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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.

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Wie muß man nachdenken?
was für einem Verhältnisse steht es gegen mich
und meine Glückseligkeit? wie muß ich mich
dagegen verhalten? Durch das Nachdenken
und die Ueberlegung suchen wir nämlich unsre
Vorstellungen und Begriffe von den Dingen
deutlicher, vollständiger, gewisser, in-
teressanter
und brauchbarer für uns zu
machen.

Also erst deutlicher, indem wir uns fra-
gen: was ist eigentlich diese Sache? woraus
besteht sie? woraus ist sie zusammengesetzt?
was gehöret nothwendig und wesentlich dazu?
was ist nur zufälligerweise dabey? was für
Eigenschaften, was für Kräfte und Wirkun-
gen hat sie? was unterscheidet sie von andern
Dingen? u. s. w. Was ist also z. B. Mora-
lität?
was sind moralische Handlungen?
Das weiß ich, daß es etwas ist, welches un-
ter allen Geschöpfen des Erdbodens nur dem
Menschen zukommt, nur von Menschen er-
wartet und gefordert wird. Die Thiere kön-
nen nicht moralisch handeln. Aber sie verrich-
ten doch Handlungen, die ihnen, oder uns
angenehm oder unangenehm sind, die ihnen,
oder uns Nutzen oder Schaden bringen. Also,
daß uns eine Handlung angenehm oder unan-

genehm

Wie muß man nachdenken?
was für einem Verhältniſſe ſteht es gegen mich
und meine Glückſeligkeit? wie muß ich mich
dagegen verhalten? Durch das Nachdenken
und die Ueberlegung ſuchen wir nämlich unſre
Vorſtellungen und Begriffe von den Dingen
deutlicher, vollſtändiger, gewiſſer, in-
tereſſanter
und brauchbarer für uns zu
machen.

Alſo erſt deutlicher, indem wir uns fra-
gen: was iſt eigentlich dieſe Sache? woraus
beſteht ſie? woraus iſt ſie zuſammengeſetzt?
was gehöret nothwendig und weſentlich dazu?
was iſt nur zufälligerweiſe dabey? was für
Eigenſchaften, was für Kräfte und Wirkun-
gen hat ſie? was unterſcheidet ſie von andern
Dingen? u. ſ. w. Was iſt alſo z. B. Mora-
lität?
was ſind moraliſche Handlungen?
Das weiß ich, daß es etwas iſt, welches un-
ter allen Geſchöpfen des Erdbodens nur dem
Menſchen zukommt, nur von Menſchen er-
wartet und gefordert wird. Die Thiere kön-
nen nicht moraliſch handeln. Aber ſie verrich-
ten doch Handlungen, die ihnen, oder uns
angenehm oder unangenehm ſind, die ihnen,
oder uns Nutzen oder Schaden bringen. Alſo,
daß uns eine Handlung angenehm oder unan-

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[10/0032] Wie muß man nachdenken? was für einem Verhältniſſe ſteht es gegen mich und meine Glückſeligkeit? wie muß ich mich dagegen verhalten? Durch das Nachdenken und die Ueberlegung ſuchen wir nämlich unſre Vorſtellungen und Begriffe von den Dingen deutlicher, vollſtändiger, gewiſſer, in- tereſſanter und brauchbarer für uns zu machen. Alſo erſt deutlicher, indem wir uns fra- gen: was iſt eigentlich dieſe Sache? woraus beſteht ſie? woraus iſt ſie zuſammengeſetzt? was gehöret nothwendig und weſentlich dazu? was iſt nur zufälligerweiſe dabey? was für Eigenſchaften, was für Kräfte und Wirkun- gen hat ſie? was unterſcheidet ſie von andern Dingen? u. ſ. w. Was iſt alſo z. B. Mora- lität? was ſind moraliſche Handlungen? Das weiß ich, daß es etwas iſt, welches un- ter allen Geſchöpfen des Erdbodens nur dem Menſchen zukommt, nur von Menſchen er- wartet und gefordert wird. Die Thiere kön- nen nicht moraliſch handeln. Aber ſie verrich- ten doch Handlungen, die ihnen, oder uns angenehm oder unangenehm ſind, die ihnen, oder uns Nutzen oder Schaden bringen. Alſo, daß uns eine Handlung angenehm oder unan- genehm

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Zitationshilfe: Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/32>, abgerufen am 24.11.2024.