Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.Was heißt nachdenken? falsch, so oder anders beschaffen seyn. In die-sem Falle nimmt man gewisse Dinge an, setzet gewisse Dinge zum Grunde, die man aus eig- ner Erfahrung, oder aus den glaubwürdi- gen Zeugnissen anderer Menschen, oder aus andern, in der Natur der Sache selbst liegen- den, Gründen weiß, und fraget sich dann: wenn nun diese Dinge so sind und sich so ver- halten, was für eine Bewandniß mag es wohl mit jenen Dingen haben, die zu den erstern zu gehören, oder ihnen ähnlich zu seyn scheinen? Stehen sie wirklich in Verbindung mit einan- der? und in welcher Verbindung? folget etwa eines als Wirkung, oder Absicht, oder Bedin- gung, oder nur zufälligerweise aus dem an- dern? Ist das, was in dem einen Falle wahr ist, nicht auch in dem andern wahr? Oder wi- dersprechen sich vielleicht diese Dinge? Hebt eins das andere auf? Lassen sie sich nicht zu- gleich denken? -- So weiß ich z. B. daß Gott gütig, daß ten
Was heißt nachdenken? falſch, ſo oder anders beſchaffen ſeyn. In die-ſem Falle nimmt man gewiſſe Dinge an, ſetzet gewiſſe Dinge zum Grunde, die man aus eig- ner Erfahrung, oder aus den glaubwürdi- gen Zeugniſſen anderer Menſchen, oder aus andern, in der Natur der Sache ſelbſt liegen- den, Gründen weiß, und fraget ſich dann: wenn nun dieſe Dinge ſo ſind und ſich ſo ver- halten, was für eine Bewandniß mag es wohl mit jenen Dingen haben, die zu den erſtern zu gehören, oder ihnen ähnlich zu ſeyn ſcheinen? Stehen ſie wirklich in Verbindung mit einan- der? und in welcher Verbindung? folget etwa eines als Wirkung, oder Abſicht, oder Bedin- gung, oder nur zufälligerweiſe aus dem an- dern? Iſt das, was in dem einen Falle wahr iſt, nicht auch in dem andern wahr? Oder wi- derſprechen ſich vielleicht dieſe Dinge? Hebt eins das andere auf? Laſſen ſie ſich nicht zu- gleich denken? — So weiß ich z. B. daß Gott gütig, daß ten
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Was heißt nachdenken?
falſch, ſo oder anders beſchaffen ſeyn. In die-
ſem Falle nimmt man gewiſſe Dinge an, ſetzet
gewiſſe Dinge zum Grunde, die man aus eig-
ner Erfahrung, oder aus den glaubwürdi-
gen Zeugniſſen anderer Menſchen, oder aus
andern, in der Natur der Sache ſelbſt liegen-
den, Gründen weiß, und fraget ſich dann:
wenn nun dieſe Dinge ſo ſind und ſich ſo ver-
halten, was für eine Bewandniß mag es wohl
mit jenen Dingen haben, die zu den erſtern zu
gehören, oder ihnen ähnlich zu ſeyn ſcheinen?
Stehen ſie wirklich in Verbindung mit einan-
der? und in welcher Verbindung? folget etwa
eines als Wirkung, oder Abſicht, oder Bedin-
gung, oder nur zufälligerweiſe aus dem an-
dern? Iſt das, was in dem einen Falle wahr
iſt, nicht auch in dem andern wahr? Oder wi-
derſprechen ſich vielleicht dieſe Dinge? Hebt
eins das andere auf? Laſſen ſie ſich nicht zu-
gleich denken? —
So weiß ich z. B. daß Gott gütig, daß
er die Liebe ſelbſt iſt: das ſagt mir die Na-
tur und die Schrift; und mein eigenes Herz
würde ſich empören, wenn ich mir das voll-
kommenſte Weſen anders vorſtellen wollte.
Und welche Aufſchlüſſe von andern Wahrhei-
ten
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