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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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der Zeit aufgekommene und bis anjetzo beobachtete Art/ derer Reichs-Comitiorum ansiehet und betrachtet/ einer sich fast besinnen muß/ ob er nicht gar in eine andere Teutsche Welt gerahten sey. Welches alles jedoch/ so viel ad rem atque causam praesentem gehöret/ darauf hinaus kömmt/ daß in vorigen Zeiten die Vota, bey Reichs-Versamulungen nicht blosser Dings auf gewisse Provintzien oder Landes-Portionen gestellet und gleichsam figiret/ sondern ein jeder regierender Fürst/ ohne regard auf ein gewisses Stück Landes/ sondern vielmehr auf das mit solchen Landen versehene Haus/ aus welchem er entsprossen/ sich vor einen würcklichen Reichs-Fürsten / mit seinem jur suffragii aufführen mögen/ also/ daß die/ ob zwar auf dem Lande radicirte/ und daraus/ als auf ihren Grund und Boden erwachsene Jura suffragii bey einem solchen Hause nicht in stirpes, sondern in capita vertheilet / diesemnach bey einem Reichs-Convent, quot capita tot sententiae, und zwar solchermassen gewesen/ daß/ wenn ein Caput abgangen/ seine Stimme denen andern dadurch nicht zugewachsen/ sondern sich mit ihme verlohren/ darüber dann derer Votum pro numero capitum bald mehr bald weniger worden/ wie solches / theils aus denen Reichs-Tags-Actis und mit vielen Exempeln aus denen Fürstlichen Häusern Sachsen/ Pfaltz/ Bayern/ Brandenburg/ Braunschweig / Hessen und andern/ dargeleget und erwiesen werden könte/ wo man es dermahln nicht vor unnöhtiger achtet.

§. 14.

Inmassen nun/ in eben diesen vor sich gefundenen/ so wohl von seinen Chur- uud Fürstlichen Vorfahren/ als andern Fürstlichen Häusern gehaltenen Tramite, insonderheit auch Heinrich Hertzog zu Sachsen/ Hertzog Albrechts des Stamm-Vaters/ der jetzigen Chur-Linie Sohn/ und Hertzog Görgens Brüder fortgangen/ dergestalt/ daß es nach Absterben/ besagten seines Brudern/ den Reichs-Tag zu Regenspurg anno 1541. (in welchem er auch Todes verfahren) anders nicht beschicket/ als daß von seinem Gesandten/ besage der Reichs-Acten / nicht zwey unterschiedliche/ nemlich das durch den Todes-Fall seines Brudern ihme zugewachsene/ neben seinem eigenen/ sondern nur/ weil jenes mortefratris exspiriret/ ein einiges Votum geführet worden/ also hat auch dessen Sohn und Successor, Hertzog Moritz/ sich darnach gelichfals gerichtet/ indem er nach seines Vatern Tod/ auf denen Reichs-Tägen zu Speyer/ 1542. und 1544. durch Gesandschaft allein mit dem von seinem Vater auf ihn vererbt- und propagirten einfachen Voto in dem Fürsten-Raht erschienen/ nach dem Fall Churfürst/ Johann Friedrichs/ und der darüber an Ihn gediehenen Chur/ aber das Fürstliche Collegium gar verlassen/ so bloß aus dem principio hergekommen/ daß einem Fürsten/ Er habe Land so viel Er wolle/ nur ein Votum pro lege sive more Comitiorum gebührete. Denn/ es hat erwehnten Churfürsten Moritzen und seinen Rähten an hinlänglichen Un-

der Zeit aufgekommene und bis anjetzo beobachtete Art/ derer Reichs-Comitiorum ansiehet und betrachtet/ einer sich fast besinnen muß/ ob er nicht gar in eine andere Teutsche Welt gerahten sey. Welches alles jedoch/ so viel ad rem atque causam praesentem gehöret/ darauf hinaus kömmt/ daß in vorigen Zeiten die Vota, bey Reichs-Versamulungen nicht blosser Dings auf gewisse Provintzien oder Landes-Portionen gestellet und gleichsam figiret/ sondern ein jeder regierender Fürst/ ohne regard auf ein gewisses Stück Landes/ sondern vielmehr auf das mit solchen Landen versehene Haus/ aus welchem er entsprossen/ sich vor einen würcklichen Reichs-Fürsten / mit seinem jur suffragii aufführen mögen/ also/ daß die/ ob zwar auf dem Lande radicirte/ und daraus/ als auf ihren Grund und Boden erwachsene Jura suffragii bey einem solchen Hause nicht in stirpes, sondern in capita vertheilet / diesemnach bey einem Reichs-Convent, quot capita tot sententiae, und zwar solchermassen gewesen/ daß/ wenn ein Caput abgangen/ seine Stimme denen andern dadurch nicht zugewachsen/ sondern sich mit ihme verlohren/ darüber dann derer Votum pro numero capitum bald mehr bald weniger worden/ wie solches / theils aus denen Reichs-Tags-Actis und mit vielen Exempeln aus denen Fürstlichen Häusern Sachsen/ Pfaltz/ Bayern/ Brandenburg/ Braunschweig / Hessen und andern/ dargeleget und erwiesen werden könte/ wo man es dermahln nicht vor unnöhtiger achtet.

§. 14.

Inmassen nun/ in eben diesen vor sich gefundenen/ so wohl von seinen Chur- uud Fürstlichen Vorfahren/ als andern Fürstlichen Häusern gehaltenen Tramite, insonderheit auch Heinrich Hertzog zu Sachsen/ Hertzog Albrechts des Stamm-Vaters/ der jetzigen Chur-Linie Sohn/ und Hertzog Görgens Brüder fortgangen/ dergestalt/ daß es nach Absterben/ besagten seines Brudern/ den Reichs-Tag zu Regenspurg anno 1541. (in welchem er auch Todes verfahren) anders nicht beschicket/ als daß von seinem Gesandten/ besage der Reichs-Acten / nicht zwey unterschiedliche/ nemlich das durch den Todes-Fall seines Brudern ihme zugewachsene/ neben seinem eigenen/ sondern nur/ weil jenes mortefratris exspiriret/ ein einiges Votum geführet worden/ also hat auch dessen Sohn und Successor, Hertzog Moritz/ sich darnach gelichfals gerichtet/ indem er nach seines Vatern Tod/ auf denen Reichs-Tägen zu Speyer/ 1542. und 1544. durch Gesandschaft allein mit dem von seinem Vater auf ihn vererbt- und propagirten einfachen Voto in dem Fürsten-Raht erschienen/ nach dem Fall Churfürst/ Johann Friedrichs/ und der darüber an Ihn gediehenen Chur/ aber das Fürstliche Collegium gar verlassen/ so bloß aus dem principio hergekommen/ daß einem Fürsten/ Er habe Land so viel Er wolle/ nur ein Votum pro lege sive more Comitiorum gebührete. Denn/ es hat erwehnten Churfürsten Moritzen und seinen Rähten an hinlänglichen Un-

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[87/0130] der Zeit aufgekommene und bis anjetzo beobachtete Art/ derer Reichs-Comitiorum ansiehet und betrachtet/ einer sich fast besinnen muß/ ob er nicht gar in eine andere Teutsche Welt gerahten sey. Welches alles jedoch/ so viel ad rem atque causam praesentem gehöret/ darauf hinaus kömmt/ daß in vorigen Zeiten die Vota, bey Reichs-Versamulungen nicht blosser Dings auf gewisse Provintzien oder Landes-Portionen gestellet und gleichsam figiret/ sondern ein jeder regierender Fürst/ ohne regard auf ein gewisses Stück Landes/ sondern vielmehr auf das mit solchen Landen versehene Haus/ aus welchem er entsprossen/ sich vor einen würcklichen Reichs-Fürsten / mit seinem jur suffragii aufführen mögen/ also/ daß die/ ob zwar auf dem Lande radicirte/ und daraus/ als auf ihren Grund und Boden erwachsene Jura suffragii bey einem solchen Hause nicht in stirpes, sondern in capita vertheilet / diesemnach bey einem Reichs-Convent, quot capita tot sententiae, und zwar solchermassen gewesen/ daß/ wenn ein Caput abgangen/ seine Stimme denen andern dadurch nicht zugewachsen/ sondern sich mit ihme verlohren/ darüber dann derer Votum pro numero capitum bald mehr bald weniger worden/ wie solches / theils aus denen Reichs-Tags-Actis und mit vielen Exempeln aus denen Fürstlichen Häusern Sachsen/ Pfaltz/ Bayern/ Brandenburg/ Braunschweig / Hessen und andern/ dargeleget und erwiesen werden könte/ wo man es dermahln nicht vor unnöhtiger achtet. §. 14. Inmassen nun/ in eben diesen vor sich gefundenen/ so wohl von seinen Chur- uud Fürstlichen Vorfahren/ als andern Fürstlichen Häusern gehaltenen Tramite, insonderheit auch Heinrich Hertzog zu Sachsen/ Hertzog Albrechts des Stamm-Vaters/ der jetzigen Chur-Linie Sohn/ und Hertzog Görgens Brüder fortgangen/ dergestalt/ daß es nach Absterben/ besagten seines Brudern/ den Reichs-Tag zu Regenspurg anno 1541. (in welchem er auch Todes verfahren) anders nicht beschicket/ als daß von seinem Gesandten/ besage der Reichs-Acten / nicht zwey unterschiedliche/ nemlich das durch den Todes-Fall seines Brudern ihme zugewachsene/ neben seinem eigenen/ sondern nur/ weil jenes mortefratris exspiriret/ ein einiges Votum geführet worden/ also hat auch dessen Sohn und Successor, Hertzog Moritz/ sich darnach gelichfals gerichtet/ indem er nach seines Vatern Tod/ auf denen Reichs-Tägen zu Speyer/ 1542. und 1544. durch Gesandschaft allein mit dem von seinem Vater auf ihn vererbt- und propagirten einfachen Voto in dem Fürsten-Raht erschienen/ nach dem Fall Churfürst/ Johann Friedrichs/ und der darüber an Ihn gediehenen Chur/ aber das Fürstliche Collegium gar verlassen/ so bloß aus dem principio hergekommen/ daß einem Fürsten/ Er habe Land so viel Er wolle/ nur ein Votum pro lege sive more Comitiorum gebührete. Denn/ es hat erwehnten Churfürsten Moritzen und seinen Rähten an hinlänglichen Un-

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/130>, abgerufen am 22.11.2024.