Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.Es ist alleine dem Vorwurf des Kaysers/ den er mir wegen meiner Undanckbarkeit thut/ beyzumessen/ was ich hier an den meisten/ die ich ihm erwiesen zusagen gezwungen bin. Wenn die vorgeworffenen Wohlthaten eine Beleidigung sind/ so ist er es selbst/ der mich darzu zwinget. Ich hatte kaum das Alter erreichet / welches die Reichs-Constitutionem von denen Churfürsten/ daß sie ihre Länder zu regieren fähig seyn/ erfordern/ als die Stadt Wien belagert ward. Wenn ich blos nach meinem Interesse hätte thun wollen/ so hätte ich mich nach dem Exempel anderer Teutschen Fürsten/ begnügen können/ ein geringes Contingent zu der Armee, welche sie entsetzen solte/ stossen zu lassen. Allein ich führete in eigener Person eine Armee, welche ich bloß deswegen geworben/ dahin/ und nahm die Schwäbischen Crayß-Völcker mit mir/ welche ohne mich nicht einmahl weggegangen wären. Der Kayser selbst weiß allzuwohl/ ob meine Gegenwart bey dem Entsatz seiner Residentz undienlich gewesen. Den Verdruß/ welchen ich so oft wegen der Winter-Quartiere und das Commando erdulden muste/ machten nicht abwendig. Ich erschöpfte meine Länder von Volck und Geld/ dem Kayser damit zu dienen/ und that in Persohn die fünf Feld-Züge / welche nach dem Entsatz Wien folgeten. Ich habe zu allen denen Conqueten / welche jetzund einen grossen Theil von des Ostereichischen Hauses Erbländern machen/ nicht wenig beygetragen. Die Ubersetzung über die Sau/ und die Eroberung von Griechisch Weissenburg/ welche dem Ottomannischen Reiche einen tödtlichen Stoß gab/ sind meine Arbeit; und wehrenden diesen gantzen Krieg habe ich mich dergestalt gehalten/ daß ich auch die Ehre hatte/ daß die Unglaubigen niemand so hasseten und verfluchten/ als mich. Es war nicht die gröste Danckbarkeit/ so ich von dem Kayser empfangen/ daran Ursache/ daß ich so viel Eifer vor seine Dienste bezeugete. Es konte ihm nicht unwissend seyn/ daß ich gerne etliche Aemter von Ober-Oestereich/ welche mir sehr wohl anstanden/ an mein Land verknüpffet hätte. Allein er würdigte mich nicht/ daß er mir sie nur angebothen/ ohngeachtet ihr Werth nicht den fünften Theil derjenigen Unkosten/ so ich auf den Krieg gewendet/ wovon er alleine den Vortheil gezogen/ austrug. Denn diese belauffen sich auf 32. Millionen Reinischer Gulden. Wenn mir Sr. Kayserl Maj. die Ertz-Hertzogin Maria Antonia, die er mit der Infantin von Spanien/ seiner ersten Gemahlin erzeuget/ zur Gemahlin gab / sogeschahe es nicht eher/ als biß ich eine verfaste Renunciation, die er ihm dienlich zu seyn/ vermeinete/ abgeleget/ und nachdem er zuvor alle Vorsicht / so die Vergrösserung zu welchet mein Haus durch diese Vermählung gelangen könte / verhindern möchte/ gebrauchet. Es mochte nun hernach erfol- Es ist alleine dem Vorwurf des Kaysers/ den er mir wegen meiner Undanckbarkeit thut/ beyzumessen/ was ich hier an den meisten/ die ich ihm erwiesen zusagen gezwungen bin. Wenn die vorgeworffenen Wohlthaten eine Beleidigung sind/ so ist er es selbst/ der mich darzu zwinget. Ich hatte kaum das Alter erreichet / welches die Reichs-Constitutionem von denen Churfürsten/ daß sie ihre Länder zu regieren fähig seyn/ erfordern/ als die Stadt Wien belagert ward. Wenn ich blos nach meinem Interesse hätte thun wollen/ so hätte ich mich nach dem Exempel anderer Teutschen Fürsten/ begnügen können/ ein geringes Contingent zu der Armee, welche sie entsetzen solte/ stossen zu lassen. Allein ich führete in eigener Person eine Armee, welche ich bloß deswegen geworben/ dahin/ und nahm die Schwäbischen Crayß-Völcker mit mir/ welche ohne mich nicht einmahl weggegangen wären. Der Kayser selbst weiß allzuwohl/ ob meine Gegenwart bey dem Entsatz seiner Residentz undienlich gewesen. Den Verdruß/ welchen ich so oft wegen der Winter-Quartiere und das Commando erdulden muste/ machten nicht abwendig. Ich erschöpfte meine Länder von Volck und Geld/ dem Kayser damit zu dienen/ und that in Persohn die fünf Feld-Züge / welche nach dem Entsatz Wien folgeten. Ich habe zu allen denen Conqueten / welche jetzund einen grossen Theil von des Ostereichischen Hauses Erbländern machen/ nicht wenig beygetragen. Die Ubersetzung über die Sau/ und die Eroberung von Griechisch Weissenburg/ welche dem Ottomannischen Reiche einen tödtlichen Stoß gab/ sind meine Arbeit; und wehrenden diesen gantzen Krieg habe ich mich dergestalt gehalten/ daß ich auch die Ehre hatte/ daß die Unglaubigen niemand so hasseten und verfluchten/ als mich. Es war nicht die gröste Danckbarkeit/ so ich von dem Kayser empfangen/ daran Ursache/ daß ich so viel Eifer vor seine Dienste bezeugete. Es konte ihm nicht unwissend seyn/ daß ich gerne etliche Aemter von Ober-Oestereich/ welche mir sehr wohl anstanden/ an mein Land verknüpffet hätte. Allein er würdigte mich nicht/ daß er mir sie nur angebothen/ ohngeachtet ihr Werth nicht den fünften Theil derjenigen Unkosten/ so ich auf den Krieg gewendet/ wovon er alleine den Vortheil gezogen/ austrug. Denn diese belauffen sich auf 32. Millionen Reinischer Gulden. Wenn mir Sr. Kayserl Maj. die Ertz-Hertzogin Maria Antonia, die er mit der Infantin von Spanien/ seiner ersten Gemahlin erzeuget/ zur Gemahlin gab / sogeschahe es nicht eher/ als biß ich eine verfaste Renunciation, die er ihm dienlich zu seyn/ vermeinete/ abgeleget/ und nachdem er zuvor alle Vorsicht / so die Vergrösserung zu welchet mein Haus durch diese Vermählung gelangen könte / verhindern möchte/ gebrauchet. Es mochte nun hernach erfol- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0280" n="237"/> <p>Es ist alleine dem Vorwurf des Kaysers/ den er mir wegen meiner Undanckbarkeit thut/ beyzumessen/ was ich hier an den meisten/ die ich ihm erwiesen zusagen gezwungen bin. Wenn die vorgeworffenen Wohlthaten eine Beleidigung sind/ so ist er es selbst/ der mich darzu zwinget. Ich hatte kaum das Alter erreichet / welches die Reichs-Constitutionem von denen Churfürsten/ daß sie ihre Länder zu regieren fähig seyn/ erfordern/ als die Stadt Wien belagert ward. Wenn ich blos nach meinem Interesse hätte thun wollen/ so hätte ich mich nach dem Exempel anderer Teutschen Fürsten/ begnügen können/ ein geringes Contingent zu der Armee, welche sie entsetzen solte/ stossen zu lassen. Allein ich führete in eigener Person eine Armee, welche ich bloß deswegen geworben/ dahin/ und nahm die Schwäbischen Crayß-Völcker mit mir/ welche ohne mich nicht einmahl weggegangen wären. Der Kayser selbst weiß allzuwohl/ ob meine Gegenwart bey dem Entsatz seiner Residentz undienlich gewesen.</p> <p>Den Verdruß/ welchen ich so oft wegen der Winter-Quartiere und das Commando erdulden muste/ machten nicht abwendig. Ich erschöpfte meine Länder von Volck und Geld/ dem Kayser damit zu dienen/ und that in Persohn die fünf Feld-Züge / welche nach dem Entsatz Wien folgeten. Ich habe zu allen denen Conqueten / welche jetzund einen grossen Theil von des Ostereichischen Hauses Erbländern machen/ nicht wenig beygetragen. Die Ubersetzung über die Sau/ und die Eroberung von Griechisch Weissenburg/ welche dem Ottomannischen Reiche einen tödtlichen Stoß gab/ sind meine Arbeit; und wehrenden diesen gantzen Krieg habe ich mich dergestalt gehalten/ daß ich auch die Ehre hatte/ daß die Unglaubigen niemand so hasseten und verfluchten/ als mich.</p> <p>Es war nicht die gröste Danckbarkeit/ so ich von dem Kayser empfangen/ daran Ursache/ daß ich so viel Eifer vor seine Dienste bezeugete. Es konte ihm nicht unwissend seyn/ daß ich gerne etliche Aemter von Ober-Oestereich/ welche mir sehr wohl anstanden/ an mein Land verknüpffet hätte. Allein er würdigte mich nicht/ daß er mir sie nur angebothen/ ohngeachtet ihr Werth nicht den fünften Theil derjenigen Unkosten/ so ich auf den Krieg gewendet/ wovon er alleine den Vortheil gezogen/ austrug. Denn diese belauffen sich auf 32. Millionen Reinischer Gulden.</p> <p>Wenn mir Sr. Kayserl Maj. die Ertz-Hertzogin Maria Antonia, die er mit der Infantin von Spanien/ seiner ersten Gemahlin erzeuget/ zur Gemahlin gab / sogeschahe es nicht eher/ als biß ich eine verfaste Renunciation, die er ihm dienlich zu seyn/ vermeinete/ abgeleget/ und nachdem er zuvor alle Vorsicht / so die Vergrösserung zu welchet mein Haus durch diese Vermählung gelangen könte / verhindern möchte/ gebrauchet. Es mochte nun hernach erfol- </p> </div> </body> </text> </TEI> [237/0280]
Es ist alleine dem Vorwurf des Kaysers/ den er mir wegen meiner Undanckbarkeit thut/ beyzumessen/ was ich hier an den meisten/ die ich ihm erwiesen zusagen gezwungen bin. Wenn die vorgeworffenen Wohlthaten eine Beleidigung sind/ so ist er es selbst/ der mich darzu zwinget. Ich hatte kaum das Alter erreichet / welches die Reichs-Constitutionem von denen Churfürsten/ daß sie ihre Länder zu regieren fähig seyn/ erfordern/ als die Stadt Wien belagert ward. Wenn ich blos nach meinem Interesse hätte thun wollen/ so hätte ich mich nach dem Exempel anderer Teutschen Fürsten/ begnügen können/ ein geringes Contingent zu der Armee, welche sie entsetzen solte/ stossen zu lassen. Allein ich führete in eigener Person eine Armee, welche ich bloß deswegen geworben/ dahin/ und nahm die Schwäbischen Crayß-Völcker mit mir/ welche ohne mich nicht einmahl weggegangen wären. Der Kayser selbst weiß allzuwohl/ ob meine Gegenwart bey dem Entsatz seiner Residentz undienlich gewesen.
Den Verdruß/ welchen ich so oft wegen der Winter-Quartiere und das Commando erdulden muste/ machten nicht abwendig. Ich erschöpfte meine Länder von Volck und Geld/ dem Kayser damit zu dienen/ und that in Persohn die fünf Feld-Züge / welche nach dem Entsatz Wien folgeten. Ich habe zu allen denen Conqueten / welche jetzund einen grossen Theil von des Ostereichischen Hauses Erbländern machen/ nicht wenig beygetragen. Die Ubersetzung über die Sau/ und die Eroberung von Griechisch Weissenburg/ welche dem Ottomannischen Reiche einen tödtlichen Stoß gab/ sind meine Arbeit; und wehrenden diesen gantzen Krieg habe ich mich dergestalt gehalten/ daß ich auch die Ehre hatte/ daß die Unglaubigen niemand so hasseten und verfluchten/ als mich.
Es war nicht die gröste Danckbarkeit/ so ich von dem Kayser empfangen/ daran Ursache/ daß ich so viel Eifer vor seine Dienste bezeugete. Es konte ihm nicht unwissend seyn/ daß ich gerne etliche Aemter von Ober-Oestereich/ welche mir sehr wohl anstanden/ an mein Land verknüpffet hätte. Allein er würdigte mich nicht/ daß er mir sie nur angebothen/ ohngeachtet ihr Werth nicht den fünften Theil derjenigen Unkosten/ so ich auf den Krieg gewendet/ wovon er alleine den Vortheil gezogen/ austrug. Denn diese belauffen sich auf 32. Millionen Reinischer Gulden.
Wenn mir Sr. Kayserl Maj. die Ertz-Hertzogin Maria Antonia, die er mit der Infantin von Spanien/ seiner ersten Gemahlin erzeuget/ zur Gemahlin gab / sogeschahe es nicht eher/ als biß ich eine verfaste Renunciation, die er ihm dienlich zu seyn/ vermeinete/ abgeleget/ und nachdem er zuvor alle Vorsicht / so die Vergrösserung zu welchet mein Haus durch diese Vermählung gelangen könte / verhindern möchte/ gebrauchet. Es mochte nun hernach erfol-
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