Entschluß, vor Gott und in seiner Gegenwart zu wandeln. Des Morgens.
Gott, wenn ich erwache, so denke ich an dich, und wenn ich schlafe, so ruhe ich in dir. Und welcher Gedanke kann mir wichtiger und seliger seyn, als der Gedanke an dich? Wel- ches Gefühl kann mich mehr stärken und er- freuen als das Gefühl deiner Gegenwart?
Ja, Gott, du siehst, du kennest mich, du umgiebst mich allenthalben mit den Wirkungen deiner Macht und Güte. Du bist nirgends ferne von mir. Denn ich bin dein Geschöpf, dein Kind. Ich bestehe blos durch dich. Dein Odem belebet mich; deine Kraft wirket in mir und durch mich; du bist alles in allem. Ja, jeder Gedanke, der in mir entsteht, jede Be- gierde, die sich in mir reget, jeder Entschluß, den ich fasse, jedes Wort, das ich rede, jede That, die ich verrichte, jeder noch so leise Wunsch meines Herzens, jede Bewegung mei- nes Körpers, jede noch so unbedeutende Ver- änderung meines Zustandes und meiner Ge-
müths-
Entſchluß, vor Gott
XII.
Entſchluß, vor Gott und in ſeiner Gegenwart zu wandeln. Des Morgens.
Gott, wenn ich erwache, ſo denke ich an dich, und wenn ich ſchlafe, ſo ruhe ich in dir. Und welcher Gedanke kann mir wichtiger und ſeliger ſeyn, als der Gedanke an dich? Wel- ches Gefühl kann mich mehr ſtärken und er- freuen als das Gefühl deiner Gegenwart?
Ja, Gott, du ſiehſt, du kenneſt mich, du umgiebſt mich allenthalben mit den Wirkungen deiner Macht und Güte. Du biſt nirgends ferne von mir. Denn ich bin dein Geſchöpf, dein Kind. Ich beſtehe blos durch dich. Dein Odem belebet mich; deine Kraft wirket in mir und durch mich; du biſt alles in allem. Ja, jeder Gedanke, der in mir entſteht, jede Be- gierde, die ſich in mir reget, jeder Entſchluß, den ich faſſe, jedes Wort, das ich rede, jede That, die ich verrichte, jeder noch ſo leiſe Wunſch meines Herzens, jede Bewegung mei- nes Körpers, jede noch ſo unbedeutende Ver- änderung meines Zuſtandes und meiner Ge-
müths-
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Entſchluß, vor Gott
XII.
Entſchluß, vor Gott und in ſeiner
Gegenwart zu wandeln.
Des Morgens.
Gott, wenn ich erwache, ſo denke ich an dich,
und wenn ich ſchlafe, ſo ruhe ich in dir.
Und welcher Gedanke kann mir wichtiger und
ſeliger ſeyn, als der Gedanke an dich? Wel-
ches Gefühl kann mich mehr ſtärken und er-
freuen als das Gefühl deiner Gegenwart?
Ja, Gott, du ſiehſt, du kenneſt mich, du
umgiebſt mich allenthalben mit den Wirkungen
deiner Macht und Güte. Du biſt nirgends
ferne von mir. Denn ich bin dein Geſchöpf,
dein Kind. Ich beſtehe blos durch dich. Dein
Odem belebet mich; deine Kraft wirket in mir
und durch mich; du biſt alles in allem. Ja,
jeder Gedanke, der in mir entſteht, jede Be-
gierde, die ſich in mir reget, jeder Entſchluß,
den ich faſſe, jedes Wort, das ich rede, jede
That, die ich verrichte, jeder noch ſo leiſe
Wunſch meines Herzens, jede Bewegung mei-
nes Körpers, jede noch ſo unbedeutende Ver-
änderung meines Zuſtandes und meiner Ge-
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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/236>, abgerufen am 16.02.2025.
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