Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

noch mehreres muß das gantze Reich Johann Georg III. abstatten. Denn als anno 1688. die Frantzösische desseins selbiges zu verschlingen androheten/ war dieser grosse Held der erste / und anfänglich auch der eintzige/ der vor den Riß stunde/ und sich in hoher Persohn bey gantz später Jahres-Zeit/ mit einer auserlesenen Armee zu Felde wagete/ da er dan den Feind nicht nur an weitern Progressen verhinderte / sondern auch sich ziemlich zurück zuziehen nöthigte. Solte auch anno 1683. Churfürst Johann Georg III. mit seiner Armee nicht so eilig zum Entsatz vor Wien mit angerücket seyn/ gewiß würden die Oestereichischen und Teutschen Sachen itzo ein wunderlich Aussehen haben; und ob wol einige Unverständige die grossen Thaten/ die dieser Herr bey besagten Entsatz verrichtet/ entweder gantz verkleinerlich vorstellen/ oder wohl gar mit Stillschweigen übergehen; so seynd doch diese Finsternisse viel zu wenig/ daß sie jenen ihren hellen Glantz bey der Nachwelt solten verwehren können. Die Liebe aber vor das teutsche Wohl / triebe den Sächsischen Helden dahin an/ daß er seine eigene Gesundheit in so weit nicht achtete/ daher er auch 1691. ausser seinen Landen zu Tübingen/ den Helden-Geist aufgeben muste/ dergleichen Verdienste gegen das Reich/ wenig andere aufzuweisen vermögen. Eben diesen Eyfer erblickete man auch in Johann Georg IV. welcher Printz eines längern Lebens würdig war/ nur wäre zu wünschen / daß ihn das Schicksahl mit denen bekannten Verhängnissen verschonet hätte. Was Ihro jetzige Churfüstl. Durchl. Fridrich Augustus so wohl als Chur Printz/ als Churfürst dem Hause Oestereich und dem Reiche anno 1695. und 1696. in Ungarn / und anno 1703. wieder Bayern/ vor Dienste geleistet/ ist annoch in aller Welt ihren gantz frischen Andencken/ wie denn dessen Tapfferkeit so gar bis mitten in Asien hinein erschollen. Es hat hierbey das gesamte Haus Sachsen sich um so mehr zu gratuliren/ daß eben dieser Herr die Polnische Cron zu tragen von dem Glück gewürdiget worden/ indem dadurch dessen Ruhm um so mehr verunsterblichet wird. Die Verdienste und grosse Thaten dieses Monarchen und Souverainen seynd so wichtig/ und deren so viel/ daß dieser enge Raum selbige zu fassen unfähig. Unter andern aber hat er seinem Königreich Pohlen/ durch den/ mit denen Türcken errichteten Frieden/ seine alte Gräntzen und Festungen wieder hergestellet. Ob nun wohl dieser Herr seine uhrväterliche Sacra geändert/ so hat er doch wegen Erhaltung der Evangelischen Lehre seinen Chur-Landen/ so viele bündige Versicherungen gegeben/ daß hoffentlich keine Religions-Trübsalen zubefahren/ welche theure Versicherungen/ der Nachwelt zum Besten/ diesem Wercke auch mit einverleibet worden. Von denen Printzen aber der Ernestinischen Linie auch kürtzlich etwas zu gedencken/ so ist in solcher/ Churfürst Johannes deswegen berühmt/ weil er die Augspurgische Confession mit übergeben/ und sein äusserstes zur Ansbreitung der Evangelischen

Vid. Relat. von Entzs. Wien anno 1683.

noch mehreres muß das gantze Reich Johann Georg III. abstatten. Denn als anno 1688. die Frantzösische desseins selbiges zu verschlingen androheten/ war dieser grosse Held der erste / und anfänglich auch der eintzige/ der vor den Riß stunde/ und sich in hoher Persohn bey gantz später Jahres-Zeit/ mit einer auserlesenen Armée zu Felde wagete/ da er dan den Feind nicht nur an weitern Progressen verhinderte / sondern auch sich ziemlich zurück zuziehen nöthigte. Solte auch anno 1683. Churfürst Johann Georg III. mit seiner Armée nicht so eilig zum Entsatz vor Wien mit angerücket seyn/ gewiß würden die Oestereichischen und Teutschen Sachen itzo ein wunderlich Aussehen haben; und ob wol einige Unverständige die grossen Thaten/ die dieser Herr bey besagten Entsatz verrichtet/ entweder gantz verkleinerlich vorstellen/ oder wohl gar mit Stillschweigen übergehen; so seynd doch diese Finsternisse viel zu wenig/ daß sie jenen ihren hellen Glantz bey der Nachwelt solten verwehren können. Die Liebe aber vor das teutsche Wohl / triebe den Sächsischen Helden dahin an/ daß er seine eigene Gesundheit in so weit nicht achtete/ daher er auch 1691. ausser seinen Landen zu Tübingen/ den Helden-Geist aufgeben muste/ dergleichen Verdienste gegen das Reich/ wenig andere aufzuweisen vermögen. Eben diesen Eyfer erblickete man auch in Johann Georg IV. welcher Printz eines längern Lebens würdig war/ nur wäre zu wünschen / daß ihn das Schicksahl mit denen bekannten Verhängnissen verschonet hätte. Was Ihro jetzige Churfüstl. Durchl. Fridrich Augustus so wohl als Chur Printz/ als Churfürst dem Hause Oestereich und dem Reiche anno 1695. und 1696. in Ungarn / und anno 1703. wieder Bayern/ vor Dienste geleistet/ ist annoch in aller Welt ihren gantz frischen Andencken/ wie denn dessen Tapfferkeit so gar bis mitten in Asien hinein erschollen. Es hat hierbey das gesamte Haus Sachsen sich um so mehr zu gratuliren/ daß eben dieser Herr die Polnische Cron zu tragen von dem Glück gewürdiget worden/ indem dadurch dessen Ruhm um so mehr verunsterblichet wird. Die Verdienste und grosse Thaten dieses Monarchen und Souverainen seynd so wichtig/ und deren so viel/ daß dieser enge Raum selbige zu fassen unfähig. Unter andern aber hat er seinem Königreich Pohlen/ durch den/ mit denen Türcken errichteten Frieden/ seine alte Gräntzen und Festungen wieder hergestellet. Ob nun wohl dieser Herr seine uhrväterliche Sacra geändert/ so hat er doch wegen Erhaltung der Evangelischen Lehre seinen Chur-Landen/ so viele bündige Versicherungen gegeben/ daß hoffentlich keine Religions-Trübsalen zubefahren/ welche theure Versicherungen/ der Nachwelt zum Besten/ diesem Wercke auch mit einverleibet worden. Von denen Printzen aber der Ernestinischen Linie auch kürtzlich etwas zu gedencken/ so ist in solcher/ Churfürst Johannes deswegen berühmt/ weil er die Augspurgische Confession mit übergeben/ und sein äusserstes zur Ansbreitung der Evangelischen

Vid. Relat. von Entzs. Wien anno 1683.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0222" n="179"/>
noch mehreres muß das gantze                      Reich Johann Georg III. abstatten. Denn als anno 1688. die Frantzösische                      desseins selbiges zu verschlingen androheten/ war dieser grosse Held der erste                     / und anfänglich auch der eintzige/ der vor den Riß stunde/ und sich in hoher                      Persohn bey gantz später Jahres-Zeit/ mit einer auserlesenen Armée zu Felde                      wagete/ da er dan den Feind nicht nur an weitern Progressen verhinderte /                      sondern auch sich ziemlich zurück zuziehen nöthigte. Solte auch anno 1683.                      Churfürst Johann Georg III. mit seiner Armée nicht so eilig zum Entsatz vor Wien                      mit angerücket seyn/ gewiß würden die Oestereichischen und Teutschen Sachen                      itzo ein wunderlich Aussehen haben; und ob wol einige Unverständige <note place="foot">Vid. Relat. von Entzs. Wien anno 1683.</note> die grossen                      Thaten/ die dieser Herr bey besagten Entsatz verrichtet/ entweder gantz                      verkleinerlich vorstellen/ oder wohl gar mit Stillschweigen übergehen; so seynd                      doch diese Finsternisse viel zu wenig/ daß sie jenen ihren hellen Glantz bey                      der Nachwelt solten verwehren können. Die Liebe aber vor das teutsche Wohl /                      triebe den Sächsischen Helden dahin an/ daß er seine eigene Gesundheit in so                      weit nicht achtete/ daher er auch 1691. ausser seinen Landen zu Tübingen/ den                      Helden-Geist aufgeben muste/ dergleichen Verdienste gegen das Reich/ wenig                      andere aufzuweisen vermögen. Eben diesen Eyfer erblickete man auch in Johann                      Georg IV. welcher Printz eines längern Lebens würdig war/ nur wäre zu wünschen                     / daß ihn das Schicksahl mit denen bekannten Verhängnissen verschonet hätte. Was                      Ihro jetzige Churfüstl. Durchl. Fridrich Augustus so wohl als Chur Printz/ als                      Churfürst dem Hause Oestereich und dem Reiche anno 1695. und 1696. in Ungarn /                      und anno 1703. wieder Bayern/ vor Dienste geleistet/ ist annoch in aller Welt                      ihren gantz frischen Andencken/ wie denn dessen Tapfferkeit so gar bis mitten                      in Asien hinein erschollen. Es hat hierbey das gesamte Haus Sachsen sich um so                      mehr zu gratuliren/ daß eben dieser Herr die Polnische Cron zu tragen von dem                      Glück gewürdiget worden/ indem dadurch dessen Ruhm um so mehr verunsterblichet                      wird. Die Verdienste und grosse Thaten dieses Monarchen und Souverainen seynd so                      wichtig/ und deren so viel/ daß dieser enge Raum selbige zu fassen unfähig.                      Unter andern aber hat er seinem Königreich Pohlen/ durch den/ mit denen                      Türcken errichteten Frieden/ seine alte Gräntzen und Festungen wieder                      hergestellet. Ob nun wohl dieser Herr seine uhrväterliche Sacra geändert/ so                      hat er doch wegen Erhaltung der Evangelischen Lehre seinen Chur-Landen/ so                      viele bündige Versicherungen gegeben/ daß hoffentlich keine Religions-Trübsalen                      zubefahren/ welche theure Versicherungen/ der Nachwelt zum Besten/ diesem                      Wercke auch mit einverleibet worden. Von denen Printzen aber der Ernestinischen                      Linie auch kürtzlich etwas zu gedencken/ so ist in solcher/ Churfürst Johannes                      deswegen berühmt/ weil er die Augspurgische Confession mit übergeben/ und sein                      äusserstes zur Ansbreitung der Evangelischen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0222] noch mehreres muß das gantze Reich Johann Georg III. abstatten. Denn als anno 1688. die Frantzösische desseins selbiges zu verschlingen androheten/ war dieser grosse Held der erste / und anfänglich auch der eintzige/ der vor den Riß stunde/ und sich in hoher Persohn bey gantz später Jahres-Zeit/ mit einer auserlesenen Armée zu Felde wagete/ da er dan den Feind nicht nur an weitern Progressen verhinderte / sondern auch sich ziemlich zurück zuziehen nöthigte. Solte auch anno 1683. Churfürst Johann Georg III. mit seiner Armée nicht so eilig zum Entsatz vor Wien mit angerücket seyn/ gewiß würden die Oestereichischen und Teutschen Sachen itzo ein wunderlich Aussehen haben; und ob wol einige Unverständige die grossen Thaten/ die dieser Herr bey besagten Entsatz verrichtet/ entweder gantz verkleinerlich vorstellen/ oder wohl gar mit Stillschweigen übergehen; so seynd doch diese Finsternisse viel zu wenig/ daß sie jenen ihren hellen Glantz bey der Nachwelt solten verwehren können. Die Liebe aber vor das teutsche Wohl / triebe den Sächsischen Helden dahin an/ daß er seine eigene Gesundheit in so weit nicht achtete/ daher er auch 1691. ausser seinen Landen zu Tübingen/ den Helden-Geist aufgeben muste/ dergleichen Verdienste gegen das Reich/ wenig andere aufzuweisen vermögen. Eben diesen Eyfer erblickete man auch in Johann Georg IV. welcher Printz eines längern Lebens würdig war/ nur wäre zu wünschen / daß ihn das Schicksahl mit denen bekannten Verhängnissen verschonet hätte. Was Ihro jetzige Churfüstl. Durchl. Fridrich Augustus so wohl als Chur Printz/ als Churfürst dem Hause Oestereich und dem Reiche anno 1695. und 1696. in Ungarn / und anno 1703. wieder Bayern/ vor Dienste geleistet/ ist annoch in aller Welt ihren gantz frischen Andencken/ wie denn dessen Tapfferkeit so gar bis mitten in Asien hinein erschollen. Es hat hierbey das gesamte Haus Sachsen sich um so mehr zu gratuliren/ daß eben dieser Herr die Polnische Cron zu tragen von dem Glück gewürdiget worden/ indem dadurch dessen Ruhm um so mehr verunsterblichet wird. Die Verdienste und grosse Thaten dieses Monarchen und Souverainen seynd so wichtig/ und deren so viel/ daß dieser enge Raum selbige zu fassen unfähig. Unter andern aber hat er seinem Königreich Pohlen/ durch den/ mit denen Türcken errichteten Frieden/ seine alte Gräntzen und Festungen wieder hergestellet. Ob nun wohl dieser Herr seine uhrväterliche Sacra geändert/ so hat er doch wegen Erhaltung der Evangelischen Lehre seinen Chur-Landen/ so viele bündige Versicherungen gegeben/ daß hoffentlich keine Religions-Trübsalen zubefahren/ welche theure Versicherungen/ der Nachwelt zum Besten/ diesem Wercke auch mit einverleibet worden. Von denen Printzen aber der Ernestinischen Linie auch kürtzlich etwas zu gedencken/ so ist in solcher/ Churfürst Johannes deswegen berühmt/ weil er die Augspurgische Confession mit übergeben/ und sein äusserstes zur Ansbreitung der Evangelischen Vid. Relat. von Entzs. Wien anno 1683.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/222
Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/222>, abgerufen am 25.11.2024.