieselbe durch eine retirade nach Portugall/ welche sie/ nebst andern Herren / von sonderbaren meriten/ vorgenommen/ der Frantzosen Anschläge entfruchtet / und nun zu weisen/ daß Franckreich nicht allein mit den Grossen von Spanien / sondern auch mit der Nation selbst/ nach eigenem Willen umgienge/ so bekam der Hertzog Vattas, Admiral von Spanien/ ordre, die Flaggen vor den Frantzosen zu streichen. Doch dieser/ wolte lieber seine charge niederlegen/ als sich gezwungen sehen/ seine Nation dergestalt zu schimpffen und prostituiren. So war auch dieses eine alte Gewonhnheit und Ehre/ die man den Spaniern erwiese/ daß selbige im Treffen die ersten und fordersten seyn müsten: hingegen siehet man ja in denen Niederlanden/ wie die Spanier den Nachzug hinter den Frantzosen halten müssen. Vieler andern Merckmale zu geschweigen/ so hat man gesehen/ daß zu Rom der Cardinal von Medicis zum Protector der affairen/ der beyden Nationen gemacht worden/ und daß man über dem Thor seines Pallasts das Spanische Wappen unter das Frantzösische hat setzen lassen; allen Frembden/ die von allen Enden und Ohrten dahin kommen/ zum Beweiß/ daß die Spanische Monarchie mit der Frantzösischen künftig sich vereiniget/ und jene von dieser gleichsam nur eine dependentz seyn solle. Bey diesen allen nun/ mag denn wohl ein rechtschaffener und aufrichtiger Spanier/ der des Nahmens dieser berühmten Nation würdig seyn wil/ gefunden werden/ der solche Beschimpffung erdulden könne; und der sich nicht der Tapfferkeit seiner Vorfahren erinnern solte/ um sich von der Knechtschaft frey und loß zu machen? Man stelle sich doch nur vor/ was seither der Vermählung des Allerchristlichsten Königes mit der Infantin von Spanieu / der Maria Theresia, vorgegangen ist/ so wird man finden/ daß von selbiger Zeit an/ der Frantzosen Absehen auf nichts anders gezielet/ als Spanien an ihre Monarchie zu bringen. Sie erkenneten wohl/ daß sie Schwierigkeit dabey antreffen/ und das andere/ über ihre Freyheit eyffrig haltende Printzen / alles äusserste thun würden/ üm diese Vereinigung des grösten Theils des Erdbodens unter einem Herrn/ zu verhindern. Deme es so dann weder an Macht / noch an Willen fehlen könte/ selbige unter sein Joch zu bringen: Wie denn auch die Frantzosen/ zu Verbergung dieses Desseins, aller ihrer Politischen Witze und Kunst-Griffe von nöhten gehabt. Sie musten

hatten/ und wurden von selbigen einer nach den andern/ unter verschiedenen Vorwand nach Franckreich gezogen: Der Admirante von Castilien/ ist aus dieser Zahl einer gewesen. Dieser Herr/ so aus Königlichen Hause abstammet/ auch sonst/ wegen seiner qualitaeten, sehr recommendable, wurde zum ordinair-Ambassadeur nach Franckreich ernennet: Eine solche charge und Verrichtung/ die allzeit von dem Adel/ und wurden dieses Hauses/ vor viel zu gering angesehen und gehalten worden. So hat auch besagte hohe Person wohl gemercket/ daß man sich dieses praetextes, nur zum Schimpf bediene/ daher hat dieselbe durch eine retirade nach Portugall/ welche sie/ nebst andern Herren / von sonderbaren meriten/ vorgenommen/ der Frantzosen Anschläge entfruchtet / und nun zu weisen/ daß Franckreich nicht allein mit den Grossen von Spanien / sondern auch mit der Nation selbst/ nach eigenem Willen umgienge/ so bekam der Hertzog Vattas, Admiral von Spanien/ ordre, die Flaggen vor den Frantzosen zu streichen. Doch dieser/ wolte lieber seine charge niederlegen/ als sich gezwungen sehen/ seine Nation dergestalt zu schimpffen und prostituiren. So war auch dieses eine alte Gewonhnheit und Ehre/ die man den Spaniern erwiese/ daß selbige im Treffen die ersten und fordersten seyn müsten: hingegen siehet man ja in denen Niederlanden/ wie die Spanier den Nachzug hinter den Frantzosen halten müssen. Vieler andern Merckmale zu geschweigen/ so hat man gesehen/ daß zu Rom der Cardinal von Medicis zum Protector der affairen/ der beyden Nationen gemacht worden/ und daß man über dem Thor seines Pallasts das Spanische Wappen unter das Frantzösische hat setzen lassen; allen Frembden/ die von allen Enden und Ohrten dahin kommen/ zum Beweiß/ daß die Spanische Monarchie mit der Frantzösischen künftig sich vereiniget/ und jene von dieser gleichsam nur eine dependentz seyn solle. Bey diesen allen nun/ mag denn wohl ein rechtschaffener und aufrichtiger Spanier/ der des Nahmens dieser berühmten Nation würdig seyn wil/ gefunden werden/ der solche Beschimpffung erdulden könne; und der sich nicht der Tapfferkeit seiner Vorfahren erinnern solte/ um sich von der Knechtschaft frey und loß zu machen? Man stelle sich doch nur vor/ was seither der Vermählung des Allerchristlichsten Königes mit der Infantin von Spanieu / der Maria Theresia, vorgegangen ist/ so wird man finden/ daß von selbiger Zeit an/ der Frantzosen Absehen auf nichts anders gezielet/ als Spanien an ihre Monarchie zu bringen. Sie erkenneten wohl/ daß sie Schwierigkeit dabey antreffen/ und das andere/ über ihre Freyheit eyffrig haltende Printzen / alles äusserste thun würden/ üm diese Vereinigung des grösten Theils des Erdbodens unter einem Herrn/ zu verhindern. Deme es so dann weder an Macht / noch an Willen fehlen könte/ selbige unter sein Joch zu bringen: Wie denn auch die Frantzosen/ zu Verbergung dieses Desseins, aller ihrer Politischen Witze und Kunst-Griffe von nöhten gehabt. Sie musten

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[23/0065] hatten/ und wurden von selbigen einer nach den andern/ unter verschiedenen Vorwand nach Franckreich gezogen: Der Admirante von Castilien/ ist aus dieser Zahl einer gewesen. Dieser Herr/ so aus Königlichen Hause abstammet/ auch sonst/ wegen seiner qualitaeten, sehr recommendable, wurde zum ordinair-Ambassadeur nach Franckreich ernennet: Eine solche charge und Verrichtung/ die allzeit von dem Adel/ und wurden dieses Hauses/ vor viel zu gering angesehen und gehalten worden. So hat auch besagte hohe Person wohl gemercket/ daß man sich dieses praetextes, nur zum Schimpf bediene/ daher hat dieselbe durch eine retirade nach Portugall/ welche sie/ nebst andern Herren / von sonderbaren meriten/ vorgenommen/ der Frantzosen Anschläge entfruchtet / und nun zu weisen/ daß Franckreich nicht allein mit den Grossen von Spanien / sondern auch mit der Nation selbst/ nach eigenem Willen umgienge/ so bekam der Hertzog Vattas, Admiral von Spanien/ ordre, die Flaggen vor den Frantzosen zu streichen. Doch dieser/ wolte lieber seine charge niederlegen/ als sich gezwungen sehen/ seine Nation dergestalt zu schimpffen und prostituiren. So war auch dieses eine alte Gewonhnheit und Ehre/ die man den Spaniern erwiese/ daß selbige im Treffen die ersten und fordersten seyn müsten: hingegen siehet man ja in denen Niederlanden/ wie die Spanier den Nachzug hinter den Frantzosen halten müssen. Vieler andern Merckmale zu geschweigen/ so hat man gesehen/ daß zu Rom der Cardinal von Medicis zum Protector der affairen/ der beyden Nationen gemacht worden/ und daß man über dem Thor seines Pallasts das Spanische Wappen unter das Frantzösische hat setzen lassen; allen Frembden/ die von allen Enden und Ohrten dahin kommen/ zum Beweiß/ daß die Spanische Monarchie mit der Frantzösischen künftig sich vereiniget/ und jene von dieser gleichsam nur eine dependentz seyn solle. Bey diesen allen nun/ mag denn wohl ein rechtschaffener und aufrichtiger Spanier/ der des Nahmens dieser berühmten Nation würdig seyn wil/ gefunden werden/ der solche Beschimpffung erdulden könne; und der sich nicht der Tapfferkeit seiner Vorfahren erinnern solte/ um sich von der Knechtschaft frey und loß zu machen? Man stelle sich doch nur vor/ was seither der Vermählung des Allerchristlichsten Königes mit der Infantin von Spanieu / der Maria Theresia, vorgegangen ist/ so wird man finden/ daß von selbiger Zeit an/ der Frantzosen Absehen auf nichts anders gezielet/ als Spanien an ihre Monarchie zu bringen. Sie erkenneten wohl/ daß sie Schwierigkeit dabey antreffen/ und das andere/ über ihre Freyheit eyffrig haltende Printzen / alles äusserste thun würden/ üm diese Vereinigung des grösten Theils des Erdbodens unter einem Herrn/ zu verhindern. Deme es so dann weder an Macht / noch an Willen fehlen könte/ selbige unter sein Joch zu bringen: Wie denn auch die Frantzosen/ zu Verbergung dieses Desseins, aller ihrer Politischen Witze und Kunst-Griffe von nöhten gehabt. Sie musten

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/65>, abgerufen am 23.11.2024.