Freude über einen wohlvoll- brachten Tag. Des Abends.
Gott, wie ruhig, wie sorgenfrey geht nicht jeder Tag unsers Lebens vorüber, den wir so zubringen, wie es deinem Willen, und unsrer Pflicht gemäß ist! Und wie angenehm, wie beruhigend ist nicht die Rücksicht auf einen solchen Tag! Da ängstiget uns unser Gewis- sen mit keinen Vorwürfen. Da haben wir keine betäubende Zerstreuung vonnöthen, um unser selbst, und unsers Verhaltens zu verges- sen. Da seufzet niemand im Verborgenen über uns. Da errinnern wir uns manches guten Worts, das wir geredet, mancher gu- ten That, die wir verrichtet, mancher nützli- chen Arbeit, die wir vollbracht, mancher Ue- bung in der Weisheit und in der Tugend, wo- durch wir unsere Vollkommenheit befördert ha- ben. Da dürfen wir nicht über verlorne Zeit, nicht über verschwendete oder mißbrauchte Kräfte und Gaben, nicht über versäumte, viel- leicht nie zurückkommende, Gelegenheiten zum Guten klagen. Da können wir frey und froh an dich, unsern Aufseher und Vater, und an
alle
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Freude über einen wohlvoll- brachten Tag. Des Abends.
Gott, wie ruhig, wie ſorgenfrey geht nicht jeder Tag unſers Lebens vorüber, den wir ſo zubringen, wie es deinem Willen, und unſrer Pflicht gemäß iſt! Und wie angenehm, wie beruhigend iſt nicht die Rückſicht auf einen ſolchen Tag! Da ängſtiget uns unſer Gewiſ- ſen mit keinen Vorwürfen. Da haben wir keine betäubende Zerſtreuung vonnöthen, um unſer ſelbſt, und unſers Verhaltens zu vergeſ- ſen. Da ſeufzet niemand im Verborgenen über uns. Da errinnern wir uns manches guten Worts, das wir geredet, mancher gu- ten That, die wir verrichtet, mancher nützli- chen Arbeit, die wir vollbracht, mancher Ue- bung in der Weisheit und in der Tugend, wo- durch wir unſere Vollkommenheit befördert ha- ben. Da dürfen wir nicht über verlorne Zeit, nicht über verſchwendete oder mißbrauchte Kräfte und Gaben, nicht über verſäumte, viel- leicht nie zurückkommende, Gelegenheiten zum Guten klagen. Da können wir frey und froh an dich, unſern Aufſeher und Vater, und an
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Freude über einen wohlvoll-
brachten Tag.
Des Abends.
Gott, wie ruhig, wie ſorgenfrey geht nicht
jeder Tag unſers Lebens vorüber, den
wir ſo zubringen, wie es deinem Willen, und
unſrer Pflicht gemäß iſt! Und wie angenehm,
wie beruhigend iſt nicht die Rückſicht auf einen
ſolchen Tag! Da ängſtiget uns unſer Gewiſ-
ſen mit keinen Vorwürfen. Da haben wir
keine betäubende Zerſtreuung vonnöthen, um
unſer ſelbſt, und unſers Verhaltens zu vergeſ-
ſen. Da ſeufzet niemand im Verborgenen
über uns. Da errinnern wir uns manches
guten Worts, das wir geredet, mancher gu-
ten That, die wir verrichtet, mancher nützli-
chen Arbeit, die wir vollbracht, mancher Ue-
bung in der Weisheit und in der Tugend, wo-
durch wir unſere Vollkommenheit befördert ha-
ben. Da dürfen wir nicht über verlorne Zeit,
nicht über verſchwendete oder mißbrauchte
Kräfte und Gaben, nicht über verſäumte, viel-
leicht nie zurückkommende, Gelegenheiten zum
Guten klagen. Da können wir frey und froh
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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/223>, abgerufen am 16.02.2025.
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