Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.indem zwar einige darmit auf Wittekindum M. hinauf wandern/ und dessen Sohn/ Wigbert, zum Uhrheber derselben machen/ von dem auch die Grafen von Ringelheim abstammen sollen; allein der sehr fleißige Geschichtschreiber Hamelmann, gestehet selber/ daß dieses in lauter ungewißheit beruhe/ und man vor Elimarn einem Grafen zu Oldenburg / nichts zu verläßiches finden könne. Aus dieses Elimarn Vorfahren/ soll Graf Otto I. zu Oldenburg gewesen seyn/ der ohngefähr Anno 960. gelebet/ und von dem erzehlet wird/ daß/ als er einsmahl auf der Jagd auf dem/ zwischen Oldenburg und Delmenhorst liegenden Ossenberge (welches aber doch nur ein geringer Hügel ist) stille gehalten/ und ihm sehr gedurstet/ habe der Berg sich eröffnet/ und sey aus selben eine Jungfrau heraus getreten/ die ihm in einem Horn zutrincken gebracht/ dabey sie ihm und seinem Geschlechte/ wann er trincken würde/ grosse Glückseeligkeit versprochen; weil aber der Tranck übel gerochen/ habe der Graf solchen weggegossen/ das Horn hingegen behalten / ohngeachtet die Jungfer/ die endlich verschwunden/ solches gar inständig wieder begehret. Dieses Horn/ wird noch jetzo in der Königlichen Dänischen Kunst-Kammer gezeiget/ und will das Ertz/ daraus selbiges verfertiget/ kein Mensch kennen. Die allermeisten Fabeln/ haben/ wie etlichemahl schon erwehnet / etwas wahres zum Grunde; also mag hier auch was vorgegangen seyn/ ob uns gleich unbekannt worinnen solches eigentlich bestanden. Die gerne Erd-Geister / Wald-Männergen/ und dergleichen Dinge glauben/ werden sich leichte bereden / es sey die Uberbringerin dieses Horns von dieser Gattung gewesen. Aber woher will man sothane Geister behaupten? und warum lassen sich selbige so gar selten sehen? warum bringen sie auch aus ihren unter irdischen Schätzen denen Menschen nicht öffters etwas zu? oder was haben sie vor Werckstädte/ darinnen sie dergleichen Sachen verfertigen. Giebt es beyderley Geschlechte unter ihnen/ so müssen sie sich vermehren/ sie müssen aber einfolglich auch sterben? Allein / so dann seind sie keine Geister/ denn Geister haben keine Vermehrung/ noch eines doppelten Geschlechts nöthig? was seind denn auch ihre Verrichtungen in der Erden? und wie können sie daselbst denen andern Geschöpffen nutzen? Denn alles was GOtt geschaffen hat/ muß einen Entzweck und Nutzen haben: weil nun die Schrifft saget/ daß alles um des Menschen willen gemacht worden sey/ diese Geistergen hingegen insgemein als Feinde der Menschen angegeben werden/ so würde folgen/ daß GOtt etwas geschaffen/ das nicht gut wäre/ das denen Menschen schade/ und das einfolglich seine Ehre nicht verherliche welches aber sehr Gottloß geschlossen hiesse. Obgedachtes Horn aber/ kan Graf Otto zwar empfangen haben/ alleine es muß eben nicht von einer Erdgeistin herrühren / welche Fabel sich zugleich von daher mit verräth/ in- Vid. Layritz. Geneal. Palmen, Wald. Tab. 2. Inproem. Chron. Oldenb.
indem zwar einige darmit auf Wittekindum M. hinauf wandern/ und dessen Sohn/ Wigbert, zum Uhrheber derselben machen/ von dem auch die Grafen von Ringelheim abstammen sollen; allein der sehr fleißige Geschichtschreiber Hamelmann, gestehet selber/ daß dieses in lauter ungewißheit beruhe/ und man vor Elimarn einem Grafen zu Oldenburg / nichts zu verläßiches finden könne. Aus dieses Elimarn Vorfahren/ soll Graf Otto I. zu Oldenburg gewesen seyn/ der ohngefähr Anno 960. gelebet/ und von dem erzehlet wird/ daß/ als er einsmahl auf der Jagd auf dem/ zwischen Oldenburg und Delmenhorst liegenden Ossenberge (welches aber doch nur ein geringer Hügel ist) stille gehalten/ und ihm sehr gedurstet/ habe der Berg sich eröffnet/ und sey aus selben eine Jungfrau heraus getreten/ die ihm in einem Horn zutrincken gebracht/ dabey sie ihm und seinem Geschlechte/ wann er trincken würde/ grosse Glückseeligkeit versprochen; weil aber der Tranck übel gerochen/ habe der Graf solchen weggegossen/ das Horn hingegen behalten / ohngeachtet die Jungfer/ die endlich verschwunden/ solches gar inständig wieder begehret. Dieses Horn/ wird noch jetzo in der Königlichen Dänischen Kunst-Kammer gezeiget/ und will das Ertz/ daraus selbiges verfertiget/ kein Mensch kennen. Die allermeisten Fabeln/ haben/ wie etlichemahl schon erwehnet / etwas wahres zum Grunde; also mag hier auch was vorgegangen seyn/ ob uns gleich unbekannt worinnen solches eigentlich bestanden. Die gerne Erd-Geister / Wald-Männergen/ und dergleichen Dinge glauben/ werden sich leichte bereden / es sey die Uberbringerin dieses Horns von dieser Gattung gewesen. Aber woher will man sothane Geister behaupten? und warum lassen sich selbige so gar selten sehen? warum bringen sie auch aus ihren unter irdischen Schätzen denen Menschen nicht öffters etwas zu? oder was haben sie vor Werckstädte/ darinnen sie dergleichen Sachen verfertigen. Giebt es beyderley Geschlechte unter ihnen/ so müssen sie sich vermehren/ sie müssen aber einfolglich auch sterben? Allein / so dann seind sie keine Geister/ denn Geister haben keine Vermehrung/ noch eines doppelten Geschlechts nöthig? was seind denn auch ihre Verrichtungen in der Erden? und wie können sie daselbst denen andern Geschöpffen nutzen? Denn alles was GOtt geschaffen hat/ muß einen Entzweck und Nutzen haben: weil nun die Schrifft saget/ daß alles um des Menschen willen gemacht worden sey/ diese Geistergen hingegen insgemein als Feinde der Menschen angegeben werden/ so würde folgen/ daß GOtt etwas geschaffen/ das nicht gut wäre/ das denen Menschen schade/ und das einfolglich seine Ehre nicht verherliche welches aber sehr Gottloß geschlossen hiesse. Obgedachtes Horn aber/ kan Graf Otto zwar empfangen haben/ alleine es muß eben nicht von einer Erdgeistin herrühren / welche Fabel sich zugleich von daher mit verräth/ in- Vid. Layritz. Geneal. Palmen, Wald. Tab. 2. Inproem. Chron. Oldenb.
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indem zwar einige darmit auf Wittekindum M. hinauf wandern/ und dessen Sohn/ Wigbert, zum Uhrheber derselben machen/ von dem auch die Grafen von Ringelheim abstammen sollen; allein der sehr fleißige Geschichtschreiber Hamelmann, gestehet selber/ daß dieses in lauter ungewißheit beruhe/ und man vor Elimarn einem Grafen zu Oldenburg / nichts zu verläßiches finden könne. Aus dieses Elimarn Vorfahren/ soll Graf Otto I. zu Oldenburg gewesen seyn/ der ohngefähr Anno 960. gelebet/ und von dem erzehlet wird/ daß/ als er einsmahl auf der Jagd auf dem/ zwischen Oldenburg und Delmenhorst liegenden Ossenberge (welches aber doch nur ein geringer Hügel ist) stille gehalten/ und ihm sehr gedurstet/ habe der Berg sich eröffnet/ und sey aus selben eine Jungfrau heraus getreten/ die ihm in einem Horn zutrincken gebracht/ dabey sie ihm und seinem Geschlechte/ wann er trincken würde/ grosse Glückseeligkeit versprochen; weil aber der Tranck übel gerochen/ habe der Graf solchen weggegossen/ das Horn hingegen behalten / ohngeachtet die Jungfer/ die endlich verschwunden/ solches gar inständig wieder begehret. Dieses Horn/ wird noch jetzo in der Königlichen Dänischen Kunst-Kammer gezeiget/ und will das Ertz/ daraus selbiges verfertiget/ kein Mensch kennen. Die allermeisten Fabeln/ haben/ wie etlichemahl schon erwehnet / etwas wahres zum Grunde; also mag hier auch was vorgegangen seyn/ ob uns gleich unbekannt worinnen solches eigentlich bestanden. Die gerne Erd-Geister / Wald-Männergen/ und dergleichen Dinge glauben/ werden sich leichte bereden / es sey die Uberbringerin dieses Horns von dieser Gattung gewesen. Aber woher will man sothane Geister behaupten? und warum lassen sich selbige so gar selten sehen? warum bringen sie auch aus ihren unter irdischen Schätzen denen Menschen nicht öffters etwas zu? oder was haben sie vor Werckstädte/ darinnen sie dergleichen Sachen verfertigen. Giebt es beyderley Geschlechte unter ihnen/ so müssen sie sich vermehren/ sie müssen aber einfolglich auch sterben? Allein / so dann seind sie keine Geister/ denn Geister haben keine Vermehrung/ noch eines doppelten Geschlechts nöthig? was seind denn auch ihre Verrichtungen in der Erden? und wie können sie daselbst denen andern Geschöpffen nutzen? Denn alles was GOtt geschaffen hat/ muß einen Entzweck und Nutzen haben: weil nun die Schrifft saget/ daß alles um des Menschen willen gemacht worden sey/ diese Geistergen hingegen insgemein als Feinde der Menschen angegeben werden/ so würde folgen/ daß GOtt etwas geschaffen/ das nicht gut wäre/ das denen Menschen schade/ und das einfolglich seine Ehre nicht verherliche welches aber sehr Gottloß geschlossen hiesse. Obgedachtes Horn aber/ kan Graf Otto zwar empfangen haben/ alleine es muß eben nicht von einer Erdgeistin herrühren / welche Fabel sich zugleich von daher mit verräth/ in-
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Zitationshilfe: | Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/483>, abgerufen am 16.02.2025. |