Leidenschaft, Vermehrung oder Verminderung der Vollkommenheit voraussetzet; und suche sie dadurch zu dem Grade des Lichts, der Rei- nigkeit, der Erhabenheit zu erhöhen, dessen Menschen hier fähig sind.
Denke oft: wenn Gott das vollkommen- ste Wesen ist: so ist sein Verstand untrüglich, seine Macht unbegrenzt, seine Güte unerschöpf- lich; so beurtheilet und behandelt er alles nach der Wahrheit; so will und wirket er lauter Gutes und stets das Beste; so ist er sich selbst genug und bedarf nichts außer sich; so wird sein nicht von Menschenhänden gepfleget; so kann er seines Endzweckes nie verfehlen; so kann sein Endzweck nichts anders als Vollkom- menheit und Glückseligkeit seyn; so ist alles, was er thut und zuläßt, recht und gut. Wel- che Aufschlüsse werden uns nicht diese und der- gleichen Gedanken öffnen! Wie oft sich unsrer ganzen Seele bemächtigen, allen unsern Kräf- ten die würdigste Richtung, die edelste Stim- mung geben, und uns mit Empfindungen und Gefühlen durchdringen, die unter allen die erhabensten und seligsten sind!
Und dann die Verhältnisse, in welchen wir gegen Gott stehen, das, was Gott in An-
sehung
Nachdenken über Gott ꝛc.
Leidenſchaft, Vermehrung oder Verminderung der Vollkommenheit vorausſetzet; und ſuche ſie dadurch zu dem Grade des Lichts, der Rei- nigkeit, der Erhabenheit zu erhöhen, deſſen Menſchen hier fähig ſind.
Denke oft: wenn Gott das vollkommen- ſte Weſen iſt: ſo iſt ſein Verſtand untrüglich, ſeine Macht unbegrenzt, ſeine Güte unerſchöpf- lich; ſo beurtheilet und behandelt er alles nach der Wahrheit; ſo will und wirket er lauter Gutes und ſtets das Beſte; ſo iſt er ſich ſelbſt genug und bedarf nichts außer ſich; ſo wird ſein nicht von Menſchenhänden gepfleget; ſo kann er ſeines Endzweckes nie verfehlen; ſo kann ſein Endzweck nichts anders als Vollkom- menheit und Glückſeligkeit ſeyn; ſo iſt alles, was er thut und zuläßt, recht und gut. Wel- che Aufſchlüſſe werden uns nicht dieſe und der- gleichen Gedanken öffnen! Wie oft ſich unſrer ganzen Seele bemächtigen, allen unſern Kräf- ten die würdigſte Richtung, die edelſte Stim- mung geben, und uns mit Empfindungen und Gefühlen durchdringen, die unter allen die erhabenſten und ſeligſten ſind!
Und dann die Verhältniſſe, in welchen wir gegen Gott ſtehen, das, was Gott in An-
ſehung
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0060"n="38"/><fwplace="top"type="header">Nachdenken über Gott ꝛc.</fw><lb/>
Leidenſchaft, Vermehrung oder Verminderung<lb/>
der Vollkommenheit vorausſetzet; und ſuche ſie<lb/>
dadurch zu dem Grade des Lichts, der Rei-<lb/>
nigkeit, der Erhabenheit zu erhöhen, deſſen<lb/>
Menſchen hier fähig ſind.</p><lb/><p>Denke oft: wenn Gott das vollkommen-<lb/>ſte Weſen iſt: ſo iſt ſein Verſtand untrüglich,<lb/>ſeine Macht unbegrenzt, ſeine Güte unerſchöpf-<lb/>
lich; ſo beurtheilet und behandelt er alles nach<lb/>
der Wahrheit; ſo will und wirket er lauter<lb/>
Gutes und ſtets das Beſte; ſo iſt er ſich ſelbſt<lb/>
genug und bedarf nichts außer ſich; ſo wird<lb/>ſein nicht von Menſchenhänden gepfleget; ſo<lb/>
kann er ſeines Endzweckes nie verfehlen; ſo<lb/>
kann ſein Endzweck nichts anders als Vollkom-<lb/>
menheit und Glückſeligkeit ſeyn; ſo iſt alles,<lb/>
was er thut und zuläßt, recht und gut. Wel-<lb/>
che Aufſchlüſſe werden uns nicht dieſe und der-<lb/>
gleichen Gedanken öffnen! Wie oft ſich unſrer<lb/>
ganzen Seele bemächtigen, allen unſern Kräf-<lb/>
ten die würdigſte Richtung, die edelſte Stim-<lb/>
mung geben, und uns mit Empfindungen und<lb/>
Gefühlen durchdringen, die unter allen die<lb/>
erhabenſten und ſeligſten ſind!</p><lb/><p>Und dann <hirendition="#fr">die Verhältniſſe,</hi> in welchen<lb/>
wir gegen Gott ſtehen, das, was Gott in An-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſehung</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[38/0060]
Nachdenken über Gott ꝛc.
Leidenſchaft, Vermehrung oder Verminderung
der Vollkommenheit vorausſetzet; und ſuche ſie
dadurch zu dem Grade des Lichts, der Rei-
nigkeit, der Erhabenheit zu erhöhen, deſſen
Menſchen hier fähig ſind.
Denke oft: wenn Gott das vollkommen-
ſte Weſen iſt: ſo iſt ſein Verſtand untrüglich,
ſeine Macht unbegrenzt, ſeine Güte unerſchöpf-
lich; ſo beurtheilet und behandelt er alles nach
der Wahrheit; ſo will und wirket er lauter
Gutes und ſtets das Beſte; ſo iſt er ſich ſelbſt
genug und bedarf nichts außer ſich; ſo wird
ſein nicht von Menſchenhänden gepfleget; ſo
kann er ſeines Endzweckes nie verfehlen; ſo
kann ſein Endzweck nichts anders als Vollkom-
menheit und Glückſeligkeit ſeyn; ſo iſt alles,
was er thut und zuläßt, recht und gut. Wel-
che Aufſchlüſſe werden uns nicht dieſe und der-
gleichen Gedanken öffnen! Wie oft ſich unſrer
ganzen Seele bemächtigen, allen unſern Kräf-
ten die würdigſte Richtung, die edelſte Stim-
mung geben, und uns mit Empfindungen und
Gefühlen durchdringen, die unter allen die
erhabenſten und ſeligſten ſind!
Und dann die Verhältniſſe, in welchen
wir gegen Gott ſtehen, das, was Gott in An-
ſehung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/60>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.