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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.

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XIV.
Der Mensch ein Pilger auf Erden.
Des Morgens.

Gewiß, mein ganzes Leben auf Erden ist eine
Pilgerreise, ein Stand der Erziehung,
der Uebung, der Vorbereitung! Das lehren
mich Nachdenken und Erfahrung; das lehret
mich insbesondere der Unterricht, o Gott, den
du mir durch Jesum von meiner Bestimmung
gegeben hast. Mit jedem Tage erwache ich
zur Fortsetzung meiner Pilgrimschaft, zu neuen
Uebungen in dem, was ich hier lernen, und
wozu ich mich hier geschickt machen soll.

Nein, dieses Leben ist nicht meine ganze
Bestimmung, nicht mein letztes Ziel, nur der
Weg, der mich dahin führen soll. Hier kann
ich nicht alles thun und werden, was ich nach
meinen Anlagen und Kräften zu thun und zu
werden fähig bin; nur langsam und höchst un-
vollkommen werden jene ausgebildet und diese
in Thätigkeit gesetzt. Hier kann ich keine reine
Freude, keine unvermischte Glückseligkeit ge-
nießen. Hier ist alles dem Unbestand und
der Eitelkeit unterworfen. Hier haben wir

keine
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XIV.
Der Menſch ein Pilger auf Erden.
Des Morgens.

Gewiß, mein ganzes Leben auf Erden iſt eine
Pilgerreiſe, ein Stand der Erziehung,
der Uebung, der Vorbereitung! Das lehren
mich Nachdenken und Erfahrung; das lehret
mich insbeſondere der Unterricht, o Gott, den
du mir durch Jeſum von meiner Beſtimmung
gegeben haſt. Mit jedem Tage erwache ich
zur Fortſetzung meiner Pilgrimſchaft, zu neuen
Uebungen in dem, was ich hier lernen, und
wozu ich mich hier geſchickt machen ſoll.

Nein, dieſes Leben iſt nicht meine ganze
Beſtimmung, nicht mein letztes Ziel, nur der
Weg, der mich dahin führen ſoll. Hier kann
ich nicht alles thun und werden, was ich nach
meinen Anlagen und Kräften zu thun und zu
werden fähig bin; nur langſam und höchſt un-
vollkommen werden jene ausgebildet und dieſe
in Thätigkeit geſetzt. Hier kann ich keine reine
Freude, keine unvermiſchte Glückſeligkeit ge-
nießen. Hier iſt alles dem Unbeſtand und
der Eitelkeit unterworfen. Hier haben wir

keine
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[231/0253] XIV. Der Menſch ein Pilger auf Erden. Des Morgens. Gewiß, mein ganzes Leben auf Erden iſt eine Pilgerreiſe, ein Stand der Erziehung, der Uebung, der Vorbereitung! Das lehren mich Nachdenken und Erfahrung; das lehret mich insbeſondere der Unterricht, o Gott, den du mir durch Jeſum von meiner Beſtimmung gegeben haſt. Mit jedem Tage erwache ich zur Fortſetzung meiner Pilgrimſchaft, zu neuen Uebungen in dem, was ich hier lernen, und wozu ich mich hier geſchickt machen ſoll. Nein, dieſes Leben iſt nicht meine ganze Beſtimmung, nicht mein letztes Ziel, nur der Weg, der mich dahin führen ſoll. Hier kann ich nicht alles thun und werden, was ich nach meinen Anlagen und Kräften zu thun und zu werden fähig bin; nur langſam und höchſt un- vollkommen werden jene ausgebildet und dieſe in Thätigkeit geſetzt. Hier kann ich keine reine Freude, keine unvermiſchte Glückſeligkeit ge- nießen. Hier iſt alles dem Unbeſtand und der Eitelkeit unterworfen. Hier haben wir keine P 4

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Zitationshilfe: Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/253>, abgerufen am 22.11.2024.