Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.sich verschiedene Gelehrte fanden/ die sich um solche bekümmerten; Ob es auch gleich seine Richtigkeit hat/ daß wir gantze Volumina der sogenannten Scriptorum rerum Germanicarum zehlen/ nichts destoweniger haben die ersten ermelte Reichs Historie gleichsam nur von ungefähr/ und als ein Nebenwerck tractiret/ die andern hingegen/ die zwar den euserlichen Ansehen nach/ scheinen rechte Historici zu seyn/ legen/ wenn man sie genau betrachtet/ nichts anders vor / als ein blosses Stückwerck/ indem sie die wichtigsten Begebenheiten entweder gar aussen gelassen/ oder aber nur mit wenig Worten berühren/ und sich hingegen in unartigen unnützen Dingen/ nach dee Länge aufhalten: Zugeschweigen / daß die allerwenigsten verstanden/ was zu einemtüchtigen Historico gehöre / da zugleich auch fast die meisten an den Gebrechen kranck liegen/ daß sie ihre Chroniken entweder mit Erschaffung der Welt/ oder aber mit dem Römischen Staate anfangen/ einfolglich eines mit dem andern gantz unverständig vermischen. Als / wie gedacht/ die guten Künste und Studia, durch die Reformation in Teutschland bekant worden/ haben sich die Gelehrten nicht groß angelegen seyn lassen/ die Geschichte unsers Vaterlandes behörig aufzusuchen/ und indem es ja von einigen geschehen/ so bedeutet solches entweder nicht viel/ oder sie haben sich bloß an die sogenannten Scriptores rerum Germanicarum gebunden/ ohne zu erwegen / was etwa dem Juri Publico des teutschen Reichs von daher vor ein Nutzen mit zuwachsen könne. Im vorigen Seculo, haben zwar einige Gelahrte angefangen/ sich um die Teutsche Reichs Historie etwas mehrers zu bekümmern; jedoch ist ihre Arbeit eben so gar sonderlich nicht/ sondern sie unterlieget vielmehr nur beruhrten Mängeln und Gebrechen. Solchergestalt findet Dieterici. sich des Dieterici Historia Imperatorum. Er war im vorigen Seculo Professor zu Giessen, und würde sein Werck nicht uneben gerahten seyn/ wenn er solches nur zum Stande gebracht hätte/ wiewohl vorangezogene Mängel sich an selbem hin und wieder finden: Jedoch muß man des Mannes seinen Fleiß rühmen/ indem er gleichsam das Eyß gebrochen hat. Einleitung zur Römisch. Teutschen Historie. Gegen Ende des vorigen Seculi, kam in Leipzig die Einleitung zur Römischen Teutschen Historie heraus / allein der Titul weiset gleich/ daß man an dieser Einleitung dasjenige sich nicht versprechen dürffe/ was sie hier zu praestiren vermeint gehabt. Denn was hat doch unser Reich vor eine Connexion mit den Römischen/ indem es beyde zwey gantz besondere Staaten seyn? So weiset auch der Augenschein/ daß der Verfasser in den ältern Teutschen Geschichten viel zukurtz gegangen/ da er sich hingegen in dem Römischen unnöhtig aufgehalten: Nicht zugedencken/ daß allenthalben falsche Meinungen und Principia eingeflossen/ jedoch hat er in der neuen teutschen Historie/ dann und wann einige/ nicht zu ver- sich verschiedene Gelehrte fanden/ die sich um solche bekümmerten; Ob es auch gleich seine Richtigkeit hat/ daß wir gantze Volumina der sogenannten Scriptorum rerum Germanicarum zehlen/ nichts destoweniger haben die ersten ermelte Reichs Historie gleichsam nur von ungefähr/ und als ein Nebenwerck tractiret/ die andern hingegen/ die zwar den euserlichen Ansehen nach/ scheinen rechte Historici zu seyn/ legen/ wenn man sie genau betrachtet/ nichts anders vor / als ein blosses Stückwerck/ indem sie die wichtigsten Begebenheiten entweder gar aussen gelassen/ oder aber nur mit wenig Worten berühren/ und sich hingegen in unartigen unnützen Dingen/ nach dee Länge aufhalten: Zugeschweigen / daß die allerwenigsten verstanden/ was zu einemtüchtigen Historico gehöre / da zugleich auch fast die meisten an den Gebrechen kranck liegen/ daß sie ihre Chroniken entweder mit Erschaffung der Welt/ oder aber mit dem Römischen Staate anfangen/ einfolglich eines mit dem andern gantz unverständig vermischen. Als / wie gedacht/ die guten Künste und Studia, durch die Reformation in Teutschland bekant worden/ haben sich die Gelehrten nicht groß angelegen seyn lassen/ die Geschichte unsers Vaterlandes behörig aufzusuchen/ und indem es ja von einigen geschehen/ so bedeutet solches entweder nicht viel/ oder sie haben sich bloß an die sogenannten Scriptores rerum Germanicarum gebunden/ ohne zu erwegen / was etwa dem Juri Publico des teutschen Reichs von daher vor ein Nutzen mit zuwachsen könne. Im vorigen Seculo, haben zwar einige Gelahrte angefangen/ sich um die Teutsche Reichs Historie etwas mehrers zu bekümmern; jedoch ist ihre Arbeit eben so gar sonderlich nicht/ sondern sie unterlieget vielmehr nur beruhrten Mängeln und Gebrechen. Solchergestalt findet Dieterici. sich des Dieterici Historia Imperatorum. Er war im vorigen Seculo Professor zu Giessen, und würde sein Werck nicht uneben gerahten seyn/ wenn er solches nur zum Stande gebracht hätte/ wiewohl vorangezogene Mängel sich an selbem hin und wieder finden: Jedoch muß man des Mannes seinen Fleiß rühmen/ indem er gleichsam das Eyß gebrochen hat. Einleitung zur Römisch. Teutschen Historie. Gegen Ende des vorigen Seculi, kam in Leipzig die Einleitung zur Römischen Teutschen Historie heraus / allein der Titul weiset gleich/ daß man an dieser Einleitung dasjenige sich nicht versprechen dürffe/ was sie hier zu praestiren vermeint gehabt. Denn was hat doch unser Reich vor eine Connexion mit den Römischen/ indem es beyde zwey gantz besondere Staaten seyn? So weiset auch der Augenschein/ daß der Verfasser in den ältern Teutschen Geschichten viel zukurtz gegangen/ da er sich hingegen in dem Römischen unnöhtig aufgehalten: Nicht zugedencken/ daß allenthalben falsche Meinungen und Principia eingeflossen/ jedoch hat er in der neuen teutschen Historie/ dann und wann einige/ nicht zu ver- <TEI> <text> <front> <div> <p><pb facs="#f0038"/> sich verschiedene Gelehrte fanden/ die sich um solche bekümmerten; Ob es auch gleich seine Richtigkeit hat/ daß wir gantze Volumina der sogenannten Scriptorum rerum Germanicarum zehlen/ nichts destoweniger haben die ersten ermelte Reichs Historie gleichsam nur von ungefähr/ und als ein Nebenwerck tractiret/ die andern hingegen/ die zwar den euserlichen Ansehen nach/ scheinen rechte Historici zu seyn/ legen/ wenn man sie genau betrachtet/ nichts anders vor / als ein blosses Stückwerck/ indem sie die wichtigsten Begebenheiten entweder gar aussen gelassen/ oder aber nur mit wenig Worten berühren/ und sich hingegen in unartigen unnützen Dingen/ nach dee Länge aufhalten: Zugeschweigen / daß die allerwenigsten verstanden/ was zu einemtüchtigen Historico gehöre / da zugleich auch fast die meisten an den Gebrechen kranck liegen/ daß sie ihre Chroniken entweder mit Erschaffung der Welt/ oder aber mit dem Römischen Staate anfangen/ einfolglich eines mit dem andern gantz unverständig vermischen. Als / wie gedacht/ die guten Künste und Studia, durch die Reformation in Teutschland bekant worden/ haben sich die Gelehrten nicht groß angelegen seyn lassen/ die Geschichte unsers Vaterlandes behörig aufzusuchen/ und indem es ja von einigen geschehen/ so bedeutet solches entweder nicht viel/ oder sie haben sich bloß an die sogenannten Scriptores rerum Germanicarum gebunden/ ohne zu erwegen / was etwa dem Juri Publico des teutschen Reichs von daher vor ein Nutzen mit zuwachsen könne. Im vorigen Seculo, haben zwar einige Gelahrte angefangen/ sich um die Teutsche Reichs Historie etwas mehrers zu bekümmern; jedoch ist ihre Arbeit eben so gar sonderlich nicht/ sondern sie unterlieget vielmehr nur beruhrten Mängeln und Gebrechen. Solchergestalt findet <note place="left">Dieterici.</note> sich des Dieterici Historia Imperatorum. Er war im vorigen Seculo Professor zu Giessen, und würde sein Werck nicht uneben gerahten seyn/ wenn er solches nur zum Stande gebracht hätte/ wiewohl vorangezogene Mängel sich an selbem hin und wieder finden: Jedoch muß man des Mannes seinen Fleiß rühmen/ indem er gleichsam das Eyß gebrochen hat. <note place="left">Einleitung zur Römisch. Teutschen Historie.</note> Gegen Ende des vorigen Seculi, kam in Leipzig die Einleitung zur Römischen Teutschen Historie heraus / allein der Titul weiset gleich/ daß man an dieser Einleitung dasjenige sich nicht versprechen dürffe/ was sie hier zu praestiren vermeint gehabt. Denn was hat doch unser Reich vor eine Connexion mit den Römischen/ indem es beyde zwey gantz besondere Staaten seyn? So weiset auch der Augenschein/ daß der Verfasser in den ältern Teutschen Geschichten viel zukurtz gegangen/ da er sich hingegen in dem Römischen unnöhtig aufgehalten: Nicht zugedencken/ daß allenthalben falsche Meinungen und Principia eingeflossen/ jedoch hat er in der neuen teutschen Historie/ dann und wann einige/ nicht zu ver- </p> </div> </front> </text> </TEI> [0038]
sich verschiedene Gelehrte fanden/ die sich um solche bekümmerten; Ob es auch gleich seine Richtigkeit hat/ daß wir gantze Volumina der sogenannten Scriptorum rerum Germanicarum zehlen/ nichts destoweniger haben die ersten ermelte Reichs Historie gleichsam nur von ungefähr/ und als ein Nebenwerck tractiret/ die andern hingegen/ die zwar den euserlichen Ansehen nach/ scheinen rechte Historici zu seyn/ legen/ wenn man sie genau betrachtet/ nichts anders vor / als ein blosses Stückwerck/ indem sie die wichtigsten Begebenheiten entweder gar aussen gelassen/ oder aber nur mit wenig Worten berühren/ und sich hingegen in unartigen unnützen Dingen/ nach dee Länge aufhalten: Zugeschweigen / daß die allerwenigsten verstanden/ was zu einemtüchtigen Historico gehöre / da zugleich auch fast die meisten an den Gebrechen kranck liegen/ daß sie ihre Chroniken entweder mit Erschaffung der Welt/ oder aber mit dem Römischen Staate anfangen/ einfolglich eines mit dem andern gantz unverständig vermischen. Als / wie gedacht/ die guten Künste und Studia, durch die Reformation in Teutschland bekant worden/ haben sich die Gelehrten nicht groß angelegen seyn lassen/ die Geschichte unsers Vaterlandes behörig aufzusuchen/ und indem es ja von einigen geschehen/ so bedeutet solches entweder nicht viel/ oder sie haben sich bloß an die sogenannten Scriptores rerum Germanicarum gebunden/ ohne zu erwegen / was etwa dem Juri Publico des teutschen Reichs von daher vor ein Nutzen mit zuwachsen könne. Im vorigen Seculo, haben zwar einige Gelahrte angefangen/ sich um die Teutsche Reichs Historie etwas mehrers zu bekümmern; jedoch ist ihre Arbeit eben so gar sonderlich nicht/ sondern sie unterlieget vielmehr nur beruhrten Mängeln und Gebrechen. Solchergestalt findet sich des Dieterici Historia Imperatorum. Er war im vorigen Seculo Professor zu Giessen, und würde sein Werck nicht uneben gerahten seyn/ wenn er solches nur zum Stande gebracht hätte/ wiewohl vorangezogene Mängel sich an selbem hin und wieder finden: Jedoch muß man des Mannes seinen Fleiß rühmen/ indem er gleichsam das Eyß gebrochen hat. Gegen Ende des vorigen Seculi, kam in Leipzig die Einleitung zur Römischen Teutschen Historie heraus / allein der Titul weiset gleich/ daß man an dieser Einleitung dasjenige sich nicht versprechen dürffe/ was sie hier zu praestiren vermeint gehabt. Denn was hat doch unser Reich vor eine Connexion mit den Römischen/ indem es beyde zwey gantz besondere Staaten seyn? So weiset auch der Augenschein/ daß der Verfasser in den ältern Teutschen Geschichten viel zukurtz gegangen/ da er sich hingegen in dem Römischen unnöhtig aufgehalten: Nicht zugedencken/ daß allenthalben falsche Meinungen und Principia eingeflossen/ jedoch hat er in der neuen teutschen Historie/ dann und wann einige/ nicht zu ver-
Dieterici.
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Zitationshilfe: | Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/38>, abgerufen am 23.07.2024. |