Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.get seyn/ und selbige/ ohne alle Beobachtung dem Untergange zu theil werden lassen/ daher die meisten derselben / die vor diesem denen Durchlauchtigen Geschlechtern den Nahmen und Aufenthalt gegeben/ jetzo entweder eigentlich gestanden haben. Zu Erhaltung hingegen der Römischen Antiquitaeten/ ist man auf das äusserste bemühet/ da doch solche nichts zu unser Gloire thun/ und wenig bran lieget/ ob dieser oder jener Stein mit der und der Inscription erhalten werde oder nicht. Allein/ so gehet es/ in ausländischen Sachen ist man zu Hause/ in einhimischen aber ein vollkommener Frembdling. Des Graevii und Gronovii Mühe/ die sie sich wegen der Römischen Alterthümer gegeben/ seynd zwar zu loben/ doch vermögen diese kostbare Dinge alle zusammen/ der Teutschen Historie/ auch nicht den allergerinsten Nutzen zu schaffen/ kan auch von daher nicht die mindeste/ so in-als ausländische / Teutschland angehende Streitigkeit entschieden werden. Was nützet denn also alle sothane Mühe/ Arbeit und Rosten? Wäre es denn nicht weit besser/ wenn wir dieses alles mit einander auf die gründliche Einrichtung der Teutschen Geschichte anwendeten? Wir machen ein Wesen/ von den Römischen alten Seltenheiten/ da doch/ wenn wir von denen Egyptischen/ Assyrischen und Persianischen ehemahligen Kostbarkeiten/ rechte Nachricht haben solten/ jene unstreitig/ nur als ein Schatten-Werck zu halten seyn würden. Man besehe desfals des Chardin Persianische/ und des Luca Ober-Egyptische Reise-Beschreibung/ allwo von gantz erstaunens würdigen kostbahren Alterthümern Bericht geschicht. Doch/ ita seculi genius fert. Ermeldter Rudolphus aber/ kam wegen seiner Tapfferkeit bey denen Teutschen Reichs-Ständen in sothanige Consideration, daß sie ihn 1273. zum Römischen Käyser erwähleten/ nachdem das Reich/ zwar durch kein so überaus langes interregnum, als zwar insgemein geglaubet wird/ ledig gestanden hatte; jedoch/ wegen unsäglicher Troublen, auf das hefftigste zerrüttet war. Dieser Rudolphus, hatte sich vor dem an des Bömischen Königs Ottocari Hoff/ als Hoff-Marschall aufgehalten/ weil nun dieser die Margaretham Hertzog Friederichs von Oesterreich Schwester/ zwar zur Gemahlin angenommen/ aber auch wieder verstossen/ jedoch sothaner Heyrath halber/ die Oesterreichischen Lande hinweg nahm/ so wandte sich jene an das Reich/ und suchte daselbst Schutz. Der Käyser Rudolphus, citirte den Ottocarum zur Lehns-Empfängniß/ indem Oesterreich ein Teutsches Reichs-Lehn wäre; Allein / eben dieses fiele dem Ottocaro gantz ungelegen/ daher es endlich zum Waffen / und kurtz darauf zum Frieden kam/ darinnen Ottocar die Lehn über Oesterreich zu empfahen sich erklärete/ welcher Actus auf einer/ in der Donau gelegenen Insul / unter einem Zelte geschahe/ das also zugerichtet war/ daß/ indem Ottocar vor dem Käyser auf den Knien lag/ und die Lehn get seyn/ und selbige/ ohne alle Beobachtung dem Untergange zu theil werden lassen/ daher die meisten derselben / die vor diesem denen Durchlauchtigen Geschlechtern den Nahmen und Aufenthalt gegeben/ jetzo entweder eigentlich gestanden haben. Zu Erhaltung hingegen der Römischen Antiquitaeten/ ist man auf das äusserste bemühet/ da doch solche nichts zu unser Gloire thun/ und wenig bran lieget/ ob dieser oder jener Stein mit der und der Inscription erhalten werde oder nicht. Allein/ so gehet es/ in ausländischen Sachen ist man zu Hause/ in einhimischen aber ein vollkommener Frembdling. Des Graevii und Gronovii Mühe/ die sie sich wegen der Römischen Alterthümer gegeben/ seynd zwar zu loben/ doch vermögen diese kostbare Dinge alle zusammen/ der Teutschen Historie/ auch nicht den allergerinsten Nutzen zu schaffen/ kan auch von daher nicht die mindeste/ so in-als ausländische / Teutschland angehende Streitigkeit entschieden werden. Was nützet denn also alle sothane Mühe/ Arbeit und Rosten? Wäre es denn nicht weit besser/ wenn wir dieses alles mit einander auf die gründliche Einrichtung der Teutschen Geschichte anwendeten? Wir machen ein Wesen/ von den Römischen alten Seltenheiten/ da doch/ wenn wir von denen Egyptischen/ Assyrischen und Persianischen ehemahligen Kostbarkeiten/ rechte Nachricht haben solten/ jene unstreitig/ nur als ein Schatten-Werck zu halten seyn würden. Man besehe desfals des Chardin Persianische/ und des Luca Ober-Egyptische Reise-Beschreibung/ allwo von gantz erstaunens würdigen kostbahren Alterthümern Bericht geschicht. Doch/ ita seculi genius fert. Ermeldter Rudolphus aber/ kam wegen seiner Tapfferkeit bey denen Teutschen Reichs-Ständen in sothanige Consideration, daß sie ihn 1273. zum Römischen Käyser erwähleten/ nachdem das Reich/ zwar durch kein so überaus langes interregnum, als zwar insgemein geglaubet wird/ ledig gestanden hatte; jedoch/ wegen unsäglicher Troublen, auf das hefftigste zerrüttet war. Dieser Rudolphus, hatte sich vor dem an des Bömischen Königs Ottocari Hoff/ als Hoff-Marschall aufgehalten/ weil nun dieser die Margaretham Hertzog Friederichs von Oesterreich Schwester/ zwar zur Gemahlin angenommen/ aber auch wieder verstossen/ jedoch sothaner Heyrath halber/ die Oesterreichischen Lande hinweg nahm/ so wandte sich jene an das Reich/ und suchte daselbst Schutz. Der Käyser Rudolphus, citirte den Ottocarum zur Lehns-Empfängniß/ indem Oesterreich ein Teutsches Reichs-Lehn wäre; Allein / eben dieses fiele dem Ottocaro gantz ungelegen/ daher es endlich zum Waffen / und kurtz darauf zum Frieden kam/ darinnen Ottocar die Lehn über Oesterreich zu empfahen sich erklärete/ welcher Actus auf einer/ in der Donau gelegenen Insul / unter einem Zelte geschahe/ das also zugerichtet war/ daß/ indem Ottocar vor dem Käyser auf den Knien lag/ und die Lehn <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0046" n="4"/> get seyn/ und selbige/ ohne alle Beobachtung dem Untergange zu theil werden lassen/ daher die meisten derselben / die vor diesem denen Durchlauchtigen Geschlechtern den Nahmen und Aufenthalt gegeben/ jetzo entweder eigentlich gestanden haben. Zu Erhaltung hingegen der Römischen Antiquitaeten/ ist man auf das äusserste bemühet/ da doch solche nichts zu unser Gloire thun/ und wenig bran lieget/ ob dieser oder jener Stein mit der und der Inscription erhalten werde oder nicht. Allein/ so gehet es/ in ausländischen Sachen ist man zu Hause/ in einhimischen aber ein vollkommener Frembdling. Des Graevii und Gronovii Mühe/ die sie sich wegen der Römischen Alterthümer gegeben/ seynd zwar zu loben/ doch vermögen diese kostbare Dinge alle zusammen/ der Teutschen Historie/ auch nicht den allergerinsten Nutzen zu schaffen/ kan auch von daher nicht die mindeste/ so in-als ausländische / Teutschland angehende Streitigkeit entschieden werden. Was nützet denn also alle sothane Mühe/ Arbeit und Rosten? Wäre es denn nicht weit besser/ wenn wir dieses alles mit einander auf die gründliche Einrichtung der Teutschen Geschichte anwendeten? Wir machen ein Wesen/ von den Römischen alten Seltenheiten/ da doch/ wenn wir von denen Egyptischen/ Assyrischen und Persianischen ehemahligen Kostbarkeiten/ rechte Nachricht haben solten/ jene unstreitig/ nur als ein Schatten-Werck zu halten seyn würden. Man besehe desfals des Chardin Persianische/ und des Luca Ober-Egyptische Reise-Beschreibung/ allwo von gantz erstaunens würdigen kostbahren Alterthümern Bericht geschicht. Doch/ ita seculi genius fert. Ermeldter Rudolphus aber/ kam wegen seiner Tapfferkeit bey denen Teutschen Reichs-Ständen in sothanige Consideration, daß sie ihn 1273. zum Römischen Käyser erwähleten/ nachdem das Reich/ zwar durch kein so überaus langes interregnum, als zwar insgemein geglaubet wird/ ledig gestanden hatte; jedoch/ wegen unsäglicher Troublen, auf das hefftigste zerrüttet war. Dieser Rudolphus, hatte sich vor dem an des Bömischen Königs Ottocari Hoff/ als Hoff-Marschall aufgehalten/ weil nun dieser die Margaretham Hertzog Friederichs von Oesterreich Schwester/ zwar zur Gemahlin angenommen/ aber auch wieder verstossen/ jedoch sothaner Heyrath halber/ die Oesterreichischen Lande hinweg nahm/ so wandte sich jene an das Reich/ und suchte daselbst Schutz. Der Käyser Rudolphus, citirte den Ottocarum zur Lehns-Empfängniß/ indem Oesterreich ein Teutsches Reichs-Lehn wäre; Allein / eben dieses fiele dem Ottocaro gantz ungelegen/ daher es endlich zum Waffen / und kurtz darauf zum Frieden kam/ darinnen Ottocar die Lehn über Oesterreich zu empfahen sich erklärete/ welcher Actus auf einer/ in der Donau gelegenen Insul / unter einem Zelte geschahe/ das also zugerichtet war/ daß/ indem Ottocar vor dem Käyser auf den Knien lag/ und die Lehn </p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0046]
get seyn/ und selbige/ ohne alle Beobachtung dem Untergange zu theil werden lassen/ daher die meisten derselben / die vor diesem denen Durchlauchtigen Geschlechtern den Nahmen und Aufenthalt gegeben/ jetzo entweder eigentlich gestanden haben. Zu Erhaltung hingegen der Römischen Antiquitaeten/ ist man auf das äusserste bemühet/ da doch solche nichts zu unser Gloire thun/ und wenig bran lieget/ ob dieser oder jener Stein mit der und der Inscription erhalten werde oder nicht. Allein/ so gehet es/ in ausländischen Sachen ist man zu Hause/ in einhimischen aber ein vollkommener Frembdling. Des Graevii und Gronovii Mühe/ die sie sich wegen der Römischen Alterthümer gegeben/ seynd zwar zu loben/ doch vermögen diese kostbare Dinge alle zusammen/ der Teutschen Historie/ auch nicht den allergerinsten Nutzen zu schaffen/ kan auch von daher nicht die mindeste/ so in-als ausländische / Teutschland angehende Streitigkeit entschieden werden. Was nützet denn also alle sothane Mühe/ Arbeit und Rosten? Wäre es denn nicht weit besser/ wenn wir dieses alles mit einander auf die gründliche Einrichtung der Teutschen Geschichte anwendeten? Wir machen ein Wesen/ von den Römischen alten Seltenheiten/ da doch/ wenn wir von denen Egyptischen/ Assyrischen und Persianischen ehemahligen Kostbarkeiten/ rechte Nachricht haben solten/ jene unstreitig/ nur als ein Schatten-Werck zu halten seyn würden. Man besehe desfals des Chardin Persianische/ und des Luca Ober-Egyptische Reise-Beschreibung/ allwo von gantz erstaunens würdigen kostbahren Alterthümern Bericht geschicht. Doch/ ita seculi genius fert. Ermeldter Rudolphus aber/ kam wegen seiner Tapfferkeit bey denen Teutschen Reichs-Ständen in sothanige Consideration, daß sie ihn 1273. zum Römischen Käyser erwähleten/ nachdem das Reich/ zwar durch kein so überaus langes interregnum, als zwar insgemein geglaubet wird/ ledig gestanden hatte; jedoch/ wegen unsäglicher Troublen, auf das hefftigste zerrüttet war. Dieser Rudolphus, hatte sich vor dem an des Bömischen Königs Ottocari Hoff/ als Hoff-Marschall aufgehalten/ weil nun dieser die Margaretham Hertzog Friederichs von Oesterreich Schwester/ zwar zur Gemahlin angenommen/ aber auch wieder verstossen/ jedoch sothaner Heyrath halber/ die Oesterreichischen Lande hinweg nahm/ so wandte sich jene an das Reich/ und suchte daselbst Schutz. Der Käyser Rudolphus, citirte den Ottocarum zur Lehns-Empfängniß/ indem Oesterreich ein Teutsches Reichs-Lehn wäre; Allein / eben dieses fiele dem Ottocaro gantz ungelegen/ daher es endlich zum Waffen / und kurtz darauf zum Frieden kam/ darinnen Ottocar die Lehn über Oesterreich zu empfahen sich erklärete/ welcher Actus auf einer/ in der Donau gelegenen Insul / unter einem Zelte geschahe/ das also zugerichtet war/ daß/ indem Ottocar vor dem Käyser auf den Knien lag/ und die Lehn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/46 |
Zitationshilfe: | Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/46>, abgerufen am 16.07.2024. |