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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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gesicht aller/ sonder das geringste Wort zu einer Entschuldigung dieser contravention zu gebrauchen / oder die über sothan ungerechtes Verfahren entrüstete Printzen zu besänftigen; der Hertzog von Anjou in Spanien eingeschoben. Man muß aber noch diesen besondern Umstand nicht vorbey gehen. Als die erste Nachricht von dem Absterben / und dem Testament König Carls, nach Lissabon gekommen war/ hat Seine Portugiesische Majestät/ zu verschidenen mahlen den Herrn Rouille, Frantzösischen Ambassadeur, gefragt: was doch der Allerchristlichste König über eine Sache von solcher Wichtigkeit vor Gedancken führe? worauf besagter Minister allezeit beständig geantwortet und versichert/ daß der König/ sein Herr / keine andere intention und Meynung habe/ noch jemahls gehabt hätte/ als an die Partage sich zu halten: Jedoch/ wenig Tage hernach/ als es nunmehr völlig heraus/ und an den Tag gekommen war/ daß dieser Partage-Tractat violirt und gebrochen worden; so muste besagter Ambassadeur selbst darüber erröhten/ da er die Worte des Königs/ seines Herrn/ vorzutragen hatte/ sagende: Daß Seiner Majestät gleichsam gezwungen wären/ den inständigen Ansuchungen und Bitten der Spanier/ welche den Hertzog von Aojou, seinen Enckel/ zu ihren König verlangten/ nachzugeben: Daß dieses keine contravention und Verletzung des Partage-Tractats sey/ als dessen Zweck einig und allein dahin abziele/ den Frieden nicht zu stöhren/ und einem neuen Krieg vorzukommen/ welches künftig hin/ von den Spaniern dependirte: und daß man endlich auf der contrahenten ihren Sinn/ und nicht auf die Worte/ sehen müste. Durch diese schöne distinction, wurde kein Unterscheid mehr gemachet/ zwischen der halben und gantzen Erbschaft/ und zwischen den Ertz-Hertzog von Oestereich/ und dem Hertzoge von Anjou, ob Spanien und Indien dem Hertzoge/ und die Provin[unleserliches Material]ien in Italien Spanischer Herrschaft verbleiben/ oder/ ob die gantze Spanische Monarchie, dem Hertzoge von Anjou gegeben werden solte/ das wäre gantz einerley / denn der Sinn der contrahenten gienge eben dahin/ und es würde dadurch nicht weniger einen neuen Krieg vorgebauet. Gewißlich/ die Frantzosen/ würden der Leute Vernunft und Geduld viel weniger mißbrauchen/ wenn sie offenhertzig und aufrichtig bekenneten/ daß sie keine einige Gelegenheit vorbey gehen zu lassen gesonnen/ ihr Reich zu vergrössern/ und ihre Schätze und Reichthum zu vermehren. Und halten sie die Leute für gar dumm und einfältig/ wenn sie dieselbe durch eine so lächerliche Auslegung zu hintergehen gedencken. Inzwischen/ nahmen die Spanier/ denen die grosse Anzahl Frantzösische Trouppen / so sich ihren Gräntzen zu Wasser und Land annäherten/ eine Furcht eingejaget / den Printzen von Anjou, Philippum vor ihrem König an. Anfänglich schiene es / als ob sie dieses Verhängniß geduldig ertrügen: welches dann/ nachdem es der König von Portugall vermercket/ und der Frantzösische Ambassadeur demselben / im Nahmen des Königs/ seines

gesicht aller/ sonder das geringste Wort zu einer Entschuldigung dieser contravention zu gebrauchen / oder die über sothan ungerechtes Verfahren entrüstete Printzen zu besänftigen; der Hertzog von Anjou in Spanien eingeschoben. Man muß aber noch diesen besondern Umstand nicht vorbey gehen. Als die erste Nachricht von dem Absterben / und dem Testament König Carls, nach Lissabon gekommen war/ hat Seine Portugiesische Majestät/ zu verschidenen mahlen den Herrn Rouillé, Frantzösischen Ambassadeur, gefragt: was doch der Allerchristlichste König über eine Sache von solcher Wichtigkeit vor Gedancken führe? worauf besagter Minister allezeit beständig geantwortet und versichert/ daß der König/ sein Herr / keine andere intention und Meynung habe/ noch jemahls gehabt hätte/ als an die Partage sich zu halten: Jedoch/ wenig Tage hernach/ als es nunmehr völlig heraus/ und an den Tag gekommen war/ daß dieser Partage-Tractat violirt und gebrochen worden; so muste besagter Ambassadeur selbst darüber erröhten/ da er die Worte des Königs/ seines Herrn/ vorzutragen hatte/ sagende: Daß Seiner Majestät gleichsam gezwungen wären/ den inständigen Ansuchungen und Bitten der Spanier/ welche den Hertzog von Aojou, seinen Enckel/ zu ihren König verlangten/ nachzugeben: Daß dieses keine contravention und Verletzung des Partage-Tractats sey/ als dessen Zweck einig und allein dahin abziele/ den Frieden nicht zu stöhren/ und einem neuen Krieg vorzukommen/ welches künftig hin/ von den Spaniern dependirte: und daß man endlich auf der contrahenten ihren Sinn/ und nicht auf die Worte/ sehen müste. Durch diese schöne distinction, wurde kein Unterscheid mehr gemachet/ zwischen der halben und gantzen Erbschaft/ und zwischen den Ertz-Hertzog von Oestereich/ und dem Hertzoge von Anjou, ob Spanien und Indien dem Hertzoge/ und die Provin[unleserliches Material]ien in Italien Spanischer Herrschaft verbleiben/ oder/ ob die gantze Spanische Monarchie, dem Hertzoge von Anjou gegeben werden solte/ das wäre gantz einerley / denn der Sinn der contrahenten gienge eben dahin/ und es würde dadurch nicht weniger einen neuen Krieg vorgebauet. Gewißlich/ die Frantzosen/ würden der Leute Vernunft und Geduld viel weniger mißbrauchen/ wenn sie offenhertzig und aufrichtig bekenneten/ daß sie keine einige Gelegenheit vorbey gehen zu lassen gesonnen/ ihr Reich zu vergrössern/ und ihre Schätze und Reichthum zu vermehren. Und halten sie die Leute für gar dumm und einfältig/ wenn sie dieselbe durch eine so lächerliche Auslegung zu hintergehen gedencken. Inzwischen/ nahmen die Spanier/ denen die grosse Anzahl Frantzösische Trouppen / so sich ihren Gräntzen zu Wasser und Land annäherten/ eine Furcht eingejaget / den Printzen von Anjou, Philippum vor ihrem König an. Anfänglich schiene es / als ob sie dieses Verhängniß geduldig ertrügen: welches dann/ nachdem es der König von Portugall vermercket/ und der Frantzösische Ambassadeur demselben / im Nahmen des Königs/ seines

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[21/0063] gesicht aller/ sonder das geringste Wort zu einer Entschuldigung dieser contravention zu gebrauchen / oder die über sothan ungerechtes Verfahren entrüstete Printzen zu besänftigen; der Hertzog von Anjou in Spanien eingeschoben. Man muß aber noch diesen besondern Umstand nicht vorbey gehen. Als die erste Nachricht von dem Absterben / und dem Testament König Carls, nach Lissabon gekommen war/ hat Seine Portugiesische Majestät/ zu verschidenen mahlen den Herrn Rouillé, Frantzösischen Ambassadeur, gefragt: was doch der Allerchristlichste König über eine Sache von solcher Wichtigkeit vor Gedancken führe? worauf besagter Minister allezeit beständig geantwortet und versichert/ daß der König/ sein Herr / keine andere intention und Meynung habe/ noch jemahls gehabt hätte/ als an die Partage sich zu halten: Jedoch/ wenig Tage hernach/ als es nunmehr völlig heraus/ und an den Tag gekommen war/ daß dieser Partage-Tractat violirt und gebrochen worden; so muste besagter Ambassadeur selbst darüber erröhten/ da er die Worte des Königs/ seines Herrn/ vorzutragen hatte/ sagende: Daß Seiner Majestät gleichsam gezwungen wären/ den inständigen Ansuchungen und Bitten der Spanier/ welche den Hertzog von Aojou, seinen Enckel/ zu ihren König verlangten/ nachzugeben: Daß dieses keine contravention und Verletzung des Partage-Tractats sey/ als dessen Zweck einig und allein dahin abziele/ den Frieden nicht zu stöhren/ und einem neuen Krieg vorzukommen/ welches künftig hin/ von den Spaniern dependirte: und daß man endlich auf der contrahenten ihren Sinn/ und nicht auf die Worte/ sehen müste. Durch diese schöne distinction, wurde kein Unterscheid mehr gemachet/ zwischen der halben und gantzen Erbschaft/ und zwischen den Ertz-Hertzog von Oestereich/ und dem Hertzoge von Anjou, ob Spanien und Indien dem Hertzoge/ und die Provin_ ien in Italien Spanischer Herrschaft verbleiben/ oder/ ob die gantze Spanische Monarchie, dem Hertzoge von Anjou gegeben werden solte/ das wäre gantz einerley / denn der Sinn der contrahenten gienge eben dahin/ und es würde dadurch nicht weniger einen neuen Krieg vorgebauet. Gewißlich/ die Frantzosen/ würden der Leute Vernunft und Geduld viel weniger mißbrauchen/ wenn sie offenhertzig und aufrichtig bekenneten/ daß sie keine einige Gelegenheit vorbey gehen zu lassen gesonnen/ ihr Reich zu vergrössern/ und ihre Schätze und Reichthum zu vermehren. Und halten sie die Leute für gar dumm und einfältig/ wenn sie dieselbe durch eine so lächerliche Auslegung zu hintergehen gedencken. Inzwischen/ nahmen die Spanier/ denen die grosse Anzahl Frantzösische Trouppen / so sich ihren Gräntzen zu Wasser und Land annäherten/ eine Furcht eingejaget / den Printzen von Anjou, Philippum vor ihrem König an. Anfänglich schiene es / als ob sie dieses Verhängniß geduldig ertrügen: welches dann/ nachdem es der König von Portugall vermercket/ und der Frantzösische Ambassadeur demselben / im Nahmen des Königs/ seines

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/63>, abgerufen am 23.11.2024.