Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.ihm auch gar wohl gelungen. Hierbey ist die Nachläßigkeit der alten Teutschen Scribenten billig zu beklagen/ indem sie zwar eine Menge liederlicher und nichts heissender Begebenheiten aufgezeichnet/ als wenn zum exempel ein Bischoff gestorben/ oder erwehlet worden/ oder ein neuer Heiliger aufgekommen/ oder wo dieser und jener seinen Aberglauben gepflogen/ und was dergleichen unwürdiger Dinge mehr seyn / sintemahl an selbigen der mahren Historie wenig lieget. Hauptwichtige Sachen aber/ und die vornemlich zur Historie gehören/ seind von ihnen offt kaum mit 2. oder 3. Worten berühret worden. Also gedencket zwar/ obberuhrter Autor nebst andern/ es habe/ Hertzog Heinrich sich vertheidiget/ und über zugefügtes Unrecht beschwehret/ indem er behauptet / injuste de se judicatum esse: se de Svevia oriundum & nulla proscriptione damnari posse, non convictum in terra nativitatis suae Die völligen Umstände aber seiner defension lassen sie weg/ weil solche nicht in ihren Krahm dieneten / wiewohl aus diesem wenigen Worten sattsam erhellet/ wie Unrecht mit ihm sey verfahren worden. Jedoch zu dem hohen Braunschweigischen Hause/ wieder zurück zu kehren/ so ist unter seine/ in denen alten Zeiten gehabten anderwärtige Aufnahmen/ dieses mit zu rechnen daß es den Hertzoglichen Titul wieder bekommen; ob schon an Lande ihm in so weit nicht viel mehr zu gewachsen/ ausser daß einige Grafschaften/ als die Högische/ Diepholdische/ und welche andere ausstarben/ und ihm anheim fielen: dann/ daß die zertheilten Linien auch meistens ausgiengen/ mithin die Länder nach und nach wiederum zusammen kamen / auf welche Art/ das Churhauß/ den Zellischen Antheil Anno 1705. erhalten hat. Zu Ende des vorigen Seculi aber/ wie auch im gegemwärtigen/ ist ihm der aller gröste Zuwachs/ so wohl an Hoheiten/ als auch Ländern angedien/ indem der Allerhöchste selbiges vornehmlich mit einer menge Krohnen beseeliget hat. Der Anfang/ geschahe durch Erlangung der Chur-Würde welche der grosse Ernst August 1692. vom dem Kayser Leopoldo erhielte. Dieser Herr/ hatte um das Reich/ und sonderlich um das Hauß Oestereich/ sich dermassen verdient gemacht/ daß er mit dem Chur Titul billig beehret wurde. Zwar ist es an dem/ daß viele Reichs-Fürsten mit dieser Erhöhung nicht recht zufrieden/ wie den die deswevorgefallene Jrrungen am angefürten Orthe weiter nachzusehen: alleine die Widersprechung geschahe eines Theils nicht so wohl aus einem Haß/ als ob sie sothane Ehre dem Hochfürstlichen Hause Braunschweig nicht gönneten/ sondern vielmmehr weil der Kayser deren Einwilligung nicht auch verlanget gehabt/ welches/ daß es hätte geschehen sollen/ von denen opponenten zu behaupten gesuchet ward; Anderntheils / rührete diese opposition aus einem politischen Praejudicio her/ ob dürffte nemlich und könte die güldene Bulle nicht geändert werden. Nun ist es andem / die güldene Bulle, ist eines l. cit. c. 24. V. Act. de Novem virat.
ihm auch gar wohl gelungen. Hierbey ist die Nachläßigkeit der alten Teutschen Scribenten billig zu beklagen/ indem sie zwar eine Menge liederlicher und nichts heissender Begebenheiten aufgezeichnet/ als wenn zum exempel ein Bischoff gestorben/ oder erwehlet worden/ oder ein neuer Heiliger aufgekommen/ oder wo dieser und jener seinen Aberglauben gepflogen/ und was dergleichen unwürdiger Dinge mehr seyn / sintemahl an selbigen der mahren Historie wenig lieget. Hauptwichtige Sachen aber/ und die vornemlich zur Historie gehören/ seind von ihnen offt kaum mit 2. oder 3. Worten berühret worden. Also gedencket zwar/ obberuhrter Autor nebst andern/ es habe/ Hertzog Heinrich sich vertheidiget/ und über zugefügtes Unrecht beschwehret/ indem er behauptet / injuste de se judicatum esse: se de Svevia oriundum & nulla proscriptione damnari posse, non convictum in terra nativitatis suae Die völligen Umstände aber seiner defension lassen sie weg/ weil solche nicht in ihren Krahm dieneten / wiewohl aus diesem wenigen Worten sattsam erhellet/ wie Unrecht mit ihm sey verfahren worden. Jedoch zu dem hohen Braunschweigischen Hause/ wieder zurück zu kehren/ so ist unter seine/ in denen alten Zeiten gehabten anderwärtige Aufnahmen/ dieses mit zu rechnen daß es den Hertzoglichen Titul wieder bekommen; ob schon an Lande ihm in so weit nicht viel mehr zu gewachsen/ ausser daß einige Grafschaften/ als die Högische/ Diepholdische/ und welche andere ausstarben/ und ihm anheim fielen: dann/ daß die zertheilten Linien auch meistens ausgiengen/ mithin die Länder nach und nach wiederum zusammen kamen / auf welche Art/ das Churhauß/ den Zellischen Antheil Anno 1705. erhalten hat. Zu Ende des vorigen Seculi aber/ wie auch im gegemwärtigen/ ist ihm der aller gröste Zuwachs/ so wohl an Hoheiten/ als auch Ländern angedien/ indem der Allerhöchste selbiges vornehmlich mit einer menge Krohnen beseeliget hat. Der Anfang/ geschahe durch Erlangung der Chur-Würde welche der grosse Ernst August 1692. vom dem Kayser Leopoldo erhielte. Dieser Herr/ hatte um das Reich/ und sonderlich um das Hauß Oestereich/ sich dermassen verdient gemacht/ daß er mit dem Chur Titul billig beehret wurde. Zwar ist es an dem/ daß viele Reichs-Fürsten mit dieser Erhöhung nicht recht zufrieden/ wie den die deswevorgefallene Jrrungen am angefürten Orthe weiter nachzusehen: alleine die Widersprechung geschahe eines Theils nicht so wohl aus einem Haß/ als ob sie sothane Ehre dem Hochfürstlichen Hause Braunschweig nicht gönneten/ sondern vielmmehr weil der Kayser deren Einwilligung nicht auch verlanget gehabt/ welches/ daß es hätte geschehen sollen/ von denen opponenten zu behaupten gesuchet ward; Anderntheils / rührete diese opposition aus einem politischen Praejudicio her/ ob dürffte nemlich und könte die güldene Bulle nicht geändert werden. Nun ist es andem / die güldene Bulle, ist eines l. cit. c. 24. V. Act. de Novem virat.
<TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0371" n="323"/> ihm auch gar wohl gelungen. Hierbey ist die Nachläßigkeit der alten Teutschen Scribenten billig zu beklagen/ indem sie zwar eine Menge liederlicher und nichts heissender Begebenheiten aufgezeichnet/ als wenn zum exempel ein Bischoff gestorben/ oder erwehlet worden/ oder ein neuer Heiliger aufgekommen/ oder wo dieser und jener seinen Aberglauben gepflogen/ und was dergleichen unwürdiger Dinge mehr seyn / sintemahl an selbigen der mahren Historie wenig lieget. Hauptwichtige Sachen aber/ und die vornemlich zur Historie gehören/ seind von ihnen offt kaum mit 2. oder 3. Worten berühret worden. Also gedencket zwar/ obberuhrter Autor <note place="foot">l. cit. c. 24.</note> nebst andern/ es habe/ Hertzog Heinrich sich vertheidiget/ und über zugefügtes Unrecht beschwehret/ indem er behauptet / injuste de se judicatum esse: se de Svevia oriundum & nulla proscriptione damnari posse, non convictum in terra nativitatis suae Die völligen Umstände aber seiner defension lassen sie weg/ weil solche nicht in ihren Krahm dieneten / wiewohl aus diesem wenigen Worten sattsam erhellet/ wie Unrecht mit ihm sey verfahren worden. Jedoch zu dem hohen Braunschweigischen Hause/ wieder zurück zu kehren/ so ist unter seine/ in denen alten Zeiten gehabten anderwärtige Aufnahmen/ dieses mit zu rechnen daß es den Hertzoglichen Titul wieder bekommen; ob schon an Lande ihm in so weit nicht viel mehr zu gewachsen/ ausser daß einige Grafschaften/ als die Högische/ Diepholdische/ und welche andere ausstarben/ und ihm anheim fielen: dann/ daß die zertheilten Linien auch meistens ausgiengen/ mithin die Länder nach und nach wiederum zusammen kamen / auf welche Art/ das Churhauß/ den Zellischen Antheil Anno 1705. erhalten hat. Zu Ende des vorigen Seculi aber/ wie auch im gegemwärtigen/ ist ihm der aller gröste Zuwachs/ so wohl an Hoheiten/ als auch Ländern angedien/ indem der Allerhöchste selbiges vornehmlich mit einer menge Krohnen beseeliget hat. Der Anfang/ geschahe durch Erlangung der Chur-Würde welche der grosse Ernst August 1692. vom dem Kayser Leopoldo erhielte. Dieser Herr/ hatte um das Reich/ und sonderlich um das Hauß Oestereich/ sich dermassen verdient gemacht/ daß er mit dem Chur Titul billig beehret wurde. Zwar ist es an dem/ daß viele Reichs-Fürsten mit dieser Erhöhung nicht recht zufrieden/ wie den die deswevorgefallene Jrrungen am angefürten Orthe weiter nachzusehen: <note place="foot">V. Act. de Novem virat.</note> alleine die Widersprechung geschahe eines Theils nicht so wohl aus einem Haß/ als ob sie sothane Ehre dem Hochfürstlichen Hause Braunschweig nicht gönneten/ sondern vielmmehr weil der Kayser deren Einwilligung nicht auch verlanget gehabt/ welches/ daß es hätte geschehen sollen/ von denen opponenten zu behaupten gesuchet ward; Anderntheils / rührete diese opposition aus einem politischen Praejudicio her/ ob dürffte nemlich und könte die güldene Bulle nicht geändert werden. Nun ist es andem / die güldene Bulle, ist eines </p> </div> </body> </text> </TEI> [323/0371]
ihm auch gar wohl gelungen. Hierbey ist die Nachläßigkeit der alten Teutschen Scribenten billig zu beklagen/ indem sie zwar eine Menge liederlicher und nichts heissender Begebenheiten aufgezeichnet/ als wenn zum exempel ein Bischoff gestorben/ oder erwehlet worden/ oder ein neuer Heiliger aufgekommen/ oder wo dieser und jener seinen Aberglauben gepflogen/ und was dergleichen unwürdiger Dinge mehr seyn / sintemahl an selbigen der mahren Historie wenig lieget. Hauptwichtige Sachen aber/ und die vornemlich zur Historie gehören/ seind von ihnen offt kaum mit 2. oder 3. Worten berühret worden. Also gedencket zwar/ obberuhrter Autor nebst andern/ es habe/ Hertzog Heinrich sich vertheidiget/ und über zugefügtes Unrecht beschwehret/ indem er behauptet / injuste de se judicatum esse: se de Svevia oriundum & nulla proscriptione damnari posse, non convictum in terra nativitatis suae Die völligen Umstände aber seiner defension lassen sie weg/ weil solche nicht in ihren Krahm dieneten / wiewohl aus diesem wenigen Worten sattsam erhellet/ wie Unrecht mit ihm sey verfahren worden. Jedoch zu dem hohen Braunschweigischen Hause/ wieder zurück zu kehren/ so ist unter seine/ in denen alten Zeiten gehabten anderwärtige Aufnahmen/ dieses mit zu rechnen daß es den Hertzoglichen Titul wieder bekommen; ob schon an Lande ihm in so weit nicht viel mehr zu gewachsen/ ausser daß einige Grafschaften/ als die Högische/ Diepholdische/ und welche andere ausstarben/ und ihm anheim fielen: dann/ daß die zertheilten Linien auch meistens ausgiengen/ mithin die Länder nach und nach wiederum zusammen kamen / auf welche Art/ das Churhauß/ den Zellischen Antheil Anno 1705. erhalten hat. Zu Ende des vorigen Seculi aber/ wie auch im gegemwärtigen/ ist ihm der aller gröste Zuwachs/ so wohl an Hoheiten/ als auch Ländern angedien/ indem der Allerhöchste selbiges vornehmlich mit einer menge Krohnen beseeliget hat. Der Anfang/ geschahe durch Erlangung der Chur-Würde welche der grosse Ernst August 1692. vom dem Kayser Leopoldo erhielte. Dieser Herr/ hatte um das Reich/ und sonderlich um das Hauß Oestereich/ sich dermassen verdient gemacht/ daß er mit dem Chur Titul billig beehret wurde. Zwar ist es an dem/ daß viele Reichs-Fürsten mit dieser Erhöhung nicht recht zufrieden/ wie den die deswevorgefallene Jrrungen am angefürten Orthe weiter nachzusehen: alleine die Widersprechung geschahe eines Theils nicht so wohl aus einem Haß/ als ob sie sothane Ehre dem Hochfürstlichen Hause Braunschweig nicht gönneten/ sondern vielmmehr weil der Kayser deren Einwilligung nicht auch verlanget gehabt/ welches/ daß es hätte geschehen sollen/ von denen opponenten zu behaupten gesuchet ward; Anderntheils / rührete diese opposition aus einem politischen Praejudicio her/ ob dürffte nemlich und könte die güldene Bulle nicht geändert werden. Nun ist es andem / die güldene Bulle, ist eines
l. cit. c. 24.
V. Act. de Novem virat.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/371 |
Zitationshilfe: | Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/371>, abgerufen am 16.02.2025. |