nes menschlichen Daseyns seyn. Hier soll ich mich zu größern Dingen vorbereiten und ge- schickt machen; und je treuer ich hier meine Stelle behaupte, desto höhere Stufen der Voll- kommenheit und Glückseligkeit darf ich in den folgenden Perioden meines Daseyns zu erstei- gen hoffen. Ja, würdig, groß ist meine Be- stimmung! Herrlich das Ziel, das mir vorge- setzt ist! Werth, daß ich mit unabläßigem Ei- fer darnach laufe und strebe!
Freylich, hier sind Licht und Finsterniß, Stärke und Schwäche, Fortgang und Wider- stand, Hoheit und Niedrigkeit, Großes und Kleines, so in meiner Natur und in meinem Zustande mit einander verbunden, und wechseln oft so schnell und so merklich mit einander ab, daß ich nicht selten eben so tief sinke und mein Nichts eben so lebhaft fühle, als ich mich erst zur Höhe empor geschwungen und meine Größe empfunden hatte. Aber auch dieß ist in der Na- tur des Menschen gegründet; auch dieß ist dem Stande der Zucht und der Uebung, in welchem ich itzt lebe, angemessen; und auch dieß wird mir die Zukunft enträthseln. Jch soll, ich kann nicht Alles auf einmal seyn und werden, was ich zu seyn und zu werden bestimmt bin. Aber
ewig
Nachdenken über ſich ſelbſt.
nes menſchlichen Daſeyns ſeyn. Hier ſoll ich mich zu größern Dingen vorbereiten und ge- ſchickt machen; und je treuer ich hier meine Stelle behaupte, deſto höhere Stufen der Voll- kommenheit und Glückſeligkeit darf ich in den folgenden Perioden meines Daſeyns zu erſtei- gen hoffen. Ja, würdig, groß iſt meine Be- ſtimmung! Herrlich das Ziel, das mir vorge- ſetzt iſt! Werth, daß ich mit unabläßigem Ei- fer darnach laufe und ſtrebe!
Freylich, hier ſind Licht und Finſterniß, Stärke und Schwäche, Fortgang und Wider- ſtand, Hoheit und Niedrigkeit, Großes und Kleines, ſo in meiner Natur und in meinem Zuſtande mit einander verbunden, und wechſeln oft ſo ſchnell und ſo merklich mit einander ab, daß ich nicht ſelten eben ſo tief ſinke und mein Nichts eben ſo lebhaft fühle, als ich mich erſt zur Höhe empor geſchwungen und meine Größe empfunden hatte. Aber auch dieß iſt in der Na- tur des Menſchen gegründet; auch dieß iſt dem Stande der Zucht und der Uebung, in welchem ich itzt lebe, angemeſſen; und auch dieß wird mir die Zukunft enträthſeln. Jch ſoll, ich kann nicht Alles auf einmal ſeyn und werden, was ich zu ſeyn und zu werden beſtimmt bin. Aber
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Nachdenken über ſich ſelbſt.
nes menſchlichen Daſeyns ſeyn. Hier ſoll ich
mich zu größern Dingen vorbereiten und ge-
ſchickt machen; und je treuer ich hier meine
Stelle behaupte, deſto höhere Stufen der Voll-
kommenheit und Glückſeligkeit darf ich in den
folgenden Perioden meines Daſeyns zu erſtei-
gen hoffen. Ja, würdig, groß iſt meine Be-
ſtimmung! Herrlich das Ziel, das mir vorge-
ſetzt iſt! Werth, daß ich mit unabläßigem Ei-
fer darnach laufe und ſtrebe!
Freylich, hier ſind Licht und Finſterniß,
Stärke und Schwäche, Fortgang und Wider-
ſtand, Hoheit und Niedrigkeit, Großes und
Kleines, ſo in meiner Natur und in meinem
Zuſtande mit einander verbunden, und wechſeln
oft ſo ſchnell und ſo merklich mit einander ab,
daß ich nicht ſelten eben ſo tief ſinke und mein
Nichts eben ſo lebhaft fühle, als ich mich erſt
zur Höhe empor geſchwungen und meine Größe
empfunden hatte. Aber auch dieß iſt in der Na-
tur des Menſchen gegründet; auch dieß iſt dem
Stande der Zucht und der Uebung, in welchem
ich itzt lebe, angemeſſen; und auch dieß wird
mir die Zukunft enträthſeln. Jch ſoll, ich kann
nicht Alles auf einmal ſeyn und werden, was
ich zu ſeyn und zu werden beſtimmt bin. Aber
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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/56>, abgerufen am 23.07.2024.
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