Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.der Margarethen Maultaschin/ Gräfin von Tyrol herrühreten/ und worvon vorherstehende Genealogie ebenfals nachzusehen ist. Zwar mag das Haus Bayern dieses Anspruchs sich verziehen haben; wiewohl das von dem Churfürsten anno 1703. des fals herausgegebene Manifest, solches zu wiederlegen suchet/ welches aber in seinem Werth und Unwerth beruhen mag. Die Stadt Regensburg gehöret ebenfals mit hieher/ wiewohl sie dieser praetension beständig wiederspricht. Was es mit Donawerth vor Bewandniß habe/ darvon ist vorher Erwehnung geschehen. Die allerwichtigste Praetension aber war ausser Zweiffel diejenige/ welche Bayern auf die gantze Spanische Monarchie machen kunte. Der Grund der selben/ rührete aus des jetzigen Churfürstens seiner Vermählung mit der Maria Antonia Josepha, des Kaysers Leopoldi, von der Spanischen Gemahlin/ der Margaretha Theresia, erzielten Princessin her/ aus welcher Ehe Joseph Ferdinand Leopold, 1692. gebohren warb. Doch/ da dieser Printz frühzeitig versturbe/ so war auch des Hauses Bayern seine Hofnung auf Spanien/ zugleich mit ins Grab gesencket/ und ist billig zu zweifeln/ ob solche in künftigen Zeiten wieder solte rege werden können. Thes. IX. Das Haus Bayern/ hat keinen Abfall gelitten. Es ist zwar andem/ daß Bayern vormahls ein Königreich gewesen/ in welchen Stande/ es auch Oestereich Tyrol/ und noch mehrere Länder mit unter sich begrieffe; alleine/ man muß Bayern nicht nach diesen Zeiten/ als welche längstens verschwunden/ betrachten/ sondern wie es nachher ausgesehen/ als es in ein Hertzogthum verwandelt worden. Von selbigen Zeiten also an/ kan man nicht sagen/ daß einiger Abfall es betroffen habe/ sondern es hat vielmehr an Macht nicht wenig zugenommen. So kan auch dieses vor keinen Abfall gerechnet werden/ daß es 1706. nicht nur die Chur-Würde/ sondern auch das gantze Land verlohre/ indem der Baadensche Friede alles wieder hergestellet/ und gut gemachet hat/ wie darvon vorher bereits erwehnet worden. Und solcher gestalt / hat dieses kleine Unglück vielmehr zu seinem Aufnehmen gedienet/ in dem durch die erfolgte Aussöhnung mit dem Kayserl. Hause/ es in dessen Gunst sich um so fester gesetzet hat. Thes. X. Das Haus Bayern/ geniesset viele Vorzüge. Von der vormahligen Pfaltz/ die bey dem Gräflich Scheirisch-Wittelsbachischen Hause war/ jetzo nichts zugedencken/ indem selbige nicht nur völlig erloschen/ sondern auch mit der Pfaltz am Rheine nicht vermi- V. Avent. & Adelzreit. loc. cit. V. Leben Caroli III. P. 2. Augsp. Staats. Ep. ad ann. 1703. V. Leben Caroli III. P. 1. 2. 3. V. Tolneri & Paraci Hist Palat.
der Margarethen Maultaschin/ Gräfin von Tyrol herrühreten/ und worvon vorherstehende Genealogie ebenfals nachzusehen ist. Zwar mag das Haus Bayern dieses Anspruchs sich verziehen haben; wiewohl das von dem Churfürsten anno 1703. des fals herausgegebene Manifest, solches zu wiederlegen suchet/ welches aber in seinem Werth und Unwerth beruhen mag. Die Stadt Regensburg gehöret ebenfals mit hieher/ wiewohl sie dieser praetension beständig wiederspricht. Was es mit Donawerth vor Bewandniß habe/ darvon ist vorher Erwehnung geschehen. Die allerwichtigste Praetension aber war ausser Zweiffel diejenige/ welche Bayern auf die gantze Spanische Monarchie machen kunte. Der Grund der selben/ rührete aus des jetzigen Churfürstens seiner Vermählung mit der Maria Antonia Josepha, des Kaysers Leopoldi, von der Spanischen Gemahlin/ der Margaretha Theresia, erzielten Princessin her/ aus welcher Ehe Joseph Ferdinand Leopold, 1692. gebohren warb. Doch/ da dieser Printz frühzeitig versturbe/ so war auch des Hauses Bayern seine Hofnung auf Spanien/ zugleich mit ins Grab gesencket/ und ist billig zu zweifeln/ ob solche in künftigen Zeiten wieder solte rege werden können. Thes. IX. Das Haus Bayern/ hat keinen Abfall gelitten. Es ist zwar andem/ daß Bayern vormahls ein Königreich gewesen/ in welchen Stande/ es auch Oestereich Tyrol/ und noch mehrere Länder mit unter sich begrieffe; alleine/ man muß Bayern nicht nach diesen Zeiten/ als welche längstens verschwunden/ betrachten/ sondern wie es nachher ausgesehen/ als es in ein Hertzogthum verwandelt worden. Von selbigen Zeiten also an/ kan man nicht sagen/ daß einiger Abfall es betroffen habe/ sondern es hat vielmehr an Macht nicht wenig zugenommen. So kan auch dieses vor keinen Abfall gerechnet werden/ daß es 1706. nicht nur die Chur-Würde/ sondern auch das gantze Land verlohre/ indem der Baadensche Friede alles wieder hergestellet/ und gut gemachet hat/ wie darvon vorher bereits erwehnet worden. Und solcher gestalt / hat dieses kleine Unglück vielmehr zu seinem Aufnehmen gedienet/ in dem durch die erfolgte Aussöhnung mit dem Kayserl. Hause/ es in dessen Gunst sich um so fester gesetzet hat. Thes. X. Das Haus Bayern/ geniesset viele Vorzüge. Von der vormahligen Pfaltz/ die bey dem Gräflich Scheirisch-Wittelsbachischen Hause war/ jetzo nichts zugedencken/ indem selbige nicht nur völlig erloschen/ sondern auch mit der Pfaltz am Rheine nicht vermi- V. Avent. & Adelzreit. loc. cit. V. Leben Caroli III. P. 2. Augsp. Staats. Ep. ad ann. 1703. V. Leben Caroli III. P. 1. 2. 3. V. Tolneri & Paraci Hist Palat.
<TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0284" n="241"/> der Margarethen Maultaschin/ Gräfin von Tyrol herrühreten/ und worvon vorherstehende Genealogie ebenfals nachzusehen ist. <note place="foot">V. Avent. & Adelzreit. loc. cit.</note> Zwar mag das Haus Bayern dieses Anspruchs sich verziehen haben; wiewohl das von dem Churfürsten anno 1703. des fals herausgegebene Manifest, solches zu wiederlegen suchet/ <note place="foot">V. Leben Caroli III. P. 2. Augsp. Staats. Ep. ad ann. 1703.</note> welches aber in seinem Werth und Unwerth beruhen mag. Die Stadt Regensburg gehöret ebenfals mit hieher/ wiewohl sie dieser praetension beständig wiederspricht. Was es mit Donawerth vor Bewandniß habe/ darvon ist vorher Erwehnung geschehen. Die allerwichtigste Praetension aber war ausser Zweiffel diejenige/ welche Bayern auf die gantze Spanische Monarchie machen kunte. Der Grund der selben/ rührete aus des jetzigen Churfürstens seiner Vermählung mit der Maria Antonia Josepha, des Kaysers Leopoldi, von der Spanischen Gemahlin/ der Margaretha Theresia, erzielten Princessin her/ aus welcher Ehe Joseph Ferdinand Leopold, 1692. gebohren warb. <note place="foot">V. Leben Caroli III. P. 1. 2. 3.</note> Doch/ da dieser Printz frühzeitig versturbe/ so war auch des Hauses Bayern seine Hofnung auf Spanien/ zugleich mit ins Grab gesencket/ und ist billig zu zweifeln/ ob solche in künftigen Zeiten wieder solte rege werden können.</p> <p>Thes. IX.</p> <p>Das Haus Bayern/ hat keinen Abfall gelitten.</p> <p>Es ist zwar andem/ daß Bayern vormahls ein Königreich gewesen/ in welchen Stande/ es auch Oestereich Tyrol/ und noch mehrere Länder mit unter sich begrieffe; alleine/ man muß Bayern nicht nach diesen Zeiten/ als welche längstens verschwunden/ betrachten/ sondern wie es nachher ausgesehen/ als es in ein Hertzogthum verwandelt worden. Von selbigen Zeiten also an/ kan man nicht sagen/ daß einiger Abfall es betroffen habe/ sondern es hat vielmehr an Macht nicht wenig zugenommen. So kan auch dieses vor keinen Abfall gerechnet werden/ daß es 1706. nicht nur die Chur-Würde/ sondern auch das gantze Land verlohre/ indem der Baadensche Friede alles wieder hergestellet/ und gut gemachet hat/ wie darvon vorher bereits erwehnet worden. Und solcher gestalt / hat dieses kleine Unglück vielmehr zu seinem Aufnehmen gedienet/ in dem durch die erfolgte Aussöhnung mit dem Kayserl. Hause/ es in dessen Gunst sich um so fester gesetzet hat.</p> <p>Thes. X.</p> <p>Das Haus Bayern/ geniesset viele Vorzüge.</p> <p>Von der vormahligen Pfaltz/ die bey dem Gräflich Scheirisch-Wittelsbachischen Hause war/ <note place="foot">V. Tolneri & Paraci Hist Palat.</note> jetzo nichts zugedencken/ indem selbige nicht nur völlig erloschen/ sondern auch mit der Pfaltz am Rheine nicht vermi- </p> </div> </body> </text> </TEI> [241/0284]
der Margarethen Maultaschin/ Gräfin von Tyrol herrühreten/ und worvon vorherstehende Genealogie ebenfals nachzusehen ist. Zwar mag das Haus Bayern dieses Anspruchs sich verziehen haben; wiewohl das von dem Churfürsten anno 1703. des fals herausgegebene Manifest, solches zu wiederlegen suchet/ welches aber in seinem Werth und Unwerth beruhen mag. Die Stadt Regensburg gehöret ebenfals mit hieher/ wiewohl sie dieser praetension beständig wiederspricht. Was es mit Donawerth vor Bewandniß habe/ darvon ist vorher Erwehnung geschehen. Die allerwichtigste Praetension aber war ausser Zweiffel diejenige/ welche Bayern auf die gantze Spanische Monarchie machen kunte. Der Grund der selben/ rührete aus des jetzigen Churfürstens seiner Vermählung mit der Maria Antonia Josepha, des Kaysers Leopoldi, von der Spanischen Gemahlin/ der Margaretha Theresia, erzielten Princessin her/ aus welcher Ehe Joseph Ferdinand Leopold, 1692. gebohren warb. Doch/ da dieser Printz frühzeitig versturbe/ so war auch des Hauses Bayern seine Hofnung auf Spanien/ zugleich mit ins Grab gesencket/ und ist billig zu zweifeln/ ob solche in künftigen Zeiten wieder solte rege werden können.
Thes. IX.
Das Haus Bayern/ hat keinen Abfall gelitten.
Es ist zwar andem/ daß Bayern vormahls ein Königreich gewesen/ in welchen Stande/ es auch Oestereich Tyrol/ und noch mehrere Länder mit unter sich begrieffe; alleine/ man muß Bayern nicht nach diesen Zeiten/ als welche längstens verschwunden/ betrachten/ sondern wie es nachher ausgesehen/ als es in ein Hertzogthum verwandelt worden. Von selbigen Zeiten also an/ kan man nicht sagen/ daß einiger Abfall es betroffen habe/ sondern es hat vielmehr an Macht nicht wenig zugenommen. So kan auch dieses vor keinen Abfall gerechnet werden/ daß es 1706. nicht nur die Chur-Würde/ sondern auch das gantze Land verlohre/ indem der Baadensche Friede alles wieder hergestellet/ und gut gemachet hat/ wie darvon vorher bereits erwehnet worden. Und solcher gestalt / hat dieses kleine Unglück vielmehr zu seinem Aufnehmen gedienet/ in dem durch die erfolgte Aussöhnung mit dem Kayserl. Hause/ es in dessen Gunst sich um so fester gesetzet hat.
Thes. X.
Das Haus Bayern/ geniesset viele Vorzüge.
Von der vormahligen Pfaltz/ die bey dem Gräflich Scheirisch-Wittelsbachischen Hause war/ jetzo nichts zugedencken/ indem selbige nicht nur völlig erloschen/ sondern auch mit der Pfaltz am Rheine nicht vermi-
V. Avent. & Adelzreit. loc. cit.
V. Leben Caroli III. P. 2. Augsp. Staats. Ep. ad ann. 1703.
V. Leben Caroli III. P. 1. 2. 3.
V. Tolneri & Paraci Hist Palat.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/284 |
Zitationshilfe: | Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/284>, abgerufen am 16.07.2024. |