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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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ten/ wenigstens zehlet Ptolomaeus sehr viel Burgge/ wie es damahls hieß/ daher können sie auch welche Städte gehabt haben/ ob solche gleich unbemauert gewesen/ und der Catten ihre Hauptstadt Mattiacum, ist aus der Historie sattsam bekannt.

Thes. V.

In dem Hause Mecklenburg/ finden sich verschieden Printzen/ die selbigem zu nicht geringen Ruhm gereichen.

Es ist unstreitig wahr/ daß die meiften Könige der Obotriten tapffere Helden gewesen/ und nicht geringe Thaten verrichtet gehabt/ ungeachtet die Münche / die solche/ obschon nur obenhin/ aufgezeichnet/ selbige nicht wenig verdunckeln/ aus keiner andern Ursach/ als weil diese Printzen jener ihre Religion nicht annehmen wollen: Eben als ob zu Begehung heldenmühtiger Verrichtung nothwendig erfordert werde/ daß einer dieser Leute ihre Religion eingesogen haben müsse. Zwar die meisten Geschichtschreiber/ der nunmehr gereinigten Religion, beten diesen albern München alles nach/ und wenn jene verdammen/ den verdammen sie auch: Aber das heisset eine Sache mit keinem unpartheyischen judicio historico angesehen/ indem man desfalls jeden sein Recht thun/ und keine Absicht auf einige Religion haben muß. Solchergestalt ists dem Hause Mecklenburg allerdings ein nicht geringer Ruhm/ daß von dessen Uhralten und Königlichen Vorfahren/ der Radegast oder Radegasus, von dem oben / durch seine tapffere Thaten/ es so weit gebracht/ daß seine Unterthanen ihn vor einen Gott ehreten/ denn man redet hier nicht Theologice, oder was nach den Lehr-Sätzen unsers allertheuresten Heylandes rech heisset/ denn so müsten viele wackere Catholicken auch verworffen werden/ welches doch ferne sey/ sondern die Begebenheiten werden vielmehr politice betrachtet. Dieser Radegast, gieng mit einer Armee von 200000. Mann Wenden und Heruler nach Italien/ er sol aber daselbst/ wie oben erinnert worden/ mit alle dieser Mannschaft von dem Stilicone seyn erschlagen worden. Also schwatzen die Römischen Geschicht-Schreiber/ denen die andern es nachschreiben: Doch diese angegebene Niederlage der Obotriten oder Wenden ist ausser Zweifel nur in jener ihren Gehirn geschehen/ und mag seyn/ daß der Radegast etwan eine mißliche Schlacht gehalten/ weil aber doch die Römer/ diesen ihren vermeinten Sieg nicht verfolgeten/ sondern vielmehr wenig Jahre daraus/ die Wenden oder Heruler mit einer überaus starcken Armee nicht nur Italien übernhauffen warffen/ sondern auch ein groß Stück von Africa bezwungen; so wil sich nicht die geringste Wahrscheinlichkeit finden/ die diesem angegebenen Siege der Römer zu statten kommen könte. Denn wer in einer Schlacht 200000 Köpffe verliehret/ der hat gewiß eine solche Niederlage empfangen/ die er schwerlich wieder verwindet / und sehe man/ zum

ten/ wenigstens zehlet Ptolomaeus sehr viel Burgge/ wie es damahls hieß/ daher können sie auch welche Städte gehabt haben/ ob solche gleich unbemauert gewesen/ und der Catten ihre Hauptstadt Mattiacum, ist aus der Historie sattsam bekannt.

Thes. V.

In dem Hause Mecklenburg/ finden sich verschieden Printzen/ die selbigem zu nicht geringen Ruhm gereichen.

Es ist unstreitig wahr/ daß die meiften Könige der Obotriten tapffere Helden gewesen/ und nicht geringe Thaten verrichtet gehabt/ ungeachtet die Münche / die solche/ obschon nur obenhin/ aufgezeichnet/ selbige nicht wenig verdunckeln/ aus keiner andern Ursach/ als weil diese Printzen jener ihre Religion nicht annehmen wollen: Eben als ob zu Begehung heldenmühtiger Verrichtung nothwendig erfordert werde/ daß einer dieser Leute ihre Religion eingesogen haben müsse. Zwar die meisten Geschichtschreiber/ der nunmehr gereinigten Religion, beten diesen albern München alles nach/ und wenn jene verdammen/ den verdammen sie auch: Aber das heisset eine Sache mit keinem unpartheyischen judicio historico angesehen/ indem man desfalls jeden sein Recht thun/ und keine Absicht auf einige Religion haben muß. Solchergestalt ists dem Hause Mecklenburg allerdings ein nicht geringer Ruhm/ daß von dessen Uhralten und Königlichen Vorfahren/ der Radegast oder Radegasus, von dem oben / durch seine tapffere Thaten/ es so weit gebracht/ daß seine Unterthanen ihn vor einen Gott ehreten/ denn man redet hier nicht Theologice, oder was nach den Lehr-Sätzen unsers allertheuresten Heylandes rech heisset/ denn so müsten viele wackere Catholicken auch verworffen werden/ welches doch ferne sey/ sondern die Begebenheiten werden vielmehr politice betrachtet. Dieser Radegast, gieng mit einer Armee von 200000. Mann Wenden und Heruler nach Italien/ er sol aber daselbst/ wie oben erinnert worden/ mit alle dieser Mannschaft von dem Stilicone seyn erschlagen worden. Also schwatzen die Römischen Geschicht-Schreiber/ denen die andern es nachschreiben: Doch diese angegebene Niederlage der Obotriten oder Wenden ist ausser Zweifel nur in jener ihren Gehirn geschehen/ und mag seyn/ daß der Radegast etwan eine mißliche Schlacht gehalten/ weil aber doch die Römer/ diesen ihren vermeinten Sieg nicht verfolgeten/ sondern vielmehr wenig Jahre daraus/ die Wenden oder Heruler mit einer überaus starcken Armee nicht nur Italien übernhauffen warffen/ sondern auch ein groß Stück von Africa bezwungen; so wil sich nicht die geringste Wahrscheinlichkeit finden/ die diesem angegebenen Siege der Römer zu statten kommen könte. Denn wer in einer Schlacht 200000 Köpffe verliehret/ der hat gewiß eine solche Niederlage empfangen/ die er schwerlich wieder verwindet / und sehe man/ zum

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[394/0442] ten/ wenigstens zehlet Ptolomaeus sehr viel Burgge/ wie es damahls hieß/ daher können sie auch welche Städte gehabt haben/ ob solche gleich unbemauert gewesen/ und der Catten ihre Hauptstadt Mattiacum, ist aus der Historie sattsam bekannt. Thes. V. In dem Hause Mecklenburg/ finden sich verschieden Printzen/ die selbigem zu nicht geringen Ruhm gereichen. Es ist unstreitig wahr/ daß die meiften Könige der Obotriten tapffere Helden gewesen/ und nicht geringe Thaten verrichtet gehabt/ ungeachtet die Münche / die solche/ obschon nur obenhin/ aufgezeichnet/ selbige nicht wenig verdunckeln/ aus keiner andern Ursach/ als weil diese Printzen jener ihre Religion nicht annehmen wollen: Eben als ob zu Begehung heldenmühtiger Verrichtung nothwendig erfordert werde/ daß einer dieser Leute ihre Religion eingesogen haben müsse. Zwar die meisten Geschichtschreiber/ der nunmehr gereinigten Religion, beten diesen albern München alles nach/ und wenn jene verdammen/ den verdammen sie auch: Aber das heisset eine Sache mit keinem unpartheyischen judicio historico angesehen/ indem man desfalls jeden sein Recht thun/ und keine Absicht auf einige Religion haben muß. Solchergestalt ists dem Hause Mecklenburg allerdings ein nicht geringer Ruhm/ daß von dessen Uhralten und Königlichen Vorfahren/ der Radegast oder Radegasus, von dem oben / durch seine tapffere Thaten/ es so weit gebracht/ daß seine Unterthanen ihn vor einen Gott ehreten/ denn man redet hier nicht Theologice, oder was nach den Lehr-Sätzen unsers allertheuresten Heylandes rech heisset/ denn so müsten viele wackere Catholicken auch verworffen werden/ welches doch ferne sey/ sondern die Begebenheiten werden vielmehr politice betrachtet. Dieser Radegast, gieng mit einer Armee von 200000. Mann Wenden und Heruler nach Italien/ er sol aber daselbst/ wie oben erinnert worden/ mit alle dieser Mannschaft von dem Stilicone seyn erschlagen worden. Also schwatzen die Römischen Geschicht-Schreiber/ denen die andern es nachschreiben: Doch diese angegebene Niederlage der Obotriten oder Wenden ist ausser Zweifel nur in jener ihren Gehirn geschehen/ und mag seyn/ daß der Radegast etwan eine mißliche Schlacht gehalten/ weil aber doch die Römer/ diesen ihren vermeinten Sieg nicht verfolgeten/ sondern vielmehr wenig Jahre daraus/ die Wenden oder Heruler mit einer überaus starcken Armee nicht nur Italien übernhauffen warffen/ sondern auch ein groß Stück von Africa bezwungen; so wil sich nicht die geringste Wahrscheinlichkeit finden/ die diesem angegebenen Siege der Römer zu statten kommen könte. Denn wer in einer Schlacht 200000 Köpffe verliehret/ der hat gewiß eine solche Niederlage empfangen/ die er schwerlich wieder verwindet / und sehe man/ zum

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/442>, abgerufen am 23.11.2024.