keine bleibende Stätte, keinen sichern Besitz, keine feste, dauerhafte Ruhe. Hier ist alles mehr Mittel als Endzweck, mehr Aussaat als Erndte, mehr Zurüstung als Genuß, nur An- fang aber keine Vollendung. Hier, Vater, willst du uns, deine Kinder, zu einem höhe- rern, bessern Leben erziehen. Hier sollen wir aus ganz sinnlichen Geschöpfen vernünftige werden, und so Weisheit und Tugend lernen. Dazu ist alles von dir eingerichtet und angeord- net; dahin zielen alle unsere Bedürfnisse, alle unsere Verhältnisse und Verbindungen, alle unsere Geschäffte und Arbeiten, alle unsre Lei- den und Freuden. O möchten wir uns nur alle deiner weisen, väterlichen Zucht willig und völlig unterwerfen, und durch dieselbe immer weiser und besser werden!
Möchte ich auch heute alles so ansehen, be- urtheilen, gebrauchen, genießen, wie es mei- nem gegenwärtigen Zustande gemäß ist! Bin ich Pilger: so darf es mich ja nicht befremden, wenn nicht alle Pfade meines Lebens gleich eben und sicher und angenehm sind; wenn ich oft im Dunkeln, oft auf rauhen, gefährlichen We- gen, oft einsam wandeln; oft des Tages Last und Hitze tragen, und doch vergeblich nach Er-
quickung
Der Menſch
keine bleibende Stätte, keinen ſichern Beſitz, keine feſte, dauerhafte Ruhe. Hier iſt alles mehr Mittel als Endzweck, mehr Ausſaat als Erndte, mehr Zurüſtung als Genuß, nur An- fang aber keine Vollendung. Hier, Vater, willſt du uns, deine Kinder, zu einem höhe- rern, beſſern Leben erziehen. Hier ſollen wir aus ganz ſinnlichen Geſchöpfen vernünftige werden, und ſo Weisheit und Tugend lernen. Dazu iſt alles von dir eingerichtet und angeord- net; dahin zielen alle unſere Bedürfniſſe, alle unſere Verhältniſſe und Verbindungen, alle unſere Geſchäffte und Arbeiten, alle unſre Lei- den und Freuden. O möchten wir uns nur alle deiner weiſen, väterlichen Zucht willig und völlig unterwerfen, und durch dieſelbe immer weiſer und beſſer werden!
Möchte ich auch heute alles ſo anſehen, be- urtheilen, gebrauchen, genießen, wie es mei- nem gegenwärtigen Zuſtande gemäß iſt! Bin ich Pilger: ſo darf es mich ja nicht befremden, wenn nicht alle Pfade meines Lebens gleich eben und ſicher und angenehm ſind; wenn ich oft im Dunkeln, oft auf rauhen, gefährlichen We- gen, oft einſam wandeln; oft des Tages Laſt und Hitze tragen, und doch vergeblich nach Er-
quickung
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Der Menſch
keine bleibende Stätte, keinen ſichern Beſitz,
keine feſte, dauerhafte Ruhe. Hier iſt alles
mehr Mittel als Endzweck, mehr Ausſaat als
Erndte, mehr Zurüſtung als Genuß, nur An-
fang aber keine Vollendung. Hier, Vater,
willſt du uns, deine Kinder, zu einem höhe-
rern, beſſern Leben erziehen. Hier ſollen wir
aus ganz ſinnlichen Geſchöpfen vernünftige
werden, und ſo Weisheit und Tugend lernen.
Dazu iſt alles von dir eingerichtet und angeord-
net; dahin zielen alle unſere Bedürfniſſe, alle
unſere Verhältniſſe und Verbindungen, alle
unſere Geſchäffte und Arbeiten, alle unſre Lei-
den und Freuden. O möchten wir uns nur
alle deiner weiſen, väterlichen Zucht willig und
völlig unterwerfen, und durch dieſelbe immer
weiſer und beſſer werden!
Möchte ich auch heute alles ſo anſehen, be-
urtheilen, gebrauchen, genießen, wie es mei-
nem gegenwärtigen Zuſtande gemäß iſt! Bin
ich Pilger: ſo darf es mich ja nicht befremden,
wenn nicht alle Pfade meines Lebens gleich eben
und ſicher und angenehm ſind; wenn ich oft
im Dunkeln, oft auf rauhen, gefährlichen We-
gen, oft einſam wandeln; oft des Tages Laſt
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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/254>, abgerufen am 23.01.2025.
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