Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.Fortsetzung und Anwendung unter den Sterblichen angerichtet! Welchevielversprechende Entwürfe, welche schmeichel- hafte Hoffnungen, welche schimmernde Aus- sichten sind nicht allenthalben vereitelt, oder mit denen, die sie hegten, und sich ihrer freuten, begraben worden! Wie wenige sind itzt da, wo sie diesen Morgen hin zu kommen gedachten! Wie wenige haben das erarbeitet, erstrebt, er- rungen, genossen, was sie sich vorgesetzt, oder versprochen hatten! Ueberall Täuschungen, überall fehlgeschlagene Erwartungen! Ueber- all die mannichfaltigste Vermischung von Gu- tem und Bösem, von Bequemlichkeiten und Beschwerden, von Freuden und Leiden, von Fortgang und Widerstand! Jeder Schritt auf der Lebensbahn kostet Mühe und Arbeit; jeder Vortheil, jedes Vergnügen, jeder Genuß muß erworben, erkauft, erstritten werden! Alles so, wie es sich für den Stand des Pilgers, des Schülers, des Zöglings schicket! Ja, Gott, weise und gütig sind alle deine Habe
Fortſetzung und Anwendung unter den Sterblichen angerichtet! Welchevielverſprechende Entwürfe, welche ſchmeichel- hafte Hoffnungen, welche ſchimmernde Aus- ſichten ſind nicht allenthalben vereitelt, oder mit denen, die ſie hegten, und ſich ihrer freuten, begraben worden! Wie wenige ſind itzt da, wo ſie dieſen Morgen hin zu kommen gedachten! Wie wenige haben das erarbeitet, erſtrebt, er- rungen, genoſſen, was ſie ſich vorgeſetzt, oder verſprochen hatten! Ueberall Täuſchungen, überall fehlgeſchlagene Erwartungen! Ueber- all die mannichfaltigſte Vermiſchung von Gu- tem und Böſem, von Bequemlichkeiten und Beſchwerden, von Freuden und Leiden, von Fortgang und Widerſtand! Jeder Schritt auf der Lebensbahn koſtet Mühe und Arbeit; jeder Vortheil, jedes Vergnügen, jeder Genuß muß erworben, erkauft, erſtritten werden! Alles ſo, wie es ſich für den Stand des Pilgers, des Schülers, des Zöglings ſchicket! Ja, Gott, weiſe und gütig ſind alle deine Habe
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Fortſetzung und Anwendung
unter den Sterblichen angerichtet! Welche
vielverſprechende Entwürfe, welche ſchmeichel-
hafte Hoffnungen, welche ſchimmernde Aus-
ſichten ſind nicht allenthalben vereitelt, oder mit
denen, die ſie hegten, und ſich ihrer freuten,
begraben worden! Wie wenige ſind itzt da, wo
ſie dieſen Morgen hin zu kommen gedachten!
Wie wenige haben das erarbeitet, erſtrebt, er-
rungen, genoſſen, was ſie ſich vorgeſetzt, oder
verſprochen hatten! Ueberall Täuſchungen,
überall fehlgeſchlagene Erwartungen! Ueber-
all die mannichfaltigſte Vermiſchung von Gu-
tem und Böſem, von Bequemlichkeiten und
Beſchwerden, von Freuden und Leiden, von
Fortgang und Widerſtand! Jeder Schritt auf
der Lebensbahn koſtet Mühe und Arbeit; jeder
Vortheil, jedes Vergnügen, jeder Genuß muß
erworben, erkauft, erſtritten werden! Alles
ſo, wie es ſich für den Stand des Pilgers,
des Schülers, des Zöglings ſchicket!
Ja, Gott, weiſe und gütig ſind alle deine
Einrichtungen und Anordnungen, ſo wenig ſie
auch oft unſern Wünſchen angemeſſen ſind.
Wohl dem, der dieß erkennet und glaubet, und
ſtets den beſten Gebrauch davon machet!
Möchte ich das auch heute gethan haben!
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