Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.gab dem Wienerischen Hofe die Hoffnung/ auch noch das sämtliche Reich zu zwingen/ sich vor ihn zu erklären. Man durfte nicht mehr zweifeln/ daß sich nicht der Kayser entschlossen/ gegen diejenigen/ so sich seiner Intention wider setzten/ Gewalt zu üben. Seine neuen Alliirten/ die Engelländer und Holländer/ hatten sich auf seinen Befehl unterschiedlicher Plätze/ welche den Churfürsten von Cölln/ meinem Bruder / zuständig waren/ bemächtiget; Die Hertzoge von Braunschweig-Wolffenbüttel musten sehen/ daß man ihnen in das Land fiel/ obgleich weder der eine/ noch der andere gegen den Kayser was anders begangen/ als daß sie sich in nöthigen Verfassungen gestellet/ Neutral bleiben zu können. Die übrigen Printzen hatten sich durch andere nicht so gewalthätige Wege verleiten lassen. Wie den der Bischof von Wurtzburg und die Marg-Grafen von Anspach und Bayreuth/ dem Kayser und den Holländern ihre Trouppen überlassen. Von der Zeit an/ da ich mich entschlossen/ keinen Theil an dem Kriege zu nehmen / war mein Verhängniß nicht ungewiß. Ich war mit mächtigen Feinden umgeben; und meine Freunde/ welche sich verführen/ oder zu fürchten machen liessen / verliessen mich täglich. Dieses war also die Ursache/ weswegen ich mich entschliessen muste/ Ulm wegzunehmen. Ich konte/ ohne vom diesem Orte Herr zu seyn/ den Einfall in mein Land nicht verwehren; und die Aufführung des Schwäbischen Crayses/ welcher den Versprechungen/ die er so oft wiederholet / kein Genüge leisten wolte/ und auf dessen Treu und Glauben ich viel Unkosten aufgewandt/ um mit meiner Verfassung deste eher in dem Stande zu seyn / entschuldigten mich/ gegen ihn auf meine eigene Gefahr grosse Bescheidenheit zugebrauchen. Ich konte vom diesem Crayß die Erstattung meiner aufgewandten Unkosten mit Recht wieder fordern/ und das Unternehmen/ wodurch ich mich einiger Städte bemächtiget/ hat in Teutschland viel Exempel. Der Wienerische Hof/ welcher die Declaration des Fränckischen und Schwäbischen Crayses mit grossem Eiffer suchte/ damit er durch ihre Beyhülffe seine Trouppen unterhalten möchte/ sparete keine Mühe/ zu seinen Zwecke zugelangen. Man weiß / wie viel es dem Kayser gekostet/ die Particulier. Stände insonderheit zu gewinnen/ welche die Crayse hernach seinen Soldaten zum Winter-Quartieren/ und seinen Officirern zur Aussaugung übergeben. Endlich erklärete sich A. 1704. den 28. Septembr. die Reichs-Versammlung zu Regenspurg/ und der Reichs-Schluß der dreyen Collegien gieng dahin / Franckreich den Krieg an zukündigen/ und meiner Schwester Sohn vom Throne zustossen. Es wäre wegen der Ehre der Teutschen Nation/ welche von so langen Zeiten her/ vor eine der Treusten und Tapffersten gehalten gab dem Wienerischen Hofe die Hoffnung/ auch noch das sämtliche Reich zu zwingen/ sich vor ihn zu erklären. Man durfte nicht mehr zweifeln/ daß sich nicht der Kayser entschlossen/ gegen diejenigen/ so sich seiner Intention wider setzten/ Gewalt zu üben. Seine neuen Alliirten/ die Engelländer und Holländer/ hatten sich auf seinen Befehl unterschiedlicher Plätze/ welche den Churfürsten von Cölln/ meinem Bruder / zuständig waren/ bemächtiget; Die Hertzoge von Braunschweig-Wolffenbüttel musten sehen/ daß man ihnen in das Land fiel/ obgleich weder der eine/ noch der andere gegen den Kayser was anders begangen/ als daß sie sich in nöthigen Verfassungen gestellet/ Neutral bleiben zu können. Die übrigen Printzen hatten sich durch andere nicht so gewalthätige Wege verleiten lassen. Wie den der Bischof von Wurtzburg und die Marg-Grafen von Anspach und Bayreuth/ dem Kayser und den Holländern ihre Trouppen überlassen. Von der Zeit an/ da ich mich entschlossen/ keinen Theil an dem Kriege zu nehmen / war mein Verhängniß nicht ungewiß. Ich war mit mächtigen Feinden umgeben; und meine Freunde/ welche sich verführen/ oder zu fürchten machen liessen / verliessen mich täglich. Dieses war also die Ursache/ weswegen ich mich entschliessen muste/ Ulm wegzunehmen. Ich konte/ ohne vom diesem Orte Herr zu seyn/ den Einfall in mein Land nicht verwehren; und die Aufführung des Schwäbischen Crayses/ welcher den Versprechungen/ die er so oft wiederholet / kein Genüge leisten wolte/ und auf dessen Treu und Glauben ich viel Unkosten aufgewandt/ um mit meiner Verfassung deste eher in dem Stande zu seyn / entschuldigten mich/ gegen ihn auf meine eigene Gefahr grosse Bescheidenheit zugebrauchen. Ich konte vom diesem Crayß die Erstattung meiner aufgewandten Unkosten mit Recht wieder fordern/ und das Unternehmen/ wodurch ich mich einiger Städte bemächtiget/ hat in Teutschland viel Exempel. Der Wienerische Hof/ welcher die Declaration des Fränckischen und Schwäbischen Crayses mit grossem Eiffer suchte/ damit er durch ihre Beyhülffe seine Trouppen unterhalten möchte/ sparete keine Mühe/ zu seinen Zwecke zugelangen. Man weiß / wie viel es dem Kayser gekostet/ die Particulier. Stände insonderheit zu gewinnen/ welche die Crayse hernach seinen Soldaten zum Winter-Quartieren/ und seinen Officirern zur Aussaugung übergeben. Endlich erklärete sich A. 1704. den 28. Septembr. die Reichs-Versammlung zu Regenspurg/ und der Reichs-Schluß der dreyen Collegien gieng dahin / Franckreich den Krieg an zukündigen/ und meiner Schwester Sohn vom Throne zustossen. Es wäre wegen der Ehre der Teutschen Nation/ welche von so langen Zeiten her/ vor eine der Treusten und Tapffersten gehalten <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0266" n="223"/> gab dem Wienerischen Hofe die Hoffnung/ auch noch das sämtliche Reich zu zwingen/ sich vor ihn zu erklären.</p> <p>Man durfte nicht mehr zweifeln/ daß sich nicht der Kayser entschlossen/ gegen diejenigen/ so sich seiner Intention wider setzten/ Gewalt zu üben. Seine neuen Alliirten/ die Engelländer und Holländer/ hatten sich auf seinen Befehl unterschiedlicher Plätze/ welche den Churfürsten von Cölln/ meinem Bruder / zuständig waren/ bemächtiget; Die Hertzoge von Braunschweig-Wolffenbüttel musten sehen/ daß man ihnen in das Land fiel/ obgleich weder der eine/ noch der andere gegen den Kayser was anders begangen/ als daß sie sich in nöthigen Verfassungen gestellet/ Neutral bleiben zu können. Die übrigen Printzen hatten sich durch andere nicht so gewalthätige Wege verleiten lassen. Wie den der Bischof von Wurtzburg und die Marg-Grafen von Anspach und Bayreuth/ dem Kayser und den Holländern ihre Trouppen überlassen.</p> <p>Von der Zeit an/ da ich mich entschlossen/ keinen Theil an dem Kriege zu nehmen / war mein Verhängniß nicht ungewiß. Ich war mit mächtigen Feinden umgeben; und meine Freunde/ welche sich verführen/ oder zu fürchten machen liessen / verliessen mich täglich. Dieses war also die Ursache/ weswegen ich mich entschliessen muste/ Ulm wegzunehmen. Ich konte/ ohne vom diesem Orte Herr zu seyn/ den Einfall in mein Land nicht verwehren; und die Aufführung des Schwäbischen Crayses/ welcher den Versprechungen/ die er so oft wiederholet / kein Genüge leisten wolte/ und auf dessen Treu und Glauben ich viel Unkosten aufgewandt/ um mit meiner Verfassung deste eher in dem Stande zu seyn / entschuldigten mich/ gegen ihn auf meine eigene Gefahr grosse Bescheidenheit zugebrauchen. Ich konte vom diesem Crayß die Erstattung meiner aufgewandten Unkosten mit Recht wieder fordern/ und das Unternehmen/ wodurch ich mich einiger Städte bemächtiget/ hat in Teutschland viel Exempel.</p> <p>Der Wienerische Hof/ welcher die Declaration des Fränckischen und Schwäbischen Crayses mit grossem Eiffer suchte/ damit er durch ihre Beyhülffe seine Trouppen unterhalten möchte/ sparete keine Mühe/ zu seinen Zwecke zugelangen. Man weiß / wie viel es dem Kayser gekostet/ die Particulier. Stände insonderheit zu gewinnen/ welche die Crayse hernach seinen Soldaten zum Winter-Quartieren/ und seinen Officirern zur Aussaugung übergeben.</p> <p>Endlich erklärete sich A. 1704. den 28. Septembr. die Reichs-Versammlung zu Regenspurg/ und der Reichs-Schluß der dreyen Collegien gieng dahin / Franckreich den Krieg an zukündigen/ und meiner Schwester Sohn vom Throne zustossen. Es wäre wegen der Ehre der Teutschen Nation/ welche von so langen Zeiten her/ vor eine der Treusten und Tapffersten gehalten </p> </div> </body> </text> </TEI> [223/0266]
gab dem Wienerischen Hofe die Hoffnung/ auch noch das sämtliche Reich zu zwingen/ sich vor ihn zu erklären.
Man durfte nicht mehr zweifeln/ daß sich nicht der Kayser entschlossen/ gegen diejenigen/ so sich seiner Intention wider setzten/ Gewalt zu üben. Seine neuen Alliirten/ die Engelländer und Holländer/ hatten sich auf seinen Befehl unterschiedlicher Plätze/ welche den Churfürsten von Cölln/ meinem Bruder / zuständig waren/ bemächtiget; Die Hertzoge von Braunschweig-Wolffenbüttel musten sehen/ daß man ihnen in das Land fiel/ obgleich weder der eine/ noch der andere gegen den Kayser was anders begangen/ als daß sie sich in nöthigen Verfassungen gestellet/ Neutral bleiben zu können. Die übrigen Printzen hatten sich durch andere nicht so gewalthätige Wege verleiten lassen. Wie den der Bischof von Wurtzburg und die Marg-Grafen von Anspach und Bayreuth/ dem Kayser und den Holländern ihre Trouppen überlassen.
Von der Zeit an/ da ich mich entschlossen/ keinen Theil an dem Kriege zu nehmen / war mein Verhängniß nicht ungewiß. Ich war mit mächtigen Feinden umgeben; und meine Freunde/ welche sich verführen/ oder zu fürchten machen liessen / verliessen mich täglich. Dieses war also die Ursache/ weswegen ich mich entschliessen muste/ Ulm wegzunehmen. Ich konte/ ohne vom diesem Orte Herr zu seyn/ den Einfall in mein Land nicht verwehren; und die Aufführung des Schwäbischen Crayses/ welcher den Versprechungen/ die er so oft wiederholet / kein Genüge leisten wolte/ und auf dessen Treu und Glauben ich viel Unkosten aufgewandt/ um mit meiner Verfassung deste eher in dem Stande zu seyn / entschuldigten mich/ gegen ihn auf meine eigene Gefahr grosse Bescheidenheit zugebrauchen. Ich konte vom diesem Crayß die Erstattung meiner aufgewandten Unkosten mit Recht wieder fordern/ und das Unternehmen/ wodurch ich mich einiger Städte bemächtiget/ hat in Teutschland viel Exempel.
Der Wienerische Hof/ welcher die Declaration des Fränckischen und Schwäbischen Crayses mit grossem Eiffer suchte/ damit er durch ihre Beyhülffe seine Trouppen unterhalten möchte/ sparete keine Mühe/ zu seinen Zwecke zugelangen. Man weiß / wie viel es dem Kayser gekostet/ die Particulier. Stände insonderheit zu gewinnen/ welche die Crayse hernach seinen Soldaten zum Winter-Quartieren/ und seinen Officirern zur Aussaugung übergeben.
Endlich erklärete sich A. 1704. den 28. Septembr. die Reichs-Versammlung zu Regenspurg/ und der Reichs-Schluß der dreyen Collegien gieng dahin / Franckreich den Krieg an zukündigen/ und meiner Schwester Sohn vom Throne zustossen. Es wäre wegen der Ehre der Teutschen Nation/ welche von so langen Zeiten her/ vor eine der Treusten und Tapffersten gehalten
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Zitationshilfe: | Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/266>, abgerufen am 16.07.2024. |