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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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Ehre haben/ der erste weltliche Churfürst zu seyn/ sich mit Fremden in unzulässige Verbündniß einzulassen/ zu beschreiben. Er hat mich noch über dieses einer Undanckbarkeit beschuldiget / und daß ich keine Erkentlichkeit vor diejenigen Wohlthaten/ welche mein Haus von dem seinen empfangen/ hätte. Diese beyden Vorwürffe/ sind meiner Ehren auf gleiche Art nachtheilig. Aber zu meinen Glücke finde ich mich in einem Stande / daß ich mich so wohl/ wegen des einen/ als wegen des andern noch mit dem grösten Vortheil verthädigen und rechtfertigen kan. Ich habe nichts gegen die Gesetze des Reichs begangen/ und wann ich in der Ergebenheit/ welche der Kayser von einem Churfürsten von Bayern/ gegen das Haupt von dem Hause Oestereich verlanget/ nachgelassen/ so kommt es daher/ weil er von mir solche Sachen verlanget/ welche meiner Ehre unanständig zu thun/ und weil er die Erkenntlichkeit/ die er meinem Hause vor so viel Dienste/ die meine Vorfahren und ich/ ihm und seinen Vorfahren erwiesen/ schuldig ist/ zu erst unterlassen.

Die blosse Erzehlungen desjenigen/ was sich nach dem Ryßwickischen Frieden bis auf die Action bey Schardingen/ da ich des Kaysers Völckern/ welche in mein Land gefallen/ begegnete/ wird genug seyn/ dasjenige/ so ich erzehle/ zu beweisen/ und darzuthun/ daß dieser Printz der Uhrheber dieses Kriegs/ und zwar der Uhrheber eines unrechtmässigen Krieges sey. Man wird sehen/ daß ihm Ihr. Kayserl. Maj. bloß deswegen/ weil ich mich äusserte/ meiner Schwester Sohn vom Throne stürtzen zu helffen/ und weil ich nicht ohne Ursach gegen Franckreich die Waffen ergreiffen/ noch den Friedens-Schluß zu Ryßwick / welchen ich/ nebst dem Allerchristlichsten Könige unterzeichnet/ brechen wolte / gegen mich erklähret.

Als dieser Friede geschlossen ward/ befand ich mich/ wegen des Königs in Spanien als Gouverneur in den Spanischen Niederlanden/ welche von Zeiten des Kaysers Caroli V. ein Crayß des Reiches sind. Diejenigen Potentaten/ welche diesen Krieg geführet/ hatten dahin gedacht/ wie sie bey dessen Endigung der Gelegenheit/ welche ihn wieder erregen konte/ vorkommen möchten. Die Successions des verstorbenen Königs in Spanien/ Caroli II. welcher keine Kinder hinterließ/ und dessen schlechte Gesundheit seinen Tod nicht weit zu seyn versicherte/ dreuete Europä stets das Kriegs-Feuer/ welches man auslöschte / wieder darinnen anzuzünden. Der Kayser verheelete seine Anforderung/ welche er auf diese Succession hatte/ nicht/ und der Dauphin, mein Schwager/ verbarg die Entschliessung/ die Seinige zu behaupten/ auch nicht.

Die gantze Welt warf die Augen auf meinen eintzigen Sohn/ welchen ich mit meiner ersten Gemahlin/ der Ertz-Hertzgin Maria Antonia, einer Tochter des Kaysers und der Infantin Margatithae, des Königs in Spanien Caroli II. Schwester erzeuget / als auf einen Printzen/ welcher gerechte Anfor-

Ehre haben/ der erste weltliche Churfürst zu seyn/ sich mit Fremden in unzulässige Verbündniß einzulassen/ zu beschreiben. Er hat mich noch über dieses einer Undanckbarkeit beschuldiget / und daß ich keine Erkentlichkeit vor diejenigen Wohlthaten/ welche mein Haus von dem seinen empfangen/ hätte. Diese beyden Vorwürffe/ sind meiner Ehren auf gleiche Art nachtheilig. Aber zu meinen Glücke finde ich mich in einem Stande / daß ich mich so wohl/ wegen des einen/ als wegen des andern noch mit dem grösten Vortheil verthädigen und rechtfertigen kan. Ich habe nichts gegen die Gesetze des Reichs begangen/ und wann ich in der Ergebenheit/ welche der Kayser von einem Churfürsten von Bayern/ gegen das Haupt von dem Hause Oestereich verlanget/ nachgelassen/ so kommt es daher/ weil er von mir solche Sachen verlanget/ welche meiner Ehre unanständig zu thun/ und weil er die Erkenntlichkeit/ die er meinem Hause vor so viel Dienste/ die meine Vorfahren und ich/ ihm und seinen Vorfahren erwiesen/ schuldig ist/ zu erst unterlassen.

Die blosse Erzehlungen desjenigen/ was sich nach dem Ryßwickischen Frieden bis auf die Action bey Schardingen/ da ich des Kaysers Völckern/ welche in mein Land gefallen/ begegnete/ wird genug seyn/ dasjenige/ so ich erzehle/ zu beweisen/ und darzuthun/ daß dieser Printz der Uhrheber dieses Kriegs/ und zwar der Uhrheber eines unrechtmässigen Krieges sey. Man wird sehen/ daß ihm Ihr. Kayserl. Maj. bloß deswegen/ weil ich mich äusserte/ meiner Schwester Sohn vom Throne stürtzen zu helffen/ und weil ich nicht ohne Ursach gegen Franckreich die Waffen ergreiffen/ noch den Friedens-Schluß zu Ryßwick / welchen ich/ nebst dem Allerchristlichsten Könige unterzeichnet/ brechen wolte / gegen mich erklähret.

Als dieser Friede geschlossen ward/ befand ich mich/ wegen des Königs in Spanien als Gouverneur in den Spanischen Niederlanden/ welche von Zeiten des Kaysers Caroli V. ein Crayß des Reiches sind. Diejenigen Potentaten/ welche diesen Krieg geführet/ hatten dahin gedacht/ wie sie bey dessen Endigung der Gelegenheit/ welche ihn wieder erregen konte/ vorkommen möchten. Die Successions des verstorbenen Königs in Spanien/ Caroli II. welcher keine Kinder hinterließ/ und dessen schlechte Gesundheit seinen Tod nicht weit zu seyn versicherte/ dreuete Europä stets das Kriegs-Feuer/ welches man auslöschte / wieder darinnen anzuzünden. Der Kayser verheelete seine Anforderung/ welche er auf diese Succession hatte/ nicht/ und der Dauphin, mein Schwager/ verbarg die Entschliessung/ die Seinige zu behaupten/ auch nicht.

Die gantze Welt warf die Augen auf meinen eintzigen Sohn/ welchen ich mit meiner ersten Gemahlin/ der Ertz-Hertzgin Maria Antonia, einer Tochter des Kaysers und der Infantin Margatithae, des Königs in Spanien Caroli II. Schwester erzeuget / als auf einen Printzen/ welcher gerechte Anfor-

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[217/0260] Ehre haben/ der erste weltliche Churfürst zu seyn/ sich mit Fremden in unzulässige Verbündniß einzulassen/ zu beschreiben. Er hat mich noch über dieses einer Undanckbarkeit beschuldiget / und daß ich keine Erkentlichkeit vor diejenigen Wohlthaten/ welche mein Haus von dem seinen empfangen/ hätte. Diese beyden Vorwürffe/ sind meiner Ehren auf gleiche Art nachtheilig. Aber zu meinen Glücke finde ich mich in einem Stande / daß ich mich so wohl/ wegen des einen/ als wegen des andern noch mit dem grösten Vortheil verthädigen und rechtfertigen kan. Ich habe nichts gegen die Gesetze des Reichs begangen/ und wann ich in der Ergebenheit/ welche der Kayser von einem Churfürsten von Bayern/ gegen das Haupt von dem Hause Oestereich verlanget/ nachgelassen/ so kommt es daher/ weil er von mir solche Sachen verlanget/ welche meiner Ehre unanständig zu thun/ und weil er die Erkenntlichkeit/ die er meinem Hause vor so viel Dienste/ die meine Vorfahren und ich/ ihm und seinen Vorfahren erwiesen/ schuldig ist/ zu erst unterlassen. Die blosse Erzehlungen desjenigen/ was sich nach dem Ryßwickischen Frieden bis auf die Action bey Schardingen/ da ich des Kaysers Völckern/ welche in mein Land gefallen/ begegnete/ wird genug seyn/ dasjenige/ so ich erzehle/ zu beweisen/ und darzuthun/ daß dieser Printz der Uhrheber dieses Kriegs/ und zwar der Uhrheber eines unrechtmässigen Krieges sey. Man wird sehen/ daß ihm Ihr. Kayserl. Maj. bloß deswegen/ weil ich mich äusserte/ meiner Schwester Sohn vom Throne stürtzen zu helffen/ und weil ich nicht ohne Ursach gegen Franckreich die Waffen ergreiffen/ noch den Friedens-Schluß zu Ryßwick / welchen ich/ nebst dem Allerchristlichsten Könige unterzeichnet/ brechen wolte / gegen mich erklähret. Als dieser Friede geschlossen ward/ befand ich mich/ wegen des Königs in Spanien als Gouverneur in den Spanischen Niederlanden/ welche von Zeiten des Kaysers Caroli V. ein Crayß des Reiches sind. Diejenigen Potentaten/ welche diesen Krieg geführet/ hatten dahin gedacht/ wie sie bey dessen Endigung der Gelegenheit/ welche ihn wieder erregen konte/ vorkommen möchten. Die Successions des verstorbenen Königs in Spanien/ Caroli II. welcher keine Kinder hinterließ/ und dessen schlechte Gesundheit seinen Tod nicht weit zu seyn versicherte/ dreuete Europä stets das Kriegs-Feuer/ welches man auslöschte / wieder darinnen anzuzünden. Der Kayser verheelete seine Anforderung/ welche er auf diese Succession hatte/ nicht/ und der Dauphin, mein Schwager/ verbarg die Entschliessung/ die Seinige zu behaupten/ auch nicht. Die gantze Welt warf die Augen auf meinen eintzigen Sohn/ welchen ich mit meiner ersten Gemahlin/ der Ertz-Hertzgin Maria Antonia, einer Tochter des Kaysers und der Infantin Margatithae, des Königs in Spanien Caroli II. Schwester erzeuget / als auf einen Printzen/ welcher gerechte Anfor-

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/260>, abgerufen am 23.11.2024.